Alles Glück dieser Erde liegt auf dem Rücken der Pferde. Andiesem von demniedersächsischen SchriftstellerFriedrich von Bodenstedt aufgeschriebenen „Arabischen Sprichwort“haben sich die deutschen Sportlerin Rio orientiert und durch Opgun Louvo, Hale Bob, Samourai du Thotund den goldigen Sam die erste Medaillegewonnen. Zur Feier des Tagestrug das beste Vielseitigkeitspferd einschickes schwarzes Häubchen mit goldener Kordel; mein Papageiwarhinund weg, als das edle Ross unter seinemschwäbischen Reiter durch denFernseher galoppierte und den Wassergrabenübersprang als sei er eineRegenpfütze. Michael Jung und seineversilberten Mitstreiterinnen wurden von Claus Kleber im „heute journal“hymnisch gefeiert, die vierbeinigenSportler nicht mit einem Wort erwähnt.„Typisch Hautevolée, dieschwitzende Klasse zählt gar nichts“,grollte mein Papagei.
Pardon, liebe Leserin und lieberLeser, gestern haben wir pausiert.Mein Papagei brauchte eine neue Brille,nachdem er beim 4:2-Sieg des NigerianersArunaQuadri gegen unseren Fahnenträger den flinken kleinenBall noch seltener gesehen hatte alsTimo Boll. Mit neuem Nasenfahrradhat er den 40-jährigen WeißrussenWladimir Samsonow bewundert, der unseren Europameister DimitrijOvtcharov (27) beim 4:2 verzweifeltzurückließ. Erneut hat sich gezeigt,dass im Sport das Alter keine Rollespielt – es gilt nur gut oder schlecht.
Viele bunte Schalensitze
„Nicht doch!“,
schimpft mein Papagei,„,schlecht’ ist verboten.“ Das steht so zwar nicht in der
OlympischenCharta, aber wenn man darauflauscht, welche Pirouetten die Reporter drehen, um nicht zu
sagen, dass beispielsweise die Neidlinge beim 1:2gegen Kanada im dritten Spiel
hintereinandereinen großen Haufen Mistzusammengekickt haben, dann könnte man das meinen.
Eine Mittelfeldspielerin,die natürlich nichtauchnochin der Zeitung namentlich
genanntwerden möchte, habe „gegenwärtignoch Mühe, ihre Leistungskurve nach oben zu führen“,
hieß es da, und selbstdie Bundestrainerin bedauerte, dasseinige Spielerinnen
„ihre beste Formnoch nicht abrufen konnten.“ Manstelle sich das bildlich vor:
Da stehensie im Mittelkreis, rufen bei ihrer Forman und hören: Kein Anschluss
unter dieser Nummer!
Auch die vier
ausgeschiedenenBoxer haben die – zugegebenermaßen populistische –
Anfeuerungmeines Papageis („Jetztbatsch ihm doch mal eine!“) vornehm ignoriert und ihren
Gegnern zu keinemZeitpunkt ihrer Kämpfe weh tunwollen. Als Vladimir Pletnev
seinemSchützling David Graf das Antlitz abtrocknete,behauptete der Reporter, der Trainer des
Schwergewichtlersfiebere daheim auf dem Sofa mit...Sorgen machen wir uns um dieliebliche Kira Walkenhorst. DieBeachvolleyballerin überraschte ander Copacabana mit neuem Outfit.Beim 21:17, 21:11-Sieg gegen die KanadierinnenJamie Broder/KristinaValjas trug die Hamburgerin an derSeite von Laura Ludwig außer dembranchenüblichen Bikini und derSonnenbrille auch ein schwarzes Haarband und großflächige schwarzeBandagen an Schulter, Arm und Hüfte.
„Ob sie nach Ägypten wechselnwill?“, sorgt sich mein Papagei, der beiall den Übertragungen bis in die späteNacht hinein gerne diese wundervollenbrasilianischen Schalensitze in denArenen bewundert: Weiße am Beach,grüne beim Judo, blaue beim Hockey,türkisfarbene beim Fußball, rote beimTurnen und orangerote beim Wasserspringen.
Wennausnahmsweisemalgerudert werden kann, sind auch rundum die Lagune mehr tote Fische alsFans. Wenn schon nicht die Zuschauer,so sind wenigstens Rudi Cerneund seine Kollegen im Sendezentrumbegeistert, besonders dann, wennsie den bunten Plüschtukan an ihreGäste überreichen dürfen.
Am Nachmittag, als die Springerinnenauf ihren Turm klettern durften,war das Wasser im Becken nichtmehr klar und blau, sondern grüngelb.Reporter Stefan Bier stellte sichviele Fragen und fand keine plausibleAntwort. Mein Papagei meint, das IOChabe zur Erhaltung der moralischenBeweglichkeit Wassergymnastik gemacht.Inkontinenz sei eine lästige Begleiterscheinungdes Alters.
(Ferngesehen am 11. August 2016)