Sonntag, 19. Juni 2022

Präsident Hees spürt eine „Aufbruchstimmung“

Über den Deutschen Rugby-Tag 2022 in Heidelberg

 

Der Deutsche Rugby-Verband (DRV), der sich künftig „Rugby Deutschland“ nennen möchte, könnte die vier krisenhaftesten Jahre der 122-jährigen Verbandsgeschichte überwunden haben. Nach einem Nationalspieler-Streik 2018 und dem Rücktritt des Präsidiums um den Neuseeländer Robin Stalker, der juristischen Anfechtung der Verbandstage 2020 und 2021 durch einige Mitgliedsvereine und der „Spiegel-Affäre“, die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Heidelberg gegen zwei Funktionäre und die Einstellung des Verfahrens nach Paragraf 170.2 der Strafprozessordnung zur Folge hatte, gingen vom Deutschen Rugby-Tag am 12. Juni 2022 im Olympiastützpunkt Metropolregion Rhein-Neckar ausnahmslos positive Signale aus.

 

Der im Amt bestätigte DRV-Präsident Harald Hees (63/RK Heusenstamm) hatte sogar eine „Aufbruchstimmung“ festgestellt, nachdem die Ergebnisse der deutschen Nationalteams im traditionellen Fünfzehnerrugby und im olympischen Siebenerrugby auch zu Hoffnungen Anlass gegeben hatten. Zuletzt qualifizierten sich die U18-Junioren und die U20-Männer in Basel durch Siege über die Schweiz für die EM-Finalturniere im Herbst dieses Jahres.

 

Der Deutsche Rugby-Tag (DRT) in Heidelberg holte den wegen der Coronavirus-Pandemie im Herbst 2021 ausgefallenen DRT von München nach und beschäftigte sich mit 2020, aber natürlich auch mit den Ergebnissen von 2021. Wie Finanz-Vizepräsident Mathias Entenmann (RG Heidelberg) ausführte, habe der um Florian Hartmann (Entwicklung) erweiterte dreiköpfige Profi-Vorstand mit Manuel Wilhelm (Sport) und Jens Poff (Finanzen) gut gearbeitet. 2020 wurde ein Überschuss in Höhe von 238 000 Euro erzielt, für 2021 sei ein ähnlich erfreulicher Gewinn zu erwarten. In den letzten Wochen wurden die Zusammenarbeit mit den Partnern DHL und Trimona aufgefrischt und mit Unzer und Rhino neue Förderer gefunden. Entenmann sagte auch: „Wir haben alle Darlehen getilgt.“

 

Die fast acht Stunden dauernde Versammlung, bei der von den 139 Vereinen und 13 Landesverbänden allerdings nur 28 stimmberechtigt vertreten waren, hatte über eine Vielzahl von Anträgen zu entscheiden; etliche wurden im Laufe der Diskussion zurückgezogen, viele wegen fehlender Sinnhaftigkeit abgelehnt. Die wichtigsten Vorhaben aber wurden beschlossen, weshalb die Zuversicht von Harald Hees berechtigt ist. Ob das eklatante Desinteresse von Vereinen und Landesverbänden freilich als „Aufbruchstimmung“ zu werten ist, sei hinterfragt. Manche Delegierten äußerten deutliche Kritik an der Verbandspolitik und rügten mangelnde Transparenz der Entscheidungen und die nervtötende Arbeitsverweigerung des DRV-Schiedsgerichts, das seit fast zwei Jahren dringend erwartete Entscheidungen partout nicht trifft.

 

Der DRT beschloss eine neue, moderne Satzung, eine neue Stimmrechtsregelung, die die Größe von Vereinen und Landesverbänden gerechter gewichtet, und eine neue Beitragsordnung, die dem Verband für seine Verwaltung und die nicht-olympischen Nationalteams ein auskömmliches Einkommen sichert. Die in den Vorjahren angefochtenen Beschlüsse über Sonderumlagen in Höhe von 14 Euro pro Vereinsmitglied wurden rechtssicher wiederholt und gelten nun. Man darf hoffen, dass dieser DRT nicht wieder angefochten wird.

 

Die Wahlen und Bestätigungen ergaben folgendes Ergebnis:

 

Präsidium, Präsident: Harald Hees (RK Heusenstamm); Vizepräsident Finanzen: Mathias Entenmann (RG Heidelberg & München RFC); Vizepräsident Sport: Michael Schnellbach (Heidelberger TV); Vorsitzender der Schiedsrichter-Vereinigung: Ralf Tietge (Hannover 78); Vorsitzender der Rugby-Jugend: Heinz-Dieter Seip (München RFC); Vorsitzender des Bundesliga-Ausschusses: Kai Nagel (RG Heidelberg); Sprecher der Landesverbände: Dr. Nils Zurawski (FC St. Pauli); Vorsitzende der Rugby-Frauen: N.N.

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