Am Ehrentag des langjährigen Vorsitzenden verlor der AC Germania St. Ilgen gegen Augsburg
Ehre, wem Ehre gebührt. Bernd Börgerding, der im Februar 1993 auf Befehl von Leimens Oberbürgermeister Herbert Ehrbar zum Vorsitzenden des Athleten-Clubs Germania St. Ilgen gewählt worden war, wollte nach 32-jähriger „außerordentlich verdienstvoller Tätigkeit“, so Laudator Ringo Goßmann, eigentlich die Verantwortung in jüngere Hände legen. Es fand sich kein Nachfolger, so dass der 77-Jähre kommissarisch noch weitere zwei Jahre an der Spitze des zweifachen deutschen Mannschaftsmeisters stehen wird. „Du machst das!“, hatte OB Ehrbar damals angeordnet. „Du hast das prima gemacht, mit Weitblick und viel Herzblut den Verein geführt“, stellte Meisterheber Goßmann am Samstagabend in der Aegidiushalle fest und ernannte den kommissarischen Vorsitzenden und Pressereferenten zum Ehrenmitglied und Ehrenvorsitzenden.
Ringo Goßmann überreichte dem stets besonnenen und zurückhaltenden Bernd Börgerding oben auf der beleuchteten Heber-Bühne neben der Ehrenurkunde auch einen Korb voller Leckereinen und edler Weine. Nur die Staffel des AC Germania wollte an diesem Abend nicht in die festliche Stimmung einstimmen und verlor gegen das A-Team Lifting Augsburg mit 0:3 Wertpunkten und 577,8:593,6 Kilopunkten. Das betrübte Bernd Börgerding sehr, der aber die Hoffnung nicht aufgeben möchte, „dass wir in dieser Saison doch noch einmal über 600 Punkte erreichen werden.“ Die Höhepunkte unter seiner Führung waren die deutsche Mannschaftsmeisterschaft 1998, sieben Final-Teilnahmen und der Vereinsrekord vom 1025 Kilopunkten.
Die erste Saisonniederlage musste St. Ilgen deshalb akzeptieren, weil es im dritten Wettkampf die schwächste Leistung zeigte, während die Augsburger über sich hinauswuchsen und ihre beste Leistung auf die Bühne brachten. In der siebenköpfigen Staffel der mit 15 Fehlversuchen arg unsicheren St. Ilgener erfüllten nur die aus Lörrach stammende 20-jährige Sophie Meike Eichkorn mit 110 Kilopunkten und einer Bestleistung von 90 Kilogramm im beidarmigen Stoßen sowie der 22-jährige Justus Moritz, der aus Langen kommt, mit 113 Kilopunkten und einer Bestleistung von 157 Kilogramm im Stoßen die Erwartungen. Die anderen St. Ilgener blieben unter ihren Möglichkeiten, wobei Jonas Müller bei seinem Zweitliga-Debüt nach 90 Kilogramm im Reißen und nur 31 Kilopunkten ausgewechselt und durch Theo Beimer ersetzt wurde. Der 23-jährige Hesse brachte im Stoßen jedoch nur 135 Kilogramm zur Hochstrecke, was auch nur 40,6 Punkte ergab.
St. Ilgen, das in der dritten Saison ohne ausländische Verstärkung kämpft (Börgerding: „Wir vertrauen unserem Nachwuchs, und Ausländer sind uns zu teuer“), trat mit einer sehr jungen Mannschaft an. Etienne Benz hat, obwohl noch jung, das Gewichtheben aufgegeben, seine Schwester Cecile ermittelt im Bundeskriminalamt, und Florie Raclet dient in der französischen Armee. Sie fehlten gegen Augsburg ebenso wie die Routiniers Mandy Treutlein und Robby Behm, die nur noch „im Notfall“ (Börgerding) mitheben wollen. Behm betreut übrigens als Nachwuchs-Bundestrainer am Olympiastützpunkt Metropolregion Rhein-Neckar den 17-jähriger Rostocker Fiete Glücklich, der am Samstag mit sechs gültigen Versuchen außer Konkurrenz 62,2 Kilopunkte erzielte und bald für den AC Germania heben könnte.
AC St. Ilgen – Augsburg 577,8:593,6, St. Ilgen: Maksym Kara (77,3 kg Körpergewicht) 125 kg im Reißen + 150 kg im Stoßen = 275 kg im Zweikampf/121 Kilopunkte; Justus Moritz (83,5) 123 + 157 = 280/113; Sophie Meike Eichkorn (59,2) 70 + 90 = 160/110; Mehmet Milli (85,9) 118 + 135 = 253/81,2; Alisa Arda (65,3) 65 + 80 = 145/81; Theo Beimel (94,4) 135 im Stoßen/40,6; Jonas Müller (64,9) 90 im Reißen/31.
Augsburg: Annika Kormann (58,7) 79 + 98 = 177/130; Sonja Lochno (61,8) 73 + 98 = 171/116; Saadettin Karaca (75,8) 108 + 134 = 242/94; Anja Steidl (48) 53 + 70 = 123/93; Sebastian Tracksdorf (90,7) 120 + 140 = 260/78,6; Mario Lochno (74,7) 123 im Stoßen/50,5; Daniel Moll (99,8) 129 im Reißen/31,5.