Montag, 21. September 2020

So gut wie die Franzosen

Rugby-Nationalspieler Manfred Friedel wird am 22. September 2020 80 Jahre alt

Als Manfred Friedel zwischen 1961 und 1967 seine 14 Länderspiele bestritt, zählte die deutsche Rugby-Nationalmannschaft auf dem europäischen Kontinent zu den besten Teams. Friedel gewann fünf Mal gegen den heutigen B-Europameister Niederlande, in Michelstadt im Odenwald auch gegen die Tschechoslowakei, und gegen Belgien stellte Deutschland B-Mannschaften – ohne Friedel.

EM-Spiele gegen Italien, Rumänien und Frankreich, das seinerseits mit B-Teams antrat, in dem Weltstars wie Roland Bertranne und später Serge Blanco, Didier Cambérabéro, Pierre Lacans oder Eric Champ ihre ersten internationalen Erfahrungen sammelten, gehörten damals zum Jahresprogramm der deutschen Fünfzehn. Und die Resultate überraschen aus heutiger Sicht: 1965 in Hannover verloren Friedel und seine Freunde aus Berlin, Hannover und Heidelberg mit 3:8, und ein Jahr später in Chalon-sur-Saone war Frankreich B mit 8:6 nur ganz knapp besser. Hannover erlebte 1965 eine 8:9-Niederlage gegen Rumänien, und die Berliner Rugbyfans rieben sich die Augen, als am 30. Oktober 1966 ein 3:3 gegen Italien gelang. Neben Manfred Friedel spielten sein Vereinskamerad Otto Haaß und der Neuenheimer Martin Frauenfeld in der Dreiviertelreihe, und im Sturm kämpfte Reinhard Goecke vom HRK als einziger Heidelberger.

 Manfred Friedel, am 22. September vor 80 Jahren in Handschuhsheim geboren, erlebte den Krieg vom Speicher des elterlichen Hauses aus, wo man sehen konnte, wie Mannheim im Bombenhagel versank. Er musste aber nie Hunger leiden, ging in die Tiefburgschule und begann mit 13 Jahren eine Lehre als Vermessungstechniker, ehe er die Ingenieurschule in Karlsruhe besuchte und als Diplom-Ingenieur (FH) abschloss. Noch heute arbeitet er zehn Wochenstunden in seinem Beruf, „weil das Arbeiten mit jungen Leuten Spaß macht.“

Bis zum 15. Lebensjahr turnte er beim TSV Handschuhsheim mit den Lieblingsgeräten Boden und Reck, dann folgte er seinem älteren Bruder Willi zum Hockey in der TSG 78 Heidelberg, ehe er sich 1957 den Rugbyspielern des TSV anschloss. Die waren auf dem Hans-Hassemer-Platz des HTV soeben deutscher Meister geworden, und der junge Manfred sagte sich: „Das will ich auch!“ Obwohl er sich alle Mühe gab und einer der besten Innendreiviertel seiner Zeit war, wurde daraus nichts. Mit Manfred Friedel (Foto: privat) war der TSV deutscher Vizemeister 1960, 1963, 1968 und 1978, und auch das Pokalfinale 1978 ging verloren. „1968 in Stuttgart beim 6:8 gegen Hannover 78 waren wir ganz nahe dran, da hätten wir eigentlich gewinnen müssen“, erinnert sich der Jubilar, der mit 44 Jahren noch in der Bundesligamannschaft spielte, mit Martin (56) und Sabine (47) Rugby-Kinder hat, die Nationalspieler wurden, und mit Gabi eine Ehefrau, die ihn seit 57 Jahren auf den Sportplatz begleitet.

Sein schönstes Rugby-Erlebnis hatte er bei einer Tour der Alten Herren nach Bordeaux, denn in den Kellern von St. Emilion hat er gelernt, dass Rotwein Medizin sein kann, die einen Menschen jung hält. Auch weil er seit 30 Jahren nicht mehr raucht, ist er noch so fit.

