Sonntag, 26. November 2023

IOC-Präsident Dr. Thomas Bach über Olympische Spiele in Deutschland

Zur Fastnacht stieg Zeus in die Bütt


Kaum hat sich der November auf unser Gemüt gesenkt, sind die Narren los und haben die ersten Räusche der Fastnachts-Kampagne 2023/24 ausgeschlafen. Es war viel los in den Karnevals-Hochburgen am Rhein, und auch die Fassenachter in der Kurpfalz und im Allemannischen haben sich hübsche neue Kostüme geschneidert. Viel Liebe zum Detail und zur fünften Jahreszeit kommt da zum Ausdruck.

In unserer Landeshauptstadt stieg Dr. Thomas Bach in die Bütt, und wie es seinem Selbstverständnis als Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) entspricht, hatte er sich als Zeus verkleidet. Der Franke versteht sich als Chef aller Götter im Weltsport, aber ein bisschen anmaßend ist das schon, denn Zeus hatte – wie selbst wir kleine Deppen im naturwissenschaftlichen Gymnasium erfuhren – drei Ehefrauen. Bach hat nur eine.

Mein Papagei war unter den geladenen Gästen im feinen Foyer einer Stuttgarter Bank, denn er verfolgt seit Jahrzehnten den kometenhaften Aufstieg des vom legendären Trainer Emil Beck protegierten Fechters zum IOC-Präsidenten und er arbeitet – aber das verraten wir nur Ihnen, liebe Leserin, lieber Leser und liebes Leserlein – an einer Thomas-Bach-Biografie. Arbeitstitel: „Ein Bächlein aus der Vogelperspektive“.

In der Bütt sprach Zeus über äh die Werte äh des Sports in der äh heutigen Welt und betonte mehrfach die Bedeutung der Charta des IOC. Das ist eine Art Gesetzbuch, das er und die niederen Götter im Olymp selbst geschrieben haben. Nicht nur mein Papagei war erstaunt über die Brüller und Pointen, mit denen Zeus seine Reime würzte, und meinte bewundernd: „Jetzt ist er reif für ,Mainz bleibt Mainz wie es singt und lacht‘“. Auch seriöse Blätter wie die Stuttgarter Nachrichten und die Badischen Neuesten Nachrichten haben berichtet, dass Deutschland solange keine Olympischen Spiele ausrichten dürfe, solange die Bundesregierung gegen die Olympische Charta verstoße.

Diese schreibe vor, dass Menschen aus aller Welt, insbesondere Sportler und deren Staats- und Regierungschefs, jederzeit freien Zugang ins Ausrichterland und diplomatische Immunität erhalten müssen. Wer also Russen, Weißrussen und andere Kriegsverbrecher boykottiere oder sanktioniere, wer sich sogar weigert, Bachs langjährigem Partner Wladimir Putin dreimal täglich die Füße zu küssen, der dürfe niemals mehr Olympia organisieren. „Damit sparen wir viel Geld, also lasst uns ruhig weiterhin die Olympische Charta verletzen“, rät mein Papagei der Ampel und erhält sofort einen Klaps auf den Schnabel, weil man so etwas im Sportland Baden-Württemberg nicht sagen sollte.

Ob die Olympische Charta auch für ihn selbst gelte, ließ Zeus offen. Nicht wenige Menschen in Deutschland (und im IOC) würden die Einhaltung der Vorschriften begrüßen, denen zufolge die Amtszeit des 2013 gewählten Zeus nach zwei Perioden zu Ende gehen muss. Sebastian Baron Coe (67), 1500-m-Olympiasieger in Moskau und Los Angeles und mit acht Weltrekorden einer der besten Mittelstreckler aller Zeiten, würde den ehemaligen „Stricknadelboxer“ (Basketball-Meistertrainer Hans Leciejewski, 1944 – 2017) aus Tauberbischofsheim gerne ablösen, doch in der Stuttgarter Bütt ließ Zeus wissen: „Jede Regel kann gebrochen werden.“

Nun wissen wir, wie es um die Werte des Sports in diesen Zeiten wirklich bestellt ist.

Sonntag, 5. November 2023

Trauer um Kurt Dörr

Der Rugby-Nationalspieler und Landestrainer starb mit 84 Jahren

Am 18. Oktober verstarb Kurt Dörr vom Heidelberger Turnverein, einer der besten deutschen Rugbystürmer aller Zeiten. Der 1939 in der Heidelberger Altstadt geborene Maler, der mit seiner Ehefrau Marianne in Leimen lebte, wurde - von seinen Sportkameraden geliebt und geachtet - 84 Jahre alt und wird am Dienstag um 14 Uhr auf dem Bergfriedhof in Leimen beigesetzt.

In seiner Jugend war „Kortsche“, wie ihn seine Freunde riefen, Ringer beim ASV Heidelberg und Fußballer bei der FG Union, ehe er als 19-Jähriger großer, schneller und trainingsfleißiger Topathlet in der Klingenteichhalle erstmals am Rugbytraining des HTV teilnahm. Schon bald hatte er einen Stammplatz in der dritten Sturmreihe seines HTV, ab 1961 in der badischen Auswahl und ab 1966 auch in der deutschen Nationalmannschaft. Die 6:8-Niederlage in Chalon-sur-Saone gegen Frankreich im ersten seiner 24 Länderspiele war das Ergebnis einer herausragenden Leistung.

Am 12. November 1972 zählte Kurt Dörr zu den „Helden von Bukarest“, die im Dinamo-Stadion Rumänien, die zweitbeste Mannschaft des Kontinents, mit 11:10 besiegten. An Sturmführer Dörr und seinen Nebenleuten Fritz Pfisterer und Gerhard Sammet kam kein Rumäne vorbei. „Ich war der Abfangjäger vor unserer Dreiviertelreihe“, erinnerte sich Kurt Dörr, der von 1986 bis 1996 als Landestrainer viele baden-württembergische Akteure nach seinem Vorbild zu Nationalspielern formte. Stolz war er auf seinen früh verstorbenen Sohn Udo, Nationalstürmer wie der Vater.

Mit der HTV-Fünfzehn hat Kurt Dörr drei Endspiele um die deutsche Meisterschaft bestritten: 1974 als Führungsspieler auf eigenem Platz gegen den SV 08 Ricklingen (9:15), 1979 als Trainer in Hamburg gegen Germania List (0:9) und 1994 als Sportlicher Leiter in Heidelberg gegen Victoria Linden (3:15). Die A-Jugend des HTV wurde 1977 mit den Trainern Martin Uhl und Kurt Dörr deutscher Meister. Einige dieser Junioren sind ihrem Verein bis heute verbunden.