Donnerstag, 29. Juni 2023

Das Endspiel der 100. deutschen Rugby-Meisterschaft

Neuenheim fordert Frankfurt heraus

Am 1. Juli 2023 um 15 Uhr wird im Stadion des Titelverteidigers SC Frankfurt 1880 (Feldgerichtstraße 29, neben dem Hessischen Rundfunk) der 100. deutsche Rugby-Meister ermittelt. Es ist das 98. Endspiel seit 1909, als der nicht mehr existierende FC 1897 Hannover auf dem Cannstatter Wasen den FV Stuttgart (heute: VfB) mit 6:3 Punkten besiegte. Zweimal wurde kein Endspiel ausgetragen. 1911 konnten sich der FV 1897 Linden und der SC Frankfurt 1880 nicht auf einen Austragungsort einigen, 2002 war der Bundesliga-Erste DRC Hannover automatisch Meister.

Von den 97 bisherigen Endspielen hat der morgige Herausforderer SC Neuenheim 24 bestritten, neun gewonnen und 15 verloren. Titelgewinne gelangen im zehnten Vereinsjahr 1912, 1921, 1924, 1949, 1966, 1967, 1995, 2003 und 2004. Der SC Frankfurt 1880, drittältester deutscher Rugby-Verein nach dem Heidelberger Ruderklub und dem DSV von 1878 Hannover, bestritt bisher 15 Endspiele, gewann acht und verlor sieben. 1913 standen sich die beiden Klubs zum einzigen Mal im Finale gegenüber, als Frankfurt die Neuenheimer mit 8:3 Punkten entthronte. Der SCN wäre, wenn es diesen Titel gäbe, deutscher Rekord-Vizemeister.

In den Neuenheimer Meistermannschaften von 1912 und 1921 spielte mit dem Innendreiviertel Willi Kohlhammer ein Multitalent, das von 1912 bis 1914 als Mitarbeiter der Deutschen Bank in Konstantinopel (heute: Istanbul) arbeitete und als Kapitän und späterer Ehrenspielführer von Fenerbahce dreimal in Folge türkischer Fußball-Meister wurde. Im Endspiel 1912, das dem SCN einen 13:6-Sieg nach Verlängerung gegen den FV 1897 Hannover brachte, wirkte Professor Edward Hill Ullrich vom Neuenheim College und HRK, der Gründer des Deutschen Rugby-Verbandes, als Seitenrichter.

Bei seinen Titelgewinnen 1922 und 1925 baute der SC Frankfurt 1880 auf die Spielkunst von Oskar Kreuzer, der auch als Fußballer und noch mehr als Deutschlands erster Tennis-Weltstar bekannt wurde. Er war elfmal deutscher Meister mit dem Racket, 1912 Vize-Weltmeister im Einzel und an der Seite Otto Froitzheims Weltmeister im Doppel, ehe er 1913 die French Open gewann und in Wimbledon das Einzel-Halbfinale bestritt.     

Ein großartiger Stürmer der SCN-Meisterteams von 1912 bis 1924 war der Hakler Georg Lenz. Der Schlosser arbeitete im Reparaturwerk der Bahn in Schwetzingen (heute: Decathlon) und hatte deshalb eine sagenhafte Kraft und Kondition, weil er jeden Morgen von Neuenheim nach Schwetzingen rannte, zehn Stunden malochte und abends nach Hause joggte. Unter der Woche gab es keine Trainings, denn Menschen arbeiteten bis 19 Uhr und die Spielfelder hatten kein Flutlicht.


Rugby-Auswahlen sind erneut ungeschlagen

Die Nachwuchsauswahlen des Rugby-Verbandes Baden-Württemberg wurden erneut deutscher Meister der Landesauswahlen. Hier die U16-Jungen und die U18-Junioren, hintere Reihe v.l.n.r.: Sportwart Ben Merdes, Trainer Steffen Liebig, Colin Wiedemann, Linus Müller, Kosta Asenov, Linus Meng, Niall Miskella, Jaden Gliatis, Aurel Knorr, Aaron Engels, Rasmus Jung, Sebastian Wellensiek, Johannes Roll, Philip Buchta, Ben Tubach, Michael Schmitt, Tobias Feil, Manager Elmar Menold, Trainer Jan Ceselka und Trainer Tobias Bauer; vordere Reihe v.l.n.r.: Luca Benighaus, Physiotherapeut Jan Sonnek, Physiotherapeutin Maria Saile, Sean Cronauer, Ferdinand Weixelbaumer, Jannik Leimert, Leopold Schendel, Max Zahner, Haakon Oeß, Moritz Noll, Lennard Grimm, Nils Benighaus, Robin Schmitt, Julius Diavara, Finian Zöller und Felix May. Foto: privat

