Samstag, 11. August 2018

Olympische Sommerspiele 2016 in Rio de Janerio, Tag 2


Unterwasserrudern auf der Lagune

Lesen bildet. Fernsehen auch. Am erstenSporttag der Olympischen Spielewaren die aus den ARD-Funkhäusernausgeschwärmten Reporter unsereLehrer,meinPapageiundichsindbeim
Mitschreiben kaum nachgekommen.Der Tag war lang, deshalb hier nur dieHöhepunkte aus der Flimmerkiste:

Beim Bogenschießen – die MännerSüdkoreas wurden Olympiasieger vorden USA und Australien – wirktenkeine Deutschen mit, obwohl das einSport ist, bei dem man sich kaum bewegenmuss. Wir bewunderten deshalbunsere französischen Nachbarnmit dem Europameister Jean-CharlesValladont, dem EM-Dritten PierrePlihon und Lucas Daniel in ihremKampf gegen Malaysia (6:2). BeideTeams hielten sich streng an die Regelnund stellten einen Hänfling, einenrichtigen und einen vollschlankenAthleten auf. Der 26-jährige Plihon,ein Rugbykind aus Nizza, brachtebei der 3:5-Niederlage gegen Australien130 Kilo auf die Waage, waralso geschwächt. Er hatte in einemFastfood-Restaurant gearbeitet und extra für Olympia 20 kg abgespeckt.

Für die 29-jährige DegenfechterinTiffany Géroudet aus dem schweizerischenSitten war das olympischeTurnier ein kurzer Spaß. Nach einer3:0-Führung verlor die Eidgenossingegen die Brasilianerin Rayssa Costamit 13:15 und schied in der Runde derbesten 64 aus. Mehr Frauen warennicht zugelassen, deutsche Frauennicht dabei. Britta Heidemann, dieSiegerin von Peking 2008 und Zweitevon London 2012, war beim „Turnierder letzten Hoffnung“ ausgeschieden– gegen Tiffany Géroudet.
 
 
Wie schmeckt eine Medaille?
Moderator Alexander Bommes, derim gläsernen Studio den Überblicküber all die verwirrenden Ereignissebehalten sollte und nicht recht wusste,woereinenGewehrschussdurchdasDach des Zentrums der Reitsport-Journalisten im Medaillenspiegel einordnen sollte, unterstrich im Laufe desTages mehrfach, dass Greg van Avermaetdas Straßenrennen der Männergewonnen hat. Dass der Belgier einMann ist, war daran zu erkennen, dass er nicht im gestrigen Rennen der Frauenan den Start gegangen ist und nachder Siegerehrung in seine Medaillebiss. „Guten Appetit!“, stöhnte meinPapagei, den solche Momente des Glücks immer wieder begeistern.

Weniger heiter war die Information,dass der Bund Deutscher RadfahrerMühe gehabt hatte, vier Fahrerfür das olympische Straßenrennenaufzutreiben. Offenbar hat BDR-Präsident
Rudolf Scharping unter den136 962 Mitgliedern seiner 2500 Vereinenicht kraftvoll genug verkündet,dass das Dabeisein alles ist. Offenbarhatte man auch vergessen, unter den
155 000 Mitgliedern des AllgemeinenDeutschen Fahrrad-Clubs nach interessierten
Sportfreunden zu fragen.„Warum ist Scharping nicht selbstmitgefahren?“, fragtemeinPapagei.Eskam ja nicht darauf an, das schwereRennen durchzuhalten. Von den vier Deutschen sind drei vorzeitig ausgeschieden.Das hätte der BDR-Präsidentauch gekonnt.

Heiterkeit schüttelte meinen Papagei,als das Unterwasserrudern aufeiner von toten Fischen bevölkertenLagune als neue Disziplin eingeführtwurde und als der Tennisexperte wissen
ließ, dass ein deutscher Studentkurzfristig als Balljunge engagiertworden sei und schnell festgestellt habe,dass er mit seinen 25 Jahren einerder jüngsten olympischen Balljungen
sei. Man merkt: Olympia prägt nichtnur Ethik und Moral, sondern verändert
auch Begrifflichkeiten. Ein Altersheimkönnte künftig Jungenanstaltheißen.

Überhaupt das Tennis: Heldenhafthat Andrea Petkovic versucht, denkleinen gelben Filzball über das Netzzu spielen und den ersten Satz gegendie Ukrainerin JelinaSwitolina deshalb
gewonnen, weil dies zu 70 Prozentgelungen ist. Nach dem 1:6, 3:6in den folgenden Sätzen rechnete derReporter flink aus, dass PetkovicsTrefferquote beim ersten Aufschlag
unter 50 Prozent gesunken sei. Er sagtedann: „Switolinas Aufschlag warauch nicht gut, aber besser“ und liefertedie sportfachliche Begründung:„Das ist bei Frauen oft so.“ „Hört, hört!“, empörte sich mein Papagei, derfrauenfeindliche Äußerungen imFernsehen – und in derRNZ! – seit Jahrenin sein Vokabelheft einträgt.

(Ferngesehen am 8. August 2016)