Sonntag, 31. Juli 2022

Ein Meilenstein für den Behindertensport

Vor 50 Jahren fanden in Heidelberg die XXI. Weltspiele der Gelähmten statt

Dass Bundespräsident Gustav Heinemann die XXI. Weltspiele der Gelähmten vor 50 Jahren, am 1. August 1972, in Heidelberg eröffnen durfte, haben wir zwei Männern zu verdanken, die sich nicht gut leiden konnten. Der Dortmunder Basketballer und Feldhandballer Willi Daume (1913 - 1996), Präsident des Deutschen Sportbundes (DSB) und des Nationalen Olympischen Komitees (NOK) und damit im deutschen Sport allmächtig, hatte bereits 1968 barsch verkündet, dass die Wettkämpfe der Behindertensportler 1972 nicht nach den Olympischen Spielen in München ausgetragen werden könnten – wie es 1960 in Rom erstmals der Fall gewesen war.

 

Die Stadt München wollte Olympia flugs refinanzieren und die Wohnungen im Olympischen Dorf sofort nach der Schlussfeier verkaufen. Daume, Teilnehmer an den Olympischen Hitlerspielen 1936 in Berlin, ließ überhaupt nicht mit sich reden und Sir Ludwig Guttmann, den deutsch-britischen Motor der paralympischen Bewegung, rüde abblitzen. „Privatwirtschaftliche Zwecke“ waren wichtiger als die ordentliche Unterbringung der behinderten Athletinnen und Athleten in der „Weltstadt mit Herz“.

 

So ließ Ludwig Guttmann, 1899 im heute polnischen Toszek geboren und in Breslau und Freiburg zum Neurologen ausgebildet und Gründungsdirektor der Stoke Mandeville-Klinik für die Behandlung Gelähmter und Kriegsversehrter in der englischen Grafschaft Buckinghamshire, seine beruflichen Kontakte zu Professor Dr. Volkmar Paeslack (1925 - 1998) spielen, der an der Orthopädischen Uniklinik in Heidelberg-Schlierbach das Rehabilitationszentrum für Querschnittsgelähmte leitete und eng mit Dr. Werner Boll (1919 - 2007), dem Direktor der Stiftung Rehabilitation am Berufsförderungswerk in Wieblingen, verbunden war.

 

Die drei Herren fanden, dass Heidelberg mit seinem namhaften Sportinstitut, dem weitläufigen Uni-Stadion und dem kurz vor der Fertigstellung stehenden Bundesleistungszentrum für Basketball und Schwimmen über geeignete Sportstätten verfügte, und als Paralympisches Dorf konnte das BFW dienen. Das fand auch Heidelbergs Oberbürgermeister Reinhold Zundel: „Das machen wir“, entschied er in der ihm eigenen entschlossenen Art. Dem OB in wichtigen sportlichen Angelegenheiten zu widersprechen, wagte damals niemand.

 

Bis zum 10. August 1972 fanden im Neuenheimer Feld 187 Wettkämpfe im Bogenschießen, Bowling, Darts, Gewichtheben, Rollstuhl-Basketball, Rollstuhl-Fechten, Schwimmen, Snooker, Tischtennis und in der Leichtathletik statt. 984 Sporttreibende aus 43 Nationen kämpften um Medaillen. Die deutsche Delegation war erwartungsgemäß mit 80 Teilnehmenden am größten – und zur Freude der vielen tausend begeisterten Gastgeber auch am erfolgreichsten. 31 Nationalteams durften Medaillen mit nach Hause nehmen. Tschechien und Ungarn je eine Bronzemedaille, Deutschland auf Rang eins des Medaillenspiegels 67 Plaketten: 28-mal Gold, 17-mal Silber und 22-mal Bronze. Die USA hatten zwar sieben Medaillen mehr gewonnen, landeten aber mit „nur“ 17-mal Gold, 27-mal Silber und 30-mal Bronze auf Platz zwei vor Großbritannien (52 – 16/15/21).

