Sonntag, 28. April 2024

Heidelberg hat 89 Meistersportler

Beste Stimmung bei der Sportlerehrung im Olympiastützpunkt – Beate Biazeck, Bernd Bockmeyer und Manfred Schückler sind „Förderer des Sports“

Von Claus-Peter Bach

Heidelbergs Sportkreis-Vorsitzender Gerhard Schäfer begann die gemeinsame Sportlerehrung von Stadt und Sportkreis mit einem flotten Spruch, indem er den seit 2006 bei dieser  traditionellen Veranstaltung bewährten Moderator Frank Schuhmacher so vorstellte: „Er ist inzwischen Rektor einer Schule und dennoch ein anständiger Mensch.“ Mit seinem Humor gab der Oberstudienrat im Ruhestand den Ton bei der rund zweistündigen Ehrungsgala in der schmucken OSP-Boxhalle vor, in der rund 250 Gäste einen Abend erlebten, den das Saxofon-Quartett „Famdüsax“ mit schwungvollen Rhythmen eröffnete, die U19- und U22-Nationalkader-Boxer, die 2028 bei Olympia in Los Angeles ihren Leistungshöhepunkt erreichen wollen, mit Bundestrainer Vladimir Pletnev ihr beachtliches Können im Ring demonstrierten und bei dem Oberbürgermeister Eckart Würzner, Gerhard Schäfer und Sportamtschef Gert Bartmann erfreulich kurze Reden hielten.

Würzner betonte in Anwesenheit der Stadträtin Marliese Heldner und ihrer Kollegen Waseem Butt, Matthias Kutsch, Nicolá Lutzmann, Adrian Rehberger, Michael Rochlitz, Christoph Rothfuß, Bülent Teztiker und Bernd Zieger, wie wertvoll der überwiegend ehrenamtlich organisierte Leistungssport in den Heidelberger Vereinen sei, „denn er schafft Vorbilder für die gesamte Stadtgesellschaft und hebt diejenigen Sportlerinnen und Sportler heraus, die sich in Training und Wettkampf besonders angestrengt haben. Auf unsere Meisterinnen und Meister können wir stolz sein!“, rief Würzner in die Halle, der wissen ließ, dass die Stadt Heidelberg 2023 rund 2,9 Millionen Euro zur Unterstützung der Sportvereine ausgegeben hat. Nicht wenige Zuhörer wissen aber, dass das angesichts der neuen Aufgaben, die Übungsleitende der Heidelberger Vereine ab 2026 im schulischen Ganztag übernehmen sollen, viel zu wenig Geld sein wird.

Stadt und Sportkreis Heidelberg zeichneten 89 Meisterinnen und Meister aus 14 Sportarten aus, einen mehr als im Vorjahr. Besonders erfolgreich waren wieder die Schwimmer des SV Nikar als deutscher Mannschaftsmeister und mit nationalen Champions in vielen Einzellagen, die Fechter der TSG Rohrbach, die im Blindenschach, Gehörlosen-Skisport und Gehörlosen-Schießen siegreichen Behindertensportler, die Rugbyspielerinnen des Heidelberger Ruderklub, die Siebenerrugby-Spieler der Rudergesellschaft Heidelberg sowie die WSC-Wassersportler, HTV-Turnerinnen und TSG-78-Leichtathleten, die mit Felix Trogisch den deutschen 400-m- und 400-m-Hürdenmeister der Altersklasse 35 stellten.

Nicht weniger als acht Senioren der TSG 78 haben im letzten Jahr das Goldene Sportabzeichen zum wiederholten Mal gewonnen, wobei für Margarete Heiler, Gabriele Müller (40-mal erfolgreich), Theo Fischer (50-mal) und den unverwüstlichen Wilfried Bechtel, der die Sportabzeichen-Prüfungen seit 60 Jahren alljährlich absolviert, besonders heftiger Applaus aufbrandete. Schließlich wurden Beate Biazeck von Onko-Aktiv, Bernd Bockmeyer als Meisterturner des TSV Pfaffengrund und Manfred Schückler als ehemaliger Handball-Torjäger und langjähriger Vorsitzender des TSV Handschuhsheim auf Beschluss des Sportauschusses der Stadt zu „Förderern des Sports“ ernannt.

Die von einer Expertenjury vorgenommene Wahl der „Sportler des Jahrers 2023“ brachte folgendes Resultat, Sportlerin: 1. Lisa Gutfleisch (HRK-Rudern), 2. Irina Schönberger (OSP-Boxerin), 3. Kim Herkle (OSP-Schwimmerin); Sportler: 1. Lennart Sass (Judoka des JT Heidelberg/Mannheim, für die Paralympics 2024 in Paris qualifiziert), 2. Nico Guldan (Golfer des GSV Heidelberg), 3. Niklas Stechele (OSP-Ringer); Team: 1. SV Nikar-Schwimmer, 2. RGH-Siebenerrugbyspieler, 3. Degen-Damen der TSG Rohrbach; Senioren: 1. Lars Kalenka (Nikar-Schwimmer), 2. Henning Wirth (Degenfechter der TSG Rohrbach), 3. Thomas Henrichs (Volleyballer der TSG Rohrbach).  

Als der USC Heidelberg deutscher Basketball-Meister war

In den 1970-er Jahren waren die Korbjäger als Amateure eine Macht

In den 1970-er Jahren schrieben zwei Heidelberger Sportvereine ganz fette Schlagzeilen. Die Rugbyspieler des Heidelberger Ruderklub begeisterten 1971, 1973 und 1976 mit den deutschen Meisterschaften und den Trainern Martin Schuster, Aurel Barbu und Karl Lachat sowie mit den Pokalsiegen 1973 und 1976 die Fans des ovalen Balles, während die Korbjäger des USC Heidelberg zwei deutsche Meisterschaften, drei Vizemeisterschaften und zwei Pokalerfolge feierten und eine ganze Stadt in Basketball-Fieber versetzten.

„Es waren schöne Jahre. Wir waren zwar reine Amateure, aber wir waren erfolgreich und eine verschworene Gemeinschaft. Bis heute sind wir Freunde“, erinnert sich Wolfgang Lachenauer (75). Der noch immer aktive Rechtsanwalt, der „Die Heidelberger“ 26 Jahre lang im Gemeinderat seiner Heimatstadt vertrat, war am 24. März 1973, als der USC im Bundesleistungszentrum seine achte deutsche Meisterschaft erkämpfte, Kapitän der Heidelberger Korbjäger, die ihre ersten sieben Meistertitel von 1957 bis 1962 und 1966 mit den Trainern Anton Kartak, Kurt Siebenhaar und Theodor Schober errungen hatte.

Nachdem das USC-Team des US-amerikanischen Trainers Dick Stewart, eines Lehrers an der Heidelberger Highschool, die Bundesliga Süd hinter dem MTV Gießen und dem USC München auf dem dritten Tabellenplatz abgeschlossen hatte, folgten in der Endrunde fünf Siege in sechs Spielen. In den Halbfinals entthronte der USC den Titelverteidiger TuS Leverkusen mit 64:52 und 70:60. Vor Saisonbeginn war der Mainzer Nationalcenter und Olympia-Teilnehmer Dietrich Keller von Leverkusen nach Heidelberg gewechselt, weil ihm der USC einen attraktiven Arbeitsplatz bei Boehringer in Mannheim vermitteln konnte. Die erneute Endspiel-Teilnahme signalisierte dem 2,09 Meter großen Brettcenter, dass er die richtige Entscheidung getroffen hatte.

Dick Stewart hatte die erste Saisonhälfte darauf verwendet, mit seinen Spielern Kondition zu bolzen. „Das war unmenschlich. Oft waren wir nach den Trainings so groggy, dass wir uns unter der Dusche hinlegen musste“, erinnert sich Didi Keller (80), „doch unsere physische Stärke war in den Endspielen vielleicht unser Plus“, sagt Wolfgang Lachenauer. Die Center Christoph Staiger und Dietrich Keller, der nach dem Urteil seiner Freunde „überragende Spielmacher“ Hans Riefling und die Guards Wolfgang Lachenauer und Hilar Geze, der aus der damaligen Tschechoslowakei gekommen war, bildeten beim 70:70 in Gießen die Startformation des USC. Vizekapitän Detlef Schöpf, Friedhelm Berres, Walter Fuchs, Horst Herrmann, Walter Wieland, Armin Zimmermann und der aus den USA gekommene Brasilianer George Weston, der bereits vor Jahren verstorben ist, vervollständigten ein Team, das im Rückspiel vor über 2000 Zuschauern die stärkeren Nerven hatte und mit 71:70 Match und Titel gewann.

Leib an Leib, eng gedrängt wie Ölsardinen in der Dose, standen die Fans in der erst im Vorjahr eingeweihten BLZ-Halle. Unter den Zuschauern jubelte der Multisportler Kuno Birk, den sie schon zu Lebzeiten „Der Legendäre“ nannten und der, weil in der überfüllten Halle Rauchverbot herrschte, an seiner Zigarre vor Aufregung so heftig knabberte, dass bei der Schlusssirene die dicke Havanna vollständig aufgegessen war. Riefling hatte 26 Punkte zum Sieg beigetragen, Geze 18 und Keller 12, und nach der kleinen Kabinenfeier ging die ganze Mannschaft ins obere Foyer des BLZ, wo die Vereinsführung ein kalt-warmes Büffett aufgebaut hatte. „Als wir kamen, hatten die Ehrengäste schon alles aufgegessen“, schmunzelt Didi Keller – denn dem Meisterteam blieb nichts anderes übrig, als auf „große Tour“ zu gehen: Erst zum Essen in den Weißen Stein, dann in den Reichsapfel, den Bierbrunnen und die Tangente, wo die kleineren Spieler auf den Polstersitzen tanzten und dennoch kaum größer waren als Christoph Staiger und Didi Keller.

Nach diesem Titelgewinn sorgten Riefling und Keller, denen berufstätige Menschen das Training einfach zu hart war, für einen Trainerwechsel. Der neue Chef hieß Hans Leciejewski, der 1966 mit dem USC Basketball-Meister und 1969 mit der SG Leutershausen deutscher Feldhandball-Meister gewesen war. Mit dem 15-maligen Nationalspieler, an dessen Seite der umsichtige und bienenfleißige Basketball-Abteilungsleiter Dieter Joseph eine prägende Bedeutung erhalten sollte, wurde der USC 1974 (54:67 und 64:70 in den Endspielen gegen den SSV Hagen) und 1975 (69:84 und 67:56 gegen Gießen) zwei Mal Vizemeister, ehe nach einem vierten Rang 1976 in der einteiligen Bundesliga 1977 der neunte Meistertitel und der erste Pokalerfolg gelangen.

