Dienstag, 27. Juli 2021

Donnergrollen im Taubertal

Kritisch ferngesehen (II)

 

Mein Papagei ist ein vernünftiger Vogel. Obwohl er klimafreundlich fliegt, hat er auf eine Reise nach Tokio verzichtet. Als Fernsehzuschauer traf er Bekannte, Stimmungen fing er bei spritfreien innerdeutschen Flügen ein.

 

Im ZDF-Sendezentrum in Mainz empfing ihn Carlos Soteras Merz (30), der Kapitän der deutschen Siebenerrugby-Nationalmannschaft, der als Experte gemeinsam mit Reporter Oliver Schmidt das olympische Turnier kommentiert. Der Wirtschaftsingenieur stammt aus Stuttgart, war mit Pforzheim 2015 deutscher Meister und wirkt seit zwei Jahren für die Rudergesellschaft Heidelberg und seinen Arbeitgeber, die Bundeswehr-Sportfördergruppe in Todtnau. „Ich bin meinen Vorgesetzten dankbar, dass sie mir das Engagement beim ZDF erlaubt haben“, ließ Soteras Merz, dessen chilenischer Vater Jorge seit Menschengedenken Kapitän der baden-württembergischen Oldies-Auswahl ist, meinen Papagei wissen.

 

Gemeinsam sahen sie das Match zwischen Titelverteidiger Fidschi und Kanada (28:14) und trafen mit dem Flügelflitzer Theo Sauder (25) einen Bekannten. Der Schlussmann der Toronto Arrows in der Major League gastierte 2012 mit den Dog River Howlers aus Saskatchewan bei den SAS Institute Heidelberg Juniors Sevens. Im November 2018 spielte Sauder bei der WM-Qualifikation in Marseille gegen Hongkong und Deutschland, und beim 65:19-Sieg Kanadas gegen Kenia legte er zwei Versuche.

 

Vorgestern schaute mein Papagei im lieblichen Taubertal vorbei und vernahm am Friedhof ein Donnergrollen, das nichts mit dem Klimawandel zu tun hat. Der dort seit 2006 ruhende Friseur- und Fechtmeister Emil Beck reagierte auf das Olympia-Aus der Würzburgerin Leonie Ebert (21) im Achtelfinale des Florett-Einzelwettbewerbs. Die vierfache deutsche Meisterin hatte sechs Jahre lang für Becks FC Tauberbischofsheim gefochten, war aber 2018 mit Carolin Golubytskyi und Anne Sauer zum sechs Kilometer entfernten Future Fencing Werbach gewechselt, „weil wir in einem vertrauensvollen Umfeld fechten wollen.“ 1988 hatte der FC TBB sein bestes Jahr: Anja Fichtel holte Gold, Sabine Bau Silber, Zita Funkenhauser Bronze. In Tokio war Ebert die einzige deutsche Fechterin überhaupt.

 

Mein Papagei ist nicht nur vernünftig, sondern auch neugierig. „Was treiben die eigentlich den lieben langen Tag in ihrem Bundesstützpunkt?“, stellte er eine kluge Frage in den Raum.

 

Claus-Peter Bach am 28. Juli 2021 in der Rhein-Neckar-Zeitung



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Samstag, 24. Juli 2021

Die Grinsekatze ist in Hochform

Kritisch ferngesehen (I)

Schon Oma wusste, dass man auf dem heimischen Sofa die schönsten Erlebnisse haben kann. „Dass ich das noch erleben darf!“, seufzte die 90-Jährige, als Hans-Joachim Kulenkampff in „Einer wird gewinnen“ seine Spielkameradinnen aus acht Ländern auf die Schippe nahm. Mein Papagei und ich haben uns, obwohl der Sommer ausgebrochen ist, auch auf das Kanapee gekuschelt, denn es ist Olympia.