 

Erfolgreichster Athlet war Edmund Weber vom Rollstuhl-Sport-Verein Frankfurt, der jeweils Gold im Kugelstoßen, Diskuswerfen und Speerwerfen und Bronze im Tischtennis an den Main holte. Die Wettkämpfe von Heidelberg waren echte Weltspiele, denn außer den europäischen Behindertensportlern nahmen viele Athletinnen und Athleten aus Afrika (Kenia, Rhodesien/heute: Namibia, Südafrika), Amerika (Argentinien, Jamaika, Kanada), Ozeanien (Australien und Neuseeland) sowie Asien (Hongkong, Indien, Japan und Südkorea) teil.

Der Autor war als 15-jähriger Zuschauer tagtäglich bei den Leichtathleten und Bogenschützen und am Abend bei den Rollstuhl-Basketballern in den überfüllten Hallen des Sportinstituts und des BLZ. In Erinnerung ist der Basketball-Knüller zwischen den USA und Israel – ein unvergessliches Match, über das auch der Sporthistoriker Daniel Westermann in seinem 2014 in der Schriftenreihe des Heidelberger Stadtarchivs erschienenen Buch berichtet hat.


 

Eberhard Bucke, ein junger Sportlehrer am Bunsengymnasium und Dozent am Sportinstitut, hatte seine Schüler (damals gab es noch keine Mädchen am Bunsen) zu den Wettkämpfen eingeladen und zählte zum 31-köpfigen Organisationsteam, das in acht Gruppen von lauter Fachleuten geleitet wurde: Der 2021 verstorbene Roland Vierneisel führte als Akademischer Direktor des Instituts die Sport-Gruppe an. Dr. Hans-Joachim Fichtner (Medizin), Gerhard Fritz (Unterkunft und Verpflegung), Jan Albers (Öffentlichkeitsarbeit), Günther Handschuh (Transporte), Niels Kroesen (Kulturelles) und Jörg Schmekel (Organisation) hießen die anderen Verantwortlichen, das Sportamt mit Walter Ochs und das OB-Referat mit Dieter Bächstädt leisteten unbürokratische Unterstützung. Nach Zundels Motto wurde nicht lange gefragt, es wurde gemacht.

 

Am Tag vor der feierlichen Eröffnung durch das Staatsoberhaupt fuhr den Organisatoren allerdings der Schreck in die Glieder. Freche Diebe hatten aus den von der städtischen Schreinerei errichteten rollstuhltauglichen Toilettenhäuschen die Kloschüsseln gestohlen. Doch Ersatz war schnell besorgt, und die Weltspiele, die als perfektes Ereignis in Erinnerung blieben, konnten pünktlich beginnen.

 

Zur Person: Sir Ludwig Guttmann

 

Ludwig Guttmann, geboren am 3. Juli 1899 im oberschlesischen Tost, gilt als Begründer der paralympischen Bewegung. Er nimmt ab 1917 als Hilfssanitäter am Ersten Weltkrieg teil und studiert ab 1918 in Breslau Humanmedizin. 1919 wechselt er an die Uni Freiburg und wird Fechter. 1923 wird er als Neurologe und Neurochirurg am Wenzel Hancke-Krankenhaus in Breslau angestellt und am 30. Juni 1933 aufgrund seines jüdischen Glaubens entlassen. Er wird Klinikleiter des Jüdischen Krankenhauses in Breslau, ehe er 1939 mit Ehefrau Else als Forschungsstipendiat nach Oxford emigriert. 1944 wird er Direktor des neu gegründeten Zentrums für Rückenmarksverletzungen in Stoke Mandeville/Buckinghamshire und 1947 britischer Staatsbürger. 1952 organisiert er die I. Stoke Mandeville Games mit Patienten der britischen und niederländischen Streitkräfte und 1954 die ersten Wettkämpfe mit deutschen Teilnehmern. 1963 wird er Präsident von Behindertensport-Verbänden und 1966 von Königin Elisabeth II zum Ritter geschlagen. Sir Ludwig, der am 18.März 1980 stirbt, erhält 1972 in Heidelberg von Bundespräsident Gustav Heinemann das Große Bundesverdienstkreuz mit Stern.