Bereits im Sommer 1974 war der damals 21-jährige Nationalspieler Harald Rupp aus Osnabrück nach Heidelberg gewechselt, „weil ich hier einen sicheren Jura-Studienplatz erhalten habe. Die Ausbildung und der Beruf waren uns ebenso wichtig wie der Sport“, sagt der 71-jährige Rechtsanwalt, der fortan mit Hans Riefling ein geniales Playmaker-Pärchen bildete. Der aus Wolfenbüttel gekommene Deutsch-Amerikaner Wolfgang Fengler und Didi Keller herrschten 1976/77 unter den Körben, Rainer Frontzek (aus Leverkusen), der US-Soldat Hershel Lewis, Jochen Schmitt, Hans Niklas (aus München) und der mit offenem Haupthaar über das Parkett wieselnde Hans-Peter „Lukas“ Kaltschmitt trafen häufig aus der Distanz, und Bernd Kimpel (aus Langen), Hans-Joachim Strüven und Michael Vogel, dessen Sohn Alex heute Manager der MLP Academics ist, ergänzten das Doppelmeister-Team.

Die Heidelberger schlossen die Bundesliga-Hauptrunde und die Endrunde der besten sechs Vereine jeweils auf Platz eins ab, Vizemeister wurde Leverkusen vor Gießen und Hagen. Rainer Frontzek belegte unter den besten deutschen Korbjägern mit 213 Punkten Platz fünf vor Hershel Lewis mit 210 Punkten als Sechster. Nach dem letzten Endrundenspiel, einem 90:77 gegen Hagen – Center Keller war mit 24 Punkten Topscorer – ging es geschlossen in den Bierbrunnen, wo der Wirt Hans Eitel häufig zwischen Tresen und Fassanstich im Keller hin und her sprinten musste. Und die Fans waren mittendrin und nicht nur bei den Spielen dabei…

In den Pokalendspielen legte der USC einen 88:70-Heimsieg gegen Leverkusen vor, ehe die Rheinländer das Rückspiel mit 87:72 gewannen und die Heidelberger den Pott mit 160:157 holten. Hatte der Berghausener Roland Geggus (+ 2011), der spätere Präsident des Deutschen Basketball-Bundes, schon ab 1976 als Assistent von „Lambi“ Leciejewski (+ 2017) gewirkt, so führte er den USC 1978 als Cheftrainer zur deutsche Vizemeisterschaft hinter dem MTV Gießen, während es in den beiden Pokalendspielen gegen den SSV Hagen erneut ganz knapp wurde: Heidelberg gewann zuhause dank der 22 Punkte des US-Amerikaners Mark Veenstra und der 20 Punkte Wolfgang Fenglers mit 78:69, während im Rückspiel die Hagener mit 90:82 siegten. Mit 160:159 gewann der USC zum zweiten Mal den DBB-Pokal, obwohl Riefling, Keller und Lewis nicht mehr dabei waren. 1979 folgte Bundesliga-Platz sechs, 1980 der Abstieg in die 2. Liga.   

Dienstag, 23. April 2024

Eckart Würzner geht in seine siebte Amtszeit

Der Heidelberger OB bleibt Vorsitzender der Sportregion Rhein-Neckar, die 20. Jubiläum feiert

Der Heidelberger Oberbürgermeister Professor Dr. Eckart Würzner wurde am Montagabend in der Mannheimer SAP Arena erneut zum Vorsitzenden der Sportregion Rhein-Neckar gewählt. Der 62-Jährige erhielt bis auf eine Enthaltung alle Stimmen der anwesenden 70 Mitglieder des Vereins und geht mit kräftigem Rückenwind in seine siebte zweijährige Amtszeit.

Die Mitgliederversammlung wählte den Mannheimer Bürgermeister Ralf Eisenhauer, Gregor Greinert als Geschäftsführer des Unternehmens Alugha.com, Professor Dr. Henning Plessner als geschäftsführenden Direktor des Instituts für Sport und Sportwissenschaft der Universität Heidelberg und Rudolf Storck, den Präsidenten des Sportbundes Pfalz, als Vizepräsidenten sowie den Heidelberger Sportkreis-Vorsitzenden Gerhard Schäfer als Schatzmeister in den geschäftsführenden Vorstand, der von einem 18-köpfigen erweiterten Vorstand mit Repräsentanten aus Vereinen, Sportkreisen, Sportbünden, Städten und Gemeinden sowie Wirtschaftsunternehmen aus Nordbaden, Südhessen und der Pfalz beraten und unterstützt wird. Prominenteste Mitglieder des erweiterten Vorstandes sind Ludwigshafens Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck und Mandy Rupp (Mannheimer HC) als Vertreterin der AOK-Gesundheitskasse, die unter ihrem Mädchennamen Mandy Haase 2004 in Athen Hockey-Olympiasiegerin war.

Am 16. November wird die 2004 auf dem Hockenheimring gegründete Sportregion Rhein-Neckar 20 Jahre alt. Deshalb wird die am 21. Oktober im Mannheimer Rosengarten stattfindende SportAward-Nacht (Tickets gibt es bereits unter der Hotline 0351 – 30708010 oder im Internet unter www.sportawardrheinneckar.de) auch zu einem stilvollen Jubiläumsfest, bei dem die besten Athletinnen und Athleten der Region im Mittelpunkt stehen und geehrt werden. Zwei Vorstandsmitglieder sind übrigens seit 2004 dabei: Ehrenpräsident Heinz Janalik vom Badischen Sportbund Nord und Gerhard Schäfer.

Dieser erhielt großen Beifall und ein dickes Lob der Kassenprüfer Gert Bartmann (Heidelberg) und Wolfgang Köllner (Ludwigshafen) für eine einwandfreie Kassenführung und ein tadelloses Ergebnis, denn 2023 haben die Einnahmen des Vereins den Planansatz um 4000 Euro übertroffen, während die Ausgaben um rund 20.000 Euro geringer ausgefallen waren. Dies führte dazu, dass der Kassenbestand auf 162.661 Euro angeschwollen ist, was die Mitglieder dazu bewog, dem Vorstand Entlastung zu erteilen und den Haushaltsplan 2024 mit Einnahmen in Höhe von 180.000 Euro und Ausgaben von 197.000 Euro einstimmig zu genehmigen.

Waren zuletzt die Faustball-WM und die Handball-EM der Männer in Mannheim sowie die Handball-Länderspiele der Frauen in Heidelberg die sportlichen Höhepunkte in der Region, so wird in diesem Jahr die Weltmeisterschaft im Tauziehen am Mannheimer Alsenweg eine Attraktion werden. In den Mannschaftssportarten mit 72 Erstligisten der Frauen und Männer ist die Sportregion Rhein-Neckar besonders stark.

In wenigen Wochen wird die Sportregion ihr von der regionalen Wirtschaft gefördertes „Team Paris“ zu den Olympischen und Paralympischen Spielen vom Rhein und Neckar an die Seine entsenden. Wie Daniel Strigel, der Leiter des Olympiastützpunkts MRN, erklärte, wird das „Team Paris“ diesmal 30 plus X Athletinnen und Athleten umfassen. 

Mitglieder-Allzeithoch im Badischen Sportbund Nord

Der Hauptausschuss votierte einstimmig für eine moderate Beitragserhöhung

Der Hauptausschuss des Badischen Sportbundes Nord (BSB) mit seiner Zentrale in Karlsruhe - das sind neben den Repräsentanten der 53 Fachverbände die Vorsitzenden der neun nordbadischen Sportkreise, die Mitglieder des Präsidiums und die Sportjugend - hat am 9. April 2024 eine erfreuliche Nachricht erhalten. Der erkrankte und deshalb elektronisch zugeschaltete Präsident Gert Rudolph berichtete der Versammlung, dass die Bestandserhebung zum 1. Februar 2024 ein Mitglieder-Allzeithoch von 815.790 Mitgliedern in den nordbadischen Sportvereinen ergeben hat. Das sind 27.841 oder 3,55 Prozent mehr Mitglieder als 2023.

Rudolph stellte fest, dass die Arbeit des Präsidiums nach einem Strategietag im November 2022 unter dem Motto "Vereine stärken" planmäßig in vier Themenfeldern voranschreitet: Energetische Transformation der Vereinseinrichtungen, Verbesserung und Vereinheitlichung der Sportförderung in den drei Sportbünden des Bundeslandes, vernetzte Vereinsentwicklung und Stärkung des Ehrenamtes - und auf allen vier Feldern haben der BSB in seine Mitarbeitenden im Ehren- und Hauptamt erhebliche Fortschritte erzielt. So wurde ein Architekt eingestellt, der die Vereine zu klimatischen Verbesserungen berät, ein anderer neuer Mitarbeiter wirkt an der Schnittstelle zwischen BSB und den neun Sportkreisen in Karlsruhe, Pforzheim, Bruchsal, Mannheim, Heidelberg, Sinsheim, Mosbach, Buchen und Tauberbischofsheim.

Der BSB Nord hat 2023 gut gewirtschaftet und bei Einnahmen von 4,631 Millionen Euro (plus 1,84 Prozent zum Planansatz) und Ausgaben von 4,414 Millionen Euro (minus 2,94 Prozent) einen Überschuss in Höhe von 217.364 Euro erwirtschaftet, der zur energetischen Dachsanierung und für eine Photovoltaikanlage am Haus des badischen Sports verwendet wird. Außerdem wird in Ladesäulen für Elektroautos investiert. An Sportfördermitteln des Landes konnte der BSB Nord insgesamt 14,764 Millionen Euro verteilen. Die Fachverbände erhalten nach Beschluss durch den Hauptausschuss auch 2024 eine Million Euro für ihre sportlichen Lehrgänge und 1,429 Millionen Euro aus dem für Nordbaden typischen Rückfluss von Beiträgen der Vereine. Außerdem werden die Erträge aus der Glücksspirale in voller Höhe an die Fachverbände verteilt, wie Finanz-Vizepräsident Bernd Kielburger (Königsbach-Stein) sagte.

Der Hauptausschuss unter der Leitung von Bildungs-Vizepräsident Gerhard Schäfer (Heidelberg) beschloss nach zehn Jahren einstimmig eine moderate Erhöhung der Mitgliedsbeiträge. So zahlen Vereine ab 2025 für Kinder bis 14 Jahre 2,02 Euro, für Jugendliche bis 18 Jahre 3,82 Euro und für Erwachsene 4,62 Euro - pro Jahr und inklusive der Sportversicherung und der Beiträge an den LSV Baden-Württemberg und den Deutschen Olympischen Sportbund. Die Zeitschrift "Sport in BW" wird es einem Beschluss des BSB-Präsidiums zufolge ab 2025 ausschließlich als E-Paper geben. Die gedruckte Version wird aus Kostengründen eingestellt.

Samstag, 30. März 2024

Auch das wird die Koalition versemmeln

Zum ersten Mal seit dem 20. Mai 2006, als der Deutsche Sportbund in der Frankfurter Paulskirche mit dem Nationalen Olympischen Komitee zum Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) verschmolzen wurde, herrscht völlige Einigkeit. Die Präsidierenden aller 16 Landessportbünde und die Spitzen aller 68 Sportverbände haben sich mit der DOSB-Führung um Thomas Weikert solidarisiert und den Referentenentwurf des Bundesinnenministeriums für ein Sportfördergesetz zurückgewiesen. „Die Landessportbünde nehmen mit großer Sorge wahr, dass die zentralen sportpolitischen Großprojekte der Bundesregierung vor dem Scheitern stehen“, heißt es in einer Streitschrift, die die Regierungsparteien deutlich kritisiert. .

Die Kritikpunkte: Der Entwurf des Sportfördergesetzes verfehlt die im November 2021 von der Ampel-Koalition formulierten Ziele, der Entwicklungsplan für den Sport und die Ausweitung der Offensive für Investitionen in Sportstätten der Kommunen und Vereine sind gescheitert, Planungssicherheit in der Sportförderung, wie sie Baden-Württemberger durch die vier Solidarpakte seit vielen Jahren genießen, wird nicht erreicht, und die Verteilung der Steuergelder soll durch eine Agentur erfolgen, deren Einrichtung alleine 4,5 Millionen Euro pro Jahr kosten soll und die neben dem Geldgeber BMI und dem prüfenden Bundesverwaltungsamt noch mehr Bürokratie erzeugen wird. Der DOSB schließlich wird seine Gutachterrolle einbüßen und zumindest im Spitzensport überflüssig. 

Nachdem eine vor zehn Jahren von der Politik und dem Sport gefeierte Spitzensportreform krachend gescheitert ist und seither bei Olympischen Spielen, Welt- und Europameisterschaften nicht mehr, sondern deutlich weniger Erfolge deutscher Athletinnen und Athleten erreicht wurden, wollten die Sportfunktionäre und ihre politischen Förderer nun endlich, endlich an einem Strang und in die gleiche Richtung ziehen, um im internationalen Vergleich nicht völlig in der Bedeutungslosigkeit zu versinken. Nachdem ein Aufwuchs der staatlichen Fördermittel auf rund 300 Millionen Euro – „das sind kaum 0,015 Prozent des Bundeshaushalts“ (wie mein Papagei durch rasches Kopfrechnen herausgefunden hat), weder zu einer signifikanten Vermehrung von Trainings und Vorbereitungswettkämpfen und noch weniger zu einer anständigen Besoldung von Trainerinnen und Trainern geführt hat, sondern zu einer Personalexplosion in den Verbandszentralen, war es höchste Zeit, entschieden umzusteuern. „Sollen künftig Bürohengste die hohen sportlichen Hürden überwinden?“, hat mein Papagei schon 2016 gefragt.

Thomas Weikert fordert „erhebliche Nachbesserungen“, Trainer-Gewerkschafter Holger Hasse hat einen „tiefen Rückschlag“ ausgemacht und denkt an Streik, und die Landessportbünde sehen alle angepeilten Ziele als gescheitert an: „Die ressortübergreifenden Ziele des Sports wurden nicht genutzt“.

Die Politiker der Ampel sind pikiert und reagieren mit der Androhung von Mittelkürzungen. „Wir geben nicht 300 Millionen Euro in eine Black Box“, sagte ein FDP-Abgeordneter der FAZ und zeigt damit seine ärgerliche Unkenntnis der Materie. Denn schon immer mussten die Zuschussempfänger jeden Cent zur Förderung ihrer sportlichen Maßnahmen durch aufwändige Verfahren beantragen und die Verwendung peinlich genau nachweisen. „Eine Black Box ist der Politikbetrieb, der Sport hingegen leidet unter einer überbordenden, ganz und gar sinnlosen Bürokratie“, weiß mein Papagei und erhält deutlich mehr Zustimmung als die FDP. 

Sonntag, 17. März 2024

Eine Katastrophe

Deutschland verliert das Spiel um Platz fünf der Rugby-EM gegen die Niederlande mit 0:45

Die deutsche Rugby-Nationalmannschaft belegt in der Europameisterschaft 2023/24 den sechsten Platz, hat damit den Klassenverbleib in der Division 1 – mit einem Sieg und vier Niederlangen – geschafft und darf 2025 an der Qualifikation zur Weltmeisterschaft 2027 in Australien teilnehmen. Das waren am 17. März 2024 eine ganze Menge guter Nachrichten für eine Mannschaft, die eigentlich den schwärzesten Tag in ihrer jüngeren Geschichte erlebte. Denn am Finaltag der EM in Paris mussten die Deutschen im Spiel um Rang fünf gegen die in allen Belangen dieses Sports haushoch überlegenen Niederlande eine 0:45 (0:24)-Niederlage hinnehmen.

Nur rund 1500 Zuschauer hatten sich im schicken Stade Jean Bouin am Rande des Bois de Boulogne eingefunden. Die etwa 200 Fans mit ihren schwarz-rot-goldenen Kappen und Schals hatten die kostspielige Reise in die französische Hauptstadt, den Sitz von Rugby Europe (RE), auf sich genommen und gehofft, dass sich die Fünfzehn von Nationaltrainer Mark Kuhlmann (Heilbronn) besser präsentieren würde als bei der 13:39-Vorrunden-Niederlage am 18. Februar in Amsterdam. Das Gegenteil war der Fall. Den Deutschen, die auch das Pech hatten, mit Zweite-Reihe-Stürmer Cameron Lindsay (7. Minute) und Außendreiviertel Felix Lammers (34.) zwei starke Kräfte früh durch Verletzungen zu verlieren, gelang über 80 Minuten nichts, wirklich gar nichts.

Die Partie begann mit einem Doppelschock, als Spielmacher Edoardo Stella zwei Straftritte neben das niederländische Goal trat, die man im Fußball als Elfmeter ohne Torwart bezeichnen würde, und sie endete mit dem dreifachen Versagen der Stürmer, die in der Nachspielzeit bei zweifacher numerischer Überlegenheit nicht in der Lage waren, das auf Ballgewinnen an der Gasse folgende Paket über die holländische Mallinie zu drängen. So blieb es bei null Punkten auf der Habenseite.

Die Niederländer hingegen nutzten ihre kämpferische Überlegenheit und ihre spielerische Klasse zu sechs Versuchen durch Innendreiviertel Reinhardt Fortuin (14.), Gedrängehalb Pieter Schoonraad (28.), Kapitän und Zweite-Reihe-Koloss Koen Bloemen (40.) sowie Außendreiviertel Bart Wierenga, dem in der 48., 63. und 66. Minute ein lupenreiner Hattrick gelang. Linksfuß Fortuin traf mit allen sechs Erhöhungen und einem Straftritt auch aus den schwierigsten Winkeln zum Goal und besorgte so weitere 15 Punkte.

Der deutschen Mannschaft, die allenfalls zehn Prozent Spielanteile besaß und sich fast immer in der Defensive befand, ist es weder mit den Stürmern und schon gar nicht mit der Dreiviertelreihe gelungen, die Vorteilslinie zu überwinden. Allenfalls die unermüdlichen Stümer Mika Tyumenev und Justin Renc zeigten die von ihnen gewohnte gute Leistung.

Auch die sechs führenden europäischen Rugby-Nationen haben ihr Turnier beendet. Irland hat seinen Meistertitel und die silberne Six Nations Trophy mit vier Siegen und einer Niederlage verteidigt. Zum Schluss gelang dem Team des englischen Trainers Andy Farrell ein 17:13 (7:6)-Sieg über Schottland, das seinen Versuch durch Innen Huw Jones aber erst zwei Minuten vor Schluss erzielte. Bis dahin hatte 100-Prozent-Kicker Finn Russell die schottischen Hoffnungen am Leben gehalten. Die Iren lagen ab der 13. Minute stets in Führung und erzielten zwei Versuche durch Hakler Dan Sheehan und Sturmpfeiler Andrew Porter. Jack Crowley erwies sich mit sieben Kickpunkten als würdiger Nachfolger von Rekord-Punktesammler Jonathan Sexton.

Turnierzweiter wurde wie im Vorjahr Frankreich durch einen 33:31 (16:10)-Sieg in Lyon gegen England, das noch mit 30:31 führte, als die Stadionuhr das Ende der Spielzeit anzeigte. Allerdings begingen die Engländer in der letzten Szene ein Abseits, weshalb Frankreichs großartiger Spielmacher Thomas Ramos noch einmal zum Goal kicken durfte. Der Schlussmann von Meister Toulouse traf aus 50 Metern, von der Mittellinie, zum umjubelten Endstand. Er fügte den drei Versuchen von Nolann Le Garrec, Léo Barré und Gael Fickou 18 Kickpunkte hinzu. Die Engländer legten sogar vier erhöhte Versuche, erhielten aufgrund der disziplinierteren Spielweise der Franzosen aber weniger Straftritte.

Italien besiegte nach Schottland auch Wales, triumphierte in Cardiff mit 24:21 und wurde erstmals der der Geschichte nicht Letzter des Turniers. Das knappe Resultat täuscht darüber hinweg, wie gut die Fünfzehn des argentinischen Trainers Gonzalo Quesada wirklich war, denn Wales erzielte 14 Punkte erst in der Nachspielzeit.     

Deutschland: Smeed (Bristol University) – Cameron McDonald (British Army), Rodwell (SC Frankfurt 1880, 48. Soteras Merz/RG Heidelberg), Leo Wolf (Frankfurt), Lammers (SC Neuenheim, 34. Zinzan Hees/RK Heusenstamm) – Stella (Frankfurt), Michael McDonald (British Army, 70. Piosik/Hannover 78) – Renc (TSV Handschuhsheim), Henn (Frankfurt, 65. Bachofer/SCN), Ball (Watsonians FC) – Lindsay (ohne Verein, 7. Frauenfeld/Handschuhsheim), Rayan (Frankfurt) – Zymvragos (Frankfurt, 59. Daniel Wolf/Frankfurt), Tuymenev (RC Hyères, 69. Reintges/Heidelberger RK), Schröder (Kapitän, HRK, 59. Edene/Frankfurt). 

Dienstag, 12. März 2024

Schnellbach ist neuer Rugby-Präsident

Der 59-jährige Heidelberger folgt auf den Heusenstammer Harald Hees

 

Michael Schnellbach vom Heidelberger Turnverein wurde am 9. März 2024 im Olympiastützpunkt Metropolregion Rhein-Neckar zum 25. Präsidenten in der 124-jährigen Geschichte des Deutschen Rugby-Verbandes gewählt. Der 59-jährige Diplom-Volkswirt, der mit seiner Familie in Edingen-Neckarhausen lebt, Geschäftsführer der Bundesgartenschau 2023 in Mannheim war und nun für die Parks und öffentlichen Grünflächen in der Quadratestadt verantwortlich ist, wurde von den Delegierten der 13 Landesverbände und rund 145 Vereine mit großer Mehrheit zum Nachfolger des Heusenstammers Harald Hees gewählt, der den Verband seit Oktober 2019 geführt hatte und für eine dritte Amtszeit nicht mehr antrat.

 

„Ich freue mich über das klare Votum und habe mir vorgenommen, die Gemeinsamkeit wieder herzustellen, die unseren Sport lange Jahre ausgezeichnet hat", sagte Schnellbach nach einem neunstündigen, „aber konstruktiven Deutschen Rugby-Tag, bei dem auch kontrovers diskutiert wurde, bei dem man aber immer Lösungen gefunden hat." Das war bei den Mitgliederversammlungen zwischen 2018 und 2023 nicht häufig der Fall gewesen. Der siebte DRV-Präsident aus Heidelberg nach Edward Hill Ullrich (HRK, 1902/03 und 1906/07), Hermann Meister (RGH, 1931 - 1947), Hans Baumgärtner (1974 - 1985), Claus-Peter Bach (2005 - 2011), Ralph Götz (2011 - 2013) und Klaus Blank (alle SCN, 2015 - 2018) kündigte einen regen Dialog mit den Landesverbänden und Vereinen an und betonte: „Nur gemeinsam sind wir stark".

