Samstag, 16. Dezember 2023

Erster Turniersieg in Dubai

Die deutsche Siebenerrugby-Nationalmannschaft landete zum Jahresende einen Coup

Kaum zwingt der Winter die Mannschaften in Deutschland zu einer längeren Spielpause, blüht die Siebenerrugby-Nationalmannschaft unter südlicher Sonne prächtig auf. Der Europameisterschafts-Siebte dieses Jahres hatte seine erste Bewährungsprobe mit dem neuen Trainerduo, das aus dem Spanier Pablo Feijoo (41) und dem Heidelberger Clemens von Grumbkow (40) besteht, bei den Safari Sevens in Nairobi, wo Kenia als 34. der Weltrangliste seit Jahren sein mit sehr guten Mannschaften besetztes Einladungsturnier im olympischen Siebenerrugby ausrichtet.

Nach Platz zwei im Vorjahr belegte die verjüngte und weitgehend neuformierte deutsche Mannschaft, die über die beiden Turniertage wie immer zwölf Spieler einsetzen durfte und für die sich acht Heidelberger qualifizierten, den vierten Rang. Offenbar hatte es vor dem Turnier in Kenia viel geregnet, denn die Teams trugen ihre Spiele auf einem sehr matschigen und am zweiten Turniertag tief braunen Platz aus.

Rugby Deutschland (RD) startete mit einem 33:17-Sieg gegen den KCB Nairobi in die Safari Sevens, musste dann aber gegen die britische Samurai-VII trotz zweier Führungsversuche von Neuling Daniel Hamilton-Strong von der englischen Loughborough University und von Jakob Dipper vom SC Neuenheim eine 12:15-Niederlage hinnehmen. Gegen die südafrikanische Auswahl der Western Province glückte nach vier Versuchen von Johann Eschenbach (2) vom spanischen Pozuelo RU, Maximilian Heid (SCN) und Dipper ein überraschend klarer 26:7-Sieg. Den Ehrenversuch für die renommierte Provinz aus dem Lande des dreimaligen Rugby-Weltmeisters legte der ehemalige Neuenheimer Flankenstürmer André Viviers. Mit einem 15:14-Sieg gegen Kenias Perspektivteam Morans, zu dem Hamilton-Strong, Bastian van der Bosch (RG Heidelberg) und Jonathon Dawe (SCN) die drei Versuche beisteuerten, waren Gruppenplatz zwei und das Halbfinale erreicht.

Es folgten zwei Niederlagen, weshalb sich Trainer von Grumbkow so äußerte: „Es war ein enttäuschender Abschluss eines eigentlich positiven Turniers.“ Im Semifinale gegen Kenias Olympiateam gelang bei der 5:24-Niederlage nur ein Versuch durch Bennet Veil vom TSV Handschuhsheim, und im Bronze-Spiel gegen Uganda musste sich die RD-VII dem 37. der Weltrangliste mit 7:31 geschlagen geben. Eschenbach hatte den einzigen deutschen Versuch gelegt, Max Roddick (SCN) mit der Erhöhung getroffen. „Nach einer Halbfinal-Niederlage funktioniert unser Team irgendwie nicht mehr“, kritisierte Clemens von Grumbkow.

Bei den Emirates Dubai Sevens, einem der renommiertesten Einladungsturniere der Welt, funktionierte die nun in stärkerer Besetzung angetretene deutsche Mannschaft, in der erneut acht Heidelberger mitwirkten, sogar in der Verlängerung des Endspiels perfekt, als Jakob Dipper der Golden Try zum 17:12-Sieg über Georgien gelang. „Wir haben nach zehn Jahren zum ersten Mal das Endspiel in Dubai erreicht und sind glücklich, dass wir es gewonnen haben“, freute sich Trainer von Grumbkow.

Im ersten Match gegen die französischen Froggies gelangen Niklas Koch (2/Germania List) und Makonnen Amekuedi (RGH) zwar drei Versuche, doch die Franzosen siegten mit 17:15. Die nächsten Gruppenspiele gegen die Euskarians (49:0) und die Fosroc Steelers (21:12), zwei mit Akteuren aus aller Welt besetzten Einladungsteams, wurden jedoch sicher gewonnen.

Im Viertelfinale gegen die Iren und Neuseeländer des Teams Speranza 22 legten die Deutschen vier Versuche durch Koch (3) und Tim Lichtenberg (RGH), von denen Felix Hufnagel (Germania List) drei zum 26:14-Sieg erhöhte. Im Halbfinale gelang den Deutschen eine echte Sensation, denn sie besiegten Irland, den Zweiten der Weltrangliste, durch Versuche von Dipper und Lichtenberg sowie eine Hufnagel-Erhöhung mit 12:7. Im Finale lag Georgien zur Pause mit 7:5 vorne und erhöhte sogar auf 12:5. Koch und Hufnagel sorgten für die Punkte zum 12:12 nach regulärer Spielzeit, doch dann legte Jakob Dipper den goldenen Versuch.

Zwei Siege (31:5 gegen Northern Gladiators und 21:0 gegen Blitz Panthers) und zwei Niederlagen (14:21 gegen Peregrines und 10:21 gegen Central Invitational) erreichte die deutsche U19-Nationalmannschaft in Dubai mit neun von zwölf Heidelberger Talenten im Aufgebot, was das Aus im Viertelfinale führte. Alle vier gegnerischen Mannschaften kamen aus Südafrika.        

Sonntag, 26. November 2023

IOC-Präsident Dr. Thomas Bach über Olympische Spiele in Deutschland

Zur Fastnacht stieg Zeus in die Bütt


Kaum hat sich der November auf unser Gemüt gesenkt, sind die Narren los und haben die ersten Räusche der Fastnachts-Kampagne 2023/24 ausgeschlafen. Es war viel los in den Karnevals-Hochburgen am Rhein, und auch die Fassenachter in der Kurpfalz und im Allemannischen haben sich hübsche neue Kostüme geschneidert. Viel Liebe zum Detail und zur fünften Jahreszeit kommt da zum Ausdruck.

In unserer Landeshauptstadt stieg Dr. Thomas Bach in die Bütt, und wie es seinem Selbstverständnis als Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) entspricht, hatte er sich als Zeus verkleidet. Der Franke versteht sich als Chef aller Götter im Weltsport, aber ein bisschen anmaßend ist das schon, denn Zeus hatte – wie selbst wir kleine Deppen im naturwissenschaftlichen Gymnasium erfuhren – drei Ehefrauen. Bach hat nur eine.

Mein Papagei war unter den geladenen Gästen im feinen Foyer einer Stuttgarter Bank, denn er verfolgt seit Jahrzehnten den kometenhaften Aufstieg des vom legendären Trainer Emil Beck protegierten Fechters zum IOC-Präsidenten und er arbeitet – aber das verraten wir nur Ihnen, liebe Leserin, lieber Leser und liebes Leserlein – an einer Thomas-Bach-Biografie. Arbeitstitel: „Ein Bächlein aus der Vogelperspektive“.

In der Bütt sprach Zeus über äh die Werte äh des Sports in der äh heutigen Welt und betonte mehrfach die Bedeutung der Charta des IOC. Das ist eine Art Gesetzbuch, das er und die niederen Götter im Olymp selbst geschrieben haben. Nicht nur mein Papagei war erstaunt über die Brüller und Pointen, mit denen Zeus seine Reime würzte, und meinte bewundernd: „Jetzt ist er reif für ,Mainz bleibt Mainz wie es singt und lacht‘“. Auch seriöse Blätter wie die Stuttgarter Nachrichten und die Badischen Neuesten Nachrichten haben berichtet, dass Deutschland solange keine Olympischen Spiele ausrichten dürfe, solange die Bundesregierung gegen die Olympische Charta verstoße.

Diese schreibe vor, dass Menschen aus aller Welt, insbesondere Sportler und deren Staats- und Regierungschefs, jederzeit freien Zugang ins Ausrichterland und diplomatische Immunität erhalten müssen. Wer also Russen, Weißrussen und andere Kriegsverbrecher boykottiere oder sanktioniere, wer sich sogar weigert, Bachs langjährigem Partner Wladimir Putin dreimal täglich die Füße zu küssen, der dürfe niemals mehr Olympia organisieren. „Damit sparen wir viel Geld, also lasst uns ruhig weiterhin die Olympische Charta verletzen“, rät mein Papagei der Ampel und erhält sofort einen Klaps auf den Schnabel, weil man so etwas im Sportland Baden-Württemberg nicht sagen sollte.

Ob die Olympische Charta auch für ihn selbst gelte, ließ Zeus offen. Nicht wenige Menschen in Deutschland (und im IOC) würden die Einhaltung der Vorschriften begrüßen, denen zufolge die Amtszeit des 2013 gewählten Zeus nach zwei Perioden zu Ende gehen muss. Sebastian Baron Coe (67), 1500-m-Olympiasieger in Moskau und Los Angeles und mit acht Weltrekorden einer der besten Mittelstreckler aller Zeiten, würde den ehemaligen „Stricknadelboxer“ (Basketball-Meistertrainer Hans Leciejewski, 1944 – 2017) aus Tauberbischofsheim gerne ablösen, doch in der Stuttgarter Bütt ließ Zeus wissen: „Jede Regel kann gebrochen werden.“

Nun wissen wir, wie es um die Werte des Sports in diesen Zeiten wirklich bestellt ist.

Sonntag, 5. November 2023

Trauer um Kurt Dörr

Der Rugby-Nationalspieler und Landestrainer starb mit 84 Jahren

Am 18. Oktober verstarb Kurt Dörr vom Heidelberger Turnverein, einer der besten deutschen Rugbystürmer aller Zeiten. Der 1939 in der Heidelberger Altstadt geborene Maler, der mit seiner Ehefrau Marianne in Leimen lebte, wurde - von seinen Sportkameraden geliebt und geachtet - 84 Jahre alt und wird am Dienstag um 14 Uhr auf dem Bergfriedhof in Leimen beigesetzt.

In seiner Jugend war „Kortsche“, wie ihn seine Freunde riefen, Ringer beim ASV Heidelberg und Fußballer bei der FG Union, ehe er als 19-Jähriger großer, schneller und trainingsfleißiger Topathlet in der Klingenteichhalle erstmals am Rugbytraining des HTV teilnahm. Schon bald hatte er einen Stammplatz in der dritten Sturmreihe seines HTV, ab 1961 in der badischen Auswahl und ab 1966 auch in der deutschen Nationalmannschaft. Die 6:8-Niederlage in Chalon-sur-Saone gegen Frankreich im ersten seiner 24 Länderspiele war das Ergebnis einer herausragenden Leistung.

