Sonntag, 22. Oktober 2023

All Blacks gegen Springboks

Die beiden dreimaligen Weltmeister bestreiten das Endspiel der X. WM in Frankreich

Heidelberg. Die All Blacks aus Neuseeland und die Springboks aus Südafrika stehen sich am Samstag um 21 Uhr im Stade de France am nördlichen Stadtrand von Paris im Endspiel der X. Rugby-Weltmeisterschaft gegenüber. Beide Nationen haben den höchsten Titel im Rugbysport bereits drei Mal gewonnen: Neuseeland 1987, 2011 und 2015, Südafrika 1995, 2007 und 2019. Es ist die Neuauflage des Endspiels vom 24. Juni 1995, als Südafrikas Verbindungshalb Joel Stransky, ein Barmann aus Kapstadt, im Ellis-Park von Johannesburg mit drei Straftritten und zwei Dropgoals alle Punkte beim 15:12-Sieg nach Verlängerung gegen die von einer Magen-Darm-Verstimmung geplagten Neuseeländer erzielte und Staatspräsident Nelson Mandela den Webb-Ellis-Cup an Springbok-Kapitän Francois Pienaar überreichte. Das Finale der III. WM markiert das Ende des Amateurismus im Rugby.

Die All Blacks, die sich nach der 13:27-Auftakt-Niederlage gegen Gastgeber Frankreich von Spiel zu Spiel zu alter Klasse gesteigert haben, hatten es am Freitagabend ziemlich eilig, um Argentinien mit 44:6 zu überrollen. In einem Match, in dem ihnen alles gelang, erzielten die Männer von Trainer Ian Foster (58) sieben Versuche durch den schlanken Flügelflitzer Will Jordan (3), den Flankenstümer Shannon Fritzell (2), Innendreiviertel Jordie Barrett und Gedrängehalb Aaron Smith. Der einfallsreiche Spielmacher Richie Mounga besorgte mit drei Erhöhungen und einem Straftritt die restlichen neun Zähler. Die mit ausgefahrenen Krallen ins Spiel gestarteten Pumas des australischen Trainers Michael Cheika mussten sich mit zwei Straftritten ihres in Edinburgh spielenden Schlussmannes Emiliano Boffelli bescheiden.

Europäischen Rugby-Fans sind etliche Argentinier auch aus der französischen Top-14-Liga bekannt. Nicolas Sanchez spielt für Brive, Juan Mallia und Santiago Chocobares für Meister Toulouse, und der 2,04 Meter lange Marcos Kremer wird in Paris von den angenehmen Strahlen der Capri-Sun beschienen.

Die Hoffnungen mancher europäischer Rugby-Fans, dass wieder einmal eine Mannschaft aus der nördlichen Hemisphäre in das Finale einziehen könnte, wie es Frankreich 1987, 1999 und 2011 sowie England 1991, 2003 mit dem bisher einzigen Titelgewinn für Europa, 2007 und 2019 gelungen war, erfüllten sich am Samstagabend in St. Denis nicht. Denn Südafrikas eingewechselter Spielmacher und Superkicker Handre Pollard traf in der 77. Spielminute, drei Minuten vor dem Schlusspfiff, mit einem Straftritt aus 49 Metern Entfernung ins Goal und brachte seine Springboks damit erstmals und mit 16:15 entscheidend in Führung. Die 15 Punkte der zuvor defensiv fast unüberwindlichen Engländer hatte Kapitän Owen Farrell mit vier Straftritten und einem kunstvollen Sprungtritt besorgt. Wie Rugby-Experte Manuel Wilhelm (Heidelberg) bei Pro7 Maxx wissen ließ, ist Pollard mit 1,9 Millionen Dollar Jahressalär bei den englischen Leicester Tigers der bestbezahlte Rugbyspieler der Welt. 2019 hat er Südafrika zum WM-Titel gekickt, nun ins Enspiel…

Allerdings ist der Sieg der Titelverteidiger nicht unverdient, denn dem 2,06 Meter großen 28-jährigen Rudolph Gerhardus Snyman war in der 68. Minute der einzige Versuch dieses Handfinales gelungen, das stark von taktischen Kicks beider Teams und weniger von taktischen Finessen geprägt wurde. 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen