Sonntag, 21. Mai 2023

La Rochelle: Aufgeben gilt nicht

 Über die europäischen Rugby-Endspiele

Die beiden besten europäischen Rugby-Vereine kommen aus Frankreich. Stade Rochelais-Atlantique, das 2022 in Marseille mit dem European Champions Cup seinen ersten bedeutenden Titel gewonnen hatte, gewann am Samstagabend auch das Endspiel 2023 im Aviva-Stadion von Dublin. Die "Weltauswahl" des irischen Trainers Ronan O'Gara mit dem omnipräsenten Kapitän Gregory Alldritt besiegte - wie im Vorjahr - die gastgebende Fünfzehn der Leinster RFU mit 27:26 (14:23), nachdem die furios beginnenden Iren nach 38 Sekunden den ersten Versuch erzielt und nach zwölf Minuten mit 17:0 geführt hatten.

Die 51 000 Zuschauer an der Lansdowne Road, unter ihnen 10 800 Franzosen, sowie geschätzt 120 000 Fans im Hafen von La Rochelle konnten kaum glauben, wie La Rochelle, das Team des hannoverschen Team-Managers Robert Mohr, der La Rochelle 2014 als Kapitän in die Top 14-Liga geführt hatte, ab der 20. Minute Punkt um Punkt aufholten und durch Frankreichs Innendreiviertel Jonathan Danty, den Fidschi-Star Ulupano Seutini als dessen Nebenmann und den eingewechselten Erste-Reihe-Stürmer George-Henri Colombe drei Versuche erzielten. Da Spielmacher Antoine Hastoy mit fünf Kicks zu den Malstangen (drei Erhöhungen und zwei Straftritten) fünf Treffer und zwölf Punkte erzielte, durften die Maritimen zum zweiten Mal in Folge den Champions Cup in den Nachthimmel stemmen. Die Jugendlichen in La Rochelle entledigten sich ihrer Kleidung und hüpften jubelnd in das Hafenbecken.

Leinster, dessen verletzter Spielmacher Jonathan Sexton, der Rekord-Punktesammler des irischen Rugbys, hilflos zusehen musste, wie der nach den drei Versuchen von Hakler Dan Sheehan (2) und Außendreiviertel Jimmy O'Brien so komfortable Vorsprung hinweg schmolz, erzielte durch Ross Byrne nur elf Kickpunkte durch eine Erhöhung und drei Straftritte. Zweimal prallte der ovale Ball von der linken Malstange ins Feld zurück. Wieder einmal bewahrheitete sich eine Rugby-Weisheit: Jeder Spieler kann Spiele entscheiden, doch die Kicker gewinnen Meisterschaften.

Am Freitagabend im gleichen Stadion: Mit einem 43:19 (21:0)-Sieg über die Glasgow Warriors gewann der RC Toulonnais des Trainer-Trios Franck Azema, Pierre Mignoni und Frédéric Michalak den European Challenge Cup. Der bis zur 51. Minute durch fantastisches Angriffsrugby erzielte 24:0-Vorsprung wurde gegen die hart fightenden Schotten souverän verteidigt. Toulon erzielte sechs Versuche durch Gedrängehalb und Schlitzohr Baptiste Serin (2), Italiens Rugby-Heros Sergio Parisse, Fidschis Olympiasieger Jiuta Wainiqolo und und dessen Landsmann Waisea Nayacalevu sowie Neuseelands All Black Ihaia West. Serin erzielte sechs Kickpunkte, der eingewechselte Benoit Paillaugue sieben. Dem hatte Glasgow nur drei Versuche durch Kyle Steyn (2) und Sebastian Cancelliere sowie zwei Erhöhungen durch George Horne entgegenzusetzen.        

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