Dienstag, 28. Juni 2022

Belgiens Mädchen und Tschechiens Jungen siegten

Über das internationale Siebenerrugby-Turnier SAS Institute Heidelberg Sevens 2022

 

Die Nationalmannschaften Belgiens bei den U18-Juniorinnen und Tschechiens bei den U16-Jugendlichen sind die strahlenden Sieger des 25. Siebenerrugby-Turniers SAS Institute Heidelberg Sevens, das am 25./26. Juni 2022 bei brütender Hitze und idealen Bedingungen im städtischen Fritz-Grunebaum-Sportpark in Kirchheim ausgetragen wurde. Aufgrund der hochsommerlichen Temperaturen haben die 216 Spielerinnen und Spieler aus acht Nationen zwar über 250 Kästen Mineralwasser verbraucht, dafür bestand die Gefahr von Muskelverletzungen durch Unterkühlung nicht.

 

Caroline Trost, die als Jugendwartin des Rugby-Verbandes Baden-Württemberg (RBW) das Team der rund 80 Organisierenden und Helfenden um Turnierleiterin Katja Tricks mit bewundernswerter Professionalität geleitet hatte, war zufrieden: „Der Sport war gutklassig, die Stimmung prima. Es gab weder Streit noch Missgunst, und alle 18 Mannschaften wollen am 17. und 18. Juni 2023, wenn die 26. SAS Institute Heidelberg Sevens angepfiffen werden, wieder dabei sein.“

 

Die belgischen Juniorinnen, angeleitet von den Trainern Benjamin Rossignol, Cédric Fernandez Alonso und Damien Chavalle gewannen alle sechs Spiele. Im Modus jeder gegen jeden schlugen sie das Elsass (47:0), die Apollo Academy aus Dubai (19:7), Baden-Württemberg (22:5), Bayern (66:0) und die Stadtauswahl von Brüssel (27:0), ehe sie im Endspiel einen 24:12-Sieg gegen das Team aus den Vereinigten Arabischen Emiraten feierten. Die erstmals in Heidelberg aufgetretene Mannschaft aus Dubai wird von dem 48-jährigen Neuseeländer Apollo Perelini aus Auckland betreut, der als Zweite-Reihe-Spieler für Samoa, North Harbour, Neuseeland U21, die englischen Sale Sharks und die Weltauswahl gespielt hatte.

 

Baden-Württemberg, betreut von Managerin Caroline Augspurger-Hacker und den Trainern Lisa Bohrmann und Andreas Hacker, gewann das Spiel um Platz drei mit 33:0 gegen Brüssel und zeigte eine sehr gute Leistung, was auch Heidelbergs Oberbürgermeister Eckart Würzner als Schirmherr mit Applaus bedachte. Im kleinen Finale gelangen fünf Versuche durch Sofia Stork-Budia, Emilia Hacker (2), Jule Karstens und Lara Stimmler; Charlotte Malaizier traf mit vier Erhöhungen. Als beste Spielerin erhielt die Belgierin Femke Soens den von Lucy Bews überreichten Peter-Bews-Gedächtnispreis, das fairste Team war Bayern.

 

Bei den Jungen gewann Tschechien das Turnier der zwölf Mannschaften mit einem 14:10-Endspielsieg über Brüssel. Die Tschechen, deren trickreicher Daniel Komarek den Peter-Bews-Gedächtnispreis erhielt, gewannen in der Vorrunde mit 61:0 gegen Baden-Württemberg II und 33:5 gegen Hessen, wurden aber von den Niederlanden mit 27:14 besiegt. Im Viertelfinale gewannen sie allerdings mit 36:0 gegen Baden-Württemberg und im Halbfinale mit 19:12 gegen die Niederlande. Baden-Württemberg stellte aufgrund der sehr kurzfristigen Absage Hamburgs sogar drei Teams, was die Trainer Jan Ceselka, Matthias Bechtel, Senzo Ngubane und Alexander Wiedemann zu logistischen Meisterleistungen zwang. Das Topteam verlor das Plate-Finale um Platz fünf mit 10:26 gegen den englischen Shelford RFC. Haakon Oeß und Nils Benighaus legten die Versuche, Niall Miskella erhöhte einmal. Der RBW II wurde Elfter, der RBW III Zwölfter und wegen des aufopferungsvollen Einsatzes aller Akteure mit dem Fairnesspreis belohnt. Die 24 eingesetzten Unparteiischen haben auch schwer geschwitzt.

 

Endstand U18-Juniorinnen: 1. Belgien 24:12 gegen Dubai; 3. Baden-Württemberg 33:0 gegen Brüssel; 5. Elsass 33:0 gegen Bayern.