Drei deutsche Meisterschaften der Landesverbände für Baden-Württemberg

Bei den deutschen Siebenerrugby-Meisterschaften der Landesauswahlen haben die Mannschaften des Rugby-Verbandes Baden-Württemberg (RBW) ihre Spitzenstellung behauptet. Die Frauen setzten sich bei den Titelkämpfen in Würzburg ebenso ungeschlagen durch wie die U16-Jungen und die U18-Junioren in Dortmund. Die Überlegenheit der Baden-Württemberger ist kein Zufall, sondern das Ergebnis von rund 50 gemeinsamen Trainings pro Jahr und vieler internationaler Turniererfahrungen.

Die Trainer Lisa Bohrmann und Andreas Hacker waren mit den Leistungen ihrer Frauen sehr zufrieden, die ihre Vorrundenspiele in Würzburg mit 53:0 gegen Hessen, 56:0 gegen Thüringen/Sachsen-Anhalt und mit 34:5 gegen Berlin gewannen und im Endspiel gegen Nordrhein-Westfalen, das sich gegen Bayern, Rheinland-Pfalz und Brandenburg durchgesetzt hatte, einen 39:0-Erfolg folgen ließen.


Die RBW-Auswahl spielte mit Sarah Gossmann (5 Punkte), Steffi Gruber (21), Clara Tauschek (6/alle SC Neuenheim), Johanna Hacker (37), Sophie Hacker (17), Maite Lopez-Aizpeolea (20), Ronja Stauch (10), Muriel Weigel (10), Mette Zimmat (27), Esther Tilgner (alle Heidelberger RK), Ronja Hinterding (5) und Annika Nowotny (24/beide TSV Handschuhsheim).

Landestrainer Jan Ceselka und seine Kollegen Tobias Bauer und Steffen Liebig freuten sich über souveräne Vorstellungen des männlichen Nachwuchses. Die U16 gewann in der Vorrunde mit 15:0 gegen Niedersachsen, mit 24:0 gegen Berlin und mit 31:0 gegen Nordrhein-Westfalen, ehe ein 26:0-Halbfinalsieg über Bayern gelang. Das Endspiel gegen die beinahe gleichwertigen Hessen brachte einen 14:12-Erfolg.

Das sind die Punktesammler des U16-Teams: Philip Buchta (TSV Handschuhsheim/26), Felix May (TSV/20), Colin Wiedemann (Heidelberger RK/15), Julius Diavara (TSV/15), Benjamin Schmitt (HRK/15), Robin Schmitt (RG Heidelberg/7), Lennard Grimm (HRK/5), Luca Benighaus (HRK/5) und Jannik Leimert (HRK/5).

Zur Zufriedenheit von RBW-Sportwart Benjamin Merdes und Teammanager Elmar Menold absolvierten die U18-Junioren ebenfalls ein makelloses Turnier. In der Vorrunde gab es ein 33:0 gegen Niedersachsen, ein 24:7 gegen Berlin und ein 22:0 gegen Nordrhein-Westfalen. Im Halbfinale wurde Hamburg mit 34:5 besiegt, im Endspiel Niedersachsen mit 19:0.

Die Punktesammler der U18-Auswahl waren Max Zahner (HRK/33), Moritz Noll (SCN/30), Nils Benighaus (HRK/15), Niall Miskella (TSV/14), Leopold Schendel (HRK/10), Sean Cronauer (SCN/10), Haakon Oeß (HRK/5), Jaden Gliatis (HRK/5) und Sebastian Wellensiek (Heidelberger TV/5).  

Sonntag, 25. Juni 2023

Der Rugbysport trauert um Harald Schroeder

Der Verleger des Deutschen Rugby-Journals verstarb mit 79 Jahren

Der deutsche Rugbysport und der Verein für Rasenspiele 1906 Hannover trauern um Harald Schroeder, der – wie erst jetzt bekannt wurde – am 4. Mai 2023 nach schwerer Krankheit im Alter von 79 Jahren verstorben ist. Harald Schroeder lebte mit seiner Familie in Gehrden-Leveste und hinterlässt seine Ehefrau Ingrid, die beiden erwachsenen Söhne Timm und Marc mit deren Familien und vier Enkel.

