Samstag, 20. September 2025

Früher war’s besser

 Wer an dem einen oder anderen Rentner-Stammtisch sitzt, mag diesen Satz schon einmal, zweimal, dreimal… gehört haben: Früher war es besser!

„Das mag stimmen“, sagt mein Papagei, der bedächtig sein gefiedertes Haupt wiegt und aufzählt: „Früher gab es in Heidelberg Oberbürgermeister und eine Oberbürgermeisterin, die haushalten konnten. Früher gab es im Fernsehen keinen ,Doppelpass‘, in dem ein vorbestrafter Steuersünder Spieler und Funktionäre seines eigenen Vereins provozieren konnte. Und“, fügt mein Papagei betrübt hinzu: „früher gab es Spielleiter, die in ihrem Ehrenamt mit Sachverstand wirkten.“

Mein Papagei und ich haben freudige und vorfreudige Sommertage verlebt, wir lieben den Sport und waren begeistert, dass bei den ,„Finals“ in Dresden erstmals auch das rasante Siebenerrugby gespielt und im Livestream des Verbandes und des ZDF und am Nachmittag auch im ZDF-Hauptprogramm gezeigt wurde. Dass die heute-Nachrichten in das Meisterschaftsendspiel der Männer platzten und nur noch zwei, drei Minuten davon zu sehen war, war halt Pech.

Umso mehr freute sich mein Papagei auf die neue eingleisige Rugby-Bundesliga mit zehn Vereinen, unter denen vier Klubs aus der deutschen Rugby-Hauptstadt Heidelberg sind. Das war früher zeitweise noch besser, als auch der HTV erstklassig war und der Spielleiter die Spiele in Heidelberg so ansetzen musste, dass den Zuschauern nichts entging. Das war, zugegeben, kompliziert, und man brauchte, als es noch keine Computer und künstliche Intelligenz gab, recht viel eigenes Hirn, um allen Wünschen gerecht zu werden. Wenn zwei Klubs vom Neckar auswärts spielten, fand ein Heimspiel samstags, das zweite am Sonntag um 11 Uhr (was nicht jedem Pfarrer gefiel) und das dritte am Sonntagnachmittag statt.

„Das geht heutzutage nicht mehr, denn auch Rugbyspieler wollen sonntags bis 12 Uhr schlafen“, findet mein Papagei, der sich jedoch maßlos geärgert hat, als er nach dem ersten Saisonderby zwischen RGH und Vizemeister Handschuhsheim in halsbrecherischem Tempo in die Tiergartenstraße geflogen war und entsetzt feststellen musste, dass das Match zwischen Neuenheim und Hannover-List bereits zu Ende war. Rugby-Fans, die die Montpellier-Brücke überqueren mussten, um vom Sportplatz A nach B zu kommen, waren erst recht völlig chancenlos.

Es wird nicht besser. Wer den Spielplan genau studiert, wird feststellen, dass alle Bundesliga-Spiele an jedem Spieltag zeitgleich angesetzt wurden, und was noch schlimmer ist: Kein Verein hat dagegen protestiert. „Womöglich haben die Heidelberger Rugby-Vereine zu viel Geld?“, fragt mein Papagei, der nun ernsthaft überlegt, sich einem anderen Sport zuzuwenden.

Freitag, 25. Juli 2025

Hohe Zufriedenheit mit der Führung des Landessport

Präsident Jürgen Scholz einstimmig als Präsident des Landessportverbandes wiedergewählt

Ganz offensichtlich sind die Sportlerinnen und Sportler Baden-Württembergs, die durch ihre Fachverbände, Sportkreise und Sportbünde bei der Mitgliederversammlung des Landessportverbandes Baden-Württemberg im Neckar-Forum von Esslingen 784 Stimmen hatten, mit ihrer Führung zufrieden. Nicht anders ist es zu erklären, dass es zu den vom Präsidium vorgelegten Rechenschaftsberichten über die in den letzten drei Jahren geleistete Arbeit, zum Kassenprüfungsbericht, bei der Entlastung des Präsidiums und bei allen Wahlen keine einzige Gegenstimme oder Enthaltung gab. Nur zu der von Margarethe Lehmann vorgetragenen Rechnungslegung fragte ein Delegierter, warum bei einem jährlichen Umsatz von rund 120 Millionen Euro nur 2,10 Euro Zinsen entstanden seien. Doch diese Frage hätte er besser an Politiker und Banker gerichtet, die Negativzinsen ermöglicht und eifrig kassiert hatten.  