 

Endstand U16-Jugendliche und Cup-Sieger: 1. Tschechien 14:10 gegen Brüssel; 3. Niederlande 34:19 gegen Luxemburg; 5. und Plate-Sieger: Shelford RFC 26:10 gegen Baden-Württemberg I; 7. Hessen 17:12 gegen Bayern; 9. und Bowl-Sieger: Brandenburg 26:0 gegen Nordrhein-Westfalen; 11. Baden-Württemberg II 21:10 gegen Baden-Württemberg III


Gert Rudolph ist der neue Präsident

Über die Mitgliederversammlung 2022 des Badischen Sportbundes Nord


Gert Rudolph, ein 65-jähriger Diplom-Informatiker, Tennis-Leistungssportler, Hobby-Volleyballer und seit fast 20 Jahren Vorsitzender des SSC Karlsruhe mit rund 8000 Mitgliedern, ist der neue und neunte Präsident des Badischen Sportbundes Nord (BSB). Rudolph wurde am 25. Juni 2022 beim 32. Sportbundtag im Kongresszentrum „Palatin“ in Wiesloch mit 701 von 713 Delegiertenstimmen zum Nachfolger des nach sechsjähriger Amtszeit scheidenden Dr. Martin Lenz gewählt.

 

Der 60-jährige Bürgermeister für Sport, Bäder, Schulen, Jugend und Eltern, Soziales und Migrationsfragen der Stadt Karlsruhe wurde mit stehendem Applaus verabschiedet und als überzeugter Radfahrer mit einem badischen Radsport-Renntrikot verabschiedet. So kann er am Morgen noch schnittiger ins Rathaus fahren, um seine zahllosen Aufgaben zum Wohle der Bürger zu erledigen.

 

Gerhard Schäfer, BSB-Vizepräsident und Vorsitzender des Sportkreises Heidelberg, zitierte den Römer Seneca: „Wie bei einem Theaterstück kommt es im Leben nicht darauf an, wie lange es dauert, sondern wie gut es gespielt wird.“

 

Schäfer bescheinigte Martin Lenz, dass er seine zwei Amtsperioden gut genutzt habe, um den BSB sinnvoll weiterzuentwickeln: Zwei Modernisierungen der Satzung – diesmal von Bernhard Thie federführend erarbeitet und so überzeugend vorgetragen, dass sie nach zehn Minuten einstimmig beschlossen war –, eine kluge Personalentwicklung im „Haus des Sports“, wo es neben dem Geschäftsführer Michael Titze nun mit Kerstin Häfele (Finanzen) und Dr. Florian Dürr (Sportentwicklung) zwei stellvertretende Chefs und eine ganze Reihe junger und kompetenter Mitarbeitender gibt, die Stärkung der 52 Fachverbände und neun Sportkreise, die nun ein schwereres Stimmengewicht haben, die Verstärkung der Öffentlichkeitsarbeit durch BSB-Plattformen und das Verhandlungsgeschick bei den Gesprächen mit der Landesregierung über den auf 105 Millionen Euro jährlich aufgestockten Solidarpakt IV für die Jahre 2022 bis 2026 sind Leistungen, die Sporthistoriker mit dem Namen Martin Lenz in Verbindung bringen werden.

 

Dass die Bewältigung der Coronavirus-Pandemie auch für Lenz und sein stets loyales Präsidium „nicht vergnügungssteuerpflichtig“ gewesen sei, betonte Schäfer und widmete „dem nonkonformistischen“ Lenz ein Ständchen seines Lieblingsmusikers: „Hinter dem Horizont geht’s weiter...“ sang Udo Lindenberg – was ja auch für Lenzens weiteres Leben und Wirken gelte.

 

Wieslochs Oberbürgermeister Dirk Elkemann, Elvira Menzer-Haasis als Präsidentin des Landessportverbandes Baden-Württemberg (LSV), Staatssekretär Volker Schebesta vom Kultus- und Sportministerium und die für alle Fraktionen des Landtags sprechende Abgeordnete Petra Häffner (Bündnis 90/Die Grünen) dankten Lenz und dem BSB für eine vertrauensvolle, zielgerichtete, weitsichtige und nachhaltige Zusammenarbeit. Insbesondere bei der Bewältigung der Pandemie sei „der Sport wie eine dritte Impfung gewesen“ (Menzer-Haasis), habe sich „als größte Bürgerbewegung im Lande stets als verlässlicher Partner erwiesen“ (Schebesta) und habe „die Unterstützung der Politik verdient, insbesondere angesichts des hohen Investitionsbedarfs in energie- und umweltschonende Standards im Sportstättenbau (Häfner). Nach derartigem Lob erfolgten die Entlastung und die weiteren Wahlen zum Präsidium einstimmig.

 

Der BSB vergab drei Zukunftspreise an Vereine, darunter die DJK/FC Ziegelhausen-Peterstal „für neue digitale Prozesse und die Vereinfachung der Kommunikation unter Übungsleitern und der Vereinsführung, wodurch mehr Zeit für den Sport bleibt.“ Weitere Preisträger sind der TSV Bulach und die SSV Ettlingen, jeder erhielt 2500 Euro.


Das BSB-Präsidium, Präsident: Gert Rudolph; Vizepräsidenten: Bernd Kielburger (Finanzen), Jutta Hannig (Gleichstellung und Sportentwicklung), Claus-Peter Bach (Leistungssport), Sabine Kusterer (Sportpolitik), Gerhard Schäfer (Ausbildung); Vertreter der Fachverbände: Sven Wolf (Fußball), Gerhard Mengesdorf (Turnen), Bernhard Thie (Triathlon); Vertreter der Sportkreise: Dr. Sabine Hamann (Mannheim), Jürgen Zink (Bruchsal); Vertreter der Jugend: Magnus Müller, Victoria Hansen.