Am 12. November 1972 zählte Kurt Dörr zu den „Helden von Bukarest“, die im Dinamo-Stadion Rumänien, die zweitbeste Mannschaft des Kontinents, mit 11:10 besiegten. An Sturmführer Dörr und seinen Nebenleuten Fritz Pfisterer und Gerhard Sammet kam kein Rumäne vorbei. „Ich war der Abfangjäger vor unserer Dreiviertelreihe“, erinnerte sich Kurt Dörr, der von 1986 bis 1996 als Landestrainer viele baden-württembergische Akteure nach seinem Vorbild zu Nationalspielern formte. Stolz war er auf seinen früh verstorbenen Sohn Udo, Nationalstürmer wie der Vater.

Mit der HTV-Fünfzehn hat Kurt Dörr drei Endspiele um die deutsche Meisterschaft bestritten: 1974 als Führungsspieler auf eigenem Platz gegen den SV 08 Ricklingen (9:15), 1979 als Trainer in Hamburg gegen Germania List (0:9) und 1994 als Sportlicher Leiter in Heidelberg gegen Victoria Linden (3:15). Die A-Jugend des HTV wurde 1977 mit den Trainern Martin Uhl und Kurt Dörr deutscher Meister. Einige dieser Junioren sind ihrem Verein bis heute verbunden.       

Sonntag, 29. Oktober 2023

Südafrikas Springboks sind Rekord-Weltmeister

Handre Pollard entschied den Kampf der Rugby-Titanen beim 12:11-Sieg über Neuseeland mit vier Straftritten

Das eiskalte Kalkül des südafrikanischen Teammanagers Rassie Erasmus (50) ist voll aufgegangen. Nachdem sich der für die Kubota Spears in Tokio hakelnde Malcolm Marx zu WM-Beginn am Bein verletzt hatte, nominierten Erasmus und Cheftrainer Jacques Nienaber (51) keinen Stürmer nach, sondern holten den 29-jährigen Verbindungshalb Handre Pollard von den englischen Leicester Tigers ins WM-Team nach Frankreich, der die Springboks 2019 in Japan zum Weltmeistertitel gekickt und danach bis 2022 in Heidelbergs Partnerstadt Montpellier einen Ball nach dem anderen zwischen die Malstangen gekickt hatte. Erasmus und Nienaber beherzigten die Feststellung des Heidelberger Steuerberaters und Rugby- Samstagabend Historikers Rudolf S. Eberle, der immer wieder gesagt hatte: „Rugbyspieler gewinnen einzelne Spiele, Kicker aber entscheiden Meisterschaften.“

Am Samstag vor 80 000 Zuschauern im Stade de France in St. Denis, unter ihnen die Tennis-Asse Roger Federer und Novak Djokovic, gewann Südafrika das Endspiel der X. Rugby-Weltmeisterschaft gegen Neuseeland mit 12:11 (12:6) Punkten und eroberte den goldenen Webb-Ellis-Cup nach 1995, 2007 und 2019 zum vierten Mal. Die Springboks sind damit alleiniger Rekord-Weltmeister vor Neuseeland (3 Titelgewinne), Australien (2) und England (1). Alle zwölf Punkte des alten und neuen Weltmeisters erzielte Handre Pollard durch vier Straftritte in der 3., 13., 19. und 34. Spielminute.

Eine konkrete Versuchschance hatte Südafrika über die gesamten 80 Minuten des super-spannenden, weitgehend fairen und von dem Engländer Wayne Barnes (44) korrekt geleiteten Endspiels nicht, aber die Springboks begingen kaum gröbere Fehler und verteidigten ihren permanenten Vorsprung mit eiserner Disziplin. Kapitän Siya Kolisi, der sein Team zum zweiten WM-Titel nach 2019 in Tokio geführt und am späten Samstag den Pokal von Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron überreicht bekam, und Flügelflitzer Cheslin Kolbe übertrieben zwar den körperlichen Einsatz und wurden in der 46. und 74. Minute mit zehnminütigen Abkühlungspausen bestraft, doch brachten ihre Teamkameraden den Ein-Punkte-Triumph über die Zeit. Kolbe, bereits 2019 Weltmeister, durfte den Cup an seinem 30. Geburtstag in den Pariser Nachthimmel recken.

Neuseeland lag stets zurück, war in der zweiten Spielhälfte die bessere Mannschaft und erzielte durch Schlussmann Beauden Barrett in der 58. Minute auch den einzigen Versuch dieses Endspiels zum 12:11, nachdem Kicker Richie Mounga in den 17. und 38. Minute mit zwei Strafkicks getroffen hatte. Doch zum einen mussten die All Blacks ab der 29. Minute ohne ihren Flankenstümer und Kapitän Sam Cane auskommen, und zum anderen verfehlten Moungas Erhöhungskick und Jordie Barretts weiter Straftritt, die den nicht unverdienten Sieg der Neuseeländer hätten bringen können, knapp das Goal.

Dass Sam Cane nach einem unbeabsichtigten Schulterstoß gegen den Kopf eines Südafrikaners vom Referee mit einer gelben Karte bestraft wurde, geht vollkommen in Ordnung. Dass eine anonyme Disziplinarkommission die Zeitstrafe binnen acht Minuten in einen dauerhaften Platzverweis umwandelte, obwohl der Springbock quietschfidel weiterspielen konnte, zählt zu den Merkwürdigkeiten dieser WM.

Die Bronzemedaille gewann am Freitagabend England durch ein 26:23 (16:10) gegen Argentinien, und auch in diesem Match sorgte ein Kicker für die Entscheidung. Beide Teams legten zwei Versuche – England durch Ben Earl und Theo Dan, die Pumas durch Tomas Cubelli und Santiago Carreras – und trafen durch Owen Farrell und Emiliano Boffelli auch mit beiden Erhöhungen, doch hatte Englands Kapitän mit vier Straftritten und zwölf Punkten Erfolg, während die Argentinier Boffelli (6 Punkte) und der nach seinem letzten Rugbyspiel bittere Tränen vergießende Nicolas Sanchez (3) eine mögliche Verlängerung verpassten. 

Sonntag, 22. Oktober 2023

All Blacks gegen Springboks

Die beiden dreimaligen Weltmeister bestreiten das Endspiel der X. WM in Frankreich

Heidelberg. Die All Blacks aus Neuseeland und die Springboks aus Südafrika stehen sich am Samstag um 21 Uhr im Stade de France am nördlichen Stadtrand von Paris im Endspiel der X. Rugby-Weltmeisterschaft gegenüber. Beide Nationen haben den höchsten Titel im Rugbysport bereits drei Mal gewonnen: Neuseeland 1987, 2011 und 2015, Südafrika 1995, 2007 und 2019. Es ist die Neuauflage des Endspiels vom 24. Juni 1995, als Südafrikas Verbindungshalb Joel Stransky, ein Barmann aus Kapstadt, im Ellis-Park von Johannesburg mit drei Straftritten und zwei Dropgoals alle Punkte beim 15:12-Sieg nach Verlängerung gegen die von einer Magen-Darm-Verstimmung geplagten Neuseeländer erzielte und Staatspräsident Nelson Mandela den Webb-Ellis-Cup an Springbok-Kapitän Francois Pienaar überreichte. Das Finale der III. WM markiert das Ende des Amateurismus im Rugby.

Die All Blacks, die sich nach der 13:27-Auftakt-Niederlage gegen Gastgeber Frankreich von Spiel zu Spiel zu alter Klasse gesteigert haben, hatten es am Freitagabend ziemlich eilig, um Argentinien mit 44:6 zu überrollen. In einem Match, in dem ihnen alles gelang, erzielten die Männer von Trainer Ian Foster (58) sieben Versuche durch den schlanken Flügelflitzer Will Jordan (3), den Flankenstümer Shannon Fritzell (2), Innendreiviertel Jordie Barrett und Gedrängehalb Aaron Smith. Der einfallsreiche Spielmacher Richie Mounga besorgte mit drei Erhöhungen und einem Straftritt die restlichen neun Zähler. Die mit ausgefahrenen Krallen ins Spiel gestarteten Pumas des australischen Trainers Michael Cheika mussten sich mit zwei Straftritten ihres in Edinburgh spielenden Schlussmannes Emiliano Boffelli bescheiden.

Europäischen Rugby-Fans sind etliche Argentinier auch aus der französischen Top-14-Liga bekannt. Nicolas Sanchez spielt für Brive, Juan Mallia und Santiago Chocobares für Meister Toulouse, und der 2,04 Meter lange Marcos Kremer wird in Paris von den angenehmen Strahlen der Capri-Sun beschienen.

Die Hoffnungen mancher europäischer Rugby-Fans, dass wieder einmal eine Mannschaft aus der nördlichen Hemisphäre in das Finale einziehen könnte, wie es Frankreich 1987, 1999 und 2011 sowie England 1991, 2003 mit dem bisher einzigen Titelgewinn für Europa, 2007 und 2019 gelungen war, erfüllten sich am Samstagabend in St. Denis nicht. Denn Südafrikas eingewechselter Spielmacher und Superkicker Handre Pollard traf in der 77. Spielminute, drei Minuten vor dem Schlusspfiff, mit einem Straftritt aus 49 Metern Entfernung ins Goal und brachte seine Springboks damit erstmals und mit 16:15 entscheidend in Führung. Die 15 Punkte der zuvor defensiv fast unüberwindlichen Engländer hatte Kapitän Owen Farrell mit vier Straftritten und einem kunstvollen Sprungtritt besorgt. Wie Rugby-Experte Manuel Wilhelm (Heidelberg) bei Pro7 Maxx wissen ließ, ist Pollard mit 1,9 Millionen Dollar Jahressalär bei den englischen Leicester Tigers der bestbezahlte Rugbyspieler der Welt. 2019 hat er Südafrika zum WM-Titel gekickt, nun ins Enspiel…

Allerdings ist der Sieg der Titelverteidiger nicht unverdient, denn dem 2,06 Meter großen 28-jährigen Rudolph Gerhardus Snyman war in der 68. Minute der einzige Versuch dieses Handfinales gelungen, das stark von taktischen Kicks beider Teams und weniger von taktischen Finessen geprägt wurde. 

Montag, 16. Oktober 2023

Das bittere Aus für Gastgeber Frankreich

Springboks gewannen WM-Halbfinale mit 29:28

England war 2003 die erste und bisher einzige europäische Rugby-Nationalmannschaft, die die Weltmeisterschaft gewinnen konnte. Acht der neun seit 1987 ausgespielten WM-Titel wurden von Teams der südlichen Hemisphäre erobert. England ist auch die einzige Mannschaft Europas, die 2023 Weltmeister werden könnte, denn wenigstens die Erfinder des Rugbyspiels haben sich für die Halbfinals qualifiziert, während der Weltranglisten-Erste Irland, das siebtplatzierte Wales und am späten Sonntagabend auch Gastgeber Frankreich in den Viertelfinals ausgeschieden sind.  