 

Dass die Spiele in Tokio begonnen haben, sehen Sie, liebe Leserin, lieber Leser und liebes Leserlein, daran, dass Ihnen Jessy Wellmer schon vormittags begegnet. Die forsche Grinsekatze der ARD startete furios durch und hatte schon am Tag vor der Eröffnungsfeier die sechsfache Olympiasiegerin Isabell Werth (mit Pferdeschwanz, aber ohne Ross) als Studiogast. Die erfolgreichste Dressurreiterin aller Zeiten hörte sich die fünf, sechs Fragen der Moderatorin höflich an, beschied aber immer wieder, dass sich „diese Frage nicht stellt“ oder „so nicht stellt“. Olympia ohne Zuschauer: „Wäre es da nicht besser gewesen, zu Hause zu bleiben?“ Das hat sich Isabell Werth natürlich nicht gefragt, denn sie ist Profisportlerin, und Olympia ist der wichtigste Wettkampf des Jahres. Ob es denn nicht schwierig sei, am frühen Morgen aufzustehen und die Pferde zu füttern, um sodann den ganzen Tag lang auf den Grand Prix oder Grand Prix Spécial warten zu müssen? Nein, das sei sie gewohnt, so sei das immer, Tag für Tag, jahrein, jahraus.

 

Erst gegen Ende der Unterhaltung merkte mein Papagei auf. Man habe, verriet die Rittmeisterin, die edlen Vierbeiner paarweise miteinander bekannt gemacht, „sie konnten sich beschnuppern“. Die frisch verliebten Pferdepärchen wurden dann in gemeinsame Boxen gelockt, in denen sie den 18-stündigen Flug nach Japan allesamt gut überstanden hätten. „Sieh mal einer an!“, freute sich mein Papagei über so viel Menschlichkeit in der olympischen Fauna. Damit er die vielstündigen Übertragungen aus Tokio gut durchhalten kann, hat mein Papagei übrigens den Jod S11-Körnchen abgeschworen. Er knabbert jetzt Kürbiskerne, das ist knackiger und gut für die Prostata.

 

Kaum hatte Jessy Wellmer die zuversichtliche Isabell Werth mit einer Plüsch-Grinsekatze, dem Maskottchen dieser Spiele, in den olympischen Ernst entlassen, machte sie sich gemeinsam mit Frank Busemann und Julius Brink auf die Suche nach dem olympischen Geist. Der war dem Zehnkampf-Zweiten 1996 in Atlanta kurz begegnet, und der Beachvolleyball-Olympiasieger von 2012 in London erlebte das Phänomen auf dem Paradeplatz der königlichen Reiterei, als 12 000 Fans seine Goldmedaille feierten. Doch kann es Geisterstunden ohne Zuschauer in den Sportstätten geben?

 

Mit detektivischen Spürsinn erkundete Jessy Wellmer, warum in der ersten Spielhälfte von Mexiko gegen Frankreich und Neuseeland gegen Südkorea keine Tore gefallen waren. „Ob es an der Hitze liegt?“, stellte sie eine weitere kühne Frage in den Raum. Doch Brink und Busemann waren sich einig: Hitze ist für Sportler eher gut.

 

Claus-Peter Bach am 24. Juli 2021 in der Rhein-Neckar-Zeitung



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Dienstag, 20. Juli 2021

„Alle deutschen Athleten sollen gesund nach Deutschland zurückkehren“

DOSB-Präsident Alfons Hörmann zu Olympia in Tokio


Alfons Hörmann (60) aus Sulzberg im Oberallgäu ist seit Dezember 2013 Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB). Der frühere Chef des Deutschen Ski-Verbandes führt die deutsche Equipe zu den Olympischen Spielen nach Tokio, wird aber nach verbandsinternen Angriffen Ende des Jahres nicht für eine dritte Amtszeit kandidieren. Claus-Peter Bach blickte mit Alfons Hörmann nach Tokio.

 

Herr Präsident Hörmann, der deutsche Sport geht in Tokio mit einer großen Olympiamannschaft in die Wettkämpfe. Was trauen Sie Ihren Sportlerinnen und Sportlern zu?