Kassenprüfer: Holger Dörr, Siegfried Ochs, Ralf Stückler.


Montpellier holt erstmals den Titel

Über das Endspiel der französischen Rugby-Meisterschaft


Der Rugby-Club Montpellier-Hérault wurde am Abend des 23. Juni 2022 vor 81 000 Zuschauern im Stade de France von St. Denis zum ersten Mal französischer Rugby-Meister und löste auf dem Place de la Comédie in Heidelbergs Partnerstadt erst ein Feuerwerk und dann eine Party aus, die dem Vernehmen nach eine Woche andauern soll.

 

Die Mannschaft der Trainer Philippe Saint-André (55, WM-Dritter 1995) und Jean-Baptiste Elissalde (44), beide große Nationalspieler früherer Jahre, besiegte Castres Olympique auf überfallartige Weise mit 29:10 (23:3). Damit setzte sich der Tabellenerste der Top-14-Liga gegen den Tabellenzweiten durch, dem nicht wenige Experten den sechsten Titelgewinn nach 1949, 1950, 1993, 2013 und 2018 zugetraut hatten.

 

Zur Überraschung der trotz aller Konkurrenz freundschaftlich gesonnenen Fans der beiden südfranzösischen Vereine war das Finale nach 13 Minuten entschieden. Montpellier nutzte drei krasse Verteidigungsfehler der „Olympier“ um den Trainer und deutschen Nationalspieler Pierre-Henry Broncan (48, Vater Franzose, Mutter Deutsche) durch Versuche von Außendreiviertel Arthur Vincent (6.), Zweite-Reihe-Riese Florian Verhaeghe (9.) und Schlussmann Anthony Bouthier (12.) gnadenlos aus. Diesen 15 Punkten fügte Gedrängehalb und Trittspezialist Benoit Paillauge eine Erhöhung und einen Straftritt (22.) zum 20:0 nach nur einem Viertel der regulären Spielzeit hinzu – Castres war sehr früh konsterniert und spielte bis zum Pausenpfiff des miserabelste Rugby der ganzen Saison. Es gelang - nichts.

 

Erst in der zweiten Halbzeit näherte sich das Spielniveau der beiden Teams an, doch Montpelliers Sieg war nie gefährdet, denn Castres’ Versuch des Innendreiviertels Vilimoni Botitu, den Schlussmann Julien Dumora erhöhte, fiel erst fünf Minuten vor Schluss.

 

Der RC Montpellier-Hérault, 1986 aus zwei Traditionsklubs fusioniert, wird von dem Milliardär Mohed Altrad finanziert, der weltweit, inzwischen auch in Deutschland, Baustelleneinrichtungen und Baumaschinen liefert und vermietet.


Montag, 20. Juni 2022

Die Talentschmiede steht in Heidelberg

 

Am 25. Und 26. Juni finden die 25. SAS Institute Heidelberg Juniors & Girls Sevens statt

Heidelbergs Rugby feiert ein weiteres Jubiläum. Im 27. Jahr der vertrauensvollen Zusammenarbeit zwischen dem Software-Haus SAS Institute und dem Rugby-Verband Baden-Württemberg werden am Samstag (25. Juni, 10 bis 17 Uhr) und Sonntag (26. Juni, 9 bis 16.30 Uhr) die 25. SAS Institute Heidelberg Juniors & Girls Sevens ausgetragen – ein Einladungsturnier im olympischen Siebenerrugby, an dem sich zwölf Jugendmannschaften unter 16 Jahren und sechs Juniorinnenteams unter 18 Jahren beteiligen. Diese kommen aus Belgien, Dubai, England, Frankreich, Luxemburg, den Niederlanden, Tschechien und den deutschen Landesverbänden Bayern, Brandenburg, Hamburg, Hessen, Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg.

 

Bei der letzten Austragung im Juni 2019 feierten die beiden tschechischen Nationalmannschaften Turniersiege: Die Mädchen mit 36:0 gegen Baden-Württemberg, die Jungen mit 17:12 ebenfalls gegen die Gastgeber, die erneut zwei Formationen ins Rennen schicken. 216 Spielerinnen und Spieler werden in Heidelberg ihr Können zeigen, etwa 70 Frauen und Männer im Organisationsteam und rund 20 Schiedsrichtende werden für einen reibungslosen Ablauf sorgen, so dass Heidelbergs Oberbürgermeister Professor Eckart Würzner als Schirmherr am Sonntag um 16.15 Uhr pünktlich mit der Siegerehrung beginnen kann. 2020 und 2021 musste das Turnier wegen der Coronavirus-Pandemie ausfallen.

 

Erstmals dabei sind die Mädchen aus dem arabischen Emirat Dubai, die sich im Modus jeder gegen jeden mit den Auswahlen Belgiens, Brüssels, Bayerns, des französischen Landesverbandes Elsass und Baden-Württembergs messen werden. Mit den Platzierungsspielen hat jedes Team sechs Spiele in zwei Tagen.