Am 19. Juli 1943 in Hannover geboren, absolvierte Harald Schroeder eine Lehre zum Drucker und führte später einen eigenen Betrieb mit Druckerei und Verlag. Da auch sein Vater und Bruder Rugbyspieler waren, wurde Harald Schroeder ebenfalls Mitglied des VfR im osthannoverschen Stadtteil Döhren und entwickelte sich zu einem guten Spieler. Höhepunkte seiner sportlichen Laufbahn waren die Reisen mit der Niedersächsischen Rugby-Jugend ins südenglische Cornwall und das deutsche Pokalendspiel 1965 in seiner Heimatstadt, das der TSV Victoria Linden mit 9:3 Punkten gewann. Harald Schroeder spielte in den 1960-er und 1970-er Jahren als Verbindungshalb für seinen Verein, dem er bis zu seinem Tode treu blieb.

Nach seiner aktiven Karriere wurde Harald Schroeder noch aktiver und war im VfR Döhren erst Jugendtrainer, dann Jugendleiter, 2. Vorsitzender und schließlich Vorsitzender. Er pflegte tiefe Freundschaften zu seinen ehemaligen Mitspielern und etlichen Vereinsmitgliedern und hatte große Freude am Besuch internationaler Rugbyspiele, zu denen ihn seine Söhne und Freunde begleiteten.

Um den Deutschen Rugby-Verband machte sich Harald Schroeder besonders verdient. Als der Verlag Hermann Meister in Eppelheim bei Heidelberg, der seit 1920 die Deutsche Rugby-Zeitung und das Deutsche Rugby-Jahrbuch herausgegeben hatte, 1979 seinen Betrieb aus wirtschaftlichen Gründen einstellen musste, erwarb Harald Schroeder die Rechte und gab von Januar 1980 bis Dezember 2013 34 Jahre lang das Deutsche Rugby-Journal als monatlich erscheinende Zeitschrift heraus, für die unter anderem die Edelfedern Heinz Balzer, Rudi Eberle, Fritz Feyerherm, Horst Johr, Henric Lewkowitz und Norbert Schick als Mitarbeiter und Redakteure wirkten. Außerdem veröffentlichte Harald Schroeder etliche DRV-Bilderbögen, Rugby-Stundenpläne für Schülerinnen und Schüler sowie Rugby-Jahrbücher – so das Jubiläumsbuch „100 Jahre Deutscher Rugby-Verband“ im Jahr 2000. Sein Sohn Timm verantwortete viele Jahre die höchst informative Website des DRV www.rugby-journal.de.

Meine Zusammenarbeit mit Harald Schroeder, an den ich mich gerne erinnere, war stets ein großes Vergnügen, mit seinem Sohn Timm pflege ich eine langjährige Freundschaft. Das Deutsche Rugby-Journal, ein monatliches Bindeglied zwischen dem Verband, den Landesverbänden und Vereinen, vermissen wir sehr.

Donnerstag, 22. Juni 2023

Tschechiens Jungen und die Mädchen der Utah Lions gewannen die SAS Institute Heidelberg Juniors & Girls Sevens 2023

Baden-Württembergs Talente überzeugten

Die Nationalmannschaft Tschechiens bei den U16-Jugendlichen und die U18-Juniorinnen des US-amerikanischen Bundesstaates Utah heißen die siegreichen Mannschaften bei den X. SAS Institute Heidelberg Juniors & Girls Sevens. Das internationale Siebenerrugby-Turnier um die von Hauptsponsor SAS Institute gestifteten Pokale und Ehrenpreise wurde am 17. und 18. Juni 2023 im städtischen Rugby-Stadion Fritz-Grunebaum-Sportpark in Heidelberg-Kirchheim ausgetragen und fand das größte Interesse seit der erstmaligen Veranstaltung durch den gastgebenden Rugby-Verband Baden-Württemberg (RBW) im Sommer 2012. Es nahmen zwölf Jungen-Teams und acht Mädchen-Mannschaften aus acht Nationen und drei Erdteilen teil. Die 54 Turnierspiele an den beiden Tagen wurden nach einem von Ralph Götz erarbeiteten ausgeklügelten Spielplan ohne Zeitverlust ausgetragen und fanden, wie Sportreporter Jakob Wolf von der Rhein-Neckar-Zeitung ermittelt hatte, vor insgesamt rund 1000 Zuschauern statt.

„Wir haben die wirtschaftliche Herausforderung eines so großen Turniers dank der Unterstützung unserer treuen Partner und der Stadt Heidelberg gemeistert, und die vielen Zuschauer – auch aus Kanada, den Niederlanden und den USA – haben uns erfreuliche Catering-Einnahmen beschert“, sagte der RBW-Vorsitzende Claus-Peter Bach, der sehr stolz auf die vorbildlichen Leistungen des 15-köpfigen Organisationskomitees ist, das ein ganzes Jahr lang unter der Leitung von RBW-Jugendwartin Caroline Trost und RBW-Sportwart Benjamin Merdes an der Realisierung dieses Ereignisses gearbeitet hatte, das im Jahresterminplan des RBW den ersten Platz einnimmt und in Deutschland einzigartig ist.

Bachs Dank gilt auch den rund 80 Helferinnen und Helfern, die von Mittwochnachmittag bis Montagabend gewirkt und gewuselt haben, um die vielfältigen Aufgaben der Organisation zu erfüllen: Team-Zelte aufschlagen und mühevoll wieder abbauen, das Stadion einrichten und säubern, die Mannschaften aus Dubai, Frankreich, Kanada, Luxemburg, den Niederlanden, Tschechien, den USA und den deutschen Landesverbänden Bayern, Brandenburg und Hessen  empfangen, in der Heidelberger Jugendherberge einquartieren und verpflegen, die Shuttle-Bussen von der Unterkunft ins Stadion und zurück einsetzen, die Teams, die rund 25 Match Officials, die Ball- und Einlaufkinder und die Helfer aus der U18-Auswahl des RBW im Haus des Stadtjugendrings mit Mittagessen versorgen, das Grillfest der Talente und das Bankett der Offiziellen durchführen, die Gastgeschenke besorgen und verteilen und – ganz wichtig! – die Kuchen backen und spendieren und heiße und kalte Getränke verkaufen, die die Besucher an zwei Tagen mit 31 Grad Celsius am Leben erhalten haben. Das Grillteam um Ramachandra Aithal, das internationale Wurst-Spezialitäten und Pommes frites zubereitet hat, hat angesichts der unmenschlichen Arbeitsbedingungen viel Flüssigkeit verloren, die aus medizinischen Gründen zeitnah ersetzt werden musste.


Am Schluss waren alle zufrieden: Die Athletinnen und Athleten aus nah und fern freuten sich über ein hochklassiges Turnier, faire Spiele, ehrliche Bemühungen der Match Officials und verdiente Sieger und versprachen, im Juni 2024 zu den XI. SAS Institute Heidelberg Juniors & Girls Sevens wiederzukommen. Unter den Zuschauern waren mit Kensuke Iwabuchi und Harald Hees zwei nationale Rugby-Präsidenten, die die Spiele genossen. Herr Iwabuchi war Japans großartiger Verbindungshalb bei den Weltmeisterschaften 1995 in Südafrika und 1999 in Großbritannien und stellte in Aussicht, im nächsten Jahr zwei Nationalteams aus Nippon an den Neckar zu entsenden. Herr Hees war ein ausgezeichneter Nationalspieler auch im nun olympischen Siebenerrugby und zählte zu jenem deutschen Team, das 1990 bei den Hongkong Sevens Bowl-Gewinner war und von Manager Fritz Raupers und Bundestrainer Robert Antonin unter die besten 16 Teams der Welt geführt wurde.

Die tschechische Nationalmannschaft, die schon 2019 und 2022 in Heidelberg den SAS Institute-Cup gewonnen und ihren Titel damit also erfolgreich verteidigt hat, ist ein hoch verdienter Turniersieger. Die Mannschaft der Trainer Filip Vacek, Ondrej Fort und Stanislav Kral gewann am Samstag die Vorrundenspiele gegen Strasbourg/Elsass (41:5), Hessen (48:0) und Luxemburg (24:7), begann den zweiten Turniertag mit einem 45:0-Viertelfinalsieg über die Texas Rangers, besiegte im engen Halbfinale die Utah Lions mit 12:7 und setzte sich im Endspiel mit 22:12 gegen die Rugby-Akademie der Niederlande-Süd durch. Die Zweitplatzierten stellten mit Sem Bouwens den von den Trainern aller Jungen-Teams nominierten besten Spieler des Turniers, der Rugby-Landesverband Brandenburg mit Team-Manager Robby Lehmann erhielt den Ehrenpreis als fairste Mannschaft.

Gastgeber Baden-Württemberg hatte zwei U16-Auswahlen im Turnier, die sich im Vergleich zum Vorjahr beide verbesserten und so ein Lob des stets sehr kritischen und selbstkritischen Landestrainers Jan Ceselka verdienten. RBW I schlug in der Vorrunde die Texas Rangers mit 39:0, Brandenburg mit 55:0 und die von Karl Fix zusammengestellte kanadische Einladungs-Nationalmannschaft der Dog River Howlers mit Akteuren aus fünf Provinzen und Gastspielern aus Japan und Singapur mit 17:12. Im Viertelfinale gelang ein 24:5-Sieg über Luxemburg, doch im Halbfinale waren die Niederlande-Süd mit 17:0 klar und im kleinen Finale um Platz drei die Utah Lions mit 17:10 knapp besser. Baden-Württemberg II, dessen Akteure in den Monaten zuvor ebenfalls sehr fleißig trainiert hatten, belegte den elften Platz und ließ Brandenburg mit einem bejubelten 22:17-Erfolg im letzten Match hinter sich.

