Donnerstag, 31. Januar 2019

Vor dem Sechs-Nationen-Turnier im Rugby

Irland ist Titelverteidiger und Favorit

Am 1. Februar2019 um 21 Uhr beginnt das 20. Sechs-Nationen-Turnier der führenden europäischen Rugbyteams, in dem Irland seinen im Vorjahr zum vierten Mal gewonnenen Titel verteidigen möchte. Das Team von Kapitän Rory Best, erneut gecoacht von dem Neuseeländer Joe Schmidt, hat gute Chancen auf den vierten Gesamtsieg, denn die ewigen Konkurrenten England und Frankreich müssen in dieser Saison im Aviva-Stadion von Dublin antreten.
Irland, das 2018 alle fünf Spiele und damit den Grand Slam gewonnen hatte, spielt am Samstag um 18.45 Uhr gegen England, steht in der Weltrangliste auf Platz zwei (91,17 Punkte) hinter Weltmeister Neuseeland (92,54) und möchte im Sechs-Nationen-Turnier den guten Eindruck bestätigen, den die starken Männer von der – im Rugby vereinigten – Grünen Insel im letzten Jahr, unter anderem mit einem 16:9-Sieg über die All Blacks in Dublin, hinterlassen hatten. England ist Vierter im Weltranking. Klar ist, dass der Sieger des Sechs-Nationen-Turniers Mitfavorit auf den Weltmeistertitel sein wird, der vom 20. September bis zum 2. November 2019 mit 20 Nationen in Japan ausgespielt wird. Deutschland ist nicht dabei, da das Team des englischen Trainers Mike Ford nach den vier Qualifikationsrunden 2018 den 21. Platz belegt hatte.

Heute Abend stehen die Franzosen, von Trainer Jacques Brunel wieder einmal neu formiert, im ausverkauften Stade de France an der nördlichen Peripherie von Paris gegen Wales stark unter Druck. Im Vorjahr nach nur zwei Siegen Vierter, sind die Franzosen in der Weltrangliste auf den neunten Platz abgerutscht, nachdem es am 24. November sogar eine 14:21-Heimniederlage gegen Fidschi gegeben hatte. Wales hingegen geht als Vorjahreszweiter ins Turnier, hat einen bärenstarken Sturm und eine pfeilschnelle Dreiviertelreihe. Trainer Warren Gatland, auch ein Neuseeländer, der zu Hause keine Karriere machen konnte und erfolgreich in einer Home Union des Rugbyspiels arbeitet, sieht sein Team so stark, dass die Superkicker Leigh Halfpenny nicht im Kader und Dan Biggar nur auf der Ersatzbank sind. Wales ist Dritter der Weltrangliste (87,24 Punkte).

Am Samstag um 16.15 Uhr ist der Vorjahresdritte Schottland, die Nummer sieben der Weltrangliste (81,84 Punkte), auf seinem Murrayfield in Edinburgh Favorit gegen den sieglosen Vorjahresletzten Italien, das im World Rugby-Ranking auf Platz 15 (72,75 Punkte) zu finden ist.

Die deutsche Nationalmannschaft ist vom Spielniveau der Six Nations zwar noch ein wenig entfernt, bereitet sich aber seit zwei Wochen in Heidelberg intensiv auf die fünf Spiele der Europameisterschaft vor. Am 2. März um 15 Uhr wird das Match gegen Russland, den EM-Zweiten von 2018 und WM-Teilnehmer 2019, im Heidelberger Fritz-Grunebaum-Sportpark stattfinden. Eintrittskarten im Vorverkauf gibt es unter www.adticket.de. Am Montag um 14 Uhr bekommt die deutsche Fünfzehn in ihrem Heimstadion Besuch von „Bill“, dem Rugby-Weltcup. Die goldene Trophäe wird auch von den Talenten der Heidelberger Vereine willkommen geheißen.

Das Sechs-Nationen-Turnier 2019
1. Spieltag, heute, 21 Uhr: Frankreich - Wales (Stade de France, St. Denis);Samstag, 16.15 Uhr: Schottland - Italien (Murrayfield, Edinburgh); 18.45 Uhr:Irland - England (Aviva Stadium, Dublin).
2. Spieltag, Samstag, 9. Februar, 16.15 Uhr: Schottland - Irland; 17.45 Uhr:Italien - Wales (Olympiastadion, Rom); Sonntag, 10. Februar, 17 Uhr: England - Frankreich (Home of Rugby, Twickenham).
3. Spieltag, Samstag, 23. Februar, 15.15 Uhr: Frankreich - Schottland; 18.45 Uhr: Wales - England (Principality Stadium, Cardiff); Sonntag, 16 Uhr: Italien - Irland.
4. Spieltag, Samstag, 9. März, 16.15 Uhr: Schottland - Wales; 18.45 Uhr:England - Italien; Sonntag, 10. März, 17 Uhr: Irland - Frankreich.
5. Spieltag, Samstag, 16. März, 13.30 Uhr: Italien - Frankreich; 16.45 Uhr:Wales - Irland; 19 Uhr: England - Schottland. - Alle Spiele live bei France 2, BBC und ITV.