Argentinien gegen Neuseeland am Freitag um 21 Uhr sowie England gegen Titelverteidiger Südafrika am Samstag um 21 Uhr kämpfen im Stade de France in St. Denis um den Einzug ins Endspiel der X. WM. Die südafrikanischen Springboks besiegten die tief enttäuschten Franzosen mit 4:3 Versuchen und 29:28 Punkten – hauchdünn, aber auch nicht unverdient. Wenn man bedenkt, dass zu einem Nationalteam nicht nur die 15 Startspieler, sondern auch acht Männer auf der Ersatzbank gehören, dann hat die bessere Mannschaft eines der fantastischsten Spiele der WM-Geschichte gewonnen. Denn die Einwechselspieler der Springboks waren allesamt besser als die der Equipe Tricolore, die mit der zu frühen Auswechslung der Stürmer Baille, Mauvaka, Atonio und Alldritt ihre Souveränität verlor.

Frankreichs Kapitän Antoine Dupont, dem eine schwere Gesichtsverletzung nicht anzumerken war, gratulierte den Springboks für ein „sehr, sehr starkes Spiel“, nannte aber auch den neuseeländischen Referee Ben O’Keeffe beim Namen, dessen letzte Straftritt-Entscheidungen zugunsten Südafrikas zumindest diskutabel waren. Spielentscheidend war, dass Cheslin Kolbe einen Erhöhungskick von Thomas Ramos ersprintete und den Ball niederschlug – diese zwei Punkte fehlten den Franzosen zum Sieg.

England schlug Fidschi in einem weniger hochklassigen Match mit 30:24. Nachdem die Insulaner ihren frühen 0:10-Rückstand in der 70. Minute zum 24:24 ausgeglichen hatten, führte Kapitän Owen Farrell England mit einem Dropgoal und einem Straftritt zum Sieg. Und das nachdem sein nur 16 Jahre älterer Vater Andy als Chefcoach von Irland aus der WM ausgeschieden war.

Sonntag, 15. Oktober 2023

Die Wiedergeburt der All Blacks

Über die ersten Viertelfinals der Rugby-WM 2023

Argentinien, der Bronzemedaillen-Gewinner von 2007, und der dreimalige Titelträger Neuseeland bestreiten Freitag um 21 Uhr im Stade de France in St. Denis das erste Halbfinale der X. Rugby-Weltmeisterschaft. Im zweiten Semifinale am Samstag um 21 Uhr am gleicher Stelle stehen sich England als 30:24-Sieger über Fidschi, 2003 bisher einziger Weltmeister aus Europa, und der Sieger des Viertelfinales zwischen Gastgeber Frankreich und Titelverteidiger Südafrika gegenüber, deren Spiel bei Redaktionsschluss noch nicht beendet war.

Über 15 000 SchIachtenbummler feuerten im Vélodrome von Marseille die „Pumas“ an und verwandelten das Stadion des Fußballklubs Olympique in ein weiß-blaues Fahnenmeer, als die Argentinier mit ihrem 56-jährigen australischen Manager Michael Cheika ihren 29:17-Sieg über das leicht favorisierte Wales erzielt hatten. Die Entscheidung in diesem sehr ausgeglichenen Match fiel erst drei Minuten vor Schluss, als der eingewechselte Waliser Sam Costellow einen Ball genau in die Hände von Nicolas Sanchez passte und der 34-Jährige freie Bahn zum Siegesversuch hatte. Beide Teams schafften zwei Versuche, doch den Ausschlag für den Erfolg der Südamerikaner gab Kicker Emiliano Boffelli, der mit beiden Erhöhungen und vier Straftritten gegen die zu unsauber spielenden „Roten Drachen“ 16 Punkte erzielte.

Europäischen Rugby-Fans sind etliche Argentinier aus der französischen Top-14-Liga bekannt. Sanchez spielt für Brive, Juan Mallia und Santiago Chocobares für Meister Toulouse, und der 2,04 Meter lange Marcos Kremer wird in Paris von den angenehmen Strahlen der Capri-Sun beschienen.Die 25 000 Neuseeländer in Stade de France erlebten beim 28:24-Sieg über den Weltranglisten-Ersten Irland die Wiedergeburt ihrer All Blacks, die viele Experten nach einem schwachen Jahr bereits abgeschrieben hatten. Doch zeigten die Enkel und Söhne der Weltmeister von 1987, 2011 und 2015 eine fast fehlerfreie Leistung, kamen zu 3:2 herausgespielten Versuchen und waren mit ihren Kickern Richie Mounga und Jordie Barrett (13 Punkte) besser als Irlands 38-jähriger Chef Johnny Sexton (9), der seine Länderspiel-Karriere als Punkte-Rrkordmann seines Landes mit 1090 Zählern beendete.

Dienstag, 1. August 2023

Kein Krieg auf dem Grünen Hügel

Über die Gesellschaft der Freunde von Bayreuth

Wer in den letzten Jahren in überregionalen Gazetten Berichte über die Richard-Wagner-Festspiele in Bayreuth gelesen hat, konnte den Eindruck gewinnen, dass zwischen der Gesellschaft der Freunde von Bayreuth (GDF) und Festspielleiterin Katharina Wagner (45) Krieg herrsche. Die „Freunde“ seien sogar gegen eine Vertragsverlängerung mit der Urenkelin Richard Wagner, die die Festspiele als Nachfolgerin ihres Vaters Wolfgang Wagner zunächst bis 2025 leiten darf. Georg Freiherr von Waldenfels, Vorsitzender der „Freunde“, habe ihre Ablösung gefordert und sich 2022 nach dem bei Publikum und Kritik auf breite Ablehnung gestoßenen „Ring des Nibelungen“ des 34-jährigen österreichischen Regisseurs Valentin Schwarz sich in künstlerische Angelegenheiten eingemischt.

Die Mitgliederversammlung der Gesellschaft der Freunde von Bayreuth, die 4700 Mitglieder aus 27 Nationen hat, bot am 27. Juli 2023 die Gelegenheit, vom Vorstand Aufklärung zu fordern. Wie steht es denn nun um die Beziehung zwischen der Festspielleiterin und dem Förderverein mit seinen Wagner-Kennern aus aller Welt? Georg von Waldenfels, früherer bayerischer Finanzminister und Präsident des Deutschen Tennis-Bundes, beantwortete meine Frage ruhig, aber klar und machte deutlich, dass er sich durch böswillige Behauptungen in ein schlechtes Licht gerückt sieht: „Das Verhältnis zwischen Katharina und mir ist gut und ganz normal. Wir sprechen freundlich und häufig miteinander und arbeiten gemeinsam am Gelingen der Festspiele“. Der Freiherr hatte die Festspielleiterin und den Geschäftsführer Ulrich Jagels ebenso wie „Parsifal“-Regisseur Jay Scheib sehr warmherzig zur Mitgliederversammlung begrüßt.

Katharina Wagner dankte dem US-Amerikaner Jay Scheib (53), Professor für Dramaturgie und Aufführungstechnik am Massachusetts Institute of Technology in Boston, „für einen wunderbaren Abend“. Erstmals in der 147-jährigen Festspiel-Geschichte durften 330 Zuschauer den „Parsifal“ mit einer Augmented-Reality-Brille erleben, die restlichen rund 1600 Besucher aber nicht, was einige „Freunde“ kritisierten: „Haben wir in Bayreuth nun eine Zwei-Klassen-Gesellschaft? Das wäre nicht im Sinne Richard Wagners!“ Scheib nickte und stellte trocken fest: „Wir brauchen 2000 Brillen!“ Da eine AR-Brille gegenwärtig 1000 Dollar kostet, würde das die Finanzkraft der Festspiel-GmbH überfordern, wie Ulrich Jagels wissen ließ. Jay Scheib weckte Hoffnungen: „Der Preis wird deutlich sinken. Künftig könnte es auch Opern-Aufführung mit KI geben…“

Georg von Waldenfels freute sich über „erstaunlich viele junge Menschen bei der Parsifal-Premiere“ und kontinuierlich steigende Einnahmen. 2023 konnten die „Freunde“ die Festspiele deshalb mit 3,4 Millionen Euro unterstützen. „Wir stehen ganz stabil da und werden unseren Beitrag weiterhin leisten", bekräftigte der Vorsitzende. Schatzmeister Joachim Faber ließ wissen, dass die „Freunde“ 2021 rund 3,5 und 2022 rund 4,3 Millionen Euro eingenommen haben und seit 2010 über 40 Millionen Euro den Festspielen gespendet haben. 2022 gab es eine außerplanmäßige Einnahme, denn ein verstorbenes Mitglied hat die „Freunde“ als Alleinerben testamentarisch bedacht. Die Mitgliederstruktur ist interessant: 98 Prozent sind Privatpersonen, nur zwei Prozent Firmen und Vereine. 27 Prozent der Mitglieder seien reine Beitragszahler, 73 Prozent auch Spender.

In den nächsten fünf Jahren wird das Festspielhaus bei laufendem Betrieb generalsaniert. Die dafür angesetzten 200 Millionen Euro werden angesichts der explodierten Baupreise kaum ausreichen. Von Waldenfels unterstrich seine im letzten Jahr getroffene Aussage, dass sich die „Freunde“ in keiner Weise an diesen Kosten beteiligen werden: „Die Renovierung des Hauses, eines international geschätzten Kulturgutes, ist eine staatliche Aufgabe.“ Bund und Freistaat müssten die Aufgabe in gleicher Weise schultern - „wie die Renovierung der Opernhäuser in Berlin und München.“

Die GDF, die erstmals seit 1994 den Mitgliedsbeitrag von 205 auf 300 Euro erhöht hat, ist bereit, ihren Anteil von 29 Prozent an der Gesellschafterversammlung der Festspiele zu reduzieren. Es war zu hören, dass der Freistaat Bayern die frei werdenden Anteile übernehmen möchte. Die „Freunde“ beharren allerdings auf ihren wesentlichen Rechten. Von Waldenfels präzisierte: „Es muss weiterhin gelten: Alle Beschlüsse der Gesellschafter sind einvernehmlich zu treffen. Der Haushalt der Festspiele muss einstimmig verabschiedet werden. Und wir müssen unsere Eintrittskarten in unverminderter Zahl kaufen dürfen.“

Dem bayerischen Staatsminister Markus Blume (CSU) schwebt vor, dass die „Freunde“ künftig 13 Prozent der Anteile halten und ein deutlich geringeres Stimmgewicht haben sollen. Blume, ähnlich forsch wie Parteifreund Andreas Scheuer, im Nordbayerischen Kurier wörtlich: „Da wird es Veränderungen geben. Ich sage ganz deutlich: Da muss es Veränderungen geben.“ Von Waldenfels kontert: „Darüber wurde noch nicht gesprochen“. 

Sonntag, 23. Juli 2023

Wo erfolgreiche Athleten und Trainer gedeihen

Über das 70. Jubiläum der Sportschule Schöneck

Der 2021 auch von der Coronavirus-Pandemie in seinen Aktivitäten arg gestörte 1946 gegründete Badische Fußball-Verband (bfv) hat doppelten Grund zur Freude. Mit einem von Annette Kaul und ihren Mitarbeitenden liebevoll vorbereiteten „Tag der offenen Tür“ feierte der Verband nun mit zweijähriger Verspätung sein 75-jähriges Bestehen und den 70. Gründungstag der badischen Sportschule Schöneck. „Wir haben ganz bewusst auf traditionelle Festakte verzichtet und die beiden Jubiläen gemäß unseres Mottos mit Sport und Bewegung an der frischen Luft und in den drei Hallen für Sporttreibende aller Sportarten gefeiert“, sagte bfv-Präsident Ronny Zimmermann (Wiesloch) und lachte angesichts der Temperatur von 39 Grad Celsius auf dem Karlsruher Turmberg: „Schweißtreibende Bewegung haben wir ja gut hinbekommen, doch hätten wir uns einige Besucher mehr gewünscht“. Die ungezählten Festgäste waren „gemessen am Aufwand deutlich zu wenig“, sagte Zimmermann.

Die 1953 auf dem Turmberg-Gipfel errichtete Sportschule Schöneck am Sepp-Herberger-Weg 2 wird von Ronny Zimmermann als „Heimat und Herz“ des bfv bezeichnet. Sie ist der Sitz des mit 199.766 Mitgliedern (29.207 Mädchen und Frauen sowie 170.559 Jungen und Männer) zweitgrößten nordbadischen Fachverbandes, und sie ist die Bildungsstätte des Badischen Sportbundes Nord (BSB). Die Sportschule wurde mit dem Ziel gegründet, „Sportlern ihre Schule für Sport, Bildung und sportliche Begegnung zu schaffen“, wie BSB-Präsident Franz Müller (1896 – 1963) bei der Eröffnung sagte. Im Gründungsjahr trafen auf dem Turmberg der Illinger Sprinter Heinz Fütterer bei den Vorbereitungen zu seinem 100-m-Weltrekord, die badischen Rugby-Auswahlspieler vor ihrer Tournee nach Parma und Monte Carlo und die Fußballer des Karlsruher SC zusammen; man trainierte hart, plauderte überfachlich, und nach Sonnenuntergang wurden im Turmberg-Stübchen die beim Training verlorenen Elektrolyte gemeinsam ersetzt.

Heute bietet die Sportschule auf den 7,5 Hektar eines ehemaligen Gutshofes ideale Bildungs- und Trainingsvoraussetzungen für Einzel- und Teamsportler, die Ausbildung von Schülermentoren, nebenberuflichen Übungsleitenden sowie Trainerinnen und Trainern der Lizenzstufen C und B. Der bfv schult dort seine Auswahlmannschaften. Zur konzentrierten Vorbereitung auf die Zweitliga-Heimspiele kommen die KSC-Kicker, und beim Bummel über die gepflegten Anlagen sichtet man sogar Leichtathleten aus Afrika, zu denen sich herumgesprochen hat, dass die Luft auf dem Turmberg besonders gesund ist. „Auch Organisationen außerhalb des Sports und Unternehmen schätzen Schöneck als Veranstaltungsort für Seminare“, lässt Ronny Zimmermann wissen.

Die Sportschule ist Eigentum des bfv, wird vom Land Baden-Württemberg als anerkannte Bildungsstätte und vom BSB Nord bezuschusst und von Uwe Breitschopf geleitet. Er wird unterstützt vom bfv-Maskottchen „Badi“, der die Fußballer um Fritz Walter 1954 während deren Vorbereitung auf die WM in der Schweiz nachts besucht haben soll, um ihnen Mut zu machen. Das hat wohl gut gewirkt…

Der Turmberg ist 252 Meter hoch, das Turmberghaus über 100 Jahre alt. Seit 1984 wurden rund 25 Millionen Euro in die Sportschule investiert, in der rund 50 Mitarbeitende beschäftigt sind. Bis zum bfv-Verbandstag im September 2024 wird das Verwaltungsgebäude „für einen zweistelligen Millionenbetrag“ neu gebaut. Das Land Baden-Württemberg wird helfen, doch der bfv hat „seit 15 Jahren Rücklagen gebildet“, sagt Ronny Zimmermann. Die Sportschule bietet 198 Betten in Einzel-, Zweibett- und Mehrbettzimmern, die modern ausgestattet sind. Für Seminare stehen ein eleganter Spiegelsaal und acht Seminarräume zur Verfügung, die nach den badischen Sportkreisen benannt sind. Der Filmsaal Bruchsal hat 100 Sitzplätze, der kleinste Raum Tauberbischofsheim eignet sich mit 15 Sitzplätzen auch für Vorstands- und Ausschuss-Sitzungen.

Das Stadion mit 140x85 Metern Fläche, der Kunstrasenplatz (102x56) und der Waldsportplatz (80x60) erlauben den Lehrgangsbetrieb bei jedem Wetter ebenso wie drei Sporthallen, ein Hallenbad, ein Fitnesscenter, ein Ringer-/Judo-Raum, zwei Kegelbahnen, eine Sauna und eine Beachanlage. Die Bocciabahn dient der Entspannung der Lernenden. Diese werden auf dem Turmberg exzellent versorgt. Pro Jahr werden im Restaurant mehr als 35.000 Brötchen, mehr als 700 Sandkuchen, an die 5000 Kilogramm Hähnchenfleisch, fast 2000 Kilogramm Fisch und mehr als 5000 Kästen Mineralwasser verzehrt. Kartoffeln, Nudeln und Salat sind auch gesund und werden an Büffets serviert.

Leiterin des BSB-Geschäftsbereiches Bildung und Qualifizierung ist Fiona Grüger aus Heidelberg, die das kompetente Lehrteam mit Nicole Dreßler, Dorsey Erg, Dr. Jens-Peter Gnam und Volker Trunk leitet. 22 Fachverbände führen ihre Trainerausbildung und Mentoren-Lehrgänge in der Sportschule durch, wobei der Badische Turnerbund mit dem Angebot im Ropeskipping, Faustball, Gerätturnen, Kinderturnen, Kleinkinderturnen, Fitness und Gesundheit, Karnevalistischen Tanzsport sowie Aerobic das breiteste Angebot bietet. Die Fachverbände Bowling, Fußball, Gewichtheben, Golf, Handball, Judo, Ju-Jutsu, Kanu, Kegeln, Klettern, Leichtathletik, Radsport, Rugby, Schach, Schießsport, Ski, Taekwondo, Tauchen (Unterwasserrugby), Tennis, Tischtennis und Volleyball nutzen die Sportschule gerne und bringen gut ausgebildete Trainerinnen und Trainer hervor.

So ist Schöneck nicht nur für den „weißen Blitz“ Heinz Fütterer und dessen Sprint-Kameraden Charly Kaufmann zur sportlichen Heimat geworden, sondern auch für alle Übungsleitenden, die künftig Kinder und Jugendliche in vielen Sparten ausbilden werden. 

Donnerstag, 13. Juli 2023

SCN und RGH mit Ambitionen zur deutschen Siebenerrugby-Meisterschaft

Ein Zweikampf um den Titel?

Mit der 26. Deutschen Meisterschaft im olympischen Siebenerrugby der Männer und den 22. Titelkämpfen der Frauen geht am Wochenende die Rugby-Spielzeit 2022/23 zu Ende. Die Männer tragen ihr Turnier am Samstag von 11 bis 18.30 Uhr und am Sonntag von 9 bis 16 Uhr im Pichterich-Stadion in Neckarsulm aus, die Frauen ermitteln im gleichen Zeitrahmen beim SV Odin Hannover neben den Herrenhäuser Schlossgärten ihr Meisterteam.

Zur großen Enttäuschung der gastgebenden Sport-Union Neckarsulm haben nur acht der 135 Vereine von Rugby Deutschland plus ein Einladungsteam unter dem Namen „Beerbarians“ gemeldet, darunter mit dem 13-maligen deutschen Siebenerrugby-Rekordmeister Rudergesellschaft Heidelberg, dem Titelverteidiger Sportclub Neuenheim und dem südhessischen RK Heusenstamm drei Bundesliga-Vereine. Es wäre eine lohnende Aufgabe für die sportliche Leitung des Verbandes, die Gründe für dieses eklatante Desinteresse zu ergründen. Schließlich haben in früheren Jahren fast alle Spitzenklubs an den DM-Turnieren teilgenommen. 2017 in Neuenheim waren es 16 Teams, 2010 in Heusenstamm sogar 24.

Der SCN, erster Meister 1996 und letzter Meister 2022 im Heidelberger Fritz-Grunebaum-Sportpark, hat es in der Gruppenphase mit Gastgeber SU Neckarsulm, dem Bundesliga-Aufsteiger RSV Köln, den "Beerbarians" und der RGH II zu tun und somit gute Chancen, in die Halbfinals am Sonntag um 12.40 Uhr einzuziehen. Die RGH, die erstmals 1997 und zum 13. Mal im Sommer 2021 triumphiert hatte, spielt in der Gruppenphase gegen den dem deutschen Verband angegliederten Zweitligisten RC Walferdange aus Luxemburg, den RK Heusenstamm und den RC Studentenstadt München-Freimann.

Leider wird Bundestrainer Antonio Aguilar, der schon beim finalen  Europameisterschaftsturnier in Hamburg vermisst wurde, auch in Neckarsulm „aus privaten Gründen“ (so RD-Sportdirektor Manuel Wilhelm) nicht anwesend sein können. Der Portugiese war in Hamburg von seinem Assistenten Clemens von Grumbkow (Heidelberg) kompetent vertreten worden, sein Team wurde mit vier Siegen und zwei Niederlagen Siebter.

Für die Frauen-Titelkämpfe im Westen Hannovers haben immerhin zwölf Vereine gemeldet, darunter mit Titelverteidiger Heidelberger Ruderklub, dem SCN, der RGH und dem Bundesliga-Aufsteiger TSV Handschuhsheim vier Klubs aus Heidelberg. Der HRK ist favorisiert, den anderen Heidelbergerinnen sind gute Leistungen und vordere Platzierungen zuzutrauen.

Freitag, 7. Juli 2023

Der Sport im „Ländle“ so stark wie nie zuvor

Nach der Coronavirus-Pandemie haben die Vereine ihre Mitgliederverluste mehr als ausgeglichen

Der Sport hat die Coronavirus-Pandemie überstanden und ist in Baden-Württemberg so stark wie nie zuvor. Nach der am 31. Januar 2023 abgeschlossenen Bestandserhebung für das Jahr 2022 haben die 21.844 Sportvereine im „Ländle“ 4.031.464 Mitglieder, das sind 134.811 oder 3,46 Prozent mehr als im Vorjahr und 45.205 oder 1,13 Prozent mehr als vor Pandemiebeginn. Jürgen Scholz, der Präsident des Landessportverbandes Baden-Württemberg (LSV), spricht von einem „Allzeit-Hoch“ und freut sich, dass besonders viele Kinder und Jugendliche in die Sportvereine geströmt sind.