Baden-Württembergs Mädchen verloren nur ein Spiel – das Finale gegen die Utah Lions mit 12:22, die mit Chloe de Leon auch die beste Spielerin des Turniers hatten. Den athletischen US-Girls gelang mit einem 34:0 über die Niederlande, einem 38:7 über das arabische Emirat Dubai und einem 38:0 über Stade Français Paris ein Durchmarsch durch die Vorrunde, worauf am zweiten Tag ein 15:12 im Halbfinale gegen die Dog River Howlers und im Endspiel der Erfolg gegen das RBW-Team von Managerin Caroline Augspurger-Hacker und die beiden Trainer Lisa Bohrmann und Andreas Hacker folgten – die beide sehr gute und erfolgreiche Siebenerrugby-Akteure waren und ihr Können nun an die Talente vererben.

Das RBW-Team setzte sich gegen die Dog River Howlers mit 40:7, die Texas Rangers mit 32:0 und die Elsass-Auswahl mit 28:12 durch und besiegte im Halbfinale Dubai mit 21:7 – da  waren die Fans auf den beiden Tribünen des Fritz-Grunebaum-Sportparks, unter ihnen Heidelbergs Oberbürgermeister Professor Dr. Eckart Würzner, Direktor Thomas Keil von SAS Institute, Seniorchef Walter Niebel vom langjährigsten RBW-Sponsor Sportwelt Niebel und Magnus Müller als Vorsitzender der Badischen Sportjugend, völlig aus dem Häuschen.


Die Heidelberger Rhein-Neckar-Zeitung hat im Vorfeld und danach mit drei großen Artikeln und etlichen Bildern über das Turnier berichtet, das auch über das von Guntram Hacker bewerkstelligten Streaming im Internet etliche Zuschauer fand. Redakteur Norbert Lang vom Rhein-Neckar-Fernsehen, einem langjährigen RBW-Partner, drehte einen tollen Film über die Mädchen aus Dubai und deren berühmten Trainer Apollo Perelini, der im Wüstenstaat eine Rugby-Akademie für junge Talente betreibt und bereits 600 Spielerinnen mit dem Rugbyspiel bekannt gemacht hat. Perelini (53) ist in Auckland geboren, spielte für die All Blacks U21, West-Samoa und 1992 für die Weltauswahl, ehe er seine Karriere als Profi in St. Helens und bei den Sale Sharks in England ausklingen ließ. Er sagte: „Die SAS Institute Heidelberg Sevens sind ein großartiges Turnier. Wir kommen immer gerne wieder!“

Das Turnier in Zahlen

U16-Jugendliche, Gruppe A: Dog River Howlers (Kanada) – Brandenburg 28:0, Baden-Württemberg – Texas Rangers 39:0, Texas – Dog River Howlers 5:28, Brandenburg – Baden-Württemberg 0:55, Texas – Brandenburg 29:14, Dog River Howlers – Baden-Württemberg 12:17; Gruppe B: Tschechien – Strasbourg/Elsass 41:5, Luxemburg – Hessen 0:24, Hessen -Tschechien 0:48, Strasbourg/Elsass – Luxemburg 7:10, Hessen – Strasbourg/Elsass 34:7, Tschechien – Luxemburg 24:7; Gruppe C: Niederlande-Süd – Baden-Württemberg II 44:0, Utah Lions – Bayern 36:5, Bayern – Niederlande-Süd 12:36, Baden-Württemberg II – Utah 0:28, Bayern – Baden-Württemberg II 33:10, Niederlande-Süd – Utah 31:12.

Viertelfinals Plätze 1 – 8: Tschechien – Texas 45:0, Baden-Württemberg – Luxemburg 24:5, Niederlande-Süd – Hessen 24:12, Dog River Howlers – Utah 7:26.

Halbfinals, Plätze 9 – 12: Bayern – Brandenburg 29:7, Strasbourg/Elsass – Baden-Württemberg II 22:7; Plätze 5 – 8: Texas – Dog River Howlers 12:10, Luxemburg – Hessen 21:7; Plätze 1 – 4: Tschechien – Utah 12:7, Baden-Württemberg – Niederlande-Süd 0:17.

