Sonntag, 1. August 2021

Kamelrennen bei Olympia 2024?

Kritisch ferngesehen (III)

 

Was haben Daniel Jasinski, Clemens Prüfer und mein Papagei gemeinsam? Ja, liebe Leserin, lieber Leser und liebes Leserlein, sie haben beim Finale im Diskuswerfen zugeschaut.

 

Bis zur Halbzeit in Tokio haben uns die Wildwasserkanuten, die Wasserspringer, die Judoka (jeweils m/w) und die Dressurreiter und ihre Pferde (w/d) in Entzücken versetzt, und als Alexander Zverev (m) den weltbesten Tennisspieler Novak Djokovic besiegt hatte, wurde es auf unserem Sofa nass, denn auch meinem Papagei perlten Freudentränen übers Gefieder.

 

Bei anderen Sportarten muss man bezweifeln, ob die Reform des deutschen Spitzensports, die zu einer rasanten Vermehrung teurer Sportdirektoren und Leistungssportreferenten geführt hat, während Trainer (m/w/d) noch immer schlecht bezahlt werden, schon Wirkung entfaltet hat. Die Ruderer und Schwimmer (m/w) warfen Fragen auf, weil sie – sofern überhaupt qualifiziert – in den Vorläufen schneller waren als in den Finals. Und über das Abschneiden der Fechter (m/w) und Fußballer (m) schweigt des Sängers Höflichkeit. Der DFB, größter Sportverband der Welt, schickte einen unvollständigen Kader nach Japan, weil Topklubs Olympia für Quatsch halten. Das müssen Politiker wissen, wenn der DFB wieder Sonderrechte reklamiert, für die es sportlich keine Berechtigung mehr gibt.

 

Für die neueren olympischen Sportarten – BMX, Baseball, 3 x 3-Basketball, Siebenerrugby, Skateboard, Wellenreiten – haben sich deutsche Athletinnen und Athleten entweder nicht qualifiziert oder sie nahmen unter „ferner liefen“ teil. Mein Papagei, an Neuem immer interessiert und total begeistert, wenn Menschen mit Tieren so gut harmonieren wie die Dressurreiterinnen, hat einen Brief an IOC-Präsident Thomas Bach geschrieben und für die nächsten Olympischen Spiele die Aufnahme zweier neuer Wettbewerbe in das Programm vorgeschlagen: Windhunderennen (damit die Mitglieder des IOC selbst ein bisschen Sport treiben können statt sich in einem Hotelturm zu verschanzen) und Kamelrennen, wodurch man die uralten Disziplinen Straßenrennen und Einzelzeitfahren elegant ersetzen könnte. „Dabei können unsere Radprofis sowieso nicht mithalten“, findet mein Papagei.

 

Dass man heutzutage, also bei Olympia 2020 in 2021, Worte, die einem am Stammtisch über die Lippen flitzen, nicht laut sagen und schon gar nicht brüllen darf, weiß nun auch der Rad-Sportdirektor Patrick Moster, der unter den Konkurrenten seiner Looser „Kameltreiber“ wähnte, obwohl Kamele überhaupt nicht radfahren können. In Zeiten des Respekts ist man auch gut beraten ist, Menschen nicht mit Tieren zu vergleichen. Turnflöhe, Wasserratten, Sandvipern oder Fußballmäuse sind mindestens unmodern, wenngleich Mexikos Fußballer arg an Speedy Gonzales erinnern.



Schneller schlauer mit der Rhein-Neckar-Zeitung!  

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