 

Wie aus der 245-seitigen Tischvorlage zu ersehen war, musste die Versammlung über zahlreiche Anträge entscheiden: Der Verband heißt ab sofort „Rugby Deutschland e.V.", wird die Nachwuchsförderung und das Frauenrugby stärken und die Bundesligen restrukturieren, da es 2. Ligen nur noch im Osten und Süden gibt. Neu im Präsidium ist der 47-jährige Diplom-Betriebswirt Jürgen Schlicksupp vom TSV Handschuhsheim, der seine Kandidatur erst während der Versammlung erklärte und die Kampfabstimmung um das Amt des Vizepräsidenten für den Leistungssport gegen Mathias Entenmann (München und RG Heidelberg) mit 564:459 Stimmen gewann. Schlicksupp möchte ein besseres Miteinander zwischen Nationalteams und den Vereinen schaffen und damit ein jahrelanges Streitthema ausräumen. 

 

Neu im Präsidium ist auch der Steuerberater und Wirtschaftsprüfer Jens Poff von Rugby Pforzheim als Vizepräsident für die Finanzen, der eine Kampfabstimmung gegen den nicht anwesenden Todd Kearns (SC Frankfurt 1880) mit 674:321 Stimmen gewann. Dem Präsidium gehören außerdem die von den Ausschüssen gewählten Bereichsleiter Dirk Frase (Frauen), Paul Warman (Schiedsrichter), Matthias Bechtel (Nachwuchs), Kai Nagel (Bundesligen) und Denis McGee (Landesverbände) an. Professor Dr. Jürgen Tödtmann wurde als Good Governance-Beauftragter bestätigt, Torge Wittke folgte auf Helmut Waffrafen-Dreisow als Inklusionsbeauftragter. Das operative Geschäft wird von drei Vorständen geführt. Diese sind Manuel Wilhelm (Vorsitzender und Sportdirektor), Florian Hartmann (Entwicklung und Marketing) und Stefan Decker (Finanzen).

 

Am 9. März 2024 genehmigte der Deutsche Rugby-Tag den Verbandshaushalt für 2023, der ein Volumen in Höhe von 1,792 Millionen Euro hat. Auffällig ist, dass der Verband hohe Personalkosten hat: 148.500 Euro sind für das Verwaltungspersonal niedergeschrieben, 772.000 Euro für das Leistungssportpersonal. Außerdem sind weitere Verwaltungskosten in Höhe von 106.000 Euro vorgesehen. Für die Nationalteams im olympischen Siebenerrugby stehen Ausgaben in Höhe von knapp 458.000 Euro im Plan, für das traditionelle Fünfzehnerrugby sind 191.000 Euro der Planansatz – diese Zahlen umfassen alle Planungen für die Männer-, Frauen- und Nachwuchs-Nationalteams.

 

Mit stehendem Applaus reagierten die Delegierten auf die von Harald Hees vorgenommenen Ehrungen: Die unermüdlich für das Frauenrugby tätige Karen Weikart, der langjährige ehrenamtliche Finanzvorstand Jens Poff und Schiedsrichter-Obmann Ralf Tietge erhielten die Verdienstnadel in Gold, Herbert Lütge (langjähriger Betreuer der Nationalmannschaften, Frauen-Nationaltrainer, Bundesliga-Spielleiter und Passstelle) nach einer freundschaftlichen Laudatio von Ralph Götz den Goldenen Ehrenball.

 

  

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Der neue Rugby-Präsident Michael Schnellbach (links) dankt seinem Vorgänger Harald Hees. Foto: privat

Italiens großer Sieg

Im Sechs-Nationen-Turnier gelang ein 31:29 gegen Schottland

Im Sechs-Nationen-Turnier der führenden europäischen Rugby-Teams kann in diesem Jahr keine Mannschaft mehr den Grand Slam gewinnen. Denn Titelverteidiger Irland, im Vorjahr in allen fünf Spielen siegreich, musste an vierten Spieltag des Turniers 2024 eine 22:23 (12:8)-Niederlage gegen England hinnehmen. Nun ist keine Mannschaft mehr ungeschlagen.

Als die Ziffern auf der großen Uhr im „Home of Rugby“ in Twickenham im Südwesten Londons die 80. und letzte Spielminute anzeigten, lag Tabellenführer Irland noch mit 22:20 in Führung. Doch weil der letzte Angriff der Engländer vom georgischen Schiedsrichter Nika Amashukeli nicht unterbrochen werden durfte, weil die Gastgeber völlig regelgerecht spielten und der Ball nicht das Spielfeld verließ, kam der in der 59. Spielminute eingewechselte Verbindungshalb Marcus Smith an den Ball, der mit einem Dropkick nach 80 Minuten und 21 Sekunden das sehr glückliche, aber nicht unverdiente 23:20 für das Rosenteam erzielte. Der 1,75 Meter große Spielmacher des Harlequins FC London, vor 25 Jahren in Manila auf den Philippinen geboren, war wieder einmal der entscheidende Spieler einer englischen Mannschaft, die zwar 3:2 Versuche legte, aber mit 1:4 Straftritten erneut undisziplinierter spielte als die Iren, deren Kapitän Peter O’Mahoni in der 58. Minute allerdings eine Zehn-Minuten-Strafe erhielt, die seinem Team die Souveränität raubte.

Englands Versuche legten Innendreiviertel Ollie Lawrence, Schlussmann George Furbank und Sturmführer Ben Earl, für Irland scorte der in Nelson in Neuseeland geborene und ausgebildete Außendreiviertel James Lowe zweimal. Englands George Ford traf mit einer Erhöhung und einem Straftritt, Irlands Jack Crowley mit vier Straftritten. Und dann kam Marcus Smith…

Einen historischen 31:29 (16:22)-Sieg über Schottland feierte Italien, das sich zwei Wochen nach dem 13:13 in Frankreich erneut ganz stark präsentierte und an die Besten heranrückte. Schottland legte durch Zander Fagerson, Kyle Steyn, Pierre Schoeman und Sarn Skinner zwar einen Versuch mehr als die durch Ignacio Brex Juan, Louis Lynagh und Stephen Varney erfolgreiche Squadra Azzurra, doch der für Montpellier in der französischen Top-14-Liga stets überzeugende Spielmacher Paolo Garbisi trat zwei Erhöhungen und drei Straftritte ins Goal, während Finn Russell nur drei Erhöhungen und ein Straftritt vergönnt waren. Den Unterschied machten Martin Page Relo mit einem Penalty in der 39. Minute und die Art und Weise aus, wie die Italiener mit ungeheurem Mut und Einsatz gegen Außendreiviertel Duhan van der Merwe, den besten Angreifer des Sechs-Nationen-Turniers, verteidigten.

Frankreichs gegenüber der „Schmach von Lille“ – dem Remis gegen Italien - auf zehn Positionen veränderte Fünfzehn feierte durch einen 45:24 (17:20)-Sieg über Wales in Cardiff ihre Rückkehr zu alter Klasse, und der neue Gedrängehalb Nolann Le Garrec von Racing Paris, ein 21-jähriger Bub aus dem bretonischen Vannes, wurde auf Anhieb „Man oft the match“. Die Franzosen legten fünf Versuche durch Innendreiviertel Gael Fickou, Le Garrec, Erste-Reihe-Koloss Georges-Henry Colombe (25 Jahre, 142 kg auf 1,93 m, Stade Rochelais-Atlantique), Zweite-Reihe-Stürmer Romain Taofifenua und Gedrängehalb Maxime Lucu, der ebenso wie Colombe und Taofifenua von der Bank ins Spiel gekommen war. Verbinder Thomas Ramos buchte mit acht Kicks 20 Punkte und verfehlte nur mit der letzten Erhöhung von ganz außen knapp das Goal. Die sehr jungen „Roten Drachen“ kamen immerhin zu drei Versuchen durch Außen Rio Dyer, Gedrängehalb Tomos Williams und Innen Joe Roberts. Die restlichen neun Punkte besorgte Kicker Sam Costellow.  


Sonntag, 3. März 2024

Die Rugby-Fünfzehn bleibt erstklassig

Nach dem 21:11-Sieg in Belgien spielt Deutschland in Paris um EM-Rang fünf

Wo Kaiser Napoléon Bonaparte und die Grande Armée Frankreichs 1815 untergegangen sind, feierten Nationaltrainer Mark Kuhlmann (Heilbronn) und die deutsche Rugby-Fünfzehn am Abend des 2. März 2024 einen besonders wertvollen Sieg. Im Stade du Pachy von Waterloo schlugen die Deutschen die viel stärker eingeschätzten Belgier mit 21:11 (8:3) Punkten und haben damit drei hohe Ziele erreicht: Sie spielen am 17. März im Stade Jean Bouin im 16. Arrondissement von Paris gegen die Niederlande um Platz fünf der Europameisterschaft 2023/24, sie haben vorzeitig den Klassenverbleib in der EM-Division 1 geschafft, und sie dürfen 2024/25 um die Qualifikation zur Weltmeisterschaft 2027 in Australien teilnehmen. Es war nach drei deutschen Niederlagen in der EM-Vorrunde ein Sieg im richtigen Moment.

„Heute ist der Knoten geplatzt. Ich bin sehr stolz auf meine Mannschaft, die als echte Einheit aufgetreten ist und nach einem starken Spiel verdient gewonnen hat“, strahlte Mark Kuhlmann über das ganze Gesicht. Er sieht dem Platzierungsspiel gegen die Holländer, die im dritten Vorrundenspiel mit 39:13 gewonnen hatten, freudig entgegen, hat er doch erlebt, dass sich sein Team in Waterloo in einer viel stärkeren Verfassung präsentiert hat.

Die Deutschen hatten in dem erstmaligen Kapitän Hassan Rayan, in Justin Renc und in Cameron Lindsay, der im dritten Einsatz für Deutschland erstmals vollauf überzeugte, drei sichere Ballfänger bei den Gasseneinwürfen, waren den massigen Belgiern – das war die größte Überraschung! – im angeordneten Gedränge deutlich überlegen und kamen so zu zahlreichen Ballgewinnen, mit denen die gegen Spanien und die Niederlande zu selten gefährlichen Dreiviertelspieler häufig weit über die Vorteilslinie preschten und die Belgier zu starken Verteidigungsleistungen zwangen. Dass die deutsche Mannschaft beim Halbzeitpfiff des ausgezeichneten schottischen Schiedsrichters Sam Grove White nur mit 8:3 Punkten nach einem Straftritt von Edoardo Stella (10. Minute) und einem Versuch von Mikael Tyumenev (32.) bei einem Straftritt des Belgiers Hugo de Francq (11.) führte, lag nur daran, dass Kicker Stella keinen guten Abend hatte und das Goal mit einer Erhöhung und drei nicht allzu schwierigen Straftritten verfehlte; elf Punkte wurden vom starken Winde verweht.