 

Wir erhoffen uns einfach, dass die Athletinnen und Athleten des Teams Deutschland ihre bestmöglichen Leistungen zeigen und erneut wertvolle Botschafter unseres Landes sein werden. Aufgrund der Pandemie werden das ganz besondere Spiele, für die Voraussagen noch schwieriger sind als normalerweise. Doch die Athletinnen und Athleten werden wieder einmal ihr Bestes geben.

 

Sie hoffen darauf, dass die deutschen Olympiateilnehmenden beim Wettkampf ihres Lebens Bestleistungen erreichen können. Ist das nach so langer Wettkampfpause überhaupt möglich?

 

Die Athletinnen und Athleten haben sich aus meiner Sicht nach der zeitlichen Verschiebung um ein Jahr hervorragend auf die neuen Bedingungen eingestellt, so dass wir sicher sind, dass sie in Tokio bestens vorbereitet an den Start gehen. Natürlich hat es die Vorbereitung erschwert, dass zum Teil fast das gesamte Wettkampfsystem weggefallen ist. Da fehlt der internationale Vergleich, aber das geht ja allen internationalen Sportlern ähnlich.

 

Wie würden Sie die Vorbereitungen im Vergleich zu Rio 2016 beschreiben?

 

Das ist sicher nicht für alle gleich zu beantworten, es hängt sehr von den individuellen Bedingungen ab und ist auch deutlich unterschiedlich in den verschiedenen Sportarten. Teilweise konnte früh schon intensiv trainiert werden, teilweise erst viel später. Hallensportarten, vor allem auch Zweikampf- und Spielsportarten, hatten es weit schwerer als die, die im Freien individuell trainieren konnten. Aber insgesamt gehen wir schon davon aus, dass nun, ein Jahr später, die Vorbereitung sehr gut war.

 

Die Athletinnen und Athleten hatten zur Vorbereitung ein Jahr mehr zur Verfügung – ist das gut oder schlecht?

 

Auch das kann man nicht für alle gleich beantworten. Für manche war es sogar ein Vorteil, um vielleicht eine Verletzung auszukurieren oder eine dringend notwendige Regenerationszeit einzulegen und dadurch Leistungsverbesserungen zu erreichen, andere dagegen waren im vergangenen Jahr in Topform und kommen vielleicht 2021 nicht mehr ganz an diese Leistungen heran. Die verzögerte Umsetzung der Spiele wird zu Gewinnern und Verlierern führen.

 

Wurde der Kampf gegen das Doping während des weltweiten Sport-Lockdowns konsequent weitergeführt oder haben die deutschen Olympioniken unfaire Wettkampfbedingungen?

 

Auch in diesem Thema besteht dieses Mal eine weit größere Ungewissheit als das bereits unter normalen Umständen der Fall wäre. Keiner kann wohl genau antizipieren, welche Kontrollszenarien weltweit seitens der Wada und der nationalen Antidopinginstitutionen konkret umgesetzt wurden. Die Folgen werden wir vielleicht schon während, aber sicher nach den Olympischen Spielen besser einschätzen können.

 

Auf welche Wettkämpfe freuen Sie sich am meisten, welche Talente wollen Sie besonders intensiv beobachten?

 

Aufgrund der besonderen Rahmenbedingungen wird die Auswahl der Wettkämpfe dieses Mal kein Wunschkonzert, sondern wir werden wohl eher das ansehen, was eben gerade möglich ist. Doch der bunte Mix aus den vielen Sportarten bringt dann so oder so allemal auch interessante Wettkämpfe und Erlebnisse. Ich freue mich einfach darauf, möglichst viele Team D-Mitglieder beim Wettkampf erleben und unterstützen zu können.

 

Und schließlich eine Frage, die doch sein muss: Wo erwarten Sie Ihr Sportdeutschland im Medaillenspiegel?