Finalspiele, um Platz 11: Baden-Württemberg II – Brandenburg 22:17; um Platz 9: Strasbourg/Elsass – Bayern 20:0; um Platz 7: Hessen - Dog River Howlers 29:17; um Platz 5: Luxemburg – Texas 29:0; um Platz 3: Utah – Baden-Württemberg 17:10; um Platz 1: Tschechien – Niederlande-Süd 22:12.

Fairste Mannschaft: Brandenburg; Bester Spieler: Sem Bouwens (Niederlande-Süd); Bester Punktesammler Baden-Württemberg: Philip Buchta (TSV Handschuhsheim/42 Punkte).

U18-Juniorinnen, Gruppe A: Dubai – Stade Francais Paris 22:17, Niederlande – Utah Lions 0:34, Utah – Dubai 38:7, Paris – Niederlande 36:10, Utah – Paris 38:0, Dubai – Niederlande 12:7; Gruppe B: Baden-Württemberg – Dog River Howlers 40:7, Elsass -Texas Rangers 19:24, Texas – Baden-Württemberg 0:32, Dog River Howlers – Elsass 38:0, Texas – Dog River Howlers 7:31, Baden-Württemberg – Elsass 28:12.

Halbfinals, Plätze 5 - 8: Niederlande – Elsass 15:21, Paris – Texas 0:27; Plätze 1 – 4: Utah – Dog River Howlers 15:12, Dubai – Baden-Württemberg 7:21.

Finalspiele, um Platz 7: Niederlande – Paris 24:0; um Platz 5: Texas – Elsass 19:5; um Platz 3: Dog River Howlers – Dubai 26:7; um Platz 1: Utah – Baden-Württemberg 22:12.

Fairste Mannschaft: Dog River Howlers; Beste Spielerin: Chloe de Leon (Utah); Beste Punktesammlerin Baden-Württemberg: Soraya Hölzer-Castillo (RG Heidelberg/40 Punkte).


Bildtexte

Die Mädchenauswahl Baden-Württembergs (in Gelb-Schwarz) zeigte auch im Endspiele gegen die Utah Lions eine sehr gute Leistung. Foto: F&S

Tschechiens Jungen (in Schwarz-weiß) gewannen nach 2019 und 2022 zum dritten Mal in Folge den SAS Institute-Cup. Foto: F&S

Sonntag, 11. Juni 2023

11. Juni 2023: 100 Jahre Peter Bach

Zur Erinnerung an meinen Vater

Am 11. Juni 2023 hätte der deutsche Rugby-Nationalspieler Peter Bach, Meisterspieler und Jugendleiter des Sportclub Neuenheim 02 in Heidelberg, seinen 100. Geburtstag gefeiert, wenn er nicht schon am 2. Mai 1988 kurz vor Erreichen des Rentenalters nach langjähriger Krebserkrankung verstorben wäre.

Peter Bach ist am 11. Juni 1923 in Sulz unterm Wald (heute: Soultz-sous-Forets) im Kanton Wissembourg im französischen Département Bas-Rhin als Sohn des Landarztes Dr. Paul Bach und der aus Schlesien stammenden Krankenschwester Elise Bach geboren worden. Als der Junge sechs Jahre alt war, übersiedelte die Familie 1929 nach Heidelberg-Neuenheim und erwarb ein Haus in der Uferstraße 32. Der Vater praktizierte noch einige Jahre in Neuenheim, führte ein christliches Leben und engagierte sich als Gemeinderat in der Johannes-Gemeinde und während der Nazi-Zeit auch als Anhänger der Bekennenden Kirche, was ein zeitweiliges Berufsverbot mit sich brachte. Der junge Peter besuchte die Mönchhofschule und das Gymnasium in der Kettengasse (heute: Helmholtz) und spielte auf der Neckarwiese Schlagball und im SCN Rugby - angeleitet von Franz Hack, dem späteren Vorsitzenden des SCN (1952 - 1954) und des Badischen Rugby-Verbandes (ab 1956).