 

Das gilt auch für die Jungen, die ihre Vorrunde in drei Gruppen austragen. Titelverteidiger Tschechien trifft auf die Niederlande, Hessen und Baden-Württemberg II. Baden-Württemberg I spielt gegen Hamburg, Belgien und Bayern, während die 2019 sehr guten Brandenburger es zunächst mit Luxemburg, Nordrhein-Westfalen und dem Shelford RFC aus Heidelbergs englischer Partnerstadt Cambridge aufnehmen müssen.

 

Die Heidelberg Juniors & Girls Sevens stehen oft am Anfang großer Karrieren. So sind im Laufe der Jahre rund 50 spätere deutsche Siebenerrugby-Nationalspieler im Fritz-Grunebaum-Sportpark (Harbiweg 9 in Kirchheim) aufgelaufen. In bester Erinnerung sind die Teams des französischen Landesverbandes Midi-Pyrénées. Zu den Turniersiegern 2013 zählten Flankenstürmer Baptiste Delaporte und Außendreiviertel Thomas Larregain. Die heute 25-Jährigen werden am Freitagabend mit Castres Olympique das Endspiel der französischen Meisterschaft bestreiten. Ihr Teamkamerad war damals der wieselflinke Stürmer Peata Mauvaka, der inzwischen 124 Kilogramm wiegt, als Hakler mit Stade Toulousain die Meistertitel 2019 und 2021 und den europäischen Champions Cup 2021 und mit der Nationalmannschaft den Grand Slam im Sechs-Nationen-Turnier 2022 gewonnen hat. Sein bisher größtes Spiel bestritt Mauvaka im Herbst 2021 im Stade de France beim 40:25-Sieg über die neuseeländischen All Blacks, als er zwei Versuche erzielte.

 

Baden-Württemberg U18: Sonja von Appen (TSV Handschuhsheim), Mia Barbu (TSV), Emilia Hacker (Heidelberger RK), Anna Karapanagiotidis (RC Worms), Jule Karstens (HRK), Julia Peterburs (TV Wiedenbrück), Charlotte Pfaffmann (Heidelberger TV), Nele Seeberger (Karlsruher SV), Lara Stimmler (HRK), Sofia Stork-Budia (HTV), Chiara Tricks (HTV), Lisa Thiel (Rugby Pforzheim), Nellie Roche (KSV); Team-Managerin: Caroline Augspurger-Hacker; Trainer: Lisa Bohrmann, Andreas Hacker.

Baden-Württemberg U16: Luca Benighaus (HRK), Nils Benighaus (HRK), Ruben Beyrer (RGH), Philip Buchta (TSV), Julius Diavara (TSV), Noah Douglas (RGH), Silas Eigenbrodt (HRK), Tobias Feil (TSV), Carl Hoffmann (HRK), Rasmus Jung (HTV), Max Kallinger (TSV), Aurel Knorr (HRK), Philipp Kraft (TSV), Laurin Kugel (HRK), Jannik Leimert (HRK), Niall Miskella (TSV), Camille Nyman (RGH), Haakon Oeß (HRK), Joscha Paral (RGH), Marc Postillon (TSV), Benjamin Schmitt (HRK), Felix Weixelbaumer (TSV), Sebastian Wellensiek (HTV), Colin Wiedemann (HRK); Team-Manager: Elmar Menold; Trainer: Jan Ceselka, Matthias Bechtel, Senzo Ngubane, Alexander Wiedemann.


 Blitzschnelles Angriffsrugby ist das Markenzeichen der Baden-Württemberger. Foto: F&S


Sonntag, 19. Juni 2022

Castres und Montpellier im Finale, Leicester ist Meister

Über die ersten Entscheidungen im europäischen Rugby


Die Leicester Tigers haben am 18. Juni 2022 durch einen 15:12 (12:6)-Sieg über den Saracens RFC London zum elften Mal die englische Rugby-Meisterschaft gewonnen. Zuletzt war der europäische Champions Cup-Sieger von 2001 und 2002 im Sommer 2013 auf nationaler Ebene erfolgreich gewesen.

 

Der Klub von Zweite-Reihe-Heros Martin Johnson, der England als Kapitän 2003 in Sydney zum Weltmeistertitel geführt hatte, erzielte in der 27. und 35. Minute zwei Versuche durch die südafrikanischen Stürmer Hanro Liebenberg und Jasper Wiese. Freddie Burns, der nach 24 Minuten für den verletzten Spielmacher George Ford, Sohn des ehemaligen deutschen Nationaltrainers Mike Ford, eingewechselt worden war, traf mit einer Erhöhung und in der letzten Spielminute mit einem siegbringenden Dropkick. Die Sarazenen mussten sich mit vier Straftritten ihrer Nationalspieler Owen Farrell (3) und Eliot Daly begnügen.

 

Frankreichs Rugby erhält am Abend des 24. Juni um 21.05 Uhr im Stade de France einen neuen Champion. Denn der 21-malige Titelträger Stade Toulousain, Meister 2019 und 2021 vor und nach der Hochzeit der Pandemie, hat das Halbfinale beim Nachbarn Castres Olympique nicht unverdient mit 18:24 (10:9) Punkten verloren und nach dem europäischen Champions Cup nun auch den „Bouclier de Brennus“ abgeben müssen.

