Samstag, 30. März 2024

Auch das wird die Koalition versemmeln

Zum ersten Mal seit dem 20. Mai 2006, als der Deutsche Sportbund in der Frankfurter Paulskirche mit dem Nationalen Olympischen Komitee zum Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) verschmolzen wurde, herrscht völlige Einigkeit. Die Präsidierenden aller 16 Landessportbünde und die Spitzen aller 68 Sportverbände haben sich mit der DOSB-Führung um Thomas Weikert solidarisiert und den Referentenentwurf des Bundesinnenministeriums für ein Sportfördergesetz zurückgewiesen. „Die Landessportbünde nehmen mit großer Sorge wahr, dass die zentralen sportpolitischen Großprojekte der Bundesregierung vor dem Scheitern stehen“, heißt es in einer Streitschrift, die die Regierungsparteien deutlich kritisiert. .

Die Kritikpunkte: Der Entwurf des Sportfördergesetzes verfehlt die im November 2021 von der Ampel-Koalition formulierten Ziele, der Entwicklungsplan für den Sport und die Ausweitung der Offensive für Investitionen in Sportstätten der Kommunen und Vereine sind gescheitert, Planungssicherheit in der Sportförderung, wie sie Baden-Württemberger durch die vier Solidarpakte seit vielen Jahren genießen, wird nicht erreicht, und die Verteilung der Steuergelder soll durch eine Agentur erfolgen, deren Einrichtung alleine 4,5 Millionen Euro pro Jahr kosten soll und die neben dem Geldgeber BMI und dem prüfenden Bundesverwaltungsamt noch mehr Bürokratie erzeugen wird. Der DOSB schließlich wird seine Gutachterrolle einbüßen und zumindest im Spitzensport überflüssig. 

Nachdem eine vor zehn Jahren von der Politik und dem Sport gefeierte Spitzensportreform krachend gescheitert ist und seither bei Olympischen Spielen, Welt- und Europameisterschaften nicht mehr, sondern deutlich weniger Erfolge deutscher Athletinnen und Athleten erreicht wurden, wollten die Sportfunktionäre und ihre politischen Förderer nun endlich, endlich an einem Strang und in die gleiche Richtung ziehen, um im internationalen Vergleich nicht völlig in der Bedeutungslosigkeit zu versinken. Nachdem ein Aufwuchs der staatlichen Fördermittel auf rund 300 Millionen Euro – „das sind kaum 0,015 Prozent des Bundeshaushalts“ (wie mein Papagei durch rasches Kopfrechnen herausgefunden hat), weder zu einer signifikanten Vermehrung von Trainings und Vorbereitungswettkämpfen und noch weniger zu einer anständigen Besoldung von Trainerinnen und Trainern geführt hat, sondern zu einer Personalexplosion in den Verbandszentralen, war es höchste Zeit, entschieden umzusteuern. „Sollen künftig Bürohengste die hohen sportlichen Hürden überwinden?“, hat mein Papagei schon 2016 gefragt.

Thomas Weikert fordert „erhebliche Nachbesserungen“, Trainer-Gewerkschafter Holger Hasse hat einen „tiefen Rückschlag“ ausgemacht und denkt an Streik, und die Landessportbünde sehen alle angepeilten Ziele als gescheitert an: „Die ressortübergreifenden Ziele des Sports wurden nicht genutzt“.

Die Politiker der Ampel sind pikiert und reagieren mit der Androhung von Mittelkürzungen. „Wir geben nicht 300 Millionen Euro in eine Black Box“, sagte ein FDP-Abgeordneter der FAZ und zeigt damit seine ärgerliche Unkenntnis der Materie. Denn schon immer mussten die Zuschussempfänger jeden Cent zur Förderung ihrer sportlichen Maßnahmen durch aufwändige Verfahren beantragen und die Verwendung peinlich genau nachweisen. „Eine Black Box ist der Politikbetrieb, der Sport hingegen leidet unter einer überbordenden, ganz und gar sinnlosen Bürokratie“, weiß mein Papagei und erhält deutlich mehr Zustimmung als die FDP. 

Sonntag, 17. März 2024

Eine Katastrophe

Deutschland verliert das Spiel um Platz fünf der Rugby-EM gegen die Niederlande mit 0:45

Die deutsche Rugby-Nationalmannschaft belegt in der Europameisterschaft 2023/24 den sechsten Platz, hat damit den Klassenverbleib in der Division 1 – mit einem Sieg und vier Niederlangen – geschafft und darf 2025 an der Qualifikation zur Weltmeisterschaft 2027 in Australien teilnehmen. Das waren am 17. März 2024 eine ganze Menge guter Nachrichten für eine Mannschaft, die eigentlich den schwärzesten Tag in ihrer jüngeren Geschichte erlebte. Denn am Finaltag der EM in Paris mussten die Deutschen im Spiel um Rang fünf gegen die in allen Belangen dieses Sports haushoch überlegenen Niederlande eine 0:45 (0:24)-Niederlage hinnehmen.

Nur rund 1500 Zuschauer hatten sich im schicken Stade Jean Bouin am Rande des Bois de Boulogne eingefunden. Die etwa 200 Fans mit ihren schwarz-rot-goldenen Kappen und Schals hatten die kostspielige Reise in die französische Hauptstadt, den Sitz von Rugby Europe (RE), auf sich genommen und gehofft, dass sich die Fünfzehn von Nationaltrainer Mark Kuhlmann (Heilbronn) besser präsentieren würde als bei der 13:39-Vorrunden-Niederlage am 18. Februar in Amsterdam. Das Gegenteil war der Fall. Den Deutschen, die auch das Pech hatten, mit Zweite-Reihe-Stürmer Cameron Lindsay (7. Minute) und Außendreiviertel Felix Lammers (34.) zwei starke Kräfte früh durch Verletzungen zu verlieren, gelang über 80 Minuten nichts, wirklich gar nichts.