Im Zweiten Weltkrieg wurde Peter Bach in Russland schwer am rechten Bein verwundet, ein Granatsplitter hatte die Muskulatur über dem Knie zerfetzt, im Lazarett drohte zeitweilig die Amputation. Doch der zum Kriegsende 21-Jährige überlebte, holte das Abitur nach, begann eine Ausbildung als Zahntechniker und half ab 1946, den SCN wieder aufzubauen, der nach der Entnazifizierung eine Lizenz der US-Besatzungsregierung für die Wiederaufnahme des Sportbetriebs erhalten hatte. 1948 spielte der Zweite-Reihe-Stürmer Peter Bach erstmals in der ersten Mannschaft für "Blau-Weiß", wodurch er sich durch einen Testspielsieg über "Rot-Weiß" qualifiziert hatte. Beide SCN-Teams spielten damals in der badischen Oberliga, Blau-Weiß war recht gut und gewann am 22. Mai 1949 auf dem Hans-Hassemer-Platz des Heidelberger Turnvereins durch einen 11:0-Endspielsieg über den SC Germania List die vierte deutsche Meisterschaft des Vereins. Die Mannschaft des französischen Spielertrainers und Spielmachers Jean Batz und des Kapitäns Kurt Helwerth bestand aus 15 Freunden - Auswechseln war noch nicht erlaubt. Peter Bach spielte in der zweiten Sturmreihe neben dem Landwirt Gerhard Voth, der das ganze Team nach großen Entbehrungen in der "schlechten Zeit" mit Obst und Gemüse aufgepäppelt hatte.

1950 gegen den SV 1908 Ricklingen, 1951, 1954 und 1958 jeweils gegen den TSV Victoria Linden spielte Peter Bach vier weitere deutsche Endspiele - ohne Erfolg, und nach einem 0:21 in Frankfurt/Main gegen die überragende Mannschaft dieser Zeit beendete er seine Laufbahn. Er widmete sich fortan seinem Beruf als Monteur, Obermonteur und Montageinspektor bei der Kraftanlagen AG Heidelberg und seiner Familie. 1956 hatte Peter Bach die zahnärztliche Assistentin Erna, geborene Heuser, geheiratet, deren früh verstorbener Vater Sebastian Heuser, ein Malermeister aus der Bleichstraße, 1902 zu den elf Gründern des Sportclub Neuenheim 02 gehört hatte. Da Peter und Erna Bach offenbar gut miteinander konnten, kam ich 1957 zur Welt. An diesem Tag feierte der TSV Handschuhsheim seine erste und bisher einzige deutsche Rugby-Meisterschaft.

Peter Bach, ein begabter Gassenspieler und großer Kämpfer, gehörte zu den besten deutschen Spielern seiner Zeit und wurde von Bundestrainer Heinz Flügge (Hannover) am 2. März 1952 in Hannover gegen Belgien (16:9) in die erste deutsche Nationalmannschaft nach dem Zweiten Weltkrieg berufen. Er bestritt insgesamt sieben Länderspiele: 1954 in Grenoble (3:25), 1955 in Hannover (0:16) und 1956 in Toulon (6:32) gegen Frankreich B, 1954 in Frankfurt/Main (6:6) gegen Spanien, 1956 in Heidelberg (3:12) gegen Italien und zum Abschuss 1956 nochmals in Huy (16:0) gegen Belgien. Peter Bach war mehrfach Kapitän der badischen Auswahl, so bei der Irland-Tournee 1954 und dem Spiel in Dublin gegen den Old Belvedere RFC mit dem irischen Kapitän Tony O'Reilly. 1956 führte er die deutsche Nationalmannschaft als Vizekapitän und Vertreter von Karl Wiegmann (Victoria Linden) nach Großbritannien. Die Ergebnisse waren nicht so schlecht: 0:25 im Arms Park gegen den Cardiff RFC, 8:23 gegen den Birkenhead Park RFC, 0:10 gegen den Swansea RFC und 8:25 in Twickenham gegen den Harlequins FC.

Ab den 1970-er Jahren widmete sich Peter Bach, zunächst als Trainer, dann als Jugendleiter, dem Nachwuchs des SCN. Er formte viele spätere Spitzenspieler, die schon als Kinder und Jugendliche zu deutschen Titelehren kamen. Peter Bach war kein Mensch, der es sich und anderen leicht machte. Als er das Gefühl hatte, der Jugendarbeit werde in seinem Verein Unrecht getan, unterbrach er seine Mitgliedschaft für rund fünf Jahre und betätigte sich als dann neutraler Spielleiter des Nachwuchses im neuen Rugby-Verband Baden-Württemberg (RBW). In Erinnerung sind die Kinderturniere auf der Neckarwiese, als das Jugendrugby boomte und bei den Titelkämpfen der U10-Schüler zum Beispiel Heidelberger Ruderklub V gegen TSV Handschuhsheim III oder Rudergesellschaft Heidelberg II gegen SC Neuenheim III spielten. 

Gegen Ende seines Lebens machte er seinen Frieden mit dem SCN und dem Rugbysport. Nun ruht er auf dem Friedhof in Neuenheim, ganz in der Nähe seiner Sportkameraden Rolf Gross, "Jack" Baumgärtner, Hans Gieding, Werner Langer, Fritz Blank und Rudi Eberle.