 

Beide Teams erzielten zwei Versuche: Castres durch Uruguays Gedrängehalb Santiago Arata (43.) und Schlussmann Julien Dumora (78.), Toulouse durch Außendreiviertel Matthis Lebel (2.) und Verbinder Romain N’Tamack (46.). Castres, zuletzt 2018 französischer Meister, spielte aber disziplinierter. Der argentinische Verbindungshalb Benjamin Urdapilleta brachte neben einer Erhöhung auch vier Straftritte ins Ziel, während Schlussmann Thomas Ramos für Toulouse nur mit einer Erhöhung und zwei Straftritten erfolgreich war. Der Titelverteidiger musste zeitweise mit 13 Mann spielen, nachdem Rory Arnold wegen Foulspiels und Kapitän Julien Marchand wegen unsportlichen Verhaltens zehnminütige Zeitstrafen erhalten hatten.

 

Finalgegner ist der RC Montpellier-Hérault. Die Weltauswahl aus Heidelbergs Partnerstadt gewann das Halbfinale gegen die Union Sportive Bordeaux-Bègles mit 19:10 (10:10) Punkten und ließ das Team von Trainer Christophe Urios kaum zur Entfaltung kommen. Den Atlantikern gelang nur ein Versuch durch Spielmacher Matthieu Jalibert sowie die Erhöhung und ein Straftritt durch Gedrängehalb Maxime Lucu.

 

Vincent Rattez, das Wiesel auf der Außenbahn, legte einen Versuch für Montpellier, den Benoit Paillaugue erhöhte. Italiens Verbindungshalb Paolo Garbisi und Schlussmann Anthony Bouthier trafen mit Dropkicks, Georgiens Gedrängehalb Gela Aprasidze mit zwei entscheidenden Straftritten.

 

Zweitligist Provence Rugby meldet die Verpflichtung des 29-jährigen Heidelberger Nationalstürmers Julius Nostadt. Der linke Pfeiler war in dieser Saison in Castres nur im Europacup zum Einsatz gekommen.

Präsident Hees spürt eine „Aufbruchstimmung“

Über den Deutschen Rugby-Tag 2022 in Heidelberg

 

Der Deutsche Rugby-Verband (DRV), der sich künftig „Rugby Deutschland“ nennen möchte, könnte die vier krisenhaftesten Jahre der 122-jährigen Verbandsgeschichte überwunden haben. Nach einem Nationalspieler-Streik 2018 und dem Rücktritt des Präsidiums um den Neuseeländer Robin Stalker, der juristischen Anfechtung der Verbandstage 2020 und 2021 durch einige Mitgliedsvereine und der „Spiegel-Affäre“, die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Heidelberg gegen zwei Funktionäre und die Einstellung des Verfahrens nach Paragraf 170.2 der Strafprozessordnung zur Folge hatte, gingen vom Deutschen Rugby-Tag am 12. Juni 2022 im Olympiastützpunkt Metropolregion Rhein-Neckar ausnahmslos positive Signale aus.

 

Der im Amt bestätigte DRV-Präsident Harald Hees (63/RK Heusenstamm) hatte sogar eine „Aufbruchstimmung“ festgestellt, nachdem die Ergebnisse der deutschen Nationalteams im traditionellen Fünfzehnerrugby und im olympischen Siebenerrugby auch zu Hoffnungen Anlass gegeben hatten. Zuletzt qualifizierten sich die U18-Junioren und die U20-Männer in Basel durch Siege über die Schweiz für die EM-Finalturniere im Herbst dieses Jahres.

 

Der Deutsche Rugby-Tag (DRT) in Heidelberg holte den wegen der Coronavirus-Pandemie im Herbst 2021 ausgefallenen DRT von München nach und beschäftigte sich mit 2020, aber natürlich auch mit den Ergebnissen von 2021. Wie Finanz-Vizepräsident Mathias Entenmann (RG Heidelberg) ausführte, habe der um Florian Hartmann (Entwicklung) erweiterte dreiköpfige Profi-Vorstand mit Manuel Wilhelm (Sport) und Jens Poff (Finanzen) gut gearbeitet. 2020 wurde ein Überschuss in Höhe von 238 000 Euro erzielt, für 2021 sei ein ähnlich erfreulicher Gewinn zu erwarten. In den letzten Wochen wurden die Zusammenarbeit mit den Partnern DHL und Trimona aufgefrischt und mit Unzer und Rhino neue Förderer gefunden. Entenmann sagte auch: „Wir haben alle Darlehen getilgt.“

 

Die fast acht Stunden dauernde Versammlung, bei der von den 139 Vereinen und 13 Landesverbänden allerdings nur 28 stimmberechtigt vertreten waren, hatte über eine Vielzahl von Anträgen zu entscheiden; etliche wurden im Laufe der Diskussion zurückgezogen, viele wegen fehlender Sinnhaftigkeit abgelehnt. Die wichtigsten Vorhaben aber wurden beschlossen, weshalb die Zuversicht von Harald Hees berechtigt ist. Ob das eklatante Desinteresse von Vereinen und Landesverbänden freilich als „Aufbruchstimmung“ zu werten ist, sei hinterfragt. Manche Delegierten äußerten deutliche Kritik an der Verbandspolitik und rügten mangelnde Transparenz der Entscheidungen und die nervtötende Arbeitsverweigerung des DRV-Schiedsgerichts, das seit fast zwei Jahren dringend erwartete Entscheidungen partout nicht trifft.

