Montag, 10. November 2025

Das hat sich Bernd Börgerding anders gewünscht

Am Ehrentag des langjährigen Vorsitzenden verlor der AC Germania St. Ilgen gegen Augsburg

Ehre, wem Ehre gebührt. Bernd Börgerding, der im Februar 1993 auf Befehl von Leimens Oberbürgermeister Herbert Ehrbar zum Vorsitzenden des Athleten-Clubs Germania St. Ilgen gewählt worden war, wollte nach 32-jähriger „außerordentlich verdienstvoller Tätigkeit“, so Laudator Ringo Goßmann, eigentlich die Verantwortung in jüngere Hände legen. Es fand sich kein Nachfolger, so dass der 77-Jähre kommissarisch noch weitere zwei Jahre an der Spitze des zweifachen deutschen Mannschaftsmeisters stehen wird. „Du machst das!“, hatte OB Ehrbar damals angeordnet. „Du hast das prima gemacht, mit Weitblick und viel Herzblut den Verein geführt“, stellte Meisterheber Goßmann am Samstagabend in der Aegidiushalle fest und ernannte den kommissarischen Vorsitzenden und Pressereferenten zum Ehrenmitglied und Ehrenvorsitzenden.

Ringo Goßmann überreichte dem stets besonnenen und zurückhaltenden Bernd Börgerding oben auf der beleuchteten Heber-Bühne neben der Ehrenurkunde auch einen Korb voller Leckereinen und edler Weine. Nur die Staffel des AC Germania wollte an diesem Abend nicht in die festliche Stimmung einstimmen und verlor gegen das A-Team Lifting Augsburg mit 0:3 Wertpunkten und 577,8:593,6 Kilopunkten. Das betrübte Bernd Börgerding sehr, der aber die Hoffnung nicht aufgeben möchte, „dass wir in dieser Saison doch noch einmal über 600 Punkte erreichen werden.“ Die Höhepunkte unter seiner Führung waren die deutsche Mannschaftsmeisterschaft 1998, sieben Final-Teilnahmen und der Vereinsrekord vom 1025 Kilopunkten.

Die erste Saisonniederlage musste St. Ilgen deshalb akzeptieren, weil es im dritten Wettkampf die schwächste Leistung zeigte, während die Augsburger über sich hinauswuchsen und ihre beste Leistung auf die Bühne brachten. In der siebenköpfigen Staffel der mit 15 Fehlversuchen arg unsicheren St. Ilgener erfüllten nur die aus Lörrach stammende 20-jährige Sophie Meike Eichkorn mit 110 Kilopunkten und einer Bestleistung von 90 Kilogramm im beidarmigen Stoßen sowie der 22-jährige Justus Moritz, der aus Langen kommt, mit 113 Kilopunkten und einer Bestleistung von 157 Kilogramm im Stoßen die Erwartungen. Die anderen St. Ilgener blieben unter ihren Möglichkeiten, wobei Jonas Müller bei seinem Zweitliga-Debüt nach 90 Kilogramm im Reißen und nur 31 Kilopunkten ausgewechselt und durch Theo Beimer ersetzt wurde. Der 23-jährige Hesse brachte im Stoßen jedoch nur 135 Kilogramm zur Hochstrecke, was auch nur 40,6 Punkte ergab.

St. Ilgen, das in der dritten Saison ohne ausländische Verstärkung kämpft (Börgerding: „Wir vertrauen unserem Nachwuchs, und Ausländer sind uns zu teuer“), trat mit einer sehr jungen Mannschaft an. Etienne Benz hat, obwohl noch jung, das Gewichtheben aufgegeben, seine Schwester Cecile ermittelt im Bundeskriminalamt, und Florie Raclet dient in der französischen Armee. Sie fehlten gegen Augsburg ebenso wie die Routiniers Mandy Treutlein und Robby Behm, die nur noch „im Notfall“ (Börgerding) mitheben wollen. Behm betreut übrigens als Nachwuchs-Bundestrainer am Olympiastützpunkt Metropolregion Rhein-Neckar den 17-jähriger Rostocker Fiete Glücklich, der am Samstag mit sechs gültigen Versuchen außer Konkurrenz 62,2 Kilopunkte erzielte und bald für den AC Germania heben könnte.