Claus-Peter Bach am 22. September 2020 in der Rhein-Neckar-Zeitung

 

Sonntag, 20. September 2020

Heidelberg trauert um Peter Bews

 Ein Nachruf für einen unermüdlichen Förderer der Rugby-Jugend

Die Rugbyspieler trauern um Peter Bews. Der langjährige, verdienstvolle Jugendwart des Rugby-Verbandes Baden-Württemberg (RBW) verstarb am 12. September 2020 im Alter von 76 Jahren an einer kurzen, heimtückischen Krankheit in seiner Wahlheimat Heidelberg. Vor sechs Wochen wusste er noch nicht, dass er krank ist, sein Leben rasch zu Ende gehen würde, dass die Ärzte ihm nicht würden helfen können.

 

Mit Peter Bews verlor der deutsche Rugbysport einen seiner Vordenker, aber auch einen scharfen Kritiker von gedankenlosem Handeln, Bequemlichkeit und Müßiggang. „Warum tun Sie das nicht?“, fragte Peter Bews laut in die Runde, wenn Vereinsjugendleiter wieder einmal verschwitzt hatten, einen Zuschussantrag fürs Schul- und Vereinsrugby beim Sportbund zu stellen. Hart und unermüdlich in der Sache, verbindlich im Ton, ein echter Freund, der seine Meinung ohne Scheu vertrat und immer nach Mitstreitern und Verbündeten suchte – und sie fand. Zu keinem Zeitpunkt gab es in seinem Jugendausschuss, den er von 1999 bis 2009 und nochmals von 2012 bis 2016 mit klaren Vorstellungen, aber auch locker und unterhaltsam führte, einen offenen Posten; alle Funktionen waren stets kompetent besetzt, auffällig oft von tatkräftigen und zuverlässigen Frauen.

 

Peter Bews wurde am 17. Juni 1944 im englischen Birmingham geboren. Die Verwüstung seiner Heimatstadt durch deutsche Bomben erlebte er nicht bewusst. Er setzte sich aus tiefer Überzeugung für die Verständigung junger Menschen ein, ab 1975 als Lektor am Anglistischen Seminar der Universität Heidelberg und später als RBW-Jugendwart, der die Sportpartnerschaften mit den Klubs in Cambridge, Shelford und Selkirk und mit der Bedford School in seiner Heimat pflegte, aber auch die Partnerschaftsprogramme mit Polen und Tschechien nutzte und über das Deutsch-Französische Jugendwerk den Austausch mit bedeutenden Rugby-Regionen ankurbelte, damit der baden-württembergische Nachwuchs von Besseren lernen konnte. Rhone-Alpes, Alpes-Maritimes/Cote d’Azur, Var, Midi-Pyrénées und Ile de France waren neben dem nahen Elsass und Lothringen regelmäßige Spielpartner der baden-württembergischen Landesauswahlen. Das internationale Siebenerrugby-Turnier „SAS Heidelberg Juniors & Girls Sevens“ mit den U16-Nationalteams aus Belgien, Israel, den Niederlanden, Polen, Rumänien, der Schweiz und Tschechien sowie den Regionalauswahlen aus British Columbia, Saskatchewan, Venetien und den deutschen Bundesländern baute er zu Europas wichtigstem Nachwuchsturnier aus und erweiterte es 2014 für die U18-Mädchen. Das alljährliche SAS Sommercamp mit 100 Jugendlichen und drei Nationaltrainern aus Wales war ebenso sein „Baby“ wie der SAS Juniorcup und der SAS Wintercup, die dem U8- bis U12-Nachwuchs unzählige Turnierspiele boten. „Wer viel und regelmäßig spielt, wird gut“, war seine Überzeugung.

 


Peter Bews kam durch seinen heute 35-jährigen Sohn James, der als Jurist in Berlin lebt, zur Rudergesellschaft Heidelberg, in der er half, wo Hilfe nötig war. Der selbstlos fleißige Mann fiel durch seine Freundlichkeit und soziale Kompetenz auf. Peter und seine Familie erlitten 2016 einen fürchterlichen Schicksalsschlag, als der neunjährige Sohn Ben durch einen Verkehrsunfall vor den Toren seiner Schule in der Heidelberger Altstadt ums Leben kam. Seither engagierte sich Peter Bews für die Verkehrssicherheit in Heidelberg und machte mit einem von ihm gegründeten und geleiteten Verein Schulwege sicherer.

