Unterwasserrudern auf der Lagune
Lesen bildet.
Fernsehen auch. Am erstenSporttag der Olympischen Spielewaren die aus den ARD-Funkhäusernausgeschwärmten
Reporter unsereLehrer,meinPapageiundichsindbeim
Mitschreiben kaum
nachgekommen.Der Tag war lang, deshalb hier nur dieHöhepunkte aus der
Flimmerkiste:
Beim Bogenschießen
– die MännerSüdkoreas wurden Olympiasieger vorden USA und Australien –
wirktenkeine Deutschen mit, obwohl das einSport ist, bei dem man sich kaum
bewegenmuss. Wir bewunderten deshalbunsere französischen Nachbarnmit dem
Europameister Jean-CharlesValladont, dem EM-Dritten PierrePlihon und Lucas
Daniel in ihremKampf gegen Malaysia (6:2). BeideTeams hielten sich streng an
die Regelnund stellten einen Hänfling, einenrichtigen und einen
vollschlankenAthleten auf. Der 26-jährige Plihon,ein Rugbykind aus Nizza,
brachtebei der 3:5-Niederlage gegen Australien130 Kilo auf die Waage, waralso
geschwächt. Er hatte in einemFastfood-Restaurant gearbeitet und extra für Olympia
20 kg abgespeckt.
Für die 29-jährige
DegenfechterinTiffany Géroudet aus dem schweizerischenSitten war das
olympischeTurnier ein kurzer Spaß. Nach einer3:0-Führung verlor die
Eidgenossingegen die Brasilianerin Rayssa Costamit 13:15 und schied in der
Runde derbesten 64 aus. Mehr Frauen warennicht zugelassen, deutsche Frauennicht
dabei. Britta Heidemann, dieSiegerin von Peking 2008 und Zweitevon London 2012,
war beim „Turnierder letzten Hoffnung“ ausgeschieden– gegen Tiffany Géroudet.
Wie schmeckt eine Medaille?
Moderator Alexander
Bommes, derim gläsernen Studio den Überblicküber all die verwirrenden
Ereignissebehalten sollte und nicht recht
wusste,woereinenGewehrschussdurchdasDach des Zentrums der Reitsport-Journalisten
im Medaillenspiegel einordnen sollte, unterstrich
im Laufe desTages mehrfach, dass Greg van Avermaetdas Straßenrennen der
Männergewonnen hat. Dass der Belgier einMann ist, war daran zu erkennen, dass er nicht im
gestrigen Rennen der Frauenan den Start gegangen ist und nachder Siegerehrung
in seine Medaillebiss. „Guten Appetit!“, stöhnte meinPapagei, den solche
Momente des Glücks immer wieder
begeistern.
Weniger heiter war
die Information,dass der Bund Deutscher RadfahrerMühe gehabt hatte, vier
Fahrerfür das olympische Straßenrennenaufzutreiben. Offenbar hat BDR-Präsident
Rudolf Scharping
unter den136 962 Mitgliedern seiner 2500 Vereinenicht kraftvoll genug
verkündet,dass das Dabeisein alles ist. Offenbarhatte man auch vergessen, unter
den
155 000 Mitgliedern
des AllgemeinenDeutschen Fahrrad-Clubs nach interessierten
Sportfreunden zu
fragen.„Warum ist Scharping nicht selbstmitgefahren?“, fragtemeinPapagei.Eskam
ja nicht darauf an, das schwereRennen durchzuhalten. Von den vier Deutschen sind drei
vorzeitig ausgeschieden.Das hätte der BDR-Präsidentauch gekonnt.
Heiterkeit
schüttelte meinen Papagei,als das Unterwasserrudern aufeiner von toten Fischen
bevölkertenLagune als neue Disziplin eingeführtwurde und als der Tennisexperte
wissen
ließ, dass ein
deutscher Studentkurzfristig als Balljunge engagiertworden sei und schnell
festgestellt habe,dass er mit seinen 25 Jahren einerder jüngsten olympischen
Balljungen
sei. Man merkt:
Olympia prägt nichtnur Ethik und Moral, sondern verändert
auch Begrifflichkeiten.
Ein Altersheimkönnte künftig Jungenanstaltheißen.
Überhaupt das
Tennis: Heldenhafthat Andrea Petkovic versucht, denkleinen gelben Filzball über
das Netzzu spielen und den ersten Satz gegendie Ukrainerin JelinaSwitolina
deshalb
gewonnen, weil dies
zu 70 Prozentgelungen ist. Nach dem 1:6, 3:6in den folgenden Sätzen rechnete
derReporter flink aus, dass PetkovicsTrefferquote beim ersten Aufschlag
unter 50 Prozent
gesunken sei. Er sagtedann: „Switolinas Aufschlag warauch nicht gut, aber
besser“ und liefertedie sportfachliche Begründung:„Das ist bei Frauen oft so.“
„Hört, hört!“, empörte
sich mein Papagei, derfrauenfeindliche Äußerungen imFernsehen – und in derRNZ!
– seit Jahrenin sein Vokabelheft einträgt.
(Ferngesehen am 8. August 2016)