Zum ersten Mal seit dem 20. Mai 2006, als der Deutsche Sportbund in der Frankfurter Paulskirche mit dem Nationalen Olympischen Komitee zum Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) verschmolzen wurde, herrscht völlige Einigkeit. Die Präsidierenden aller 16 Landessportbünde und die Spitzen aller 68 Sportverbände haben sich mit der DOSB-Führung um Thomas Weikert solidarisiert und den Referentenentwurf des Bundesinnenministeriums für ein Sportfördergesetz zurückgewiesen. „Die Landessportbünde nehmen mit großer Sorge wahr, dass die zentralen sportpolitischen Großprojekte der Bundesregierung vor dem Scheitern stehen“, heißt es in einer Streitschrift, die die Regierungsparteien deutlich kritisiert. .
Die Kritikpunkte: Der Entwurf des Sportfördergesetzes verfehlt die im November 2021 von der Ampel-Koalition formulierten Ziele, der Entwicklungsplan für den Sport und die Ausweitung der Offensive für Investitionen in Sportstätten der Kommunen und Vereine sind gescheitert, Planungssicherheit in der Sportförderung, wie sie Baden-Württemberger durch die vier Solidarpakte seit vielen Jahren genießen, wird nicht erreicht, und die Verteilung der Steuergelder soll durch eine Agentur erfolgen, deren Einrichtung alleine 4,5 Millionen Euro pro Jahr kosten soll und die neben dem Geldgeber BMI und dem prüfenden Bundesverwaltungsamt noch mehr Bürokratie erzeugen wird. Der DOSB schließlich wird seine Gutachterrolle einbüßen und zumindest im Spitzensport überflüssig.
Nachdem eine vor zehn Jahren von der Politik und dem Sport gefeierte Spitzensportreform krachend gescheitert ist und seither bei Olympischen Spielen, Welt- und Europameisterschaften nicht mehr, sondern deutlich weniger Erfolge deutscher Athletinnen und Athleten erreicht wurden, wollten die Sportfunktionäre und ihre politischen Förderer nun endlich, endlich an einem Strang und in die gleiche Richtung ziehen, um im internationalen Vergleich nicht völlig in der Bedeutungslosigkeit zu versinken. Nachdem ein Aufwuchs der staatlichen Fördermittel auf rund 300 Millionen Euro – „das sind kaum 0,015 Prozent des Bundeshaushalts“ (wie mein Papagei durch rasches Kopfrechnen herausgefunden hat), weder zu einer signifikanten Vermehrung von Trainings und Vorbereitungswettkämpfen und noch weniger zu einer anständigen Besoldung von Trainerinnen und Trainern geführt hat, sondern zu einer Personalexplosion in den Verbandszentralen, war es höchste Zeit, entschieden umzusteuern. „Sollen künftig Bürohengste die hohen sportlichen Hürden überwinden?“, hat mein Papagei schon 2016 gefragt.
Thomas Weikert fordert „erhebliche Nachbesserungen“, Trainer-Gewerkschafter Holger Hasse hat einen „tiefen Rückschlag“ ausgemacht und denkt an Streik, und die Landessportbünde sehen alle angepeilten Ziele als gescheitert an: „Die ressortübergreifenden Ziele des Sports wurden nicht genutzt“.
Die Politiker der Ampel sind pikiert und reagieren mit der Androhung von Mittelkürzungen. „Wir geben nicht 300 Millionen Euro in eine Black Box“, sagte ein FDP-Abgeordneter der FAZ und zeigt damit seine ärgerliche Unkenntnis der Materie. Denn schon immer mussten die Zuschussempfänger jeden Cent zur Förderung ihrer sportlichen Maßnahmen durch aufwändige Verfahren beantragen und die Verwendung peinlich genau nachweisen. „Eine Black Box ist der Politikbetrieb, der Sport hingegen leidet unter einer überbordenden, ganz und gar sinnlosen Bürokratie“, weiß mein Papagei und erhält deutlich mehr Zustimmung als die FDP.