 

Natürlich wollen wir weiterhin eine der weltweit führenden Nationen bleiben. Doch wir beobachten und bewerten sehr viel individueller: Ist es den Athleten gelungen, in Höchstform bei den Spielen anzutreten? Ist es vielleicht ein junger Athlet oder eine junge Athletin, die allein durch das Erreichen des Halbfinales einen großen persönlichen Erfolg erzielte? Natürlich freuen wir uns über Medaillen. Wir wollen den Erfolg, aber nicht um jeden Preis. Uns ist es mindestens so wichtig, dass die Mitglieder des Teams Deutschland als hervorragende Botschafter des deutschen Sports und unseres Landes auftreten. Und nicht zuletzt: Unser wichtigstes Ziel bei diesen besonderen Spielen ist, dass alle gesund sind, bleiben und gesund wieder nach Deutschland zurückkehren.


Alfons Hörmann führt die deutsche Olympiamannschaft in Tokio an. Foto: dpa



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Die Vereine stehen zu ihrem Deutschen Rugby-Verband

Bei der Mitgliederversammlung 2021 in Heusenstamm 

 

Der Deutsche Rugby-Tag des Deutschen Rugby-Verbandes (DRV), der sich am 17. Juli 2021 in der Sporthalle Martinsee in Heusenstamm über schier endlose siebeneinhalb Stunden quälte, brachte für den oft von Finanzsorgen und in jüngster Zeit von unliebsamen Schlagzeilen gebeutelten nur noch 15 279 Mitglieder starken Verband eine wertvolle Erkenntnis: Die knapp 140 Vereine und 13 Landesverbände stehen, bei aller Kritik an der Führung, zu ihrem Verband und insbesondere zu ihren Nationalmannschaften, die im staatlich stark geförderten olympischen Siebenerrugby auch erfreulich erfolgreich sind. Die Männer waren 2019 Europameister und wurden 2021 Vizeeuropameister, die Frauen sind als Aufsteiger in die Division 1 auf Anhieb Neunter geworden, die U18-Junioren wurden Sechste, die U18-Juniorinnen Zweite der Division 2, also EM-Zehnte.

 

Insofern war es folgerichtig, dass die versammelten Delegierten aus 98 Vereinen und elf Landesverbänden den seit elf Jahren für den Leistungssport verantwortlichen Vizepräsidenten Michael Schnellbach (Heidelberger Turnverein) mit deutlicher Mehrheit im Amt bestätigten – verbunden allerdings mit der unmissverständlichen Aufforderung, die staatlich nicht geförderten Nationalteams im traditionellen Fünfzehnerrugby, die von der deutschen Rugby-Gemeinde, World Rugby und Rugby Europe besonders geschätzt und beobachtet werden, besser zu fördern.

 

Damit der DRV, der etliche Jahre lang mehr Geld ausgegeben als eingenommen hatte und in eine dramatische Schieflage geraten war, seine Aufgaben besser erfüllen und seine Nationalteams intensiver fördern kann, hatten die Mitglieder im Sommer 2020 eine Sonderumlage in Höhe von zehn Euro pro Vereinsmitglied beschlossen, weshalb Finanz-Vizepräsident Matthias Entenmann (RG Heidelberg) – auch dank hoher Spenden und der Treue von Sponsoren und Mäzenen – von einer völligen Entschuldung des Verbandes und günstigen wirtschaftlichen Perspektiven berichten konnte. Einsparungen aufgrund von Wettkampfausfällen wegen der Coronavirus-Pandemie haben die Entschuldung deutlich begünstigt. Für 2020 lag allerdings kein testierter Kassenbericht vor, weshalb die Entlastung des Präsidiums und des zweiköpfigen Vorstandes nicht vorgenommen und auf einen weiteren Deutschen Rugby-Tag im späten Herbst verschoben wurde.