 

Peter Bews, ein überzeugter Europäer, gab seine britische Staatsbürgerschaft aus Protest gegen die Brexit-Politik Boris Johnsons zurück und wurde am 21. März dieses Jahres für seine unzähligen Verdienste in der Jugendarbeit vom Sportausschuss des Heidelberger Gemeinderates zum „Förderer des Sports“ gewählt. Wegen des Coronavirus-Lockdowns konnte diese hohe Ehrung nicht durchgeführt werden. Die Sportplakette wird ihm posthum verliehen.

 

Er hinterlässt neben James seine Ehefrau Kirsten und die 17-jährige Tochter Lucy, die in Heidelberg zur Schule geht. Ihnen gilt unser Mitgefühl. Peter Bews wird am Samstag, 26. September, um 11 Uhr auf dem Friedhof Köpfel in Ziegelhausen beigesetzt. Um 12.30 Uhr folgt eine Trauerfeier in der Heiliggeistkirche, an der nach den Corona-Bestimmungen 160 Personen teilnehmen können. Claus-Peter Bach



Schneller schlauer mit der Rhein-Neckar-Zeitung! 

Dienstag, 1. September 2020

Flick ist kein Hans(i) im Glück

 Warum Hansi Flick mit dem FC Bayern München die Champions League gewonnen hat

Hansi Flick hat am Abend des 23. August 2020 den höchsten Gipfel erklommen, den ein Vereinstrainer erreichen kann. Sein FC Bayern ist deutscher Meister, DFB-Pokalsieger und Champions League-Sieger in einem Jahr, nachdem er 2014 als rechte Hand und Ratgeber des Bundestrainers Joachim Löw den Weltmeistertitel errungen hatte.

 

Flick ist aber kein Hans(i) im Glück, dieses Etikett haftet dem gebürtigen Heidelberger, der sein Fußballspiel beim BSC Mückenloch und der SpVgg Neckargemünd gelernt und in den Junioren- und Oberligamannschaften verfeinert hatte, zu Unrecht an. Nichts überlässt der Trainer Flick dem Glück, nicht beim FC Bammental, nicht bei der TSG 1899 Hoffenheim, nicht in Salzburg, nicht beim Nationalteam und nicht bei den Bayern. Hansi Flick ist ein sehr fleißiger, sehr gewissenhafter Arbeiter, der Tag und Nacht über seinen Planungen tüftelt und unentwegt überlegt, wie er seine Spieler besser machen kann. Fleiß, Akribie und Bescheidenheit haben ihn, der im Mittelfeld der Bayern als Arbeitsbiene viermal deutscher Meister war, auch als Spieler ausgezeichnet.

 

Wir erinnern uns an den 26. Mai 1985, an das Aufstiegsrunden-Rückspiel zur 2. Liga Süd. Nach einem 3:3 im Hinspiel drei Tage zuvor verlor der SV Sandhausen bei Viktoria Aschaffenburg durch ein kurz vor Schluss erzieltes Tor mit 1:2. Als der große Regen einsetzte, saß der 20-jährige Hansi Flick wie zerstört auf dem grünen Rasen und ließ nach einer überragenden Leistung keinen Trost gelten. „Wie kann ich nach einem solchen Spiel zu den Bayern wechseln?“, fragte er sich immer wieder.

 

Er hat es geschafft – damals wie heute. Hansi Flick ist ein großer Trainer, weil er verstanden hat, dass seine Spieler neben Können, Disziplin und Ordnung auch Freiräume benötigen und Spaß am Fußball haben wollen.

 

Claus-Peter Bach am 26. August 2020 in der Rhein-Neckar-Zeitung


Ein Sommer in Bayreuth

Was geschieht in einer Festspielstadt, wenn keine Festspiele stattfinden dürfen?