 

Im Bogenschießen zeigten die Athletinnen und Athleten 1972 in Heidelberg großartige Leistungen. Archivfoto

 

Das Standbild von Sir Ludwig Guttmann vor dem Krankenhaus in Stoke Mandeville. Archivfoto  

Montag, 25. Juli 2022

Zeitenwende

Über die Eröffnung der Richard-Wagner-Festspiele in Bayreuth

Die Richard-Wagner-Festspiele in Bayreuth wurden mit einer Neuinszenierung von „Tristan und Isolde“ eröffnet. Erstmals seit 16 Jahren fehlte beim Empfang der Ehrengäste, vom fränkischen Volksmund „Almauftrieb“ genannt, der deutsche Regierungschef. War es für Angela Merkel und Professor Joachim Sauer, ihren meist mäkelnd mit mürrischer Miene hinter der Bundeskanzlerin her schreitenden Mann, eine lieb gewordene Pflicht, das Kulturfest zu besuchen und einige Worte in die Mikrofone zu sprechen, so blieb der neue Kanzler schweigend fern.

Dem mit der Zeitenwende beschäftigten niedlichen Hanseaten blieb es so erspart, unter dem Königsportal des Festspielhauses die Pranke des riesenhaften bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder schütteln zu müssen. Der nicht zum Zuge gekommene „Kanzler der Herzen“ genießt das Blitzlichtgewitter und erträgt es lächelnd, gemeinsam mit der von ihm wenig geschätzten Kultur-Staatsministerin Claudia Roth oder Thomas Gottschalk abgelichtet zu werden. Hauptsache, am nächsten Tag in der Zeitung stehen, ist das politische Motto des Tages. Mein Papagei schätzt Roth wie Gottschalk: „Ihre Kleider sind so bunt wie mein Gefieder!“

Bei einem Spionageflug über den Grünen Hügel will mein Papagei erfahren haben, dass Katharina Wagner mit dem Gedanken spielen soll, den Hagen in der „Götterdämmerung“ 2023 mit Scholz zu besetzen. Die Festspielleiterin neigt dazu, die Werke ihres Urgroßvaters in modernem Kontext zu präsentieren. So soll Hagen den Meuchelmord an Siegfried nicht mit einem Speer, sondern mit der Bazooka wagen – keine schlechte Idee, nachdem Scholzens Angriff auf die Staatsfinanzen so gut geklappt hat.

„Halt, das geht doch nicht!“, interveniert Wolfgang Wagner von der Ehrentribüne auf Wolke sieben, wo er seit 2010 mit seinen Ehefrauen Ellen (2002) und Gudrun (2007) „Wagalaweia“ singt, die himmlischen Chöre auf die nächste „Meistersinger“-Inszenierung vorbereitet und gemeinsam mit der Mannheimer Boy Group (Jean Cox/ 2012, Heinz Feldhoff/ 2013, Karl Heinz Herr/ 2019 und Franz Mazura/ 2020) das Geschehen im Festspielhaus überwacht. „Der Zwuggel (Fränkisch für Knirps) kann niemals Hagen sein, gebt ihm Mime! Als überforderter Zwerg kann er all seine Talente entfalten, und am Ende ist er tot“, rät Wolfgang Wagner, der – obwohl grundsätzlich ziemlich tolerant – es nicht so arg gerne sieht, dass sein Vater Siegfried ( 1930) beim himmlischen CSD gemeinsam mit Erzengel Gabriel in Strapsen mitlaufen möchte.

In Richard Wagners Opern geht es um alle Formen der Liebe und des Hasses, um Mord und Totschlag und um Politik. Olaf Scholz hätte vielleicht doch hinfahren sollen, um zu lernen und zu verstehen. Denn bereits in der 1850 uraufgeführten Oper „Lohengrin“ hat Richard Wagner die heute gültige Nato-Doktrin verkünden lassen. Lohengrin singt zu König Heinrich: „Dir Reinem ist ein großer Sieg verliehn! Nach Deutschland sollen noch in fernen Tagen des Ostens Horden siegreich nimmer ziehn“.