 

Nachdem die Versammlung einer weiteren Sonderumlage in Höhe von vier Euro pro Vereinsmitglied mit 60 Ja- und 30 Nein-Stimmen bei sechs Enthaltungen zugestimmt hatte, konnte DRV-Präsident Harald Hees (RK Heusenstamm), der seit Oktober 2019 amtiert, erleichtert aufatmen: „Ich habe Einigkeit festgestellt und den großen Willen, die Zukunft gemeinsam zu meistern.“

 

Erfreulich ist auch, dass es ein neues Regelbuch in deutscher Sprache gibt, dass allen Bundesligavereinen die Lizenz für die am 4. September beginnende Saison 2021/22 erteilt werden konnte und dass die Frauen-Liga nach der Anmeldung der SG Bayern und des RC Rottweil nun acht Teams zählt, die in zwei Leistungsklassen spielen werden.

 

Die Bewältigung der „Spiegel-Affäre“ wird den DRV hingegen noch eine Weile beschäftigen. Im Mai hatten das Nachrichtenmagazin und das SWR-Fernsehen von möglichem Fehlverhalten zweier in Heusenstamm fehlender Leistungssport-Funktionäre am Bundesstützpunkt Heidelberg berichtet und sich auf Aussagen und Dokumente zweier Nationalspieler aus Hannover und Heidelberg gestützt. Seither führt die Staatsanwaltschaft ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der Erpressung und weiterer Straftaten, Kriminalbeamte sind tätig, und der DRV hat eine Ethikkommission unter der Leitung von Henric Lewkowitz, des Ehrenvorsitzenden des Berliner Rugby-Verbandes, berufen, die aufklären soll. Es wird eifrig ermittelt.



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Sonntag, 4. Juli 2021

Rugby-Nachwuchs in Lodz geprüft

Beim internationalen Turnier Olympic Hopes Sevens

Sechs Spieler aus Heidelberg gehörten der zwölfköpfigen deutschen U18-Nationalmannschaft an, die beim Siebenerrugby-Turnier „Olympic Hopes Sevens“ im polnischen Lodz den zweiten Platz eroberte: Cedric Eichholz von der Rudergesellschaft Heidelberg, Bennet Veil, Ben Surblys und Jack Rastall vom TSV Handschuhsheim, Leon Everts vom Heidelberger Ruderklub sowie Moritz Noll vom SC Neuenheim freuten sich über die erste internationale Bewährungsprobe nach 15-monatiger Coronavirus-Pause, in der zwar fleißig trainiert wurde, aber nirgendwo gespielt werden durfte. Das Turnier diente als Vorbereitung auf die U18-Europameisterschaft am 17./18. Juli in Danzig.


In der Vorrunde siegte die Sieben von Trainer Jan Ceselka (Heidelberg) mit 22:12 gegen Tschechien II und mit 38:0 gegen Litauen, ehe Polen im Halbfinale mit 14:12 bezwungen wurde. Im Endspiel gegen Tschechien I stand es nach Ablauf der regulären Spielzeit 12:12, ehe den Tschechen in der Verlängerung der „golden try“ gelang, mit dem das Match sofort endete.

 

Drei Nachwuchsauswahlen des Rugby-Verbandes Baden-Württemberg (RBW) waren ebenfalls zu den Olympic Hopes Sevens eingeladen. Die sehr junge U16-Mädchenauswahl trat zum ersten Mal international in Erscheinung und belegte den fünften Platz. Nach einer 17:20-Niederlage gegen Tschechien I wurde das Spiel gegen Polen mit 5:7 verloren, ehe dem Team der Trainer Anja Czaika und Andreas Malaizier ein 39:0-Sieg gegen Tschechien II gelang.

 

Die U18-Juniorinnen von Trainer Andreas Hacker hatten ein ganz schweres Programm mit fünf Spielen und fünf Niederlagen an einem Tag und belegten den vierten Platz. Nach einem 12:17 gegen Ungarn gab es ein 19:24 gegen Polen, ein 7:12 und ein 7:25 gegen Tschechien sowie ein 21:22 gegen Ungarn. „Die Mannschaft hat super gekämpft und sich von Spiel zu Spiel verbessert“, wertete RBW-Landestrainer Jan Ceselka, der seine größte Freude an den U16-Jungen hatte, die Zweiter wurden.