Alle drei im LSV vereinigten Sportbünde des Landes verzeichnen deutliche Zuwachsraten. Der Württembergische Landessportbund mit Sitz in Stuttgart hat nun 2.257.426 Mitglieder, das sind 70.840 oder 3,24 Prozent mehr als 2022 und 10.656 oder 0,47 Prozent mehr als 2020. Der Badische Sportbund Süd mit Sitz in Freiburg hat nun 976.581 Mitglieder, das sind 38.517 oder 4,11 Prozent mehr als 2022 und 26.532 oder 2,79 Prozent mehr als vor der Pandemie. Und der Badische Sportbund Nord mit Sitz in Karlsruhe hat 837.402 Mitglieder, das sind 25.454 oder 3,30 Prozent mehr als 2022 und 8438 oder 1,07 Prozent mehr als 2020. Der BSB Nord hat 334.609 weibliche und 502.793 männliche Mitglieder.

Die nähere Betrachtung der Bestandserhebung ergibt, dass im BSB Nord gegenwärtig 2437 Vereine in neun Sportkreisen und 52 Fachverbänden organisiert sind. Größter Sportkreis ist Karlsruhe mit 181.678 Mitgliedern in 467 Vereinen, was einer Steigerung um 4,42 Prozent entspricht. Auf den Plätzen zwei und drei folgen die Sportkreise Mannheim mit 151.535 Mitgliedern in 448 Vereinen (+4,07 Prozent) und Heidelberg mit 136.611 Mitgliedern in 407 Vereinen (+2,23 Prozent). Kleinster Sportkreis ist Buchen mit 38.253 Mitgliedern in 124 Vereinen.

Mitgliederstärkster Fachverband Nordbadens ist Turnen mit 213.475 Mitgliedern in 590 Vereinen vor Fußball mit 199.766 Mitgliedern in 596 Vereinen, Tennis mit 57.118 Mitgliedern in 334 Vereinen, Bergsport und Klettern mit 35.236 Mitgliedern in 14 Alpenvereinen, Handball mit 34.993 Mitgliedern in 148 Vereinen sowie den Sportschützen mit 31.657 Mitgliedern in 230 Vereinen. Kleinster Fachverband ist Rasenkraftsport und Tauziehen mit 222 Mitgliedern in sechs Vereinen.

Mitgliederstärkster Verein in Nordbaden ist der Karlsruher SC mit 11.814 Mitgliedern, was einem Zuwachs von 6,93 Prozent entspricht vor der TSG Hoffenheim mit 10.096 Mitgliedern (+1,97 Prozent), dem Deutschen Alpenverein Karlsruhe mit 9882 Mitgliedern (+3,98 Prozent) und dem DAV Heidelberg mit 8963 Mitgliedern (-1,60 Prozent). Zweitgrößter Heidelberger Verein ist die TSG Rohrbach auf Rang 13 mit 3556 Mitgliedern (+10.47 Prozent) vor der TSG Dossenheim mit 2951 Mitgliedern (+1,48 Prozent).

1692 oder 69,43 Prozent der nordbadischen Sportvereine haben weniger als 300 Mitglieder, 528 oder 21,67 Prozent haben 301 bis 800 Mitglieder, 187 oder 7,67 Prozent haben 801 bis 2000 Mitglieder, und nur 30 oder 1,23 Prozent sind Großvereine mit mehr als 2000 Mitgliedern.


Sonntag, 2. Juli 2023

Mit der Jugend in eine gute Zukunft

 Über die deutsche Rugby-Meisterschaft 2023 

Der SC Frankfurt 1880 hat die beste Rugby-Mannschaft in Deutschland, da beißt – um den Griechen Äsop zu zitieren – die Maus keinen Faden ab. Das 30:16 (20:6) im Endspiel 2023 gegen den SC Neuenheim brachte den dritten Titelgewinn in Folge und den neunten seit 1913. Nach der Coronavirus-Pandemie ist das internationale Ensemble aus „Mainhattan“ sogar besser als zuvor, was für den ganzen Verein gilt. Der SC 1880 arbeitet mit über 30 Schulen zusammen und hat rund 500 Kinder und Jugendliche in Rugbystiefeln und mit rot-schwarzen Fähnchen.

Mein Papagei, der vor Endspielen besonders nervös ist und nie mit dem Fanbus reist, flatterte schon am frühen Morgen nach Frankfurt und war froh, dass auch im Luftraum über dem Airport kein Stau den Anflug behinderte. Er wurde von Dr. Ulrich Byszio, dem Präsidenten und Mäzen des SC 1880, herzlich begrüßt und – weil Sportler vor einem Finale vernünftig leben – mit einem Mineralwasser erfrischt. Weil mein Papagei den früheren Rugby-, Siebenerrugby- und Studentenrugby-Nationalspieler Byszio seit Jahrzehnten kennt, herrscht zwischen dem Geschäftsmann und dem Vogel ein besonderes Vertrauensverhältnis.

Byszio, der nach eigener Einschätzung „58 Jahre alt ist und aussieht wie 28“, liebt zwar den Erfolg und wollte schon in seiner Jugend jedes Rugbyspiel gewinnen, doch hat er fest vor, das Aussehen seines Teams bald zu verändern. Im Endspiel hatten die Frankfurter mit Marcel Becker, Anton Rupf, Jens Listmann und Hassan Rayan nur vier Akteure aus dem eigenen Talentschuppen im Teamkader, 17 Spieler sind Profis aus den großen Rugby-Nationen. „Das möchte ich ändern“, verkündete Byszio bei der Siegerehrung und gratulierte dem SCN „zur vergleichsweise höheren Anzahl an Eigengewächsen.“

Nachdem der begeisterte Fitnesssportler, Radfahrer und Jet-Pilot Ulrich Byszio seinen Flieger gestern am Zweitwohnsitz St. Tropez abgestellt hatte, wurde er ganz konkret: „Künftig sollen alle Erstligisten pro Saison mindestens 6400 Spielminuten lang Akteure aus der eigenen Jugend einsetzen. Dann kommen wir mit dem deutschen Rugby voran“, sagte Byszio, der sich mit meinem Papagei auch einig war, dass es ein Unding ist, dass Spieler der deutschen Siebenerrugby-Nationalmannschaft im Endspiel der deutschen Meisterschaft überhaupt nicht oder nur eine Halbzeit lang eingesetzt werden durften.

Vizemeister SCN hatte im Finale Akteure aus neun Nationen aufgeboten – allesamt Amateursportler -, darunter sechs Spieler, die schon als Kinder das königsblaue Trikot trugen, und konnte sich über mangelnde Unterstützung nicht beklagen. „Ich glaube, der ganze Verein war da“, sagte mein Papagei, der Mitglieder aus Aachen, Düsseldorf, München, Feudenheim und sogar aus Oggersheim sichtete – von hoch oben hatte er einen perfekten Überblick.

Das SCN-Team wird auch künftig von dem 28-jährigen Curtis Bradford trainiert, der auf Erfahrungen in seinem Heimatland Wales, Australien, Italien und Österreich baut und nur zwei Akteure definitiv verlieren wird: Der portugiesische Nationalspieler Miguel Macedo wechselt nach Irland, der Italiener Gianmarco Perrone geht zurück in seine Heimat. „Nachschub“ kommt aus der Jugend. Besonders die U10- und U12-Kinder haben schon bei diesem Endspiel für beste Stimmung gesorgt. Mein Papagei lobte: „Das war meisterlich!“    

Donnerstag, 29. Juni 2023

Das Endspiel der 100. deutschen Rugby-Meisterschaft

Neuenheim fordert Frankfurt heraus

Am 1. Juli 2023 um 15 Uhr wird im Stadion des Titelverteidigers SC Frankfurt 1880 (Feldgerichtstraße 29, neben dem Hessischen Rundfunk) der 100. deutsche Rugby-Meister ermittelt. Es ist das 98. Endspiel seit 1909, als der nicht mehr existierende FC 1897 Hannover auf dem Cannstatter Wasen den FV Stuttgart (heute: VfB) mit 6:3 Punkten besiegte. Zweimal wurde kein Endspiel ausgetragen. 1911 konnten sich der FV 1897 Linden und der SC Frankfurt 1880 nicht auf einen Austragungsort einigen, 2002 war der Bundesliga-Erste DRC Hannover automatisch Meister.

Von den 97 bisherigen Endspielen hat der morgige Herausforderer SC Neuenheim 24 bestritten, neun gewonnen und 15 verloren. Titelgewinne gelangen im zehnten Vereinsjahr 1912, 1921, 1924, 1949, 1966, 1967, 1995, 2003 und 2004. Der SC Frankfurt 1880, drittältester deutscher Rugby-Verein nach dem Heidelberger Ruderklub und dem DSV von 1878 Hannover, bestritt bisher 15 Endspiele, gewann acht und verlor sieben. 1913 standen sich die beiden Klubs zum einzigen Mal im Finale gegenüber, als Frankfurt die Neuenheimer mit 8:3 Punkten entthronte. Der SCN wäre, wenn es diesen Titel gäbe, deutscher Rekord-Vizemeister.

In den Neuenheimer Meistermannschaften von 1912 und 1921 spielte mit dem Innendreiviertel Willi Kohlhammer ein Multitalent, das von 1912 bis 1914 als Mitarbeiter der Deutschen Bank in Konstantinopel (heute: Istanbul) arbeitete und als Kapitän und späterer Ehrenspielführer von Fenerbahce dreimal in Folge türkischer Fußball-Meister wurde. Im Endspiel 1912, das dem SCN einen 13:6-Sieg nach Verlängerung gegen den FV 1897 Hannover brachte, wirkte Professor Edward Hill Ullrich vom Neuenheim College und HRK, der Gründer des Deutschen Rugby-Verbandes, als Seitenrichter.

Bei seinen Titelgewinnen 1922 und 1925 baute der SC Frankfurt 1880 auf die Spielkunst von Oskar Kreuzer, der auch als Fußballer und noch mehr als Deutschlands erster Tennis-Weltstar bekannt wurde. Er war elfmal deutscher Meister mit dem Racket, 1912 Vize-Weltmeister im Einzel und an der Seite Otto Froitzheims Weltmeister im Doppel, ehe er 1913 die French Open gewann und in Wimbledon das Einzel-Halbfinale bestritt.     

Ein großartiger Stürmer der SCN-Meisterteams von 1912 bis 1924 war der Hakler Georg Lenz. Der Schlosser arbeitete im Reparaturwerk der Bahn in Schwetzingen (heute: Decathlon) und hatte deshalb eine sagenhafte Kraft und Kondition, weil er jeden Morgen von Neuenheim nach Schwetzingen rannte, zehn Stunden malochte und abends nach Hause joggte. Unter der Woche gab es keine Trainings, denn Menschen arbeiteten bis 19 Uhr und die Spielfelder hatten kein Flutlicht.


