Donnerstag, 11. Juni 2020

Für Daniel Strigel zählt nur das Wohl der Athleten

Über das 10. Dienstjubiläum des Leiters am Olympiastützpunkt Metropolregion Rhein-Neckar
  
Am 8. Juni feiert der 45-jährige Mannheimer Daniel Strigel sein zehntes Dienstjubiläum als Leiter des Olympiastützpunkts der Metropolregion Rhein-Neckar – für den ehemaligen Weltklasse-Fechter ist das allerdings kein Anlass zu größeren Feierlichkeiten.

Daniel Strigel hat bei den Olympischen Spielen 2004 in Sydney die Mannschafts-Bronzemedaille im Degenfechten gewonnen und war 2005 Vizeweltmeister mit dem deutschen Team. Nach diesen Erfolgen wurde ihm von Bundespräsident Horst Köhler das Silberne Lorbeerblatt verliehen. 2006 begann seine berufliche Laufbahn, passenderweise als Leiter des Fecht-OSP in Tauberbischofsheim. 2010 wechselte er als Nachfolger von Hans Leciejewski, der das Haus im Neuenheimer Feld 710 wohl bestellt übergab, zum OSP nach Heidelberg. Rückblickend sagt Daniel Strigel: „Ich hatte in diesen zehn Jahren kein herausragendes Erlebnis. Mein Job ist ein Vorgehen in kleinen Schritten, das Abtragen eines hohen Berges mit einem Teelöffel.“ Die Rahmenbedingungen für die am OSP betreuten Athleten seien 2010 sehr gut gewesen „und sind heute noch besser.“

Gleichwohl haben Athletinnen und Athleten, die ihren Trainingsmittelpunkt in der Kurpfalz haben und die Serviceleistungen dieses OSP in Anspruch nehmen, herausragende Erfolge errungen. Daniel Strigel nennt den Kanuten Max Lemke (23) vom WSV Mannheim-Sandhofen, der dreimal hintereinander Weltmeister im Vierer geworden ist, oder Weitsprung-Weltmeisterin Malaika Mihambo (26) vom TSV Oftersheim oder Denis Kudla (25) aus Schifferstadt, der bei den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro Ringer-Bronze gewann und 2017 in Paris Vizeweltmeister war, oder den sehbehinderten Judofighter Nikolai Kornhaß (27) vom 1. Mannheimer JC, der in Rio Bronze von der Matte gekratzt hatte, oder Erik Pfeiffer (33) aus Leimen, der 2014 als erster Deutscher Weltmeister im Aiba Pro Boxing wurde, oder...


„Es war eine Mega-Überraschung“, sagte Daniel Strigel, dass die Siebenerrugby-Nationalmannschaft, obwohl wie Golf erst seit 2016 in einem olympischen Wettkampfsport aktiv, sich am OSP in Heidelberg „sehr gut“ entwickelt und zwei bedeutende Erfolge erzielt hat: 2018 die Vizeeuropameisterschaft und 2019 den EM-Titel vor Frankreich und Irland.

Klar ist, dass in diesen ersten zehn Jahren des Daniel Strigel am OSP nicht tägliche Freudenfeiern stattgefunden haben, sondern beharrliche Arbeit zu leisten war und die Umsetzung der deutschen Spitzensportreform manche neue Organisationsform erforderte. „Handfeste Schwierigkeiten hatte ich nie“, sagt Daniel Strigel, für den es allerdings eine permanente Herausforderung ist, den Athleten und Fachverbänden zu verdeutlichen, welche Unterstützungsmöglichkeiten der Stützpunkt anbieten kann und welche Hilfen bisher nicht genutzt werden. Er freut sich über ein vom Bundesinstitut für Sportwissenschaften gefördertes Forschungsprojekt der Universitäten Göttingen und Tübingen, das die bessere Vernetzung von Athleten, Trainern, Bundesstützpunktleitern und Verbänden zum Ziel hat.

Die Zeitspanne „Heidel“ (= mindestens sieben Jahre) bezeichnet, wie lange es in der wenig dynamischen Stadt Heidelberg dauert, ein wichtiges Projekt zu verwirklichen. Zwei „Heidel“, fast 15 Jahre, wird es gedauert haben, bis die Boxhalle, ein einfacher und mit knapp vier Millionen Euro recht kostengünstiger Anbau an den OSP, im Sommer 2021 fertiggestellt sein wird. Das ist ein Meilenstein – nicht nur für die Boxer.

Von Claus-Peter Bach am 8. Juni 2020 in der Rhein-Neckar-Zeitung

Bildtext:

Daniel Strigel (2. v.r.) mit LSV-Geschäftsführer Ulrich Derad, DOSB-Leistungssportdirektor Dirk Schimmelpfennig und Prof. Hanns Michael Hölz, dem ehemaligen Vorsitzenden des OSP Rhein-Neckar. Foto: vaf

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