Darauf herrscht im Volk, der Regieanweisung zufolge, „lebhafte Erregung“. Möglicherweise war bekannt geworden, dass das 100 Milliarden Euro kosten soll.



Samstag, 23. Juli 2022

7000 Euro für ukrainische Kinder

Seit über zehn Jahren floriert eine vom Badischen Sportbund Nord anerkannte und geförderte Partnerschaft zwischen dem Rugby-Bundesligaverein Sportclub Neuenheim 02 und den HPC-Schulen der F+U Rhein-Main-Neckar GmbH. Kinder und Jugendliche dieser Schulen werden von SCN-Jugendtrainer Rezo Esadze, einem aus Georgien zum Studium nach Heidelberg gekommenen dualen Studenten des Sportmanagements, F+U-Stipendiaten und Bundesligaspieler, mit dem Rugbyball bekannt gemacht und für den Vereinssport geworben.

Zum zweiten Mal nach 2019 veranstalteten die beiden Partner am 18. Juli auf dem SCN-Sportgelände am Zoo einen Spendenlauf, an dem sich drei Stunden lang über 300 Schülerinnen und Schüler der fünften bis achten Klassen beteiligten. Während die eine Hälfte der Mädchen und Jungen durch ausdauerndes Rundenlaufen die von Partnern der Schulen ausgelobten Spendengelder sicherten, wurde die andere Hälfte von den Übungsleitern des SCN an sechs Stationen in den verschiedensten Techniken des Rugbyspiels unterrichtet. Nach einer Stunde und einer dringend notwendigen Erfrischungspause wurden die Rugbyasse zu Läufern und die Laufenden zu Rugby-Novizen – und am Ende des schweißtreibenden Vormittags hatten die Schülerinnen und Schüler über 7000 Euro erlaufen, die in voller Höhe ukrainischen Kindern zur Verfügung gestellt werden.

Der Spendenlauf wurde von der Deutsch- und Sportpädagogin Paula Kreutner von der F+U-Realschule und von Rezo Esadze organisiert, der von dem neuen, aus Wales stammenden SCN-Cheftrainer Curtis Bradford, dem Nachwuchs-Vorsitzenden Sascha Braun, der Jugendtrainerin und deutschen Vizemeisterin Pia Erhart, den Nationalspielern Mick Burisch und Tom-Luca Hoffmann und dem Junioren-Nationalspieler Lennart Gugau tatkräftig unterstützt wurden. 

CPB/Foto: privat

Dienstag, 19. Juli 2022

Eine Krönungsmesse ohne König

Über die Mitgliederversammlung 2022 des Landessportverbandes Baden-Württemberg

Jürgen Scholz (62), seit 1990 Bürgermeister der Gemeinde Sersheim bei Ludwigsburg und Präsident des Württembergischen Leichtathletik-Verbandes, ist neuer Präsident des Landessportverbandes Baden-Württemberg (LSV). Der frühere Sprinter wurde am 16. Juli 2022 bei der Mitgliederversammlung in der Ortenauhalle der Offenburger Messe in Abwesenheit mit 96,6 Prozent der 822 Delegiertenstimmen zum Nachfolger von Elvira Menzer-Haasis (Albstadt) gewählt, die nach zwei Legislaturperioden und sechsjähriger Amtszeit nicht mehr kandidiert hatte.

 

Jürgen Scholz, bei dem ein Coronavirustest zwei rote Streifen angezeigt hatte, meldete sich per Videobotschaft aus häuslicher Isolation und versprach: „Ich will versuchen, noch mehr ein Wir-Gefühl zu schaffen, die Atmosphäre durch eine positive Motivation zu verbessern und die gemeinsamen Werte des Sports zu stärken.“ Das ist nötig. Obwohl der joviale und parteilose Scholz einziger Kandidat auf das Präsidentenamt der mit 3,9 Millionen Mitgliedern in 11 230 Vereinen größten Personenorganisation des Bundeslandes war, machte der Delegierte Philipp Krämer (Schönau), Präsident des Badischen Leichtathletik-Verbandes, von seinem demokratischen Recht Gebrauch und beantragte eine geheime Abstimmung. Scholz bezeichnete die große Zustimmung der Delegierten gegenüber der RNZ als „ehrliches Ergebnis“. Dass zwischen den badischen und den schwäbischen Leichtathleten Gesprächsbedarf bestehen könnte, wollte er nicht verneinen.