Jürgen Scholz, der 64-jährige Bürgermeister von Sersheim, wo die Alwa-Quelle und die Steuergroschen der Porsche AG üppig sprudeln, wurde für eine zweite dreijährige Amtszeit in das Präsidentenamt gewählt und ist 2025 und 2026 auch Vorsitzender der Konferenz der Landessportbünde im Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB). „Dass viele Sportstätten, die sich zum Teil im Besitz der Sportvereine befinden, aber zum größten Teil von den Städten und Gemeinden verantwortet werden, dringend sanierungsbedürftig sind, ist leider eine Tatsache“, beschrieb der Präsident die Situation. Hilfe versprächen sich der Sport von dem vom Bund aufgelegten Sondervermögen für Infrastruktur in Höhe von 500 Milliarden Euro und von der Sport-Milliarde.

Begrüßt hat Scholz eine Bewerbung Deutschlands um Olympische und Paralympische Spiele. Mit großer Freude erinnerte er an die Atmosphäre, Euphorie und Begeisterung vor einem Jahr in Paris: „Danach sind Kinder und Jugendliche in unserem Nachbarland in die Sportvereine geströmt. Solch ein kräftiger Schub in Sachen Sportentwicklung und Schulsport täte Deutschland auch gut. Insgesamt geht es nicht um die vier Wochen Spiele, sondern um den jahrelangen Weg dorthin und das Erbe danach als Motor für Deutschland.“

Eine Chance für die Sportvereine sieht Scholz auch im Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung an Grundschulen vom Schuljahr 2026/27 an. Die Vereine böten sich als Kooperationspartner an und könnten sich professionalisieren. Allerdings: „Für den laufenden Betrieb der zukünftigen Angebote gibt es immer noch keine verlässliche Finanzzusagen, und die bisherigen Mittel reichen nicht aus.“

Auch Baden-Württembergs Kultus- und Sportministerin Theresa Schopper hatte für Jürgen Scholz und seine Mannschaft im Ehren- und Hauptamt viel Lob mitgebracht. „Sport ist mehr als Bewegung – er vermittelt Respekt, Disziplin, Toleranz, Fairness und Teamgeist“, sagte sie. „Gerade in den Vereinen lernen Kinder und Jugendliche, was Zusammenhalt bedeutet und was man miteinander in der Gemeinschaft erreichen kann. Deshalb bin ich dankbar, dass der organisierte Sport ein verlässlicher Partner in der Ganztagsschule in Baden-Württemberg ist. So profitieren beide Seiten: Sie erreichen mehr Kinder, und die Kinder lernen bei ihnen, was es heißt, Teil eines Teams zu sein und an sich selbst zu glauben.“

Durch ihr Amt als Präsidenten des Badischen Sportbundes Freiburg, des Badischen Sportbundes Nord und des Württembergischen Landessportbundes sind Gundolf Fleischer, Gert Rudolph und Andreas Felchle Vizepräsidenten. Neu gehört dem Präsidium Julia Heckmann an. Die Esslingerin war von der Frauen-Vollversammlung zur Vorsitzenden des Ausschusses für Frauen und Gleichstellung gewählt worden und wurde von den Delegierten in dieser Position ebenso bestätigt wie Claus-Peter Bach (Plankstadt) als Vorsitzender des Präsidialausschusses Leistungssport (PAuLe) und Jens Jakob (Binzen) als Vorsitzender der Baden-Württembergischen Sportjugend. Neu gehören dem Präsidium Dr. Sabine Hamann (Mannheim), Margot Kemmler (Esslingen), Benjamin Knoll (Calw), Reinhard Mangold (Waldstetten) und Jürgen Zink (Waghäusel) an. Wiedergewählt wurden Markus Frank (Wulfingen), Manuel Hailfinger (Sonnenbühl-Undingen), Wolf-Dieter Karle (Stockach) und Manfred Kuner (Triberg).