Rugby-Auswahlen sind erneut ungeschlagen

Die Nachwuchsauswahlen des Rugby-Verbandes Baden-Württemberg wurden erneut deutscher Meister der Landesauswahlen. Hier die U16-Jungen und die U18-Junioren, hintere Reihe v.l.n.r.: Sportwart Ben Merdes, Trainer Steffen Liebig, Colin Wiedemann, Linus Müller, Kosta Asenov, Linus Meng, Niall Miskella, Jaden Gliatis, Aurel Knorr, Aaron Engels, Rasmus Jung, Sebastian Wellensiek, Johannes Roll, Philip Buchta, Ben Tubach, Michael Schmitt, Tobias Feil, Manager Elmar Menold, Trainer Jan Ceselka und Trainer Tobias Bauer; vordere Reihe v.l.n.r.: Luca Benighaus, Physiotherapeut Jan Sonnek, Physiotherapeutin Maria Saile, Sean Cronauer, Ferdinand Weixelbaumer, Jannik Leimert, Leopold Schendel, Max Zahner, Haakon Oeß, Moritz Noll, Lennard Grimm, Nils Benighaus, Robin Schmitt, Julius Diavara, Finian Zöller und Felix May. Foto: privat

Drei deutsche Meisterschaften der Landesverbände für Baden-Württemberg

Bei den deutschen Siebenerrugby-Meisterschaften der Landesauswahlen haben die Mannschaften des Rugby-Verbandes Baden-Württemberg (RBW) ihre Spitzenstellung behauptet. Die Frauen setzten sich bei den Titelkämpfen in Würzburg ebenso ungeschlagen durch wie die U16-Jungen und die U18-Junioren in Dortmund. Die Überlegenheit der Baden-Württemberger ist kein Zufall, sondern das Ergebnis von rund 50 gemeinsamen Trainings pro Jahr und vieler internationaler Turniererfahrungen.

Die Trainer Lisa Bohrmann und Andreas Hacker waren mit den Leistungen ihrer Frauen sehr zufrieden, die ihre Vorrundenspiele in Würzburg mit 53:0 gegen Hessen, 56:0 gegen Thüringen/Sachsen-Anhalt und mit 34:5 gegen Berlin gewannen und im Endspiel gegen Nordrhein-Westfalen, das sich gegen Bayern, Rheinland-Pfalz und Brandenburg durchgesetzt hatte, einen 39:0-Erfolg folgen ließen.


Die RBW-Auswahl spielte mit Sarah Gossmann (5 Punkte), Steffi Gruber (21), Clara Tauschek (6/alle SC Neuenheim), Johanna Hacker (37), Sophie Hacker (17), Maite Lopez-Aizpeolea (20), Ronja Stauch (10), Muriel Weigel (10), Mette Zimmat (27), Esther Tilgner (alle Heidelberger RK), Ronja Hinterding (5) und Annika Nowotny (24/beide TSV Handschuhsheim).

Landestrainer Jan Ceselka und seine Kollegen Tobias Bauer und Steffen Liebig freuten sich über souveräne Vorstellungen des männlichen Nachwuchses. Die U16 gewann in der Vorrunde mit 15:0 gegen Niedersachsen, mit 24:0 gegen Berlin und mit 31:0 gegen Nordrhein-Westfalen, ehe ein 26:0-Halbfinalsieg über Bayern gelang. Das Endspiel gegen die beinahe gleichwertigen Hessen brachte einen 14:12-Erfolg.

Das sind die Punktesammler des U16-Teams: Philip Buchta (TSV Handschuhsheim/26), Felix May (TSV/20), Colin Wiedemann (Heidelberger RK/15), Julius Diavara (TSV/15), Benjamin Schmitt (HRK/15), Robin Schmitt (RG Heidelberg/7), Lennard Grimm (HRK/5), Luca Benighaus (HRK/5) und Jannik Leimert (HRK/5).

Zur Zufriedenheit von RBW-Sportwart Benjamin Merdes und Teammanager Elmar Menold absolvierten die U18-Junioren ebenfalls ein makelloses Turnier. In der Vorrunde gab es ein 33:0 gegen Niedersachsen, ein 24:7 gegen Berlin und ein 22:0 gegen Nordrhein-Westfalen. Im Halbfinale wurde Hamburg mit 34:5 besiegt, im Endspiel Niedersachsen mit 19:0.

Die Punktesammler der U18-Auswahl waren Max Zahner (HRK/33), Moritz Noll (SCN/30), Nils Benighaus (HRK/15), Niall Miskella (TSV/14), Leopold Schendel (HRK/10), Sean Cronauer (SCN/10), Haakon Oeß (HRK/5), Jaden Gliatis (HRK/5) und Sebastian Wellensiek (Heidelberger TV/5).  

Sonntag, 25. Juni 2023

Der Rugbysport trauert um Harald Schroeder

Der Verleger des Deutschen Rugby-Journals verstarb mit 79 Jahren

Der deutsche Rugbysport und der Verein für Rasenspiele 1906 Hannover trauern um Harald Schroeder, der – wie erst jetzt bekannt wurde – am 4. Mai 2023 nach schwerer Krankheit im Alter von 79 Jahren verstorben ist. Harald Schroeder lebte mit seiner Familie in Gehrden-Leveste und hinterlässt seine Ehefrau Ingrid, die beiden erwachsenen Söhne Timm und Marc mit deren Familien und vier Enkel.

Am 19. Juli 1943 in Hannover geboren, absolvierte Harald Schroeder eine Lehre zum Drucker und führte später einen eigenen Betrieb mit Druckerei und Verlag. Da auch sein Vater und Bruder Rugbyspieler waren, wurde Harald Schroeder ebenfalls Mitglied des VfR im osthannoverschen Stadtteil Döhren und entwickelte sich zu einem guten Spieler. Höhepunkte seiner sportlichen Laufbahn waren die Reisen mit der Niedersächsischen Rugby-Jugend ins südenglische Cornwall und das deutsche Pokalendspiel 1965 in seiner Heimatstadt, das der TSV Victoria Linden mit 9:3 Punkten gewann. Harald Schroeder spielte in den 1960-er und 1970-er Jahren als Verbindungshalb für seinen Verein, dem er bis zu seinem Tode treu blieb.

Nach seiner aktiven Karriere wurde Harald Schroeder noch aktiver und war im VfR Döhren erst Jugendtrainer, dann Jugendleiter, 2. Vorsitzender und schließlich Vorsitzender. Er pflegte tiefe Freundschaften zu seinen ehemaligen Mitspielern und etlichen Vereinsmitgliedern und hatte große Freude am Besuch internationaler Rugbyspiele, zu denen ihn seine Söhne und Freunde begleiteten.

Um den Deutschen Rugby-Verband machte sich Harald Schroeder besonders verdient. Als der Verlag Hermann Meister in Eppelheim bei Heidelberg, der seit 1920 die Deutsche Rugby-Zeitung und das Deutsche Rugby-Jahrbuch herausgegeben hatte, 1979 seinen Betrieb aus wirtschaftlichen Gründen einstellen musste, erwarb Harald Schroeder die Rechte und gab von Januar 1980 bis Dezember 2013 34 Jahre lang das Deutsche Rugby-Journal als monatlich erscheinende Zeitschrift heraus, für die unter anderem die Edelfedern Heinz Balzer, Rudi Eberle, Fritz Feyerherm, Horst Johr, Henric Lewkowitz und Norbert Schick als Mitarbeiter und Redakteure wirkten. Außerdem veröffentlichte Harald Schroeder etliche DRV-Bilderbögen, Rugby-Stundenpläne für Schülerinnen und Schüler sowie Rugby-Jahrbücher – so das Jubiläumsbuch „100 Jahre Deutscher Rugby-Verband“ im Jahr 2000. Sein Sohn Timm verantwortete viele Jahre die höchst informative Website des DRV www.rugby-journal.de.

Meine Zusammenarbeit mit Harald Schroeder, an den ich mich gerne erinnere, war stets ein großes Vergnügen, mit seinem Sohn Timm pflege ich eine langjährige Freundschaft. Das Deutsche Rugby-Journal, ein monatliches Bindeglied zwischen dem Verband, den Landesverbänden und Vereinen, vermissen wir sehr.

Donnerstag, 22. Juni 2023

Tschechiens Jungen und die Mädchen der Utah Lions gewannen die SAS Institute Heidelberg Juniors & Girls Sevens 2023

Baden-Württembergs Talente überzeugten

Die Nationalmannschaft Tschechiens bei den U16-Jugendlichen und die U18-Juniorinnen des US-amerikanischen Bundesstaates Utah heißen die siegreichen Mannschaften bei den X. SAS Institute Heidelberg Juniors & Girls Sevens. Das internationale Siebenerrugby-Turnier um die von Hauptsponsor SAS Institute gestifteten Pokale und Ehrenpreise wurde am 17. und 18. Juni 2023 im städtischen Rugby-Stadion Fritz-Grunebaum-Sportpark in Heidelberg-Kirchheim ausgetragen und fand das größte Interesse seit der erstmaligen Veranstaltung durch den gastgebenden Rugby-Verband Baden-Württemberg (RBW) im Sommer 2012. Es nahmen zwölf Jungen-Teams und acht Mädchen-Mannschaften aus acht Nationen und drei Erdteilen teil. Die 54 Turnierspiele an den beiden Tagen wurden nach einem von Ralph Götz erarbeiteten ausgeklügelten Spielplan ohne Zeitverlust ausgetragen und fanden, wie Sportreporter Jakob Wolf von der Rhein-Neckar-Zeitung ermittelt hatte, vor insgesamt rund 1000 Zuschauern statt.

„Wir haben die wirtschaftliche Herausforderung eines so großen Turniers dank der Unterstützung unserer treuen Partner und der Stadt Heidelberg gemeistert, und die vielen Zuschauer – auch aus Kanada, den Niederlanden und den USA – haben uns erfreuliche Catering-Einnahmen beschert“, sagte der RBW-Vorsitzende Claus-Peter Bach, der sehr stolz auf die vorbildlichen Leistungen des 15-köpfigen Organisationskomitees ist, das ein ganzes Jahr lang unter der Leitung von RBW-Jugendwartin Caroline Trost und RBW-Sportwart Benjamin Merdes an der Realisierung dieses Ereignisses gearbeitet hatte, das im Jahresterminplan des RBW den ersten Platz einnimmt und in Deutschland einzigartig ist.