 

Das Team von Trainer Senzo Ngubane, für das RBW-Jugendwartin Caroline Trost als Managerin verantwortlich war, begann mit einem 22:0 gegen Polen III und spielte gegen Ungarn 18:18, ehe ein 26:7 gegen Polen II die Finalteilnahme bedeutete. Im Endspiel war Polen I mit 15:5 besser. „Die Mannschaft hat gut gespielt und hart gekämpft. Nun benötigen wir weitere schwere Turniere, um bei den SAS Institute Heidelberg Sevens im Juni 2022 in Topform zu sein“, sagte Landestrainer Jan Ceselka.

 

In der Rugby-Europameisterschaft der Männer haben die Niederlande bei ihrem ersten Spiel nach dem Aufstieg in die Division 1 bei Titelverteidiger Georgien mit 15:48 eine höchst ehrenvolle Niederlage erlitten. Die British & Irish Lions haben ihre Tournee mit einem 28:10 gegen Japan und einem 56:14 in Johannesburg gegen die südafrikanische Provinzauswahl der Lions begonnen. In den Weltranglistenspielen gab es folgende Resultate: Neuseeland - Tonga 102:0, Irland - Japan 39:31, Wales - Kanada 68:12, Rumänien - Argentinien 17:24 und Südafrika - Georgien 40:9.

 

RBW U16 Mädchen: Charlotte Malaizier, Tesca Lopez, Lara Stimmler (HRK), Svenja Mehling, Nele Seeberger, Nellie Roche (Karlsruher SV), Emilia Hacker, Anna Karapanagiotidis (RC Worms), Greta Pfaffmann, Chiara Tricks, Sofia Stork-Budia (HTV), Mia Barbu (Stade Sarrois); Managerin: Katja Tricks.

 

RBW U18 Juniorinnen: Miriam Knoblauch, Gina Soell (HRK), Aileen Eichholz, Aileen Henninger, Joy Weatherspoon, Clara Tauschek (RGH), Emma Dehnert (TSV Handschuhsheim), Leonie Avramidis (RC Rottweil), Lisa Thiel (TV/CfR Pforzheim), Emelie Gerberth (RC Regensburg); Managerin: Marika Karapanagiotidis.

 

RBW U16 Jungen: Haakon Oeß, Jonas Brauner, Linus Meng, Linus Müller, Michael Picolo, Philipp Purrucker (HRK), Aris Smyslowski, Gabriel Merdes, Kostadin Asenov, Sohrab Akhi (SCN), Niall Miskella (TSV Handschuhsheim), Fabian May (TV/CfR Pforzheim); Managerin: Caroline Trost.



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Die Rugby-Sieben holt in Moskau EM-Silber

 Die Titelverteidigung ist zwar geplatzt, doch:

Siebenerrugby-Europameister Deutschland, das den Titel im olympischen Spiel vor der Coronavirus-Pandemie 2019 erstmals vor Frankreich und Irland gewonnen hatte, ist entthront. Bei den beiden EM-Turnieren vor zwei Wochen in Lissabon und am Wochenende in Moskau belegte das Team der Trainer Damian McGrath und Clemens von Grumbkow (Heidelberg) die zweiten und dritten Plätze und kam in der Addition der beiden Turniere mit 34 Punkten auf Platz zwei. Nach Silber 2018 und Gold 2019 hat das Team des Deutschen Rugby-Verbandes (DRV) damit zum zweiten Male eine EM-Silbermedaille gewonnen.

