Sonntag, 9. März 2025

Warum nicht gleich mit voller Kraft voraus?

Deutsche Rugby-Frauen unterlagen Belgien mit 19:23 nach 0:20-Rückstand

Von Claus-Peter Bach

Heidelberg. Die deutschen Rugby-Frauen haben die European Trophy, den Titelgewinn in der Division 2 der Europameisterschaft, aus der Hand gegeben. Nach der vermeidbaren 19:23 (7:20)-Niederlage gegen Belgien vor 876 Zuschauern in Heidelberg dürfen selbst größte Optimisten nicht damit rechnen, dass die kampfstarken Belgierinnen ihr Heimspiel am 5. April gegen Finnland verlieren werden. Die Deutschen werden Zweiter – und das ist leistungsgerecht und ebenso gerechtfertigt wie die knappe Niederlage vom Samstag, die den Schützlingen von Cheftrainer Curtis Bradford immerhin einen defensiven Bonuspunkt einbrachte.

Bei Curtis BraACdford mischten sich Enttäuschung und Zufriedenheit. Seine Fünfzehn, die die beiden letzten Spiele gegen Belgien gewonnen hatte, ist ihrer leichten Favoritenrolle nicht gerecht geworden: „Wir hätten dieses Spiel gerne gewonnen, haben aber in der ersten Halbzeit keine gute Leistung gezeigt“, kritisierte der 29-jährige Waliser. Das angeordnete Gedränge hielt dem belgischen Druck nicht stand, und an den Gassen eroberte Belgien die eigenen Einwürfe so sicher, dass daraus stets gefährliche und dynamische Angriffe entstehen konnten, gegen die die deutschen Verteidigerinnen zu Höchstleistungen gezwungen waren. In der 5. und 13. Minuten taten sich allerdings Lücken auf, die Spielmacherin Jeanne Marquegnies, eine Profispielerin aus Villeneuve-d’Asq im französischen Lille, zu zwei Versuchen nutzte. Ihre Vereinskameradin Lara Steurs, ein körperlich starker und wuchtiger Innendreiviertel, erhöhte sicher und ließ in der 32. und 36. Minute zwei Straftritte nach Bodenspiel und Abseits zum 0:20 folgen.


Kurz bevor die ausgezeichnete georgische Schiedsrichterin zur Pause pfiff, erhoben sich die deutsche „Phönixe“ aus ihrer Asche und verkürzten durch einen Versuch von Außendreiviertel Steffi Gruber und die Erhöhung von Verbindungshalb Charlotte Malaizier auf den Hoffnungen weckenden 7:20-Halbzeitstand. Das erweckte auch das Publikum, das im zweiten Spielabschnitt wie eine Frau hinter dem deutschen Team stand.

Mit Ausnahme der letzten zehn Minuten, in denen die Belgierinnen mit gefährlichen Kontern zeigten, dass sie noch da sind, beherrschte die deutsche Mannschaft Spiel und Gegnerinnen ganz eindeutig. „Wir haben viele sehr gute Momente gesehen, die gezeigt haben, wozu diese Mannschaft in der Lage ist. Mit diesen Spielerinnen werden wir weiterarbeiten, dieses Team werden wir entwickeln“, zog Bradford Motivation für die nächsten Aufgaben.

Mit zwei Versuchen in der 56. und 68. Minute ließ Innendreiviertel Johanna Hacker, nach feinem Zusammenspiel mit Mette Zimmat, den Fritz-Grunebaum-Sportpark erbeben, zumal Charlotte Malaizier mit einer Erhöhung auf 19:20 verkürzte. Dann aber passierten bei Erfolg versprechenden Attacken einige Leichtsinnsfehler, und die Uhr lief irgendwie immer schneller. In der Schlussminute stellte Lara Steurs per Straftritt von 19:23-Endstand her.

Im Sechs-Nationen-Turnier der Männer gelang Frankreich ein glanzvoller 42:27-Sieg bei Titelverteidiger Irland, während Schottland die sieglosen Waliser mit 35:29 bezwang. Die Franzosen legten fünf Versuche durch die beiden Außendreiviertel Louis Bielle-Biarrey (2) und Damian Penaud aus Bordeaux und die beiden Stürmer Pierre Bourdehent und Oscar Jégou aus La Rochelle. Schlussmann Thomas Ramos aus Toulouse besorgte mit vier Erhöhungen und drei Straftritten 17 Punkte.


Deutschland: S. Hacker (Heidelberger RK) – Korn (Germania List, 70. Bürger/HRK), J. Hacker (HRK), Zimmat (HRK), Gruber (SC Neuenheim) – Malaizier (HRK), Nowotny (TSV Handschuhsheim, 57. Vieth (HRK/RC Mainz) – Weigel (HRK), Hermlin-Leder (Berlin Irish RFC, 47. Stauch/HRK), Harris (SCN, 74. Hinterding/Handschuhsheim) – Seifert (HRK/Mainz, 61. Bechtel/US Bordeaux-Bègles), Lauter (RSV Köln) – Bier (SCN/Mainz, 70. Paul/Köln), Tilgner (HRK, 44. Dehnert/SCN), Schucker (HRK, 55. Erhart/SCN).

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