 

Der DRT beschloss eine neue, moderne Satzung, eine neue Stimmrechtsregelung, die die Größe von Vereinen und Landesverbänden gerechter gewichtet, und eine neue Beitragsordnung, die dem Verband für seine Verwaltung und die nicht-olympischen Nationalteams ein auskömmliches Einkommen sichert. Die in den Vorjahren angefochtenen Beschlüsse über Sonderumlagen in Höhe von 14 Euro pro Vereinsmitglied wurden rechtssicher wiederholt und gelten nun. Man darf hoffen, dass dieser DRT nicht wieder angefochten wird.

 

Die Wahlen und Bestätigungen ergaben folgendes Ergebnis:

 

Präsidium, Präsident: Harald Hees (RK Heusenstamm); Vizepräsident Finanzen: Mathias Entenmann (RG Heidelberg & München RFC); Vizepräsident Sport: Michael Schnellbach (Heidelberger TV); Vorsitzender der Schiedsrichter-Vereinigung: Ralf Tietge (Hannover 78); Vorsitzender der Rugby-Jugend: Heinz-Dieter Seip (München RFC); Vorsitzender des Bundesliga-Ausschusses: Kai Nagel (RG Heidelberg); Sprecher der Landesverbände: Dr. Nils Zurawski (FC St. Pauli); Vorsitzende der Rugby-Frauen: N.N.

Montag, 6. Juni 2022

Rugby-Nachwuchs ist für die EM qualifiziert

Über die Qualifikationsspiele der U18 und U20 in Basel gegen die Schweiz

Zwei Nachwuchs-Nationalmannschaften des Deutschen Rugby-Verbandes (DRV) haben sich am Pfingstsamstag durch überzeugende Leistungen und sichere Siege für die Endrunden der Europameisterschaft qualifiziert. Auf der Pruntrutermatte in Basel, wo sich einst die Nonnen des nahe gelegenen Klosters an der frischen Luft vom Halleluja-Singen erholten, besiegte das U18-Team der beiden Trainer Jan Ceselka (Heidelberg) und Christian Lill (Berlin) die Schweiz mit 15:7 (5:0) Punkten. Anschließend lief das U20-Team der Trainer Samy Füchsel und Timo Vollenkemper (beide Heidelberg) zu großer Form auf und feierte einen 82:7 (46:7) über die Eidgenossen

Die EM-Endrunde der U18 war im russischen Kaliningrad (Königsberg) anberaumt worden und muss für den Herbst 2022 neu vergeben werden. Die U20-Spieler dürfen ins portugiesische Coimbra fliegen, wo die Titelkämpfe Anfang November ausgetragen werden.

Die nach anderthalbjährigem Coronavirus-Lockdown und dem Ausfall zweier EM-Turniere völlig neu formierte U18-Auswahl tat sich in der ersten Halbzeit vor 200 Zuschauern, darunter gut 100 deutsche Schlachtenbummler, noch etwas schwer und beging unter spürbarer Nervosität etliche individuelle Fehler. So blieb der Versuch des dynamischen Flankenstürmers Nao Krüger die einzige Ausbeute. Nach dem Seitenwechsel erhöhte der eingewechselte Schlussmann Alexander Lott per Straftritt auf 0:8, und fortan spielten nur noch die deutschen Talente. Mit dem Versuch des eingewechselten Erste-Reihe-Stürmers Jaden Gliatis und Lotts Erhöhung in der 53. Minute zum 0:15 war das Spiel entschieden. Die Deutschen vergaben – manchmal aus Eigensinn – drei weitere Versuchschancen, während die Schweiz ihre einzige Chance zwei Minuten vor Schluss zur Ergebniskorrektur nutzte.

„Unsere neue Formation hat ihr erstes Spiel gewonnen und war besser als es das Resultat glauben machen könnte“, war Jan Ceselka nicht unzufrieden.

 

Seine Kollegen Samy Füchsel und Timo Vollenkemper strahlten nach dem Spiel ihrer U20 bis über beide Ohren. Ihre Fünfzehn spielte von Anfang an mit Vollgas und begeisterndem Spielwitz, stach immer wieder in die Lücken der schweizer Defensive und erzielte zwölf Versuche durch acht verschiedene Spieler – vier durch den pfeilschnellen Schlussmann Nils Kanngießer, zwei durch Innendreiviertel Bennet Veil. Kicker Finn Schwager traf mit acht Erhöhungen und zwei einleitenden Straftritten (= 22 Punkte).