 

„Es waren zwei harte Turniere bei großer Hitze und leider auch einigen Verletzungen. Aber es war für uns eine sehr gute Europameisterschaft. Wir sind glücklich über die Silbermedaille“, sagte der Engländer McGrath und fügte hinzu: „Natürlich haben wir auch das Gefühl, dass wir es noch besser können. Gerade gegen Spanien haben wir zu viele Fehler gemacht.“

 

Zweifellos ist EM-Edelmetall für ein deutsches Rugbyteam erfreulich, doch muss man bei der Einordnung des Resultats beachten, dass die fünf europäischen Spitzenverbände England, Frankreich, Irland, Wales und Schottland in diesem Sommer keine Mannschaften in die EM geschickt haben. Beim deutschen Titelgewinn 2019 waren Frankreich Zweiter, Irland Dritter, Wales Fünfter und England Siebter. Frankreich, Irland und Großbritannien haben sich für die Olympischen Spiele in Tokio qualifiziert und die EM-Wochen lieber der stressfreien Vorbereitung gewidmet.

 

Spanien, 2019 EM-Vierter, war in diesem Jahr der Stolperstein für das deutsche Team. In Lissabon gewannen die Iberer das Endspiel gegen die Mannschaft von Kapitän Carlos Soteras Merz hauchdünn mit 19:17 Punkten. Im Moskau waren sie im Halbfinale mit 19:0 Punkten ganz klar besser.

 

Die Vorrunde in Moskau beendeten die Deutschen nach einem 31:7 gegen den späteren Finalisten Litauen, einem 22:12 gegen den zweimaligen Europameister Russland und einem 7:7 gegen Italien als Gruppenerster. Sie feierten im Viertelfinale gegen Polen mit 42:5 ihren höchsten Sieg und waren gut in Schwung, ehe die Spanier alle Hoffnungen auf den erneuten Titelgewinn durchkreuzten. Im Spiel um Platz drei waren die Deutschen mit 19:12 wieder besser als Gastgeber Russland, wobei John Dawe (Taunton Titans) und Jack Hunt (Old Wesley/2) die drei Versuche legten, von denen Phil Szczesny (Hannover 78) einen erhöhte. Im zwölfköpfigen Team wirkten neben Soteras Merz auch Robin Plümpe, Tim Lichtenberg und Fabian Heimpel (alle RG Heidelberg) mit.

 

Die deutschen Frauen, Aufsteiger in die EM-Division 1, beendeten das zweite Turnier in Moskau und die EM 2021 auf Platz acht, was aller Ehren wert ist. Nach drei Niederlagen und einem Remis in der Vorrunde musste sich das Team von Trainer Max Pietrek (Heusenstamm) in der Platzierungsrunde Wales mit 7:31 geschlagen geben, ehe der 25:0-Sieg über Rumänien für einen versöhnlichen Abschluss sorgte.

 

„Wir sind bei diesem Turnier etwas hinter unseren Erwartungen zurückgeblieben“, sagte Max Pietrek: „Aber wir sind am Ende zufrieden und auch stolz auf die Gesamtleistung unserer sehr jungen Mannschaft in den beiden schweren Turnieren.“ Nach der Siegerehrung gab Rugby Europe (RE) bekannt, dass es bei den Frauen, bei denen Russland den Titel verteidigte, keine Absteiger geben wird, weil 2022 zwölf Nationalteams in der Division 1 spielen sollen. Das ist typisch für Rugby Europe: Jedes Jahr etwas Neues.

 

Im zwölfköpfigen DRV-Team spielten neun Heidelbergerinnen: Katalina Bechtel, Annika Nowotny (TSV Handschuhsheim), Steffi Gruber, Amelie Harris, Sarah Gossmann (SC Neuenheim), Johanna Hacker, Zoe Würmli, Sophie Hacker und Lara Bürger (Heidelberger Ruderklub).

 

Siebenerrugby-EM Männer, Endklassement Division 1: 1. Spanien 20 Punkte im Turnier in Lissabon + 20 Punkte im Turnier in Moskau = 40 Punkte; 2. Deutschland 18 + 16 = 34; 3. Russland 16 + 14 = 30; 4. Litauen 8 + 18 = 26; 5. Georgien 12 + 12 = 24; 6. Portugal 14 + 8 = 22; 7. Italien 10 + 10 = 20; 8. Polen 6 + 6 = 12.