 

Durch Scholzens Wahl zum obersten Sportpolitiker musste die Spitze des Präsidialausschusses für Leistungssport (PAuLe) neu besetzt werden. Scholz hatte seinen bisherigen Stellvertreter Claus-Peter Bach (Plankstadt) am 24. Mai zu seinem Nachfolger vorgeschlagen, der von den Repräsentanten der Fachverbände gewählt und in Offenburg einstimmig bestätigt wurde. Der Stellvertreter des aus dem Rugbysport stammenden Journalisten ist der Judoka Martin Bobert (Waiblingen). Auch alle anderen Wahlen zum LSV-Präsidium erfolgten einmütig.

 

Der von Offenburgs Stadtrat und Speerwurf-Weltmeister Johannes Vetter (29) mit einer klugen Rede eröffnete Landessportbundtag stand natürlich im Zeichen des Abschieds von Elvira Menzer-Haasis, die mit der ihr eigenen sympathischen Bescheidenheit eine beeindruckende Bilanz vorlegte: Die komplette Umsetzung der deutschen Spitzensportreform im Lande, der Erhalt der drei Olympiastützpunkte in Freiburg, Heidelberg und Stuttgart – nun unter dem Dach des LSV –, die Schaffung eines verbindlichen Berufsbildes für das Leistungssportpersonal, der Solidarpakt IV zwischen Sport und Landesregierung und die für alle Sporttreibenden, die Vereine und Verbände sehr komplizierte Bewältigung der Coronavirus-Pandemie mit dem zeitweisen völligen Erliegen des Sportbetriebs sind bleibende Verdienste der passionierten Volleyballerin.

 

„Ich habe die leidenschaftliche und sachorientierte Art von Frau Menzer-Haasis bei den Verhandlungen zum Solidarpakt kennen- und schätzen gelernt“, grüßte Ministerpräsident Winfried Kretschmann von der Großleinwand, während Staatssekretär Volker Schebesta (Offenburg) lobte, dass Menzer-Haasis in den Diskussionen um die auf jährlich 105 Millionen Euro erhöhte Sportförderung „eine gemeinsame Sprache mit uns gefunden“ habe. Er sagte: „Du wirst uns fehlen.“ Martin Lenz (Karlsruhe), der ehemalige Präsident des Badischen Sportbundes Nord, bedanke sich im Namen des Sports für die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit der Präsidentin, die „für Dich nicht immer vergnügungssteuerpflichtig gewesen“ sei. Vor allem im geschäftsführenden Präsidium hatte Menzer-Haasis nicht nur einmal widerstrebende Sichtweisen zusammenführen müssen.

 

Den Vorabend hatte der LSV seiner scheidenden Präsidentin gewidmet. Torsten Burmester, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), würdigte Menzer-Haasis für ihre Rolle als Vorsitzende der Konferenz der Sportbünde und sagte: „Du hast so geführt, wie man es sich als Mitstreiter nur wünschen kann.“ Und der Überraschungsgast Günther Oettinger, Baden-Württembergs früherer Landesvater, kleidete das beharrliche Verhandlungsgeschick der LSV-Präsidentin in die persönlichen Worte: „Du bist eine Frau, die stärker ist als die meisten Männer.“

 

Jürgen Scholz aus Sersheim ist neuer Präsident des LSV Baden-Württemberg. Foto: LSV

Montag, 11. Juli 2022

Der SC Neuenheim ist Doppelmeister

Über die baden-württembergischen Siebenerrugby-Meisterschaften


Seit zehn Jahren veranstaltet die Sport-Union Neckarsulm ein internationales Siebenerrugby-Turnier, das vom Rugby-Verband Baden-Württemberg (RBW) als offene Landesmeisterschaft für Frauen und Männer genutzt und unterstützt wird. Unter dem neuen Namen „professionalerp 7s“ wurde das Turnier am Wochenende bei idealen Bedingungen auf dem Eberwin-Sportgelände in Obereisesheim ausgetragen, wo die sechs Frauen- und zwölf Männermannschaften erfreulich gutes Siebenerrugby zeigten. In jeder Mannschaft gab es Talente zu entdecken, die man künftig zumindest in den RBW-Auswahlen wiederfinden wird.