 

Obwohl die 109. Richard-Wagner-Festspiele in Bayreuth, die vom 25. Juli bis zum 30. August geplant waren und bei denen ein neuer „Ring des Nibelungen“ hätte geschmiedet werden sollen, dem Conoravirus zum Opfer gefallen sind, ist das Festspielhaus auf dem Grünen Hügel nicht ganz verschlossen. Und an Opern-Fans herrscht in der Bezirkshauptstadt Oberfrankens kein Mangel. Dreimal täglich öffnet sich eine Tür an der westlichen Flanke des Hauses, und eine junge Frau begrüßt jeweils maximal zwölf Gäste, die sich telefonisch anmelden und selbstverständlich eine Mund-Nasen-Bedeckung tragen, zu einer 45-minütigen Führung. Erwachsene zahlen sieben Euro und dürfen im fast 2000 Besucher fassenden hölzernen Resonanzraum des Hauses auf Klappstühlen der ersten Reihen Platz nehmen. Bei einer Festspiel-Aufführung kostet solch ein Platz 590 Euro. Es handelt sich um die dritte Bestuhlung seit der Einweihung des Festspielhauses mit dem „Ring“ im Jahr 1876 – damals hatte Hans Richter, ein Trauzeuge des dichtenden Komponisten, das vierteilige Mammutwerk im verdeckten Orchestergraben drei Mal dirigiert.

 

Dort erklimmt nun ein Besucher den Dirigentenstuhl, schaut so grimmig wie einst Hans Knappertsbusch und fuchtelt ein bisschen mit den Armen herum – leider herrscht im ganzen Haus ein unerbittliches Fotografier-Verbot. Durch das Königsportal, das 1882 zu Ehren von Wagners treuestem Mäzen Ludwig II. anbaut worden ist, verlassen die Besucher das Festspielhaus und schwärmen hinaus in die Stadt.

 

Dort ist kaum weniger los als in den früheren Festspiel-Sommern. Touristen aus aller Welt bummeln durch die historischen Straßen, viele Geschäfte haben bis 20 Uhr geöffnet, die Restaurants aber müssen um 22 Uhr schließen; offenbar ist das Virus im Frankenland nachtaktiv. In den angesagten Speisehäusern, dem „Oskar“, dem „Miammiam glouglou“, dem „Dötzer“, dem „Liebesbier“ und selbst im „Bürgerreuth“ ganz oben auf dem Grünen Hügel, bekommt man ohne Reservierung keinen Platz. In die „Lamperie“, die früher „Vogels Kartoffelkäfer“ hieß und ein angenehm ruhiger Biergarten ist, lockt ein Filmfestival – Zutritt nur mit im Vorverkauf erworbenen Tickets –, schräg gegenüber im Hof der Pianoforte-Manufaktur Steingräber gibt es ein täglich wechselndes Kulturprogramm mit Klaviermusik von Beethoven und Wagner mit dem Pianisten Hans Martin Gräbner und der Sopranistin Gesche Geier. Uwe Hoppe, der jahrelang mit seinen humoristischen Versionen von Wagners Werken ein begeistertes Publikum gefunden hatte, bietet „Lili Marleen – das Leben der Lale Andersen in Liedern und Texten“ an. Am letzten Tag der Steingräber-Festspiele 2020 gibt’s „Die Nibelungen“, einen Kinofilm von Fritz Lang von 1924. Wer Bayreuth mit dem Auto besucht, findet etliche attraktive Parkhäuser. Am Rotmain-Center kostet eine Parkstunde 80 Cent. Nach vier Stunden zahlt man den Tageshöchstbetrag von 2,80 Euro und darf 24 Stunden parken.


 

An der Stadthalle, Bayreuths drittem Konzerthaus nach dem zum Weltkulturerbe zählenden barocken Opernhaus der Markgräfin Wilhelmine – der kleinen Schwester des Preußenkönigs Friedrich II. ist auch das Sommerschloss Eremitage mit schattigem Park zu verdanken – und Wagners Festspielhaus, wird seit Jahren renoviert. Nun werkelt man am neuen Dachstuhl, mit donnernden Hammerschlägen wie man sie aus dem „Rheingold“ kennt. Man erinnert sich an die begeisternden Einführungsvorträge, die der Bayreuther Journalist und Mundart-Schriftsteller Erich Rappl bis in die 1990-er Jahre und danach der Klaviervirtuose Stefan Mickisch aus Schwandorf über die zehn Wagner-Opern, die periodisch in Bayreuth aufgeführt werden, gehalten haben.