AC St. Ilgen – Augsburg 577,8:593,6, St. Ilgen: Maksym Kara (77,3 kg Körpergewicht) 125 kg im Reißen + 150 kg im Stoßen = 275 kg im Zweikampf/121 Kilopunkte; Justus Moritz (83,5) 123 + 157 = 280/113; Sophie Meike Eichkorn (59,2) 70 + 90 = 160/110; Mehmet Milli (85,9) 118 + 135 = 253/81,2; Alisa Arda (65,3) 65 + 80 = 145/81; Theo Beimel (94,4) 135 im Stoßen/40,6; Jonas Müller (64,9) 90 im Reißen/31.

Augsburg: Annika Kormann (58,7) 79 + 98 = 177/130; Sonja Lochno (61,8) 73 + 98 = 171/116; Saadettin Karaca (75,8) 108 + 134 = 242/94; Anja Steidl (48) 53 + 70 = 123/93; Sebastian Tracksdorf (90,7) 120 + 140 = 260/78,6; Mario Lochno (74,7) 123 im Stoßen/50,5; Daniel Moll (99,8) 129 im Reißen/31,5.

Rugby-Frauen starten gegen Hongkong in Drei-Länder- Cup

Am 15. November um 18 Uhr Turnierbeginn im Heidelberger Fritz-Grunebaum-Sportpark

Am 15. November beginnt in Heidelberg für die deutschen Rugby-Frauen eine besondere Maßnahme zur Vorbereitung auf die Spiele der Europameisterschaft (Division 2) im Frühjahr 2026. Im städtischen Rugby-Stadion Fritz-Grunebaum-Sportpark empfängt das Team um den neuen Nationaltrainer Pierre Mathurin (Heidelberg) die Auswahlen aus Hongkong und Belgien zum Drei-Länder-Cup.

„Ein solches Turnier als Vorbereitung ist für uns eine Mega-Chance. Die Mädels freuen sich sehr darauf und wissen es auch zu schätzen, dass sie diese Möglichkeit bekommen“, sagte Coach Pierre Mathurin: „Wir spielen gegen zwei wirklich starke Teams, und wir werden für die bevorstehenden Herausforderungen viel für uns herausziehen können. Ich denke, das ist für uns die perfekte Vorbereitung auf die EM-Spiele.“

Am 15. November um 18 Uhr startet das deutsche Phönix-Team mit der Partie gegen Hongkong, das in der Weltrangliste auf Rang 16 geführte Team, das aber nicht an der Weltmeisterschaft 2025 in England teilgenommen hat. „Die Spielerinnen aus Hongkong kommen mit viel Erfahrung nach Heidelberg und werden gut eingespielt sein. Außerdem spiele sie einen anderen Stil, als wir es aus Europa gewöhnt sind. Das sind für uns Top-Gegnerinnen,“ weiß Pierre Mathurin. Hongkongs große Delegation reist schon am 10. November an und wird sich in zahlreichen öffentlichen Trainings auf den Rugby-Plätzen am Zoo vorbereiten.

Belgien ist als Weltranglisten-24. zwei Plätze hinter den Deutschen platziert und wird am 19. November um 18.30 Uhr der zweite Gegner sein. Man kennt sich aus mehreren Duellen der letzten Jahre. In der vergangenen Saison war das deutsche Team in Heidelberg knapp mit 19:23 unterlegen, Belgien stieg danach in die European Championship (Division1) auf. „Das war damals ein gutes Spiel, und mit etwas Glück wäre Belgien auch zu knacken gewesen. Wir hoffen, dass wir jetzt die richtigen Stellschrauben drehen, um es vielleicht umzukehren“, so Pierre Mathurin.

Abschließend kommt es am 22. November um 15 Uhr zum Duell zwischen Hongkong und Belgien.