Nach dem Seitenwechsel geriet der deutsche Sieg in Gefahr, denn die Belgier kamen gierig und (zu) zornig auf das Spielfeld zurück, während die deutsche Mannschaft den Faden zu verlieren drohte. Zunächst glich Thomas Wallraf mit einem Versuch zum 8:8 (47.) aus, denn brachte de Francq die Belgier mit einem Straftritt mit 11:8 (55.) in Führung. In den letzten 20 Minuten aber steigerte sich das deutsche Team, unermüdlich angetrieben von Gedrängehalb Oliver Paine, zur besten Leistung in dieser EM-Kampagne und ließ den Belgiern keinen Stich mehr. Von Paine clever freigespielt, erzielte Außendreiviertel Felix Lammers nach einem 45-m-Sprint den Versuch zum 13:11 (68.). Und die übrigen Punkte erzielte Schlussmann Nikolai Klewinghaus mit der Erhöhung, einem Straftritt (75.) und einem Sprungtritt (79.) zum 21:11-Endstand.

Deutschland: Nikolai Klewinghaus (SC Neuenheim) – Zinzan Hees (RK Heusenstamm, 50. Cameron McDonald/British Army), Rodwell (SC Frankfurt 1880), Leo Wolf (Frankfurt), Lammers (SCN) – Stella (Frankfurt, 60. Smeed/Bristol University), Oliver Paine (SCN) – Renc (TSV Handschuhsheim), Henn (Frankfurt, 72. Frauenfeld/Handschuhsheim), Ball (Watsonians FC) – Lindsay (ohne Verein), Rayan (Kapitän, Frankfurt) – Zymvragos (Frankfurt, 45. Bachofer/SCN), Tyumenev (RC Hyères, 76. Reintges/Heidelberger RK), Daniel Wolf (Frankfurt, 41. Schröder/HRK).   

Montag, 26. Februar 2024

Der Calcutta Cup bleibt in Schottland

Zum vierten Mal in Folge gelang den Brave Hearts ein Sieg über England

Schottlands Rugby-Team hat zum vierten Mal in Folge im Rahmen des Sechs-Nationen-Turniers der führenden europäischen Nationen gegen England gewonnen und darf den silbernen Calcutta Cup, 1906 von König George V für den Sieger dieses traditionsreichsten Länderspiels gestiftet, ein weiteres Jahr in den Vitrinen des Murrayfield-Stadions behalten. Vor 62000 Zuschauern gewannen die Schotten von Trainer Gregor Townsend mit 30:21 (17:13) Punkten und holten dabei einen 0:10-Rückstand auf.

„Spieler des Tagest“ war der in Südafrika aufgewachsene Außendreiviertel Duhan van der Merwe, der aufgrund seiner Schnelligkeit die englischen Verteidiger alt aussehen ließ und mit drei Versuchen 15 Punkte erzielte. Ebenfalls 15 Punkte buchte 100-Prozent-Kicker Finn Russell mit drei Erhöhungen und drei Straftritten. Englands Trittspezialist George Ford erzielte mit einer Erhöhung, einem Dropgoal und zwei Straftritten elf Zähler. Hinzu kamen zwei Versuche von Schlussmann George Furbank und dem eingewechselten Innendreiviertel Immanuel Feyi-Waboso.

Nach dem dritten Spieltag kann nur noch Titelverteidiger Irland den Grand Slam gewinnen, denn die Fünfzehn des englischen Trainers Andy Farrell hat nach dem 31:7 (17:0)-Heimsieg über Wales nun drei Siege auf dem Konto. Die neue Formation des walisischen Trainers Warren Gatland ist blutjung und macht noch viele Leichtsinnfehler. Der Zweite-Reihe-Stürmer Dafydd Jenkins ist mit 21 Jahren der jüngste Kapitän aller Zeiten bei den Roten Drachen. Die Iren kamen durch Hakler Dan Sheehan, Außen James Lowe, Schlussmann Ciaran Frawley und Zweite-Reihe-Stürmer Tadhg Beirne zu vier Versuchen und zum offensiven Bonuspunkte, elf Zähler besorgte Kicker Jack Crowley. Der Nachfolger von Jonny Sexton hatte keinen Fehlversuch.

Als der von Paolo Garbisi getretene Ball nach 81 Minuten vom rechten Goalpfosten ins Feld zurückprallte, wussten die 50083 Zuschauer im Stade Pierre Mauroy von Villeneuve-d’Ascq, dass die Franzosen mit dem 13:13 (10:3) gegen die in der zweiten Halbzeit mit 62 Prozent Ballbesitz drückend überlegenen Italiener mit einem blauen Auge davongekommen sind. Frankreichs Fünfzehn, bei der es seit dem Viertelfinal-Aus bei der WM im eigenen Land nicht mehr rund läuft, betrieb im ersten Spielabschnitt einen sträflichen Chancenwucher und verlor in der 40. Minute ihren Innendreiviertel Jonathan Danty durch Platzverweis. Vielleicht wird auch der stämmige Mann aus La Rochelle irgendwann verstehen, dass man den Kopf eines Gegners nicht mit der Schulter rammen darf…

Den Versuch Italiens, mit dessen Erhöhung von ganz links außen Garbisi aus Heidelbergs Partnerstadt Montpellier das Endergebnis herstellte, erzielte der vor 24 Jahren im französischen Grenoble als Sohn italienischer Eltern geborene Schlussmann und Hobby-Kunstmaler Ange Capuozzo. Die Franzosen erzielten ihre Punkte durch einen Versuch des Ersatz-Kapitäns Charles Ollivon sowie eine Erhöhung und zwei Straftritte von Schlussmann Thomas Ramos, dem der geschonte Captain Gregory Alldritt brav das Kickhütchen auf den Rasen brachte.  

St. Ilgens Germanen klettern auf Platz drei

2. Gewichtheber-Liga: Drei persönliche Bestleistungen beim Sieg über Weinheim


Der Athleten-Club Germania St. Ilgen ist durch einen 561,4:464,6-Heimsieg über den AC Weinheim auf den dritten Tabellenplatz der 2. Gewichtheber-Bundesliga (Gruppe C) geklettert – und dabei wird es bis zum Saisonende am 9. März bleiben, denn ein Sieg gegen den überragenden Spitzenreiter TSV Heinsheim, der makellose 15:0 Punkte und bei seinem Heimerfolg gegen Dortmund-Derne 730,2 Kilopunkte auf die Heber-Bühne gezaubert hat, ist „ziemlich unrealistisch, obwohl wir mit unserer besten Mannschaft antreten werden“, wie der Vereinsvorsitzende Bernd Börgerding versichert.

Im nordbadischen Derby gegen die jeweils drei starken Frauen und Männer aus der Zweiburgenstadt ist den St. Ilgenern ein sehr guter Wettkampf gelungen. In der mit über 120 Zuschauern gut gefüllten Aegidiushalle herrschte eine motivierende Stimmung, denn die U14-Fußballer aus Lörrach, die eine Turnier-Teilnahme in der Kurpfalz zu einem Besuch bei den Gewichthebern nutzten, leisteten aus 50 Kehlen lautstarke Unterstützung. Den Gastgebern gelangen fünf persönliche Bestleistungen, und hätte die 18-jährige Schülerin Florie Raclet, die am Olympiastützpunkt Rhein-Neckar lebt und von Robby Behm aufgebaut wird, im beidarmigen Stoßen kein „Loch“ gebaut, dann hätte die Staffel rund 50 Kilopunkte mehr erreichen können. Statt 34 hatte das Talent in dieser Saison schon 84 Kilopunkte erreicht.

Lina Goßmann, die das Talent ihres Vaters und Trainers Ringo geerbt hat, hatte sechs gültige Versuche, verbesserte sich im Reißen um ein auf 66 Kilogramm und im Ergebnis um drei auf 104 Kilopunkte. Sophie Meike Eichkorn stellte mit 84 Kilogramm im Stoßen und im Zweikampf mit plus vier auf 103 Kilopunkte zwei Bestleistungen auf. Besser war nur der von einer Corona-Episode genesene Etienne Benz, der sich um 0,7 Kilopunkte auf 112,4 Kilopunkte verbesserte und stärkster Akteur des Abends war. Jeweils 104 Kilopunkte in der mit durchschnittlich 20 Jahren jüngsten Bundesliga-Staffel schafften Elena Smeenk und Maksym Kara, der mit 17 Jahren erst am Anfang einer verheißungsvollen Laufbahn steht.

Weinheim trat ohne den bei einem Crossfit-Wettkampf engagierten ehemaligen St. Ilgener Josef Hesse an und hatte in Sarah Bechter seine Spitzenkraft. Die von Tom Schwarzbach betreute 20-jährige Bundeskader-Athletin stellte mit 108 Kilogramm im Stoßen eine Bestleistung auf und kam auf 104 Kilopunkte. Wie Bechter hatte auch der ehemalige St. Ilgener Felix Rehder, inzwischen Arzt an der Orthopädischen Uni-Klinik in Schlierbach, sechs gültige Versuche mit einer Zweikampf-Bestleistung von 83,6 Kilopunkten.

AC Germania St. Ilgen – AC Weinheim 561,4:464,6, St. Ilgen: Etienne Benz (93,8 kg Körpergewicht) 130 kg im Reißen + 170 kg im Stoßen = 300 kg im Zweikampf/112,4 Punkte; Lina Goßmann (57,8) 66 + 83 = 149/104; Elena Smeenk (59,4) 70 + 84 = 154/104; Maksym Kara (76,4) 120 + 135 = 255/104; Sophie Meike Eichkorn (58) 64 + 84 = 148/103; Florie Raclet (64,7) 65 + 0 = 65/34.

Weinheim: Sara Bechter (81) 84 + 108 = 192/106; Sven Szymon (76) 112 +140 = 252/104; Felix Rehder (89,2) 116 + 146 = 262/83,6; Nanina Brehm (66,2) 63 + 80 = 143/77; Nicole Nützel (61,8) 57 + 73 = 130/75; Olesa Tropmann (61,3) 33 + 41 = 74/19.        

Samstag, 24. Februar 2024

Der BSB“ ist 80 Jahre alt

Ehrenpräsident Heinz Janalik ist noch immer ein aktiver Botschafter des Sports

Am 23. Februar 2024 werden in Mosbach höchste Funktionäre des baden-württembergischen Sports auf einen Klingelknopf drücken, weil sie Heinz Janalik, dem Ehrenpräsidenten des Badischen Sportbundes Nord, zweimal gratulieren möchten: Dass er die ersten 80 Jahre seines fraglos anstrengenden Lebens ohne sichtbare Blessuren gut überstanden hat und dass er vor Jahrzehnten mit Christa eine Ehefrau gefunden hat, die ihn stark unterstützt und hin und wieder auch kompetent berät.

Heinz Janalik war von 2000 – zunächst für ein Jahr interimistisch – bis 2016 der siebte Präsident des BSB Nord und gleichzeitig Vizepräsident des Landessportverbandes Baden-Württemberg. Er schätzt Freundschaften im Sport wie im Privaten und pflegte beste Beziehungen zu seinen Kollegen Alfons Hörmann (DOSB), Dieter Schmidt-Volkmar (LSV) und Gundolf Fleischer (BSB Süd) und den Mitarbeitenden im Präsidium und im Hauptamt des BSB Nord. Heinz Janalik, ein aufmerksamer Zuhörer und passionierter Redner, ist ein Meister in Personalführung und Mitarbeitermotivation; er holte viele Talente zum Sportbund, schenkte den Neulingen Vertrauen und schuf ein fruchtbares Betriebsklima. Da er nie große Sprüche machte, sondern lieber harte Fakten für sich sprechen ließ, zählte er 2006 zu den Vätern des Solidarpakts zwischen der Landesregierung und dem Sport, welcher den Sportbünden, den Fachverbänden und den Vereinen seither finanzielle Planungssicherheit bietet.