Mittwoch, 30. Januar 2019

Zur Handball-Weltmeisterschaft 2019 in Deutschland

Handball ist anders

Obwohl es gegenwärtig ziemlich kalt ist, was der Winter in der guten alten Zeit übrigens häufiger war, habe ich meinen Papagei um einen Rundflug nach Berlin, Köln und Hamburg gebeten, um von oben herab, quasi mit unverstelltem Blick, zu überprüfen, ob es bei der Handball-Weltmeisterschaft wirklich so mitreißend zugeht, wie es die fröhlichen Reporter von ARD und ZDF immer behaupten und Tillmann, unser Mann vor Ort, hartnäckig bestätigt. Mein Papagei, liebe Leserin, lieber Leser und liebes Leserlein, hat also sein Wintergefieder aufgeplustert, ist hurtig losgeflogen und gibt folgenden Lagebericht:

Es seien vor und in den Hallen mehr Zuschauer als Polizisten, was erstaunlich sei, weil wir vom Fußball und insbesondere von den sogenannten Hochrisikospielen ganz anderes gewohnt sind. Wenn beispielsweise der Karlsruher SC gegen die Sportfreunde vom 1. FC Kaiserslautern spielt, sind 22 Spieler und ein Schiedsrichter auf dem Platz, rund 25 000 mehr oder weniger normale Menschen als Zuschauer auf den Rängen und zwei Tausendschaften Ordnungshüter im und vor dem Stadion, die den Verkehr regeln, stundenlang in die Fan-Blocks starren und nach dem Spiel eine ganze Nacht lang mit den „Ultras“ beider Klubs Fangen im Wildpark spielen. Beim Handball sind pro Spiel kaum hundert Beamte engagiert. Sie müssen auch nicht rennen und jagen, sondern stehen aufmerksam herum und gucken ab und zu mal in einen Rucksack. An den Eingängen werden die Zuschauer von Ordnern abgetastet, Männer seltsamer Weise gründlicher als Frauen, obwohl Adam schon im Paradies erfahren musste, dass vom Weibe gar manche Gefahr ausgeht.

Die Zuschauer der Handball-WM seien völlig harmlos, berichtete mein Papagei aus der deutschen Hauptstadt, wo zwar insgesamt viele Fahrzeuge mit Blaulicht unterwegs seien, in denen aber keine Handballer, sondern meistens Politiker führen, die eilig auf dem Weg zum Feierabend-Cocktail in der saudischen Botschaft sind. Dort könne man jeden Abend ein paar Waffen verscherbeln.

In der Mercedes-Benz-Arena aber wird nicht einmal Pyrotechnik gezündet – wohl weil das Handball-Publikum weiß, dass man mit Bengalischen Feuern und bunten Leuchtraketen Mitmenschen gefährdet und keine Spiele gewinnen kann. Diese unbestreitbaren Tatsachen haben sich unter Fußball-Fans noch nicht ganz herumgesprochen.

Zur Freude meines Papageis waren weder in Berlin noch in Köln Spruchbänder zu entdecken, auf denen Dietmar Hopp im Fadenkreuz abgebildet ist. Das ist insofern erstaunlich, dass die Domstadt ja nicht so sehr weit von Dortmund entfernt ist. Außerdem strebt der Kölsche Karneval seinen tollsten Tagen entgegen, an denen auch an und für sich vernünftige Menschen allerlei Unfug umtreibt. Aber nein: Hopp steht nicht im Fadenkreuz der Handball-Anhänger, vielleicht auch deshalb, weil seine Familie so viele löwenhafte Nationalspieler alimentiert, die sich in die Herzen der schwarz-rot-goldenen Fans gekämpft haben.

Am meisten hat meinen Papagei der Gesang der deutschen Spieler beeindruckt, die mit den 19 250 Fans in der Lanxess Arena einen riesigen Chor gebildet und die dritte Strophe von Hoffmann von Fallerslebens „Lied der Deutschen“ so inbrünstig in die TV-Mikrofone gesungen haben, dass man zu Hause auf der Couch ahnen konnte, welche stärkende und vom Lampenfieber befreiende Wirkung es für Leistungssportler hat, gemeinsam die Nationalhymne zu schmettern. „Das hat nichts mit Nationalismus zu tun, das ist einfach nur schön“, findet mein Papagei, der einen gewissen Heiner Brand auf der Tribüne beobachtet hat und sah, wie dem letzten Weltmeistertrainer vor Ergriffenheit der Schnorres wackelte.

Aufgespießt in der RNZ vom 26. Januar 2019