Den ausgeschiedenen Präsidiumsmitgliedern Hans Artschwager (Hildrizhausen), Margarete Lehmann (Seitingen-Oberflacht), Bernd Kielburger (Königsbach-Stein), Sabine Kusterer (Leimen), Manfred Pawlita (Heuchlingen) und Rolf Schmid (Biberach) hatte Jürgen Scholz zuvor in einer Feierstunde für ihr jahrelanges Engagement gedankt.

Sonntag, 6. Juli 2025

Der dritte Sieg im dritten Spiel

Kanadas U18-Nationalmannschaft besiegte den deutschen Rugby-Nachwuchs mit 24:15

Kanadas Rugby-Nationalmannschaft unter 18 Jahren fliegt am heutigen Montag mit drei Siegen im Gepäck von Frankfurt/Main in die Heimat zurück. Nach dem 60:0 am Montag beim Berliner Rugby-Verband und dem 24:17 am Donnerstag gegen den Rugby-Verband Baden-Württemberg (RBW) gewannen die Kanadier auch gestern Vormittag in Heidelberg gegen Deutschlands U18-Auswahl mit 24:15 (10:10) Punkten.

„Es war für uns der erwartet schwere Test. Unsere Mannschaft hat eine gute Leistung gezeigt, auf die wir aufbauen können“, sagte U18-Nationaltrainer Jan Ceselka (Heidelberg), der das neu gebildete Team, das seinen ersten internationalen Auftritt hatte, auf die Europameisterschaft im November in Prag vorbereitet, wo in der Division 1 der besten acht Nationen die Niederlande der Gegner im Viertelfinale sein werden. „Auch das ist schwer, aber nicht aussichtlos“, sagte Ceselka, der das Team gemeinsam mit dem Frankfurter Samy Füchsel kompetent betreut.

Das Kampfspiel, das auf dem Neuenheimer Museumsplatz 200 begeisterte Zuschauer verfolgten, war von zahllosen schneidigen Angriffen beider Mannschaften geprägt, die sich – jederzeit fair – nichts schenkten. Der Frankfurter Schiedsrichter Benedikt Niklas ist trotz seiner Jugend ein Meister seines Fachs, erhielt Beifall von den Anhängern beider Teams und musste nicht ein einziges Foul ahnden.

Die Kanadier, unterstützt vom Förderverein der Dog River Howlers und dessen deutschstämmigem Präsidenten Karl Fix, gingen nach drei Minuten durch einen Abseits-Straftritt von Michael Oughtred aus Oak Bay in British Columbia mit 0:3 in Führung, ehe Flankenstürmer Richard Riddoch vom deutschen Meister SC Frankfurt 1880 durch Versuch und Tom Petersen vom RC Unterföhring durch Erhöhung die deutsche Fünfzehn mit 7:3 (16. Minute) in Front brachten. Nach 25 Minuten wechselte die Führung durch einen Versuch des Innendreiviertels Jasper Keast (Victoria/BC) und die Erhöhung des Schlussmannes Robert Jaques (Vancouver/BC) zum 7:10 erneut, ehe Tom Petersen per Straftritt (34.) den 10:10-Halbzeitstand herstellte.

Nach dem Seitenwechsel wogte das hochklassige Spielgeschehen hin und her, ehe Thomas Steinke (Vancouver/BC) mit Versuch und Robert Jaques mit der Erhöhung das 10:17 (45.) erzielten. Zwar verkürzte Victor Broyes-Engelkes (Frankfurt) durch Versuch auf 15:18 (53.), doch das letzte Wort hatten die Kanadier, die das Match durch einen Versuch des Gedrängehalbs Elijah Pavlov (Victoria/BC) mit der Erhöhung durch Robert Jaques (67.) mit 15:24 gewannen. Der kicksichere Verbinder Jaques wurde von den deutschen Trainern zum „Man of the match“ ernannt, die kanadischen Trainer ließen Kian Tekkal, dem Außendreiviertel von Victoria Linden, diese Ehre zuteilwerden. Dessen Vater Timur war Anfang dieses Jahrtausends ein sehr guter Nationalstürmer im Rugby und Siebenerrugby.