Bachs Dank gilt auch den rund 80 Helferinnen und Helfern, die von Mittwochnachmittag bis Montagabend gewirkt und gewuselt haben, um die vielfältigen Aufgaben der Organisation zu erfüllen: Team-Zelte aufschlagen und mühevoll wieder abbauen, das Stadion einrichten und säubern, die Mannschaften aus Dubai, Frankreich, Kanada, Luxemburg, den Niederlanden, Tschechien, den USA und den deutschen Landesverbänden Bayern, Brandenburg und Hessen  empfangen, in der Heidelberger Jugendherberge einquartieren und verpflegen, die Shuttle-Bussen von der Unterkunft ins Stadion und zurück einsetzen, die Teams, die rund 25 Match Officials, die Ball- und Einlaufkinder und die Helfer aus der U18-Auswahl des RBW im Haus des Stadtjugendrings mit Mittagessen versorgen, das Grillfest der Talente und das Bankett der Offiziellen durchführen, die Gastgeschenke besorgen und verteilen und – ganz wichtig! – die Kuchen backen und spendieren und heiße und kalte Getränke verkaufen, die die Besucher an zwei Tagen mit 31 Grad Celsius am Leben erhalten haben. Das Grillteam um Ramachandra Aithal, das internationale Wurst-Spezialitäten und Pommes frites zubereitet hat, hat angesichts der unmenschlichen Arbeitsbedingungen viel Flüssigkeit verloren, die aus medizinischen Gründen zeitnah ersetzt werden musste.


Am Schluss waren alle zufrieden: Die Athletinnen und Athleten aus nah und fern freuten sich über ein hochklassiges Turnier, faire Spiele, ehrliche Bemühungen der Match Officials und verdiente Sieger und versprachen, im Juni 2024 zu den XI. SAS Institute Heidelberg Juniors & Girls Sevens wiederzukommen. Unter den Zuschauern waren mit Kensuke Iwabuchi und Harald Hees zwei nationale Rugby-Präsidenten, die die Spiele genossen. Herr Iwabuchi war Japans großartiger Verbindungshalb bei den Weltmeisterschaften 1995 in Südafrika und 1999 in Großbritannien und stellte in Aussicht, im nächsten Jahr zwei Nationalteams aus Nippon an den Neckar zu entsenden. Herr Hees war ein ausgezeichneter Nationalspieler auch im nun olympischen Siebenerrugby und zählte zu jenem deutschen Team, das 1990 bei den Hongkong Sevens Bowl-Gewinner war und von Manager Fritz Raupers und Bundestrainer Robert Antonin unter die besten 16 Teams der Welt geführt wurde.

Die tschechische Nationalmannschaft, die schon 2019 und 2022 in Heidelberg den SAS Institute-Cup gewonnen und ihren Titel damit also erfolgreich verteidigt hat, ist ein hoch verdienter Turniersieger. Die Mannschaft der Trainer Filip Vacek, Ondrej Fort und Stanislav Kral gewann am Samstag die Vorrundenspiele gegen Strasbourg/Elsass (41:5), Hessen (48:0) und Luxemburg (24:7), begann den zweiten Turniertag mit einem 45:0-Viertelfinalsieg über die Texas Rangers, besiegte im engen Halbfinale die Utah Lions mit 12:7 und setzte sich im Endspiel mit 22:12 gegen die Rugby-Akademie der Niederlande-Süd durch. Die Zweitplatzierten stellten mit Sem Bouwens den von den Trainern aller Jungen-Teams nominierten besten Spieler des Turniers, der Rugby-Landesverband Brandenburg mit Team-Manager Robby Lehmann erhielt den Ehrenpreis als fairste Mannschaft.

Gastgeber Baden-Württemberg hatte zwei U16-Auswahlen im Turnier, die sich im Vergleich zum Vorjahr beide verbesserten und so ein Lob des stets sehr kritischen und selbstkritischen Landestrainers Jan Ceselka verdienten. RBW I schlug in der Vorrunde die Texas Rangers mit 39:0, Brandenburg mit 55:0 und die von Karl Fix zusammengestellte kanadische Einladungs-Nationalmannschaft der Dog River Howlers mit Akteuren aus fünf Provinzen und Gastspielern aus Japan und Singapur mit 17:12. Im Viertelfinale gelang ein 24:5-Sieg über Luxemburg, doch im Halbfinale waren die Niederlande-Süd mit 17:0 klar und im kleinen Finale um Platz drei die Utah Lions mit 17:10 knapp besser. Baden-Württemberg II, dessen Akteure in den Monaten zuvor ebenfalls sehr fleißig trainiert hatten, belegte den elften Platz und ließ Brandenburg mit einem bejubelten 22:17-Erfolg im letzten Match hinter sich.

Baden-Württembergs Mädchen verloren nur ein Spiel – das Finale gegen die Utah Lions mit 12:22, die mit Chloe de Leon auch die beste Spielerin des Turniers hatten. Den athletischen US-Girls gelang mit einem 34:0 über die Niederlande, einem 38:7 über das arabische Emirat Dubai und einem 38:0 über Stade Français Paris ein Durchmarsch durch die Vorrunde, worauf am zweiten Tag ein 15:12 im Halbfinale gegen die Dog River Howlers und im Endspiel der Erfolg gegen das RBW-Team von Managerin Caroline Augspurger-Hacker und die beiden Trainer Lisa Bohrmann und Andreas Hacker folgten – die beide sehr gute und erfolgreiche Siebenerrugby-Akteure waren und ihr Können nun an die Talente vererben.

Das RBW-Team setzte sich gegen die Dog River Howlers mit 40:7, die Texas Rangers mit 32:0 und die Elsass-Auswahl mit 28:12 durch und besiegte im Halbfinale Dubai mit 21:7 – da  waren die Fans auf den beiden Tribünen des Fritz-Grunebaum-Sportparks, unter ihnen Heidelbergs Oberbürgermeister Professor Dr. Eckart Würzner, Direktor Thomas Keil von SAS Institute, Seniorchef Walter Niebel vom langjährigsten RBW-Sponsor Sportwelt Niebel und Magnus Müller als Vorsitzender der Badischen Sportjugend, völlig aus dem Häuschen.


Die Heidelberger Rhein-Neckar-Zeitung hat im Vorfeld und danach mit drei großen Artikeln und etlichen Bildern über das Turnier berichtet, das auch über das von Guntram Hacker bewerkstelligten Streaming im Internet etliche Zuschauer fand. Redakteur Norbert Lang vom Rhein-Neckar-Fernsehen, einem langjährigen RBW-Partner, drehte einen tollen Film über die Mädchen aus Dubai und deren berühmten Trainer Apollo Perelini, der im Wüstenstaat eine Rugby-Akademie für junge Talente betreibt und bereits 600 Spielerinnen mit dem Rugbyspiel bekannt gemacht hat. Perelini (53) ist in Auckland geboren, spielte für die All Blacks U21, West-Samoa und 1992 für die Weltauswahl, ehe er seine Karriere als Profi in St. Helens und bei den Sale Sharks in England ausklingen ließ. Er sagte: „Die SAS Institute Heidelberg Sevens sind ein großartiges Turnier. Wir kommen immer gerne wieder!“

Das Turnier in Zahlen

U16-Jugendliche, Gruppe A: Dog River Howlers (Kanada) – Brandenburg 28:0, Baden-Württemberg – Texas Rangers 39:0, Texas – Dog River Howlers 5:28, Brandenburg – Baden-Württemberg 0:55, Texas – Brandenburg 29:14, Dog River Howlers – Baden-Württemberg 12:17; Gruppe B: Tschechien – Strasbourg/Elsass 41:5, Luxemburg – Hessen 0:24, Hessen -Tschechien 0:48, Strasbourg/Elsass – Luxemburg 7:10, Hessen – Strasbourg/Elsass 34:7, Tschechien – Luxemburg 24:7; Gruppe C: Niederlande-Süd – Baden-Württemberg II 44:0, Utah Lions – Bayern 36:5, Bayern – Niederlande-Süd 12:36, Baden-Württemberg II – Utah 0:28, Bayern – Baden-Württemberg II 33:10, Niederlande-Süd – Utah 31:12.

Viertelfinals Plätze 1 – 8: Tschechien – Texas 45:0, Baden-Württemberg – Luxemburg 24:5, Niederlande-Süd – Hessen 24:12, Dog River Howlers – Utah 7:26.

Halbfinals, Plätze 9 – 12: Bayern – Brandenburg 29:7, Strasbourg/Elsass – Baden-Württemberg II 22:7; Plätze 5 – 8: Texas – Dog River Howlers 12:10, Luxemburg – Hessen 21:7; Plätze 1 – 4: Tschechien – Utah 12:7, Baden-Württemberg – Niederlande-Süd 0:17.

Finalspiele, um Platz 11: Baden-Württemberg II – Brandenburg 22:17; um Platz 9: Strasbourg/Elsass – Bayern 20:0; um Platz 7: Hessen - Dog River Howlers 29:17; um Platz 5: Luxemburg – Texas 29:0; um Platz 3: Utah – Baden-Württemberg 17:10; um Platz 1: Tschechien – Niederlande-Süd 22:12.

Fairste Mannschaft: Brandenburg; Bester Spieler: Sem Bouwens (Niederlande-Süd); Bester Punktesammler Baden-Württemberg: Philip Buchta (TSV Handschuhsheim/42 Punkte).

U18-Juniorinnen, Gruppe A: Dubai – Stade Francais Paris 22:17, Niederlande – Utah Lions 0:34, Utah – Dubai 38:7, Paris – Niederlande 36:10, Utah – Paris 38:0, Dubai – Niederlande 12:7; Gruppe B: Baden-Württemberg – Dog River Howlers 40:7, Elsass -Texas Rangers 19:24, Texas – Baden-Württemberg 0:32, Dog River Howlers – Elsass 38:0, Texas – Dog River Howlers 7:31, Baden-Württemberg – Elsass 28:12.

Halbfinals, Plätze 5 - 8: Niederlande – Elsass 15:21, Paris – Texas 0:27; Plätze 1 – 4: Utah – Dog River Howlers 15:12, Dubai – Baden-Württemberg 7:21.

Finalspiele, um Platz 7: Niederlande – Paris 24:0; um Platz 5: Texas – Elsass 19:5; um Platz 3: Dog River Howlers – Dubai 26:7; um Platz 1: Utah – Baden-Württemberg 22:12.

Fairste Mannschaft: Dog River Howlers; Beste Spielerin: Chloe de Leon (Utah); Beste Punktesammlerin Baden-Württemberg: Soraya Hölzer-Castillo (RG Heidelberg/40 Punkte).


Bildtexte

Die Mädchenauswahl Baden-Württembergs (in Gelb-Schwarz) zeigte auch im Endspiele gegen die Utah Lions eine sehr gute Leistung. Foto: F&S

Tschechiens Jungen (in Schwarz-weiß) gewannen nach 2019 und 2022 zum dritten Mal in Folge den SAS Institute-Cup. Foto: F&S

Sonntag, 11. Juni 2023

11. Juni 2023: 100 Jahre Peter Bach

Zur Erinnerung an meinen Vater

Am 11. Juni 2023 hätte der deutsche Rugby-Nationalspieler Peter Bach, Meisterspieler und Jugendleiter des Sportclub Neuenheim 02 in Heidelberg, seinen 100. Geburtstag gefeiert, wenn er nicht schon am 2. Mai 1988 kurz vor Erreichen des Rentenalters nach langjähriger Krebserkrankung verstorben wäre.

