Donnerstag, 21. April 2022

„Für noch mehr Miteinander sorgen“

 Gespräch mit Jürgen Scholz, Kandidat für die Präsidentschaft im LSV Baden-Württemberg

Bei der Mitgliederversammlung des Landessportverbandes Baden-Württemberg (LSV) am 16. Juli 2022 in Offenburg wird eine neue Führung gewählt. Denn Präsidentin Elvira Menzer-Haasis, die die Sportorganisation des Bundeslandes seit 2016 führt, verzichtet auf eine dritte Amtszeit. Bisher einziger Nachfolgekandidat ist der Sersheimer Bürgermeister Jürgen Scholz (61), der seit 19 Jahren den Württembergischen Leichtathletik-Verband (WLV) und seit sechs Jahren den LSV-Präsidialausschuss Leistungssport (PAuLe) führt. Scholz ist verheiratet und hat zwei Kinder und zwei Enkel. Sein Hobby ist die Fotografie.

 

Herr Scholz, Sie wollen in drei Monaten höchster Sportfunktionär Baden-Württembergs werden. Welche Werte wollen Sie dann vertreten?

 

Genau die Werte, die mich als Sportler und in verschiedenen Funktionen des Sports immer fasziniert und geleitet haben: Fairness, Anerkennung und Respekt für die Leistungen anderer – eben die idealisierten Werte des Sports, die für jeden Menschen prägend sein können. Ich habe mich an eigenen Leistungen erfreut, Konkurrenten zu deren Erfolgen beglückwünscht und aus Gemeinschaftserlebnissen viel Freude und Kraft geschöpft.


Was haben Sie als Athlet geleistet?

 

Ich war von 1971 bis 1988 Sprinter bei Salamander Kornwestheim, bin mit 17 Jahren 10,9 Sekunden über 100 Meter gelaufen und habe ein paar schöne Erfolge gesammelt. So waren wir Vierter der deutschen Jugendmeisterschaft mit der 4 x 100-m-Staffel. Ein großartiges Erlebnis war es auch stets, mit einem Glas Sekt in der Hand am Silvesterlauf in Kleinbottwar teilzunehmen. Dabei fand ich Freunde fürs Leben.

 

1990 haben Sie über die Grenzen Ihrer schwäbischen Heimat hinaus mit einem beruflichen Erfolg aufhorchen lassen...

 

...es kommt eben immer darauf an, wie man den Menschen begegnet. Jedenfalls habe ich es als parteiloser Kandidat geschafft, im ersten Wahlgang die Kandidaten von CDU und SPD zu besiegen und Bürgermeister von Sersheim zu werden. Das ist eine Gemeinde mit rund 5600 Einwohnenden, die seit meiner Wahl um 1100 Bürgerinnen und Bürger gewachsen ist. Ich würde mich als Netzwerker bezeichnen und habe mich seit 1994 auch im Kreistag Ludwigsburg und im Landesverband Gemeindetag engagiert.

 

Wie sind Sie denn auf die Idee gekommen, WLV-Präsident zu werden?

 

Beim Joggen wurde ich 2001 von einem Breitensportfunktionär gefragt und nach reiflicher Überlegung 2003 in Bad Liebenzell gewählt. In diesem Jahr stünde die erneute Wiederwahl an. Wenn ich allerdings LSV-Präsident werden sollte, ginge das nicht. Der zweimalige deutsche Hochsprungmeister Wolfgang Kreißig (der während seines Studiums in der Heidelberger Neugasse gelebt hatte, Anm. der Red.) stünde dann als Präsident eines modernen Verbandes mit Vorstand und Aufsichtsrat bereit. Der WLV ist insofern etwas Besonderes, da er nicht nur kerngesund ist und erfolgreiche Athletinnen und Athleten hat, sondern auch als Organisator und Veranstalter auftritt.

 

Und dadurch Geld verdient, woran es andernorts oft mangelt?

 

So ist es.

 

Nachdem der alte Landesausschuss zur Förderung des Leistungssports (LA-L) als PAuLe mit neuer Geschäftsordnung und Verankerung im LSV-Präsidium neu geschaffen worden ist, haben Sie die Leitung übernommen. Worauf kam es Ihnen dabei an?

 

Der Leistungssport, der hier und da unter Verdacht steht und oft kritisch betrachtet wird, muss ehrlich und transparent organisiert sein und für jeden nachvollziehbar gefördert werden. Schließlich handelt es sich bei den Fördermitteln um Euros der Steuerzahlenden. Außerdem ist es wichtig, dass die geförderten Fachverbände und Sportarten sich auf ihre Förderer verlassen können. Eine Satzungsänderung hat zu 100 Prozent dazu geführt, dass der Leistungssport als ureigene LSV-Aufgabe von den drei Sportbünden entkoppelt wurde, der PAuLe eine Selbstständigkeit bei der Mittelvergabe und eine starke Stellung im Präsidium hat. Die Mitglieder des PAuLe werden in den Sportarten-Clustern von den Fachverbänden selbst gewählt, jeder kann sich zur Wahl stellen.

 

Sie möchten auf Elvira Menzer-Haasis folgen, die auf ein erfolgreiches Wirken stolz sein darf...

 

...ja, mit der kompletten Realisierung der Spitzensportreform in Baden-Württemberg und mit dem ausgezeichneten Solidarpakt IV mit der Landesregierung hat Frau Menzer-Haasis Großes geleistet.

 

Welche Ziele wollen Sie verfolgen?

 

Ich möchte im LSV noch mehr Miteinander und Transparenz herbeiführen und bei allen politischen Entscheidungen die Sportbünde und die Fachverbände einbinden und mitnehmen. An eine Abschaffung der drei Sportbünde denke ich jedenfalls nicht, obwohl wenige Menschen, die mich nicht so gut kennen, das immer wieder mal gerne kolportieren.