 

Auch das Festspielhaus wird immer repariert, diesmal im Bereich der Hinterbühne und der Probenräume, denn Proben gibt es keine. Aus gewöhnlich gut unterrichteten Kreises war auf dem Platz vor der ehemaligen Markgrafen-Buchhandlung, wo mit viel Lärm das Pflaster erneuert wird, zu erfahren, dass Festspielleiterin Katharina Wagner wieder gesund sei und die Vorbereitungen für die ersten Festspiele nach Corona beginnen könnten. Da in diesem Jahr nicht gesungen und gespielt, nicht geklatscht und gebuht wird, ist auch das Steigenberger-Festspielrestaurant verrammelt. Stets offen ist nur die Tür zum Büro der „Gesellschaft der Freunde von Bayreuth“, wo Ina Besser-Eichler und Pierre Soldatenko die spendablen Mitglieder begrüßen und viel Zeit zum Waafen (fränkisch: Plaudern) haben. Ein Cellist aus Weimar hofft, „dass 2021 wieder alles wie immer ist“, schließlich haben alle Musiker unter der Pandemie sehr zu leiden. Er trifft sich mit Orchester-Kollegen zum Essen.

 

Wer erfahren will, wie „Bayreuth“ klingt und wirkt, ist im neu errichteten Kiosk links des Wolfgang-Wagner-Platzes willkommen, wo man für kleines Geld DVDs denkwürdiger Produktionen erwerben kann. Katharina Wagners „Meistersinger von Nürnberg“ von 2007 oder die „Meistersinger“ von Barrie Kosky von 2017 – jeweils mit Klaus-Florian Vogt als Stolzing sowie Franz Hawlata und Michael Volle als Sachs. Oder den „Lohengrin“ von 2010, inszeniert von Hans Neuenfels und verkörpert von Jonas Kaufmann mit Annette Dasch als Elsa und Georg Zeppenfeld als König Heinrich. Sogar Harry Kupfers „Fliegenden Holländer“ von 1985 mit dem monumentalen Simon Estes in der Titelrolle, mit Matti Salminen als Daland und dem walisischen Rugby-Gedrängehalb Graham Clark als Steuermann – legendäre Momente, die jetzt für 19,90 Euro zu haben sind. Dass das wie das Festspielhaus mit roten Backsteinen gebaute „Häusel“ auch eine hypermoderne Toilettenanlage hat, werden besonders ältere Opernfreunde zu schätzen wissen, die nach fünfeinhalb Stunden „Götterdämmerung“ nicht nur Rücken, sondern auch hohen Druck haben...

 

An den schönen Sommertagen im August lohnen ein Besuch in der Lohengrin-Therme oder im Kreuzsteinbad. Ein Ausflug zum Fichtelsee, zum Waldschwimmbad in Warmensteinach mit seinem herrlich kühlen Wasser aus dem Roten Main, in das Café der Eremitage, wo Windbeutel mit Heidelbeeren der Geheimtipp sind, oder nach Bad Berneck bieten Abwechslung. Vor dem „Schwarzen Ross“ in Goldmühl parkt der 911-er mit dem amtlichen Kennzeichen „B - CT....“, und Maestro Christian Thielemann – gesellig und fröhlich wie immer – genießt mit Freunden den Zwiebelrostbraten und das Schäufele, das mit Semmelklos, Dunkelbiersoße und Krautsalat serviert wird. Dazu munden ein großes Helles aus einer der vielen lokalen Brauereien oder ein Silvaner im Bocksbeutel.

 

Im Bayreuther Stadtbild ist Richard Wagner weniger präsent als sonst. In den Schaufenstern sieht man kaum Büsten des Meisters, in den gepflegten Parks nur wenige Plastik-Nachbildungen von Wagners Hund „Russ“, den der Künstler Ottmar Hörl einst vielhundertfach ausgesetzt hatte. Die Parsifal-Apotheke hat sich wegen Corona aber ebenso wenig umbenannt wie die Nachtbar „Mohrenstübchen“ am Bahnhof oder die Mohren-Apotheke in einem der schönsten Wilhelminischen Häuser in der Sofienstraße. Auch wenn am Grünen Hügel keine Musik erklungen ist, gibt es die Brünnhildenstraße und die Lohengrinstraße und die Tannhäuserstraße noch, und Harald Kaiser tischt in der „Eule“, Wagners Lieblingslokal, Evchens Senfsüppchen und Wotans Hirschragout auf. Das wird auch nach Corona so sein.

 

Claus-Peter Bach am 29. August 2020 im „Magazin“ der Rhein-Neckar-Zeitung