Peter Bach ist am 11. Juni 1923 in Sulz unterm Wald (heute: Soultz-sous-Forets) im Kanton Wissembourg im französischen Département Bas-Rhin als Sohn des Landarztes Dr. Paul Bach und der aus Schlesien stammenden Krankenschwester Elise Bach geboren worden. Als der Junge sechs Jahre alt war, übersiedelte die Familie 1929 nach Heidelberg-Neuenheim und erwarb ein Haus in der Uferstraße 32. Der Vater praktizierte noch einige Jahre in Neuenheim, führte ein christliches Leben und engagierte sich als Gemeinderat in der Johannes-Gemeinde und während der Nazi-Zeit auch als Anhänger der Bekennenden Kirche, was ein zeitweiliges Berufsverbot mit sich brachte. Der junge Peter besuchte die Mönchhofschule und das Gymnasium in der Kettengasse (heute: Helmholtz) und spielte auf der Neckarwiese Schlagball und im SCN Rugby - angeleitet von Franz Hack, dem späteren Vorsitzenden des SCN (1952 - 1954) und des Badischen Rugby-Verbandes (ab 1956).

Im Zweiten Weltkrieg wurde Peter Bach in Russland schwer am rechten Bein verwundet, ein Granatsplitter hatte die Muskulatur über dem Knie zerfetzt, im Lazarett drohte zeitweilig die Amputation. Doch der zum Kriegsende 21-Jährige überlebte, holte das Abitur nach, begann eine Ausbildung als Zahntechniker und half ab 1946, den SCN wieder aufzubauen, der nach der Entnazifizierung eine Lizenz der US-Besatzungsregierung für die Wiederaufnahme des Sportbetriebs erhalten hatte. 1948 spielte der Zweite-Reihe-Stürmer Peter Bach erstmals in der ersten Mannschaft für "Blau-Weiß", wodurch er sich durch einen Testspielsieg über "Rot-Weiß" qualifiziert hatte. Beide SCN-Teams spielten damals in der badischen Oberliga, Blau-Weiß war recht gut und gewann am 22. Mai 1949 auf dem Hans-Hassemer-Platz des Heidelberger Turnvereins durch einen 11:0-Endspielsieg über den SC Germania List die vierte deutsche Meisterschaft des Vereins. Die Mannschaft des französischen Spielertrainers und Spielmachers Jean Batz und des Kapitäns Kurt Helwerth bestand aus 15 Freunden - Auswechseln war noch nicht erlaubt. Peter Bach spielte in der zweiten Sturmreihe neben dem Landwirt Gerhard Voth, der das ganze Team nach großen Entbehrungen in der "schlechten Zeit" mit Obst und Gemüse aufgepäppelt hatte.

1950 gegen den SV 1908 Ricklingen, 1951, 1954 und 1958 jeweils gegen den TSV Victoria Linden spielte Peter Bach vier weitere deutsche Endspiele - ohne Erfolg, und nach einem 0:21 in Frankfurt/Main gegen die überragende Mannschaft dieser Zeit beendete er seine Laufbahn. Er widmete sich fortan seinem Beruf als Monteur, Obermonteur und Montageinspektor bei der Kraftanlagen AG Heidelberg und seiner Familie. 1956 hatte Peter Bach die zahnärztliche Assistentin Erna, geborene Heuser, geheiratet, deren früh verstorbener Vater Sebastian Heuser, ein Malermeister aus der Bleichstraße, 1902 zu den elf Gründern des Sportclub Neuenheim 02 gehört hatte. Da Peter und Erna Bach offenbar gut miteinander konnten, kam ich 1957 zur Welt. An diesem Tag feierte der TSV Handschuhsheim seine erste und bisher einzige deutsche Rugby-Meisterschaft.

Peter Bach, ein begabter Gassenspieler und großer Kämpfer, gehörte zu den besten deutschen Spielern seiner Zeit und wurde von Bundestrainer Heinz Flügge (Hannover) am 2. März 1952 in Hannover gegen Belgien (16:9) in die erste deutsche Nationalmannschaft nach dem Zweiten Weltkrieg berufen. Er bestritt insgesamt sieben Länderspiele: 1954 in Grenoble (3:25), 1955 in Hannover (0:16) und 1956 in Toulon (6:32) gegen Frankreich B, 1954 in Frankfurt/Main (6:6) gegen Spanien, 1956 in Heidelberg (3:12) gegen Italien und zum Abschuss 1956 nochmals in Huy (16:0) gegen Belgien. Peter Bach war mehrfach Kapitän der badischen Auswahl, so bei der Irland-Tournee 1954 und dem Spiel in Dublin gegen den Old Belvedere RFC mit dem irischen Kapitän Tony O'Reilly. 1956 führte er die deutsche Nationalmannschaft als Vizekapitän und Vertreter von Karl Wiegmann (Victoria Linden) nach Großbritannien. Die Ergebnisse waren nicht so schlecht: 0:25 im Arms Park gegen den Cardiff RFC, 8:23 gegen den Birkenhead Park RFC, 0:10 gegen den Swansea RFC und 8:25 in Twickenham gegen den Harlequins FC.

Ab den 1970-er Jahren widmete sich Peter Bach, zunächst als Trainer, dann als Jugendleiter, dem Nachwuchs des SCN. Er formte viele spätere Spitzenspieler, die schon als Kinder und Jugendliche zu deutschen Titelehren kamen. Peter Bach war kein Mensch, der es sich und anderen leicht machte. Als er das Gefühl hatte, der Jugendarbeit werde in seinem Verein Unrecht getan, unterbrach er seine Mitgliedschaft für rund fünf Jahre und betätigte sich als dann neutraler Spielleiter des Nachwuchses im neuen Rugby-Verband Baden-Württemberg (RBW). In Erinnerung sind die Kinderturniere auf der Neckarwiese, als das Jugendrugby boomte und bei den Titelkämpfen der U10-Schüler zum Beispiel Heidelberger Ruderklub V gegen TSV Handschuhsheim III oder Rudergesellschaft Heidelberg II gegen SC Neuenheim III spielten. 

Gegen Ende seines Lebens machte er seinen Frieden mit dem SCN und dem Rugbysport. Nun ruht er auf dem Friedhof in Neuenheim, ganz in der Nähe seiner Sportkameraden Rolf Gross, "Jack" Baumgärtner, Hans Gieding, Werner Langer, Fritz Blank und Rudi Eberle.


Peter Bach als badischer Rugby-Kapitän in Dublin, dem eine Dame als Präsidentin von Old Belvedere begegnete, was Kuno Birk (im Hintergrund) erheiterte. Foto: privat


Peter Bachs letzte Ruhestätte in Neuenheim an seinem 100. Geburtstag. Foto: privat

Toulouse und La Rochelle überlegen

Über die Halbfinals der französischen Rugby-Meisterschaft 

Der 21-malige Meister Stade Toulousain und der europäische Champions Cup-Sieger Stade Rochelais-Atlantique bestreiten am Samstag (17. Juni) um 21 Uhr im Stade de France in St. Denis das Endspiel der französischen Rugby-Meisterschaft. Beide Halbfinals wurden vor jeweils 39 500 Zuschauern im Estadio Anoeta im spanischen San Sebastián ausgetragen, so dass man mit Fug und Recht von einem neutralen Austragungsort sprechen kann.

Rekordmeister Toulouse besiegte Racing 92 Paris mit 41:14 (20:0) Punkten und zeigte ein nahezu fehlerloses Spiel mit fünf Versuchen durch seine Nationalspieler, den linken Außendreiviertel Matthis Lebel, Zweite-Reihe-Stürmer Emmanuel Meafou, Mittelstürmer Alexandre Roumat, den rechten Außendreiviertel Arthur Retiere und Flankenstürmer François Cros. Schlussmann Thomas Ramos hatte mit fünf Erhöhungen aus allen Lagen und zwei Straftritten eine 100-prozentige Kickausbeute. In der ersten Halbzeit hatte Racing Paris so gut wie keine Angriffsbälle und bekam wenige Straftritte nur weit in der eigenen Spielhälfte.

Beim Stande von 34:0 kam Racing, 1892 erster Meister der Geschichte (4:3 vor 2000 Zuschauern gegen den heutigen Hans-Peter-Wild-Klub Stade Français Paris, Schiedsrichter: Pierre Baron de Coubertin), zu seinen ersten Punkten. Die beiden Versuche erzielten Innendreiviertel Gael Fickou und Flankenstürmer Ibrahim Diallo, mit den beiden Erhöhungen traf Schottlands diesmal schwacher Spielmacher Finn Russell. Für Racings langjährigen sportlichen Leiter und Cheftrainer Laurent Travers war das letzte Spiel seiner Laufbahn eine herbe Enttäuschung.

Tags darauf gewann La Rochelle mit dem aus dem VfR Döhren hervorgegangenen deutschen Sportdirektor Robert Mohr und dem irischen Trainer Ronan O'Gara die Union Bègles-Bordeaux mit 24:13 (21:3), die nur einen Strafversuch (7 Punkte) und zwei Straftritte von Verbinder Matthieu Jalibert schaffte. La Rochelle, das noch nie Meister war, erzielte drei Versuche durch Australiens Außendreiviertel Dillys Leyds, Hakler Pierre Bourgarit und Flankenstürmer Paul Boudehent. Der nicht fehlerfreie Kicker Antoine Hastoy, als Spielmacher große Klasse, schaffte mit drei Erhöhungen und einem Straftritt neun Punkte.

Im Endspiel im Norden der Hauptstadt Paris kämpfen die beiden Finalisten um den Bouclier de Brennus, einen zentnerschweren Schild aus Eschenholz, für den der Künstler Charles Brennus 1892 auf Bitten seines Freundes Pierre de Coubertin eine Messingplakette gestaltet hat. Das Original ist im Museum der Fédération Française de Rugby (FFR) in Marcoussis im Süden von Paris ausgestellt, eine 2003 geschaffene detailgetreue Kopie wird von Staatspräsident Emmanuel Macron am Samstag im mit 89 000 Zuschauern ausverkauften Stade de France dem neuen Meister überreicht. Titelverteidiger RC Montpellier-Herrault hat eine schwache Saison gespielt und ist als Tabellenelfter der Top-14-Liga nicht in die entscheidende Saisonphase eingetreten. 

Toulouse bestritt sein erstes Endspiel 1903 vor 5000 Zuschauern und verlor gegen Stade Français Paris mit 8:16. Erstmals Meister wurde Toulouse 1912 vor 15 000 Zuschauern mit 8:6 gegen Racing Paris. La Rochelle, 2015 mit Kapitän Robert Mohr in die Top 14 aufgestiegen, hat zwar 2022 und 2023 die europäische Krone erobert, aber noch keinen nationalen Titel. Ob es diesmal glückt?