Sonntag, 19. Februar 2023

Über das 29:33 der Rugb y-Nationalmannschaft gegen die Niederlande

Große Aufholjagd der "Schwarzen Adler

Nach ihrem unverhofften Aufstieg in die oberste Liga des kontinentaleuropäischen Rugbys - Deutschland ersetzt das suspendierte Russland - hat die Nationalmannschaft am 18. Februar 2023 auf der Suche nach ihrem Platz in der sportlichen Hierarchie den dritten Spielverlust erlitten, aber den ersten Wertpunkt erobert. In Neckarsulm erlebten 2208 Zuschauer eine 29:33 (15:26)-Niederlage gegen die hauchdünn bessere Fünfzehn der Niederlande, womit das deutsche Team der Nationaltrainer Mark Kuhlmann (Heilbronn), Lars Eckert und Kehoma Brenner (Heidelberg) die Vorrunde der European Championship auf dem vierten und letzten Platz der Gruppe A abschloss, aber gute Chancen besitzt, den erträumten Klassenverbleib in den Überkreuzspielen gegen Polen und Belgien, den Dritten und Vierten der Gruppe B, zu schaffen. Am 5. März geht es nach Polen, wo die Deutschen 2021 durch sieben Straftritte des polnischen Kickers mit 16:21 verloren, 2019 aber mit 35:15 gewonnen hatten. Die Hoffnung lebt.

Im Fußball-Stadion des Oberligisten Sport-Union Neckarsulm hätten die Deutschen, die ebenso wie ihre Gäste drei Versuche erzielten, mit etwas mehr taktischer Disziplin gewinnen können. Doch der rumänische Schiedsrichter Alexandru Ionescu bestrafte die Mannschaft für höchst ärgerliche Regelverstöße wie absichtliches Abseits, Bodenspiel und Sperren des Balles mit vier Straftritten, die 100-Prozent-Kicker David Weersma zu zwölf Punkten nutzte, und einem Strafversuch (7 Punkte) in der 48. Minute, verbunden mit einer Zeitstrafe für Justin Renc. Über die gesamten 80 Minuten betrachtet, waren die Niederländer mit ihrem kolossalen Sturm im Gedränge leicht überlegen und taktisch disziplinierter; man muss den Ball eben loslassen, wenn man auf dem Rasen liegt, man darf sich nicht auf den Ball werfen, wenn ein offenes Gedränge begonnen hat. Die strikte Beachtung der Spielregeln ist in einem Länderspiel elementar.


Allerdings: Wie gegen Spanien am letzten Sonntag in Heidelberg konnten die deutschen Aufsteiger mithalten, der befürchtete Klassenunterschied war nicht zu erkennen. Wie gegen Spanien begann das Team von Kapitän Jörn Schröder ganz schwach und lag nach elf Minuten mit 0:13 zurück. "Die frühen deutlichen Rückstände liegen wahrscheinlich daran, dass unsere jungen Spieler noch gar nicht wissen, wie gut sie sind", vermutet Mark Kuhlmann und weist auf "fehlende Erfahrung der meisten Akteure in Krisensituationen" hin. Jedes weitere Länderspiel, so Kuhlmann, nütze der Mannschaft, die im Angriff völlig konkurrenzfähig ist. Die "Schwarzen Adler" zeigten eine begeisternde Aufholjagd und belohnten die Fans mit magischen Momenten: Die Kick-Vorlage von Raynor Parkinson zu Felix Lammers (18.) war maßgenau, die Versuche von Oliver Paine (34.) und Leo Wolf (52.) - beide in Bestform - waren Geniestreiche, und Edoardo Stellas Straftritt von der Mittellinie (68.) ließ die vielen Fußball-Fans unter den Zuschauern staunen.      

Unser Fazit nach den ersten drei Spielen in der Division 1: Die neu formierte Mannschaft hat sich kontinuierlich gesteigert, ist schon besser als erwartet, kämpferisch in Hochform und auf dem besten Weg zum Klassenverbleib. Dass die Profis Sebastian Ferreira und Raynor Parkinson als erfahrene Stützen wieder dabei sind, ist ein Segen.

Deutschland: Edoardo Stella (SC Frankfurt 1880) - Zinzan Hees (RK Heusenstamm), Sebastian Rodwell (Medici Firenze), Leo Wolf (Frankfurt), Felix Lammers (SC Neuenheim) - Raynor Parkinson (Frankfurt, 74. Michael McDonald/British Army RFU), Oliver Paine (SCN) - Justin Renc (TSV Handschuhsheim), Oliver Stein (München RFC), Kilian Bendjaballah/Servette Genf, Nicolas Rinklin/SCN) - Sebastian Ferreira (Nottingham RFC), Michel Himmer (RC Soyaux-Angouleme, 78. Tyrrell Williams/Handschuhsheim) - Paul Weiss (SCN, 45. Mathis Blume/Berliner RC), Andrew Reintges (Heidelberger RK, 45. Elias Haase/Frankfurt), Jörn Schröder (HRK/Kapitän, 72. Daniel Wolf/Frankfurt).
Schiedsrichter: Alexandru Ionescu (Rumänien); Zuschauer: 2208; Punkte: 0:3, 0:6 (3., 7.) Straftritte David Weersma; 0:13 (11.) Versuch + Erhöhung Weersma;  5:13 (18.)  V Lammers;  8:13 (24.) S Stella; 8:20 (27.) V Wolf van Dijk + E Weersma; 8:23 (32.)  S Weersma;  15:23 (34.) V Paine + E Stella; 15:26 (40.) S Weersma; 15:33 (48.) Strafversuch Niederlande; 20:33 (52.) V Leo Wolf;  23:33, 26:33, 29:33 (60., 68., 70.) S Stella; Zeitstrafe: Renc (45.)/-.

Bildtext

Haben die Lücken in der holländischen Defensive erkannt und blitzschnell genutzt: Leo Wolf und Oliver Paine (links) legten geniale Versuche. Foto: F&S

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