 

Die beiden Mannschaften des Bundesligisten Sportclub Neuenheim sicherten sich nach zwei strapaziösen Tagen den Turniersieg und wurden von Neckarsulms Oberbürgermeister Steffen Hertwig und den Organisationsleitern Sven Neubert und Dominik Hoffmann von der SUN mit silbernen Rugbybällen als Landesmeister ausgezeichnet.

 

Die SCN-Frauen traten traditionsgemäß mit einer Einladungsmannschaft unter der Bezeichnung „Schriesheim Finest“ an, nachdem man 2016 beim Ma-thaisemarkt den köstlichen Wein eines Sponsors genossen und das Team spontan gegründet hatte. In diesem Jahr wurden Spielerinnen des RSV Köln, SC Germania List, Heidelberger RK und der RG Heidelberg von den SCN-Frauen zum Mitspielen eingeladen, was zwar keine Weltauswahl ergab, aber – wie Melissa Paul bekundete – „eine Mannschaft mit lauter Damen von Welt“.

 

Diese gewannen alle fünf Spiele: Mit 36:0 gegen den Stuttgarter RC, 41:0 gegen die SG Saarbrücken/Trier und 43:5 gegen die Niederrad Kobras am Samstag sowie mit 52:0 gegen den Karlsruher SV und mit 32:0 gegen den schärfsten Kontrahenten und späteren Turnier-Zweiten TSV Handschuhsheim. Teammanagerin Noemi Mager sagte: „Die Mädels waren gut“.

 

Die von Teammanager Axel Moser angeführten SCN-Männer auch, sie gewannen alle sechs Spiele: In der Vorrunde am Samstag mit 57:0 gegen das BZ Gerad-stetten, 62:0 gegen die Old Boys aus dem Unterland, die zwischen 18 und 28 Jahren alt waren, und mit 28:7 gegen den SC Germania List. Am Sonntag gab es im Viertelfinale einen 57:0-Sieg gegen die Gastgeber SUN, im Halbfinale ein 14:7 gegen den Süd-Erstligisten RK Heusenstamm und im hart umkämpften Endspiel ein 12:5 gegen den Nord-Bundesligisten Germania List. Die RG Heidelberg belegte mit ihrer sehr jungen Mannschaft nach einem 19:17 gegen Heusenstamm im kleinen Finale den dritten Platz. Im Turnierverlauf hatten sie das Bataillon d’Amour mit 29:0, Stade Sarrois mit 59:5, Neckarsulm mit 26:5 und den TB Neckarausen mit 40:5 besiegt, bevor es im Halbfinale eine 0:17-Niederlage gegen Germania List gegeben hatte. RGH-Trainer Jeff Tigere war dennoch zufrieden.

 

 

Siebenerrugby-Landesmeister von Baden-Württemberg wurden in Neckarsulm-Obereisesheim die beiden Mannschaften des Bundesligisten Sportclub Neuenheim. Hintere Reihe v.l.n.r.: Kristina Reinbold, Nicolas Rinklin, Linda O’Brian, Finn Schwager, Michelle Henninger, Felix Meesmann, Melissa Paul, Tobias Robl, Victor Moyer, Alexander Klewinghaus, Pia Erhart, Luke Wakefield, Emma Dehnert, Mondli Nkosi, Aileen Henninger und Physiotherapeutin Malene Dürr; vordere Reihe v.l.n.r.: Oliver Paine, Iacopo Perrone, Amelie Harris, Gianmarco Perrone, Laura Schwinn, Leonard Becker, Svetlana Hess, Valentin Heuser, Lara Bürger, Tom-Luca Hoffmann und Yona Rossol; es fehlen Megan Billing, Senzo Ngubane und die Teammanager Noemi Mager und Axel Moser. Foto: CPB