Personell bietet der deutsche Kader kaum Überraschungen. „Wir hatten zwar in den letzten beiden Camps auch viele neue Spielerinnen, konnten aber vor allem aus Gründen der Belastungssteuerung nicht alle, die wir noch nicht kannten, auch adäquat sehen und einschätzen. Das wird sich in den nächsten Wochen und Monaten aber noch ergeben. Insgesamt hatten wir aber einen guten Eindruck, und auf manchen Positionen war es jetzt schon sehr hart, eine Nominierungsentscheidung zu treffen. Ich denke, wir werden bei diesem Turnier einen starken Kader aufbieten können,“ gibt sich Pierre Mathurin zuversichtlich. Das Phönix-Team wird auf einige Spielerinnen wie Julia Braun oder Sophie Hacker verzichten müssen, kann von der Erfahrung der Spielerinnen aus dem 7er-Programm profitieren. Es bietet laut Trainer Mathurin auch einen dynamischen Sturm auf. Dabei sind auch einige Namen dabei, die noch nicht vielen Fans des deutschen Frauen-Rugbys geläufig sein dürften. Jessie Watson etwa ist eine Spielerin, „die ihre starke Arbeit auf dem Platz immer eher leise verrichtet, die aber eine starke Ergänzung sein kann.“

Aus Hamburg stoßen Leonie Fouquet und Catharina Rickel zum Kader. Rickel kann als Haklerin für die angesprochene Dynamik im Sturm sorgen, Fouquet hat die Coaches mit ihrer Physis und ihrer Standard-Stärke beeindruckt. Auch Gedrängehalb Anika Kraus aus Würzburg hat in den Trainingscamps vor allem mit einem guten Skill-Set überzeugt.

Damit wird Deutschland mit folgendem Kader in den Drei-Länder-Cup gehen:

SC Neuenheim: Emma Dehnert, Clara Tauschek, Mareike Bier, Steffi Gruber, Lisa Parmetler, Maike Drewenskus, Yusra Abdelkarim, Pia Erhart, Annika Bergemann.

Heidelberger RK: Lara Bürger, Leonie Vieth, Johanna Hacker, Mette Zimmat, Ronja Stauch, Sophie Seifert, Esther Tilgner, Tina Schucker, Salome Trauth, Charlotte Malaizier, Paula Schult, Joy Weatherspoon, Jessie Watson.

TSV Handschuhsheim: Annika Nowotny.

FC St. Pauli: Leonie Fouquet, Catharina Rickel.

SC Germania List: Elena Korn, Sarah Gossmann, Hille Jansen, Katharina Epp.

RK 03 Berlin: Rachel Hermlin-Leder.

Würzburger RC: Anika Kraus.

RSV Köln/Dendemonde RC: Melissa Paul, Luise Lauter.

Dubai RC: Sofie Fella.

CUS Torino: Muriel Weigel.

Stade Français Paris: Manja Bechtel.

Tickets für das gesamte Turnier (Euro 20,00) gibt es im Vorverkauf am Kiosk von Heideberg Marketing am Bismarckplatz und an der Tageskasse. Tickets für einzelne Spiele (Euro 10,009 gibt es nur an der Tageskasse. Rugby-Fans bis 18 Jahre genießen freien Eintritt.

Sonntag, 2. November 2025

19 geförderte Athleten holten in Paris sieben Medaillen

Die Stiftung Olympia-Nachwuchs Baden-Württemberg unterstützt in diesem Jahr 120 Nachwuchssportler

Heidelberg. Jochen Zürn ist begeistert. Der 63-jährige Laufbahnberater am Olympiastützpunkt Metropolregion Rhein-Neckar freut sich darüber, dass die am 1. Mai 2000 gegründete Stiftung Olympia-Nachwuchs Baden-Württemberg auch im 25. Jahr ihres Bestehens und erst recht nach der Beilegung der Stiftung Soziale Hilfe für Spitzensportler am 1. Januar 2016 „eine großartige Unterstützung für Nachwuchsathletinnen und Nachwuchsathleten aus Baden-Württemberg leistet, deren Familien durch das intensive Sporttreiben besonderen Belastungen ausgesetzt sind.“