Heinz Janalik, am 23. Februar 1944 in Südmähren geboren und mit den Eltern vor der Roten Armee nach Rosenberg geflohen, ist ein Multisportler. Er spielte Fußball für den FV Mosbach in der 1. Amateurliga, der damaligen 3. Liga, war ein engagierter Gesprächspartner der Schiedsrichter, ein harter Judokämpfer und bis heute ein begeisterter Skifahrer. Er hätte auch in der Formel 1 Erfolge feiern können – wer erlebt hat, wie er viele hundert Mal mit Bleifuß von Mosbach zum Haus des Sports nach Karlsruhe gebraust ist, kann das bezeugen.

Nach Anstellungen an der Eduard-Mörike-Realschule in Heilbronn und der Schlossschule Salem unterrichtete Heinz Janalik ab 1972 an der Pädagogischen Hochschule in Heidelberg und ging nach 37 Amtsjahren als Akademischer Direktor in den Ruhestand. Den BSB repräsentiert er bis heute bei runden Jubiläen von Vereinen und Fachverbänden, so dass die nordbadischen Sportler den Eindruck gewonnen haben, Heinz Janalik sei der BSB. Die von ihm geprägte Anerkennungskultur, die zur Schaffung einer Ehrenordnung führte, wird im BSB noch immer gelebt, und seine Nachfolger freuen sich sehr, wenn er als meinungsstarker Ratgeber an den Präsidiumssitzungen „seines Sportbundes“ teilnimmt.

Montag, 19. Februar 2024

Noch ist nicht alles verloren

Rugby-EM: Doch Deutschland verlor auch in den Niederlanden mit 13:39

Wäre man in Zeiten, in denen Baden-Württemberg zwar viele Lehrkräfte produzierte, aber keine in den Schuldienst einstellte, doch Lehrer geworden, so hätte man nach den drei Gruppenspielen in der Rugby-Europameisterschaft 2024 der deutschen Fünfzehn diese Zensuren geben dürfen: Eine Zwei für das Heimspiel gegen Titelverteidiger Georgien, eine Drei-bis-vier für das Spiel in Spanien und gestern für das Spiel in Amsterdam gegen die Niederlande eine Vier-bis-fünf. Die Holländer hatten nur eine rund 20-minütige Schwächephase, in der die deutsche Mannschaft den 0:12-Rückstand bis zur Pause auf 10:12 verringern konnte, doch am Ende stand es 39:13.

Nach drei Niederlagen in drei Spielen belegt die Mannschaft von Nationaltrainer Mark Kuhlmann (Heilbronn) in der Gruppe A den vierten Rang und muss in zwei Wochen im Heysel-Stadion von Brüssel gegen Belgien, den Dritten der Gruppe B, antreten. Der Sieger spielt am 17. März in Paris gegen den Sieger aus der Partie Niederlande gegen Polen um EM-Platz fünf, während die beiden Verlierer ebenfalls im Stade Jean Bouin, das dem Heidelberger Unternehmer Hans-Peter Wild gehört, um Platz sieben und gegen den Abstieg kämpfen werden.

Auf dem Kunstrasen im Nationalen Stadion des Königlichen Rugby-Bundes der Niederlande hatte die deutsche Mannschaft bei Dauerregen und böigem Wind einen miserablen Start und lag nach einer Viertelstunde nach zwei Versuchen von Außendreiviertel Siem Noorman und Spielmacher Reinhardt Fortuin sowie einer Erhöhung von David Weersma mit 0:12 zurück. Mit vier Erhöhungen und zwei Straftritten buchte Innendreiviertel Weersma alleine 14 Punkte und damit einen Zähler mehr als die gesamte deutsche Mannschaft.

Die hatte erneut Standschwierigkeiten in den angeordneten Gedrängen, bei den Angriffen der kaum über die Vorteilslinie spielenden Dreivierteln und im Ausnutzen eigener Versuchschancen. Vorwürfe der Stürmer, Abseitsstellungen an den Paketen, schiefe Gasseneinwürfe und überhastete Einzelaktionen verdarben ein durchaus mögliches besseres Resultat; ein deutscher Sieg war angesichts der Überlegenheit der niederländischen Stümer, die durch Wolf van Dijk (54.) und Ross Bennie-Coulson (68. und 85.) drei weitere Versuche legten, nicht möglich.

Die Deutschen erzielten ihre 13 Punkte durch einen Versuch des Haklers Mika Tyumenev (28.) sowie eine Erhöhung und zwei Straftritte des Verbindungshalbs Edoardo Stella. Nach diesem Spiel lässt sich vermuten, dass die deutsche Fünfzehn auch in Brüssel nicht favorisiert ist.

Deutschland: Smeed (Bristol University, 52. Rodwell/SC Frankfurt 1880) – C. McDonald (British Army), N. Klewinghaus (SC Neuenheim), L. Wolf (Frankfurt), Z. Hees (RK Heusenstamm) – Stella (Frankfurt, 69. Gerlach/RSV Köln), Paine (SCN, 41. M. McDonald/British Army) – Renc (TSV Handschuhsheim, 78. Frauenfeld/Handschuhsheim), Henn (Frankfurt), Ball (Watsonians FC) – Lindsay (ohne Verein, 65. Rayan/Frankfurt), Ferreira (Nottingham RFC) – Bachofer (SCN, 41. Zymvragos/Frankfurt), Tyumenev (RC Hyères, 65. Reintges/Heidelberger RK), Schröder (Kapitän/HRK, 60. D. Wolf/Frankfurt). 

Sonntag, 11. Februar 2024

Kein Durchkommen in Madrid

Rugby-EM: Deutschland verlor das zweite Saisonspiel in Spanien mit 5:27

Die deutsche Rugby-Nationalmannschaft hat das zweite Saisonspiel der Europameisterschaft deutlich verloren. Auf das 17:28 vor Wochenfrist in Dessau gegen den Titelverteidiger Georgien folgte vor 7500 Zuschauern im Uni-Stadion von Madrid ein 5:27 (5:15) gegen den Vorjahresvierten Spanien. Die Mannschaft von Nationaltrainer Mark Kuhlmann (Heilbronn) hätte allerdings nicht so deutlich verlieren müssen, denn in der ersten Halbzeit war das von dem HRK-Stürmer Jörn Schröder in seinem 43. Länderspiel angeführte Team völlig gleichwertig, und in der zweiten Hälfte waren ebenfalls mehr Punkte für die „Schwarzen Adler“ möglich.

Kämpferisch zeigte die deutsche Fünfzehn eine tadellose Leistung, doch Schwächen waren zu lange im Gassenspiel erkennbar, wo nur Justin Renc – der beste Mann auf dem Platz – und Sebastian Ferreira die Bälle sicher fingen und mancher Einwurf zu unpräzise oder sogar schief war. Und außerdem gelang es den Hintermannschaftsspielern nicht ein einziges Mal, die gefährlichen Außendreiviertel Felix Lammers und Cameron McDonald freizuspielen.

So blieb es bei nur einem deutschen Versuch durch den in Hyères am Mittelmeer spielenden Profi-Hakler Mika Tyumenev nach einem mächtig vorpreschenden Stürmerpaket in der 31. Minute, während die Spanier die wenigen Lücken in der deutschen Defensive sehr clever zu vier Versuchen durch Außen Martiniano Cian (15. Minute), Innen Martin Mateu (32.), Gedrängehalb Estanislao Bay (56.) und Schlussmann John Bell (80.) ausnutzten.

Um diese spanische Mannschaft zu schlagen, hätte es einer perfekten, völlig fehlerfreien Leistung der Deutschen bedurft, die am Samstag um 13.30 Uhr im Nationalstadion von Amsterdam gegen die Niederlande gewinnen müssen, um dem Klassenverbleib in der EM-Division 1 näher zu kommen. Die Holländer haben gegen Spanien nur mit 18:20 verloren…

Im Sechs-Nationen-Turnier der führenden europäischen Teams deutet sich ein Zweikampf zwischen Titelverteidiger Irland und England an, die nach dem zweiten Spieltag zwei Siege auf ihrem Konto haben. Die Engländer ließen dem 27:24 in Rom gegen Italien einen erneut hauchdünnen 16:14 (5:14)-Erfolg über die blutjunge Mannschaft aus Wales folgen. Vor dem Match in Twickenham, das 82 000 Zuschauer auf ihren Sitzplätzen verfolgten, verabschiedete sich die Rugbywelt von Barry John. Der geniale Spielmacher von Llanelli, Cardiff, Wales und der British and Irish Lions, den sie „The King“ nannten, ist am 4. Februar mit 79 Jahren gestorben.

Die erste Halbzeit ging an die schneller spielenden „Roten Drachen“, die durch einen Strafversuch nach 17 Minuten mit 0:7 in Führung gingen. Außerdem legten sie einen Versuch durch den 22-jährigen Flankenstürmer Alex Mann vom Barry-John-Club Cardiff RFC, den der gleichaltrige Verbinder Ioan Lloyd erhöhte. Die Engländer legten zwei unerhöhte Versuche durch Sturmführer Ben Earl (Saracens London) und Innendreiviertel Fraser Dingwall aus Northampton. Kicker George Ford (Sale Sharks) traf aber mit zwei Straftritten und sicherte so den Sieg des Rosenteams.

Die Iren bauten ihre Tabellenführung durch einen 36:0 (19:0)-Heimsieg über Italien aus und erzielten sechs Versuche durch Hakler Dan Sheehan (2), Verbinder Jack Crowley, Sturmführer Jack Conan und die beiden Außen James Lowe und Calvin Nash.

Nach ihrer 17:38-Niederlage in Marseille gegen Irland präsentierten sich die Franzosen auf dem von 62 000 Zuschauern umsäumten Murrayfield von Edinburgh verbessert und landeten einen etwas glücklichen 16:20 (13:10)-Sieg über Schottland. Glück hatten die Franzosen vor allem in der Nachspielzeit, als der australische Referee Nic Berry fünf Minuten lang mit dem Video-Schiedsrichter diskutierte, ob Schottlands Last-minute-Versuch zählen dürfe. Er entschied: Ball nicht auf dem Rasen, sondern auf einer französischen Handfläche, kein Versuch. Frankreich erzielte einen Versuch durch Gael Fickou (Racing Paris) zum 13:8 und ging durch den pfeilschnellen Louis Bielle-Biarrey aus Bordeaux zehn Minuten vor Schluss mit 15:16 erstmals in Führung. Schlussmann Thomas Ramos von Stade Toulousain hatte wieder einmal eine Kickausbeute von 100 Prozent und steuerte zehn Punkte zum Sieg bei. Die „Brave Hearts“ feierten vor den Augen von Prinzessin Anne einen Versuch von Gedrängehalb Ben White aus Toulon, elf Punkte buchte ihr Spielmacher Finn Russell aus Bath.