Peter Bach als badischer Rugby-Kapitän in Dublin, dem eine Dame als Präsidentin von Old Belvedere begegnete, was Kuno Birk (im Hintergrund) erheiterte. Foto: privat


Peter Bachs letzte Ruhestätte in Neuenheim an seinem 100. Geburtstag. Foto: privat

Toulouse und La Rochelle überlegen

Über die Halbfinals der französischen Rugby-Meisterschaft 

Der 21-malige Meister Stade Toulousain und der europäische Champions Cup-Sieger Stade Rochelais-Atlantique bestreiten am Samstag (17. Juni) um 21 Uhr im Stade de France in St. Denis das Endspiel der französischen Rugby-Meisterschaft. Beide Halbfinals wurden vor jeweils 39 500 Zuschauern im Estadio Anoeta im spanischen San Sebastián ausgetragen, so dass man mit Fug und Recht von einem neutralen Austragungsort sprechen kann.

Rekordmeister Toulouse besiegte Racing 92 Paris mit 41:14 (20:0) Punkten und zeigte ein nahezu fehlerloses Spiel mit fünf Versuchen durch seine Nationalspieler, den linken Außendreiviertel Matthis Lebel, Zweite-Reihe-Stürmer Emmanuel Meafou, Mittelstürmer Alexandre Roumat, den rechten Außendreiviertel Arthur Retiere und Flankenstürmer François Cros. Schlussmann Thomas Ramos hatte mit fünf Erhöhungen aus allen Lagen und zwei Straftritten eine 100-prozentige Kickausbeute. In der ersten Halbzeit hatte Racing Paris so gut wie keine Angriffsbälle und bekam wenige Straftritte nur weit in der eigenen Spielhälfte.

Beim Stande von 34:0 kam Racing, 1892 erster Meister der Geschichte (4:3 vor 2000 Zuschauern gegen den heutigen Hans-Peter-Wild-Klub Stade Français Paris, Schiedsrichter: Pierre Baron de Coubertin), zu seinen ersten Punkten. Die beiden Versuche erzielten Innendreiviertel Gael Fickou und Flankenstürmer Ibrahim Diallo, mit den beiden Erhöhungen traf Schottlands diesmal schwacher Spielmacher Finn Russell. Für Racings langjährigen sportlichen Leiter und Cheftrainer Laurent Travers war das letzte Spiel seiner Laufbahn eine herbe Enttäuschung.

Tags darauf gewann La Rochelle mit dem aus dem VfR Döhren hervorgegangenen deutschen Sportdirektor Robert Mohr und dem irischen Trainer Ronan O'Gara die Union Bègles-Bordeaux mit 24:13 (21:3), die nur einen Strafversuch (7 Punkte) und zwei Straftritte von Verbinder Matthieu Jalibert schaffte. La Rochelle, das noch nie Meister war, erzielte drei Versuche durch Australiens Außendreiviertel Dillys Leyds, Hakler Pierre Bourgarit und Flankenstürmer Paul Boudehent. Der nicht fehlerfreie Kicker Antoine Hastoy, als Spielmacher große Klasse, schaffte mit drei Erhöhungen und einem Straftritt neun Punkte.

Im Endspiel im Norden der Hauptstadt Paris kämpfen die beiden Finalisten um den Bouclier de Brennus, einen zentnerschweren Schild aus Eschenholz, für den der Künstler Charles Brennus 1892 auf Bitten seines Freundes Pierre de Coubertin eine Messingplakette gestaltet hat. Das Original ist im Museum der Fédération Française de Rugby (FFR) in Marcoussis im Süden von Paris ausgestellt, eine 2003 geschaffene detailgetreue Kopie wird von Staatspräsident Emmanuel Macron am Samstag im mit 89 000 Zuschauern ausverkauften Stade de France dem neuen Meister überreicht. Titelverteidiger RC Montpellier-Herrault hat eine schwache Saison gespielt und ist als Tabellenelfter der Top-14-Liga nicht in die entscheidende Saisonphase eingetreten. 

Toulouse bestritt sein erstes Endspiel 1903 vor 5000 Zuschauern und verlor gegen Stade Français Paris mit 8:16. Erstmals Meister wurde Toulouse 1912 vor 15 000 Zuschauern mit 8:6 gegen Racing Paris. La Rochelle, 2015 mit Kapitän Robert Mohr in die Top 14 aufgestiegen, hat zwar 2022 und 2023 die europäische Krone erobert, aber noch keinen nationalen Titel. Ob es diesmal glückt?