„Die Mannschaft hat unsere offensive Taktik nahezu perfekt umgesetzt und ein wirklich gutes Spiel gezeigt“, lobte Samy Füchsel. Timo Vollenkemper erläuterte: „Wir wollen weg vom stetigen Kontaktrugby der letzten Jahre und unsere Spiele mit schnellem Passspiel gewinnen. So haben wir vielleicht auch gegen die Großen des europäischen Rugbys eine kleine Chance.“

Deutschland U18: Tom Hill (Hamburger RC, 36. Alexander Lott/Hannover 78) - Max Kammholz (RK 03 Berlin, 55. Max Schmitt/Heidelberger RK), Aro Hama (Hannover 78), Robin Wilk (SC Neuenheim), Tony Thang (SC Frankfurt 1880) - Christopher Hennig (Frankfurt), Moritz Noll (SCN, 60. Haakon Oeß/HRK) - Nao Krüger (HRK, 55. Thore Christiansen/RC Aachen), Vladimir Kostylyev (Frankfurt), Mattes Bachmann (Germania List, 49. Simon Lüders/RK 03 Berlin) - Sebastian Menges (Frankfurt), Ben Surblys (TSV Handschuhsheim) - Rasmus Süsens (Hamburer RC, 50. Jaden Gliatis/HRK), Lukas Förster (Victoria Linden, 65. Linus Müller/HRK), Luis Reutner (Handschuhsheim, 63. Christian Mihai/RK Heusenstamm.

Punkte: 0:5 (25.) Versuch Krüger; 0:8 (39.) Straftritt Lott; 0:15 (53.) V Gliatis + Erhöhung Lott; 7:15 (68.) V Denelly + E Merazzi.

Deutschland U20: Nils Kanngießer (Hamburger RC) - Alexander Galushkin (HRC), Bennet Veil (Handschuhsheim), Finn Schwager (SCN), Finn Diekmann (Victoria Linden, 57. Felix Meesmann/SCN) - Niklas Bechtel (Handschuhsheim), Marius de Giacomini (Handschuhsheim, 65. Felix Meffert/RG Heidelberg) - Daniel Eneke (Handschuhsheim, 59. Christoph Weißberg/RSV Köln & SCN), Hannes Adler (Victoria Linden), Anton Troch (SCN) - Tim Frauenfeld (Handschuhsheim), Finn Renken (Frankfurt, 45. Anton Rupf/Frankfurt) - Cosmos Zymvragos (Victoria Linden, 65. Hans Koch/USV Potsdam), Karl Römming (Handschuhsheim, 70. Noah Porter/Frankfurt), Philipp Nunheim (Handschuhsheim).

Punkte: 0:3, 0:6 (3., 5.) Straftritte Schwager; 0:13 (14.) V Adler + E Schwager; 0:20 (18.) V Bechtel + E Schwager; 0:27 (22.) V Veil + E Schwager; 0:34 (24.) V Diekmann + E Schwager; 0:41 (27.) V Kanngießer + E Schwager; 0:46 (31.) V Kanngießer; 7:46 (37.) V Müller + E Canton; 7:51 (41.) V Römming; 7:58 (49.) V de Giacomini + E Schwager; 7:65 (51.) V Veil + E Schwager; 7:70 (58.) V Rupf; 7:75 (65.) V Kanngießer + E Schwager; 7:82 (70.) V Kanngießer.

Die U18-Nationalmannschaft siegte in Basel mit 15:7 gegen die Schweiz und darf nun zur EM-Endrunde. Stehend v.l.n.r.: Trainer Christian Lill, Managerin Alena Abbott, Aro Hama, Tom Hill, Jaden Gliatis, Max Kammholz, Thore Christiansen, Christopher Hennig, Nao Krüger, Lukas Förster, Sebastian Menges, Rasmus Süsens, Vladimir Kostylyev, Ben Surblys, Luis Reutner, Trainer Jan Ceselka und Physiotherapeut Christian Volkmann; knieend v.l.n.r.: Leon Everts, Mattes Bachmann, Simon Lüders, Christian Mihai, Linus Müller, Nico Hentze, Moritz Noll, Haakon Oeß, Max Schmitt, Robin Wilk, Alexander Lott und Tony Thang. Foto: CPB

Sportdirektor Robert Mohr auf dem Gipfel Europas

Über den Sieg von La Rochelle im Rugby Champions Cup 2022

 Stade Rochelais-Atlantique heißt der neue Champions Cup-Sieger im europäischen Rugby. Die Mannschaft des irischen Trainers Ronan O’Gara (45), des deutschen Sportdirektors Robert Mohr (44) und des Kapitäns Gregory Alldritt gewann am 28. Mai 2022 das Endspiel im Vélodrome von Marseille gegen den viermaligen Cupsieger Leinster RFU mit 24:21 (7:12) Punkten und sicherte sich den ersten Meistertitel überhau

Der 1898 gegründete Verein aus der 75 000 Einwohner zählenden Hafenstadt am Atlantik ist erst 2010 mit dem hannoverschen Kapitän Robert Mohr in die französische Top-14-Liga aufgestiegen und eroberte nun seinen ersten großen Titel. Am letzten Spieltag der Saison 2021/22 siegte La Rochelle bei Lyon Olympique mit 26:29 und hat sich mit 71 Punkten als Tabellenfünfter für das Viertelfinale der französischen Meisterschaft qualifiziert, in dem Titelverteidiger Stade Toulousain (ebenfalls 71 Punkte) der mächtige Kontrahent sein wird.