Deutschland: N. Klewinghaus (SC Neuenheim, 61. Smeed/Bristol University) – Lammers (SCN, 72. Z. Hees/RK Heusenstamm), Rodwell (SC Frankfurt 1880), L. Wolf (Frankfurt), C. McDonald (British Army) – Stella (Frankfurt), Paine (SCN, 65. M. McDonald/British Army) – Renc (TSV Handschuhsheim), Ferreira (Nottingham RFC), Henn (Frankfurt, 72. Maaser/Berliner RC) – Rayan (Frankfurt), Lindsay (ohne Verein, 61. Frauenfeld/Handschuhsheim) – Zymvragos (Frankfurt, 61. Edene/Frankfurt), Tyumenev (RC Hyères, 45. Reintges/Heidelberger RK), Schröder (Kapitän/HRK, 53. D. Wolf/Frankfurt). 

Mittwoch, 7. Februar 2024

„Es wird ebenso schwer“

Rugby-EM: Deutsche Fünfzehn am 11. Februar in Spanien nur Außenseiter

Mark Kuhlmann (Heilbronn), der Cheftrainer der deutschen Rugby-Nationalmannschaft, hat sich über die gute Leistung seiner 23 eingesetzten Schützlinge gegen den zwölfmaligen Europameister Georgien und die unerwartet knappe 17:28-Niederlage in Dessau sehr gefreut. Dennoch bleibt der 54-jährige MLP-Teamleiter Realist: „Unser nächstes Spiel wird kein bisschen leichter. Wir müssen erneut unser ganzes Können entfalten“, sagte Kuhlmann vor der Abreise nach Madrid. Am 11. Februar um 12.45 Uhr (live in Pro7 Maxx und bei www.rugbyeurope.eu) spielen die Deutschen im Uni-Stadion der spanischen Hauptstadt gegen den Vorjahresvierten, der zum Auftakt in Amsterdam gegen die stets gefährlichen Niederländer hauchdünn mit 20:18 gewonnen hat.

Mark Kuhlmann hat seinen Spielerkreis, der sich seit Mittwoch im Olympiastützpunkt in Heidelberg vorbereitet, etwas verändert. Für den 35-jährigen Raynor Parkinson, der seine internationale Laufbahn nach 13 Jahren zum Bedauern des Trainers und vieler Fans nach dem ersten und nicht erst nach dem letzten Saisonspiel aus beruflichen Gründen beendet hat, rückt der gebürtige Engländer Henry Smeed von der Bristol University in den Kader. Zwei Stürmer erhalten von ihren französischen Klubs wegen wichtiger Punktspiele keine Freigabe. Für Erik Marks vom Zweitliga-Tabellenzweiten RC Vannes wird der frühere deutsche Spielführer Sebastian Ferreira (29) vom Nottingham RFC spielen, und für Michel Himmer aus Niort debütiert der 2,02 Meter große und gegenwärtig vereinslose Cameron Lindsay, der in den letzten sechs Jahren für den italienischen Erstligisten Rovigo aktiv war. Anstelle des Neuenheimers Markus Bachhofer soll diesmal der aus dem TSV Victoria Linden hervorgegangene Cosmo Zymvragos einen Einsatz in der ersten Sturmreihe erhalten.

Am zweiten Spieltag des Sechs-Nationen-Turniers steht Titelverteidiger und Tabellenführer Irland vor einem Heimsieg gegen die allerdings unter dem neuen argentinischen Trainer Gonzalo Quesada stark verbesserten Italiener vor einem Heimsieg, während die Franzosen nach ihrer ernüchternden Vorstellung und der Heimniederlage gegen die Iren auf dem Murrayfield von Edinburgh eine Schlappe gegen Schottland vermeiden möchten. Nur aufgrund des Heimvorteils und der Künste seines Kickers George Ford ist England im „Home of Rugby“ in Twickenham leichter Favorit gegen Wales.

Sechs-Nationen-Turnier, Samstag, 15.15 Uhr: Schottland – Frankreich; 17.45 Uhr: England – Wales; Sonntag, 16 Uhr: Irland – Italien (alle Spiele live in FR2, BBC und ITV).

Europameisterschaft, Division 1, Sonntag, 12.45 Uhr: Spanien – Deutschland (live in Pro 7 Maxx).

Trauer um Gerhard Sammet

Der Rugby-Nationalspieler verstarb mit 78 Jahren

Der Rugbysport und der Sportclub Neuenheim trauern um den Nationalspieler Gerhard Sammet, der am 31. Januar im Alter von 78 Jahren nach langer Krankheit gestorben ist und seine Ehefrau Christa, die Tochter Julia und die Enkel Lea und Simon hinterlässt.

 

Der am 2. November 1945 in der Heidelberger Altstadt geborene Gerhard Sammet kam Anfang 1965 nach schönen Erfolgen als Jugendringer des ASV Heidelberg zum SCN und fand schnell einen Platz in der ersten Mannschaft, die sich als Meister der badischen Oberliga für das Endspiel der deutschen Meisterschaft 1967 qualifizierte. Beim Finale im Berliner Poststadion, beim 11:9-Sieg gegen den TSV Victoria Linden, kam der 19-jährige Stürmer jedoch nicht zum Einsatz, weil der aus 15 Männern bestehenden Rugby-Mannschaft noch keine Auswechslungen erlaubt waren. Beim Feiern im Gasthaus Adler zeigte "Labu", wie ihn alle Welt nannte, allerdings seine fantastische Kondition und tanzte erstmals auf dem Tisch – Samba und Tango wie so oft nach Siegen und nach mancher Niederlage.


 

Sein erstes Endspiel bestritt der mittlerweile zum Nationalspieler aufgestiegene Gerhard Sammet in der dritten Sturmreihe des SCN an der Seite von Fritz Ehhalt und Carl-Hans Bönning 1972 auf dem Sportplatz des Heidelberger Ruderklub. Victoria Linden war mit 17:16 glücklicher und wurde deutscher Meister. 1975 gelang dem SCN-Team von Kapitän Günter Schatz und dessen Adjutanten Gerhard Sammet aber ein bedeutender Erfolg, denn im deutschen Pokalendspiel auf dem Neckarfeld des TSV Handschuhsheim wurde der Lokalrivale Rudergesellschaft Heidelberg mit 15:0 bezwungen.

 

1977 organisierte Gerhard Sammet gemeinsam mit Gerd Götz das 75. Jubiläum des SCN - mit einem internationalen Turnier und einem glanzvollen Ball im Königssaal des Heidelberger Schlosses, und bei der Südamerika-Tournee 1979 machte er sich um den Verein verdient, als er in Buenos Aires die "Hubschrauber-Bar" entdeckte, in der die Mannschaftskameraden nach drei kräftezehrenden Spielen am Abend ihren Durst löschen und Erdnüsse futtern konnten. 2015 wurde er nach 50-jähriger verdienstvoller Mitgliedschaft zum Ehrenmitglied seines Vereins ernannt.

 

Gerhard Sammet, Spielführer der süddeutschen Auswahl in den legendären Nord-Süd-Spielen, bestritt zwischen 1969 (gegen Frankreich) und 1976 (gegen Marokko) 16 Länderspiele für Deutschland. 1972 zählte er in der dritten Reihe neben Kurt Dörr und Dr. Fritz Pfisterer zu den "Helden von Bukarest", die im Dinamo-Stadion den Europameister Rumänien mit 11:10 Punkten besiegten. Es war keine einmalig gute Leistung, denn eine Woche später unterlagen die Deutschen in Hannover den Franzosen nur mit 0:11. An Gerhard Sammet kamen die Franzosen und Rumänen nicht vorbei und manchen Angreifer brachte er mit den Griffen zu Fall, die er beim Freistilringen gelernt hatte.


Die Trauerfeier für Gerhard Sammet ist am 12. Februar um 14 Uhr auf dem Stadtfriedhof in Weinheim.

Sonntag, 4. Februar 2024

Eine Leistungsexplosion des Rugby-Teams

Zum EM-Auftakt eine ehrenvolle 17:28-Niederlage gegen Titelverteidiger Georgien

Von Claus-Peter Bach

Die deutsche Nationalmannschaft ist mit einer Leistungsexplosion in die Europameisterschaft 2024 gestartet. Bei der 17:28 (10:14)-Niederlage vor 5300 Zuschauern in Dessau war der zwölfmalige Europameister Georgien nur in den Gassen der ersten Spielhälfte und in den angeordneten Gedrängen besser und konnte sich bei dem walisischen Referee Tom Spurrier für den Sieg bedanken, der vor zwei georgischen Versuchen klarste Vorpässe geflissentlich übersehen hat. „Ich bin sehr glücklich“, bekannte Nationaltrainer Mark Kuhlmann (Heilbronn), nachdem sein Team gegenüber dem letzten EM-Spiel gegen Georgien 2023 fünf Punkte mehr erzielt und 47 Gegenpunkte weniger kassiert hatte.

Die 17 Zähler der tadellos kämpfenden und aufmerksam verteidigenden deutschen Fünfzehn erzielten die beiden Neuenheimer Markus Bachhofer und Nikolai Klewinghaus mit Versuchen in der 22. und 66. Minute sowie die beiden Frankfurter Edoardo Stella (5 Punkte) und Raynor Parkinson (2) mit ihren Kicks. Bachhofer bestritt mit 35 Jahren sein erstes Länderspiel, der gleichaltrige Parkinson nach 13 Jahren im deutschen Trikot sein letztes. Georgien ging nach zehn Minuten mit einem vertretbaren Strafversuch mit 0:7 in Führung und zielte drei herausgespielte Versuche durch Ilia Spanderashvili (40.), Kapitän Merab Sharikaze (53.) in dessen 100. Länderspiel und Mirian Modebadze. Spielmacher Luka Matkava traf mit allen Erhöhungen.

Nach knapp sechs Minuten entfuhr Dimitri Yachvili, dem Ex-Nationalspieler und Kommentator von France 2, das große Lob: „Magnifique! Frankreichs Spielmacher Matthieu Jalibert hatte mit zwei Körpertäuschungen die Defensive des Titelverteidigers Irland durchbrochen, die Zuschauer im Vélodrome von Marseille waren entzückt. In den folgenden 75 Minuten des Auftaktspiels im Sechs-Nationen-Turnier der führenden europäischen Rugbyteams waren die Fans der „XV de France“ nur noch entsetzt.

Irland führte nach 16 Minuten mit 10:0, zur Halbzeit mit 17:10 und am Ende mit 38:17, war im Sturm hoch überlegen, buchte 5:2 Versuche und ließ die Vorjahreszweiten sprach- und ratlos zurück. Die Franzosen spielten ohne ihren großartigen Gedrängehalb Antoine Dupont, der sich entschieden hat, in diesem Jahr nur für Stade Toulousain und die Siebenerrugby-Nationalmannschaft bei Olympia in Paris anzutreten. Wer das Gemurkse seines Nachfolgers Maxime Lucu verfolgt hat, wird begreifen, warum die US Bègles-Bordeaux trotz guter Spieler und namhafter Trainer niemals französischer Meister werden kann. Duponts Genialität, auf dem ungewohnten Verbinderposten eingesetzt, wurde einmal mehr beim 46:26-Sieg von Toulouse über Bayonne deutlich.