 

Endklassement Division 2: 1. Tschechien; 2. Ukraine; 3. Belgien; 4. Israel; 5. Schweden; 6. Rumänien; 7. Kroatien; 8. Luxemburg; 9. Ungarn; 10. Lettland.

 

Siebenerrugby-EM Frauen, Endklassement Division 1 nach 2 Turnieren: 1. Russland 40 Punkte; 2. Polen 32/+154; 3. Spanien 32/+66; 4. Schottland 28/+66; 5. Belgien 28/+5; 6. Portugal 20; 7. Wales 14/-131; 8. Deutschland 14/-155; 9. Rumänien 8.



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Sabine Kusterer hat sich doch für Olympia qualifiziert

 Weil eine Griechin beim Sportbetrug erwischt wurde

Sabine Kusterer aus Leimen darf nach 2016 zum zweiten Mal an Olympischen Spielen teilnehmen. Die 30-jährige Gewichtheberin des KSV Durlach stammt aus Karlsruhe, ist Oberfeldwebel in der Sportfördergruppe der Bundeswehr in Bruchsal und Studentin der Volkswirtschaftslehre an der Universität Heidelberg und lebt – ihres Sportes wegen – seit zehn Jahren in Leimen, wo das Bundesleistungszentrum der Gewichtheber in unmittelbarer Nachbarschaft der Boris-Becker-Tennishalle immer wieder Olympioniken und Medaillengewinner bei Welt- und Europameisterschaften hervorbringt.

 

Bei Olympia in Rio de Janeiro hatte Sabine Kusterer in der Gewichtsklasse bis 58 Kilogramm mit 90 Kilogramm im Reißen und 110 Kilogramm im beidarmigen Stoßen, mithin einer Zweikampfleistung von glatten 200 Kilogramm, eine persönliche Bestleistung aufgestellt und den zehnten Platz belegt. Im November 2018 hat der Gewichtheber-Weltverband (IWF) die Gewichtsklassen neu eingeteilt: Aus 58 wurden 59 Kilogramm, doch hatte sich Sabine Kusterer nach der Europameisterschaft 2019 entschieden, künftig international in der Klasse bis 64 Kilogramm anzutreten, die ihrem natürlichen Körpergewicht eher entspricht.

 

Da ihr in Lisa Marie Schweizer (25) vom AV Speyer (früher AC Germania St. Ilgen) eine mächtige nationale Konkurrentin den Olympiaplatz in der Klasse bis 64 Kilogramm streitig gemacht hatte, hungerte Sabine Kusterer vor der letzten weltweiten Olympia-Qualifikation am 12. Mai im kolumbianischen Cali auf unter 59 Kilogramm ab und stellte mit 207 Kilogramm im Zweikampf ihre persönliche Bundesliga-Bestleistung ein. Sie belegte damit Platz 15 in der Liste der Tokio-Qualifikanten, war knapp aus dem Rennen und fuhr in Urlaub.

 

„Nun muss ich eben Salat essen“, lacht Sabine Kusterer, die kurz nach der Rückkehr aus den Ferien erfahren hat, dass die vor ihr rangierende Griechin Konstantina Bencili bei einer Trainingskontrolle des Dopings überführt und für Olympia gesperrt worden ist. In den letzten Tagen nahm sie an einem knallharten Vorbereitungslehrgang in der Sportschule Kienbaum teil, wo ihr auch Bundestrainer David Kurch und Bundesstützpunktleiter Oliver Caruso für das unverhoffte Abenteuer Tokio viel Mut zugesprochen haben. Am 27. Juli ist ihr Wettkampf, „in dem ich bestimmte Ambitionen habe. Vierzehnte werde ich sicherlich nicht!“

 

Wie Michael Titze, der Geschäftsführer des Badischen Sportbundes Nord, herausgefunden hat, ist Sabine Kusterer schon jetzt einzigartig: „Sabine ist die einzige Vizepräsidentin eines deutschen Sportbundes, die aktiv in Tokio mitmachen wird.“ Seit 2018 gehört Kusterer dem BSB-Präsidium an.



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