Ich sprach mit dem 33-maligen deutschen Nationalstürmer Robert Mohr, der aus dem VfR Döhren und DSV von 1878 Hannover hervorgegangen ist und seine aktive Laufbahn nach sehr erfolgreichen Jahren in Frankreich 2016 als mehrfacher deutscher Meister beim Heidelberger Ruderklub ausklingen ließ. Mohr war Sportdirektor der Wild Rugby Academy, Teamchef der deutschen Nationalmannschaft in der Division 1 der Europameisterschaft und Leiter der Talentschmiede bei Stade Français Paris, ehe er nach La Rochelle zurückkehrte und nun seine dritte Saison als Sportchef mit dem Europapokal krönte. Seine Ehefrau Karina und die beiden Kinder lebten bis 2021 in Dossenheim, ehe sie ebenfalls an den Atlantik übersiedelten.

Herr Mohr, können Sie schon wieder sprechen?

Ich werde mir Mühe geben, denn die Feier war hart, wirklich hart.

La Rochelle ist als Außenseiter nach Marseille gereist, nachdem Leinster den Titelverteidiger Toulouse im Halbfinale mit 40:17 abgefertigt hatte. Nun sind Ihrem Team 3:0 Versuche gelungen. Hat Sie das überrascht?

Nein, wir wussten, dass wir gut sind. Wir haben uns nie als Außenseiter gefühlt und uns über diese eindeutige Einschätzung der Fachleute gewundert. Wir hatten die Iren schon einmal deutlich besiegt. Wenn man deren Ergebnisse dieser Saison betrachtet, fällt auf, dass sie nur in Dublin großartig aufspielen konnten. Wir waren sicher, dass Ronan O’Gara einen guten Plan haben würde, sie zu schlagen.

Ihre Mannschaft hat keinen Versuch zugelassen. Alle 21 Punkte Leinsters resultierten aus Straftritten von Jonathan Sexton (6) und Ross Byrne (1).

Ja, unsere Verteidigung war der Schlüssel zum Sieg. Wir haben alle Attacken abgewehrt und selbst drei Versuche gelegt. Viele Experten hatten behauptet, La Rochelle habe einen Supersturm und sonst nichts. Doch im Endspiel haben unsere Außendreiviertel Raymond Rhule und Arthur Retière, dann auf der Position des Gedrängehalbs, zwei Versuche gelegt, Retière gelang in der vorletzten Minute die Entscheidung.

Sie sind am Sonntag nach La Rochelle zurückgekehrt...

Das ist unvergesslich. Wir wurden in einem offenen Bus in den Hafen eskortiert, wo wir von 35 000 Fans empfangen wurden. Unsere Familien und alle Mitarbeitenden des Vereins haben uns auf einem Schiff erwartet, wo wir die größte Partie gefeiert haben, die die Region Charentes-Maritime je erlebt hat. Ich hatte ja schon zwei dieser Empfänge erlebt: 2010 nach dem ersten Aufstieg in die Top 14, als ich Mannschaftskapitän war, und 2014 nach dem Wiederaufstieg. Schon damals war die Begeisterung der Fans groß, aber diesmal war die halbe Stadt aus dem Häuschen.

Beschreiben Sie mal Ihre Sieger?

Ronan und ich haben die Mannschaft im letzten Sommer deutlich verändert. Es ist nun eine ideale Mischung aus Eigengewächsen und Weltklassespielern, es sind 42 Mann voller Ehrgeiz. Jede Position haben wir doppelt sehr gut besetzt. Bei Einwechslungen wird unser Team jedenfalls nicht schwächer. Im Finale mussten wir leider die verletzten neuseeländischen All Blacks Victor Vito als Flankenstürmer und Tewara Kerr-Barlow als Gedrängehalb ersetzen, das war kein Problem. Ich finde, dass die von Anfang an eingesetzten Matthias Haddad und Thomas Berjon ausgezeichnet gespielt haben. Matthias ist 21 und in La Rochelle geboren, Thomas erst 24. Beide haben sich mit dieser Leistung den Erfolg verdient.

Ein Teil Ihrer Europapokalsieger wird La Rochelle im Sommer verlassen: Dany Priso, Jéremy Sinzelle, Arthur Retière, Ihaia West, Wiaan Liebenberg, Facundo Bosch und Victor Vito, auch Jules Plisson und Ramiro Herrera, suchen neue Herausforderungen. Wie geht es dann weiter?

Zunächst wollen wir ins Viertelfinale der Top 14 kommen und dann Meister werden. Das ist doch klar! Ronan und ich arbeiten aber schon am neuen Kader, der genauso groß sein und mit der gleichen Philosophie gebildet sein wird: Junge Kräfte aus unserer Akademie spielen mit Weltklassespielern zusammen. Das ist La Rochelle 2022/23.

Das Team hinter den Siegern: Sportdirektor Robert Mohr (Mitte), Vorstandsvorsitzender Pierre Venayre (links), Sturmtrainer Romain Carmignani (rechts), der 2016 Deutschland betreut hatte, und Dreivierteltrainer Sébastien Boboul (unten). Foto: Braus