Donnerstag, 16. August 2018

Zur Leichtathletic-Weltmeisterschaft 2013 in Moskau


Hat Deutschland keine Staatsanwälte?
 
Die deutschen Leichtathleten haben beider WM in Moskau mit sieben Medaillenund einigen Endkampf-Platzierungengut abgeschnitten. Sie haben imMedaillenspiegel, der zwar„inoffiziell“,für die Verantwortlichen in Politikund Sportpolitik aber das allein seligMachende ist, den fünften Rang belegt.Wenn wir Wert darauf legen, dürfenwir Deutschen auf unsere Athletenalso stolz sein, was drei Wochen vor derWahl eines neuen IOC-Präsidenten undfünf Wochen vor der Bundestagswahlauf jeden Fall nicht stört.

Alle Athleten, die nicht beim Dopenerwischt wurden, dürfen behaupten,sie seien „sauber“. Das giltfür Christina Obergföll, Robert Harting,Raphael Holzdeppe oder DavidStorl genauso wie für UsainBolt. Nachden Wettkämpfen im Lushniki-Sportparkhaben die deutschen Medailleneinen besonderen Glanz. „Unsere“Läufer sind den Russen,Amerikanernund Jamaikanern zwar hinterher gehechelt,das aber mit dem reinstem Gewissen.Denn sie wurden am häufigstenkontrolliert. 8567 Trainingskontrollenhatte die Nationale Antidoping-Agentur (NADA) alleine 2012durchgeführt. Diese Kontrollen haben ergeben, dass acht Athleten, also 0,093Prozent der Getesteten, betrogen haben.Das klingt erfreulich, steht aber –wie die Süddeutsche Zeitung aufgedeckthat – in krassem Widerspruch zueiner anonymisierten Erhebung derStiftung Deutsche Sporthilfe von 2013,wonach 5,9 Prozent der befragten AthletenDoping eingeräumt haben und40,7 Prozent die Frage aller Fragen unbeantwortetließen.

Nur 0,093 Prozent Betrüger?

Der gemeine deutsche Sportfreund,also nicht das halbe Prozentder 27 Millionen Mitglieder des DeutschenOlympischen Sportbundes(DOSB), das vom Sport lebt, stellt sichangesichts einer so geringen Trefferquoteder NADA Fragen: Wollen dienichts finden? Dürfen sie nichts finden?Oder können sie nichts finden,weil die NADA chronisch unterfinanziertist und in der Regel nur diepreiswerten Urintests statt der wesentlichteureren und für DopergefährlicherenBluttests durchführenkann? Ärzte, Wissenschaftler und mein Papagei weisendarauf hin, dass die Suche nachCannabinoiden (macht ruhig und mutig,mildert Schmerzen), Alkohol (beruhigtbeim Zielen die zitternde Hand)oder Anabolika und Wachstumshormonen (machen stark, schnell und frühtot) überholt seien, weil nur dieDümmsten diese leicht zu findendenSubstanzen noch verwenden. Das Dopingvon heute heiße Gen-Doping undsei nicht zu entdecken. Vitamin-Dopingsteht nicht auf dem Index.
Aus einer Studie der Unis Berlinund Münster war, wie DOSB-PräsidentThomas Bachbetonte, zwar„nicht viel Neues“ zu erfahren, dochimmerhin soviel, dass Dopingforschung in Westdeutschland von staatlichenStellen gefördert und finanziellunterstützt worden ist. Die Arbeitder Forscher war schwierig, weil – eigentlicheine Spezialität desBundesinnenministeriums– im Bundesinstitutfür Sportwissenschaft Akten geschreddert wurden und Verschwiegenheitsklauselndie Offenlegung derForschungsergebnisse verhinderten.

Wer die veröffentlichten Teile derüber 800 Seiten starken Studie gelesenhat, den treibt nur noch eine Frageum: Warum gibt es 2013 in diesemDeutschland, einem demokratisch verfassten Staat mit Gewaltenteilung(keiner Bananenrepublik!), nicht eineneinzigen Staatsanwalt, der demAuftrag des Volkes gerecht wird, einErmittlungsverfahren einleitetunddieLeistungssportakten des DOSB unddes BMI beschlagnahmt, um in akribischem Aktenstudium zu ermitteln,welche Straftaten die Chefs des Sportesund der Politik tatsächlich begangenhaben? – An Minderjährigenundan von der Gunst ihrer TrainerundVerbandsfunktionäre abhängigenSportlern, die sogar die Zumutungendes Meldesystems ADAMS ertragen,um international starten zu dürfen.

„Wir Athleten lassen uns freiwilligtesten“, behauptet DOSB-AthletensprecherChristian Breuer zwar immerwieder.Dochdas ist Quatsch,dennwerbeiADAMSnicht mitmachte, flöge ausdem Kader und verlöre alles.

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