Die Stiftung Olympia-Nachwuchs wird vom Ministerium für Jugend, Kultus und Sport (KM), der Firma Obi und dem Landessportverband Baden-Württemberg (LSV) getragen und verfügt über ein nicht angreifbares Stiftungskapital von rund 3,5 Millionen Euro. 2024 konnten durch Zinserträge und eine Zustiftung der Porsche AG Einnahmen in Höhe von 104.142 Euro erwirtschaftet werden, die den geförderten Athletinnen und Athleten zu Gute kommen. Der Sportwagen-Hersteller aus Zuffenhausen spendiert seit 2006 jährlich 40.000 Euro. Für 2025 rechnet Geschäftsführerin Kristin Redanz am Kapitalmarkt mit Erlösen von zwei bis 3,5 Prozent des Stiftungskapitals, was dem Vorstand erlaubte, die Anzahl der Geförderten von 106 im Jahr 2024 über 107 im Juli 2025 auf 120 im Oktober 2025 zu erhöhen.

Ein dreiköpfiger Vorstand – Ministerin Theresa Schopper, die nicht selten durch Ministerialdirigentin Dörte Conradi oder Ministerialdirektor Michael Schreiner vertreten wird, LSV-Präsident Jürgen Scholz und Volker Zebandt von OBI – und ein achtköpfiges Kuratorium, das den Vorstand kontrolliert und nach guter Arbeit jährlich entlastet, leiten die Stiftung und waren bei der letzten Sitzung im Kultusministerium besonders erfreut darüber, dass die Fördermaßnahmen nicht ins Leere gehen. Theresa Schopper zeigte sich erfreut darüber, dass 19 Athletinnen und Athleten, „die von der Stiftung gefördert wurden oder aktuell gefördert werden, an den Olympischen und Paralympischen Spielen 2024 in Paris teilgenommen haben.“ Die Sportgymnastin Darja Varfolomeev aus Fellbach-Schmiden, die Kugelstoßerin Yemesi Ogunleye von der MTG Mannheim und der nun für Potsdam startende Kanute Max Lemke, der aus Heppenheim stammt und im Zweier- und Vierer-Kajak gewann, schafften sogar vier Olympiasiege. Insgesamt gingen dank Sprinterin Alexandra Burghardt, Weitspringerin Malaika Mihambo und Zehnkämpfer Leo Neugebauer sogar sieben glitzernde Plaketten an Sportlerinnen und Sportler, die von der Stiftung gefördert worden sind. „Ich wurde 2024 in Paris die erste deutsche Olympiasiegerin in der Rhythmischen Sportgymnastik, obwohl mich die Stiftung bereits seit 2018 unterstützt hat“, sagte Darja Varfolomeev.

Die Stiftung fördert die Unterbringung in Sportinternaten und Olympiastützpunkten, übernimmt teilweise die Fahrtkosten zu Trainings und Lehrgängen, unterstützt die Teilnahme an Trainingslagern und Wettkämpfen sowie die Anschaffung von Trainingsgeräten. 2024 waren 56 Athletinnen und Athleten mit Stiftungsunterstützung in einem Sportinternat untergebracht. 89 Prozent der Fördersumme flossen 2024 in die Basisförderung, was 79.900 Euro ausgemacht hat. Nur elf Prozent (= 10.350 Euro) wurden für Projektförderungen ausgegeben, etwa dann, wenn für einen aussichtsreichen Athleten ein besonderes Trainingslager vor Olympia oder vor den Paralympics sinnvoll ist.

Der OSP Metropolregion Rhein-Neckar, an dem Jochen Zürn die Förderanträge der Fachverbände entgegennimmt und die Angaben über die finanziellen Verhältnisse der Familien überprüft („Ich bin froh, dass mir noch nie ein Antrag abgelehnt wurde“), hat 2025 22 geförderte Athletinnen und Athleten, die sich so verteilen: Sieben Boxer, je drei Ringer und Gewichtheber, je zwei Fechter und Rugbyspieler und je ein Leichtathlet, Softballer, Kanute, Triathlet und Schwimmer. Neun sind weiblich, 13 männlich und alle haben ein Ziel: Los Angeles 2028.


Bildtext

Sportministerin Theresa Schopper und LSV-Präsident Jürgen Scholz leiten die Stiftung Olympia-Nachwuchs Baden-Württemberg. Foto: KM