Die Iren, deren Trainer Andy Farrell die British and Irish Lions 2025 nach Australien führen darf, verdienten sich den offensiven Bonuspunkt durch fünf Versuche, die von Jack Crowley (24/Munster), dem Nachfolger des Volkshelden Jonathan Sexton, allesamt erhöht wurden.

Nur die fünf Straftritte des George Ford (Sale Sharks) retteten England den hauchdünnen 27:24-Sieg in Italien, das im Angriff mit 3:2 Versuchen schlicht und einfach erfolgreicher war und beweglicher und flinker spielte als die sehr behäbigen Engländer.

Schottland führte im Principality Stadion von Cardiff bis zur 47. Minute mit 27:0, musste am Ende um seinen 27:26-Sieg aber heftig zittern. Wales, das seinen Spielmacher und Kicker Dan Biggar (34) an die Rentenversicherung und den Außensprinter Louis Rees-Zammit an die NFL verloren hat, wo der 22-Jährige für ein Anfangsgehalt von 750 000 US-Dollar in Miami spielen möchte, trauerte in der ersten Halbzeit auch zu lange um JPR Williams. Der weltbeste Schlussmann seiner Zeit, mit Wales Grand-Slam-Sieger 1971, 1976 und 1978, ist im Alter von 74 Jahren an einer Hirnhautentzündung gestorben. Am Ende verdiente sich Wales mit 4:3 Versuchen einen offensiven und durch die knappe Niederlage einen defensiven Bonuspunkt.

Deutschland: N. Klewinghaus (SCN) – Lammers (SCN), Rodwell (Frankfurt), L. Wolf (Frankfurt), Z. Hees (Heusenstamm, 52. C. McDonald/British Army) – Stella (Frankfurt, 54. Parkinson/Frankfurt), Paine (SCN, 50. M. McDonald/British Army) – Renc (TSV Handschuhsheim), Henn (Frankfurt, 65. Frauenfeld/Handschuhsheim), Marks (Vannes) – M. Himmer (Niort, 63. Maaser/Berliner RC), Rayan (Frankfurt) – Bachhofer (SCN, 46. Edene/Frankfurt), Tyumenev (Hyères, 50. Reintges/Heidelberger RK), Schröder (Kapitän, HRK, 56. D. Wolf/Frankfurt).

Donnerstag, 1. Februar 2024

Gegen Georgien nicht untergehen

Deutschland spielt zum Auftakt der Rugby-EM in Dessau gegen den Titelverteidiger

Von Claus-Peter Bach

Als Tabellensechste des Vorjahres gehen die deutschen Rugby-Männer am 4. Februar um 15 Uhr im sachsen-anhaltinischen Dessau in die Rückrunde der Europameisterschaft, die in der Division 1 (Championship) über zwei Jahre mit acht Nationen ausgetragen wird. Der erste Gegner der Fünfzehn von Nationaltrainer Mark Kuhlmann (Heilbronn) könnte schwerer nicht sein: Es ist WM-Teilnehmer Georgien, die klare Nummer sieben im europäischen Rugby und Gewinner des kontinentalen Titels in der gesamten letzten Dekade.

„Wir hoffen auf ein Rugbyfest, rechnen mit starker Unterstützung durch das Publikum und werden uns nicht verstecken, sondern auch gegen den Europameister mit seinem superstarken Sturm versuchen, das zu zeigen, was wir uns 2023 und in den letzten Trainings erarbeitet haben“, sagt Kuhlmann, der von den Assistenztrainern Lars Eckert, Curtis Bradford (beide Heidelberg) und Michael Poppmeier (Frankfurt) sowie dem Teamarzt Colin Grzanna (Berlin) unterstützt wird. Der Sturmspezialist Poppmeier und der versierte Analytiker Bradford sind neu im Trainerstab von Rugby Deutschland (RD).

Der 23 Akteure starke Spielerkader wird wie im Vorjahr von Kapitän Jörn Schröder vom Heidelberger Ruderklub angeführt. Acht Spieler stellt der deutsche Meister SC Frankfurt 1880, vier der Vizemeister SC Neuenheim. Jedes bessere Resultat als das 12:75 aus dem Vorjahr wäre zu begrüßen; danach spielt das deutsche Team am 11. Februar in Madrid gegen Spanien und am 18. Februar in Amsterdam gegen die Niederlande. Dazu sagt Mark Kuhlmann: „Eines dieser Spiele müssen wir gewinnen, um Platz sechs zu verteidigen und dem Klassenverbleib zu schaffen.“ Am ehesten scheint das gegen die Holländer möglich, die 2023 in Neckarsulm nur hauchdünn mit 33:29 gewonnen haben, im Spiel um Platz fünf in Amsterdam mit 50:28 aber klar besser waren.

Die deutsche Fünfzehn bereitet sich seit Mittwoch am Olympiastützpunkt in Heidelberg vor und fährt am Freitag mit dem Bus nach Dessau. Alle Spiele der deutschen Mannschaft werden in dieser EM-Saison auf Pro7 Maxx live übertragen – eine Folge der WM 2023, die dem Sender gute Einschaltquoten beschert hat, und ein schöner Erfolg für RD.

Am Freitag (2. Februar) um 21 Uhr beginnt an der Lansdowne Road in Dublin das Sechs-Nationen-Turnier 2024, in dem die besten Nationalteams Europas an fünf Wochenenden ihren Meister ermitteln und bei dem es zum großen Ärger der Georgier noch immer keinen Auf- und Abstieg gibt. Gleich im ersten Match stehen sich mit Irland und Frankreich die Gesamtsieger der Jahre 2023 und 2022 gegenüber.

Beide Teams haben nach der für sie unbefriedigend geendeten WM – Irland und Frankreich scheiterten im Viertelfinale an Neuseeland und dem erfolgreichen Titelverteidiger Südafrika – Veränderungen vorgenommen. Irlands legendärer Kapitän Jonathan Sexton (38 Jahre, 1090 Punkte in 115 Länderspielen) hat seine Karriere beendet, Frankreichs Kapitän Antoine Dupont verzichtet auf das Turnier und will stattdessen in Paris Olympiasieger im Siebenerrugby werden.  

Deutschland: Schröder, Reintges (HRK), Oliver Paine, Lammers, Bachhofer, Nikolai Klewinghaus (SCN), Maaser (Berliner RC), Renc (TSV Handschuhsheim), Parkinson, Daniel Wolf, Rayan, Stella, Leo Wolf, Rodwell, Henn, Edene (SC Frankfurt 1880), Zinzan Hees (RK Heusenstamm), Windemuth (Germania List), Michael McDonald, Cameron McDonald (British Army), Mika Tyumenev (RC Hyères), Michel Himmer (Stade Niortais), Eric Marks (Vannes).

Sechs-Nationen-Turnier, 1. Spieltag, Freitag, 21 Uhr: Irland – Frankreich; Samstag, 15.15 Uhr: England – Italien; 17.45 Uhr: Schottland – Wales (alle Spiele in FR2, BBC und ITV).

Europameisterschaft, Division 1, Samstag, 13.15 Uhr: Niederlande – Spanien; 20 Uhr: Belgien – Portugal; Sonntag, 15 Uhr: Deutschland – Georgien (live in Pro7 Maxx); 17.15 Uhr: Polen – Rumänien (alle Spiele in www.rugbyeurope.eu).

Montag, 15. Januar 2024

Siebenerrugby-Nationalteam ist auf dem Erfolgspfad

Platz vier bei der ersten Qualifikation zu den World Sevens Series in Dubai

Die deutsche Siebenerrugby-Nationalmansschaft hat beim ersten von drei Qualifikationsturnieren zu den World Sevens Series der Top-12 ihr Ziel erreicht. Bei den Dubai Sevens belegte das Team der beiden Trainer Pablo Feijoo und Clemens von Grumbkow (Heidelberg) nach vier Siegen in sechs Spielen den vierten Platz unter den zwölf teilnehmenden Nationen. Turniersieger wurde Kenia vor Chile und Uruguay.

Die nächsten beiden Qualifikationsturniere finden in Montevideo (8. bis 10. März) und München (18./19. Mai) mit jeweils zwölf Teams statt. Sollte die deutsche Sieben auch danach einen der ersten vier Plätze belegen, dürfte sie am großen Finale in Madrid, der Relegation mit den vier Tabellenletzten der World Sevens Series, teilnehmen. Aber dorthin ist es noch ein weiter Weg.

In Dubai gewannen die Deutschen ihre Spiele am ersten und zweiten Turniertag, ehe zwei Niederlagen am dritten Tag die Freude ein wenig trübten. Siege gab es in der Vorrunde gegen Uganda (19:5), Mexiko (43:0) und den späteren Turniersieger Kenia (24:12), so dass die deutsche Mannschaft als Gruppensieger ins Viertelfinale gegen Hongkong einzog und mit 19:7 gewann. Im Halbfinale gegen Chile setzte es eine 7:15-Niederlage, und auch im Spiel um Platz drei war Uruguay bei der 7:12-Niederlage mit einem Versuch in der Schlussminute nicht besser, aber glücklicher.

„Über die beiden Ergebnisse am Finaltag sind wir enttäuscht, nicht aber von der Leistung oder dem Kampfgeist der Spieler“, sagte Clemens von Grumbkow, der aber schon „einige Hausaufgaben“ notiert hat. So habe man zwar vier sichere Siege gefeiert und dabei die für das Olympiaturnier in Paris qualifizierten Kenianer überzeugend besiegt, doch auch in den Spielen gegen die stets etwas nicklig spielenden Chilenen und „Urus“ bestanden Siegchancen, die aber nicht genutzt wurden. Außerdem müssen die Spieler bis Anfang März an ihrem Stehvermögen arbeiten, denn Niederlagen am dritten Turniertag gab es in Dubai nicht zum ersten Mal. „Die Spiele gegen Kenia und Hongkong haben vielleicht zu viele Kräfte gekostet“, sah Clemens von Grumbkow einen konkreten Ansatzpunkt für Verbesserungen.

Der 40-jährige Bundestrainer, einst deutscher Rekordnationalspieler im Siebenerrugby, freute sich, „dass in Dubai einige Spieler mit ganz starken Leistungen auf sich aufmerksam gemacht haben und niemand enttäuscht hat“. Die beiden Topscorer waren Jakob Dipper vom SC Neuenheim mit fünf und Tim Lichtenberg vom deutschen Siebenerrugby-Meister Rudergesellschaft Heidelberg mit vier Versuchen.

Bei den Olympischen Spielen in Paris werden die Siebenerrugby-Turniere der Männer und Frauen vom 24. bis 31. Juli im Stade de France in St. Denis ausgetragen. Elf der jeweils zwölf Teilnehmer stehen bereits fest. Bei den Männern muss Fidschi seinen 2021 in Tokio errungenen Titel gegen Argentinien, Australien, Frankreich, Irland, Japan, Kenia, Neuseeland, Samoa, Uruguay und die USA verteidigen. Bei den Frauen hat es Titelverteidiger Neuseeland mit Australien, Brasilien, Fidschi, Frankreich, Großbritannien, Irland, Japan, Kanada, Südafrika und den USA zu tun. Die zwölften Teilnehmer werden in einem Turnier der Erdteil-Vizemeister ermittelt. Deutschland ist nicht dabei.