Die Partie begann mit einem Doppelschock, als Spielmacher Edoardo Stella zwei Straftritte neben das niederländische Goal trat, die man im Fußball als Elfmeter ohne Torwart bezeichnen würde, und sie endete mit dem dreifachen Versagen der Stürmer, die in der Nachspielzeit bei zweifacher numerischer Überlegenheit nicht in der Lage waren, das auf Ballgewinnen an der Gasse folgende Paket über die holländische Mallinie zu drängen. So blieb es bei null Punkten auf der Habenseite.

Die Niederländer hingegen nutzten ihre kämpferische Überlegenheit und ihre spielerische Klasse zu sechs Versuchen durch Innendreiviertel Reinhardt Fortuin (14.), Gedrängehalb Pieter Schoonraad (28.), Kapitän und Zweite-Reihe-Koloss Koen Bloemen (40.) sowie Außendreiviertel Bart Wierenga, dem in der 48., 63. und 66. Minute ein lupenreiner Hattrick gelang. Linksfuß Fortuin traf mit allen sechs Erhöhungen und einem Straftritt auch aus den schwierigsten Winkeln zum Goal und besorgte so weitere 15 Punkte.

Der deutschen Mannschaft, die allenfalls zehn Prozent Spielanteile besaß und sich fast immer in der Defensive befand, ist es weder mit den Stürmern und schon gar nicht mit der Dreiviertelreihe gelungen, die Vorteilslinie zu überwinden. Allenfalls die unermüdlichen Stümer Mika Tyumenev und Justin Renc zeigten die von ihnen gewohnte gute Leistung.

Auch die sechs führenden europäischen Rugby-Nationen haben ihr Turnier beendet. Irland hat seinen Meistertitel und die silberne Six Nations Trophy mit vier Siegen und einer Niederlage verteidigt. Zum Schluss gelang dem Team des englischen Trainers Andy Farrell ein 17:13 (7:6)-Sieg über Schottland, das seinen Versuch durch Innen Huw Jones aber erst zwei Minuten vor Schluss erzielte. Bis dahin hatte 100-Prozent-Kicker Finn Russell die schottischen Hoffnungen am Leben gehalten. Die Iren lagen ab der 13. Minute stets in Führung und erzielten zwei Versuche durch Hakler Dan Sheehan und Sturmpfeiler Andrew Porter. Jack Crowley erwies sich mit sieben Kickpunkten als würdiger Nachfolger von Rekord-Punktesammler Jonathan Sexton.

Turnierzweiter wurde wie im Vorjahr Frankreich durch einen 33:31 (16:10)-Sieg in Lyon gegen England, das noch mit 30:31 führte, als die Stadionuhr das Ende der Spielzeit anzeigte. Allerdings begingen die Engländer in der letzten Szene ein Abseits, weshalb Frankreichs großartiger Spielmacher Thomas Ramos noch einmal zum Goal kicken durfte. Der Schlussmann von Meister Toulouse traf aus 50 Metern, von der Mittellinie, zum umjubelten Endstand. Er fügte den drei Versuchen von Nolann Le Garrec, Léo Barré und Gael Fickou 18 Kickpunkte hinzu. Die Engländer legten sogar vier erhöhte Versuche, erhielten aufgrund der disziplinierteren Spielweise der Franzosen aber weniger Straftritte.

Italien besiegte nach Schottland auch Wales, triumphierte in Cardiff mit 24:21 und wurde erstmals der der Geschichte nicht Letzter des Turniers. Das knappe Resultat täuscht darüber hinweg, wie gut die Fünfzehn des argentinischen Trainers Gonzalo Quesada wirklich war, denn Wales erzielte 14 Punkte erst in der Nachspielzeit.     

Deutschland: Smeed (Bristol University) – Cameron McDonald (British Army), Rodwell (SC Frankfurt 1880, 48. Soteras Merz/RG Heidelberg), Leo Wolf (Frankfurt), Lammers (SC Neuenheim, 34. Zinzan Hees/RK Heusenstamm) – Stella (Frankfurt), Michael McDonald (British Army, 70. Piosik/Hannover 78) – Renc (TSV Handschuhsheim), Henn (Frankfurt, 65. Bachofer/SCN), Ball (Watsonians FC) – Lindsay (ohne Verein, 7. Frauenfeld/Handschuhsheim), Rayan (Frankfurt) – Zymvragos (Frankfurt, 59. Daniel Wolf/Frankfurt), Tuymenev (RC Hyères, 69. Reintges/Heidelberger RK), Schröder (Kapitän, HRK, 59. Edene/Frankfurt). 

Dienstag, 12. März 2024

Schnellbach ist neuer Rugby-Präsident

Der 59-jährige Heidelberger folgt auf den Heusenstammer Harald Hees

 

Michael Schnellbach vom Heidelberger Turnverein wurde am 9. März 2024 im Olympiastützpunkt Metropolregion Rhein-Neckar zum 25. Präsidenten in der 124-jährigen Geschichte des Deutschen Rugby-Verbandes gewählt. Der 59-jährige Diplom-Volkswirt, der mit seiner Familie in Edingen-Neckarhausen lebt, Geschäftsführer der Bundesgartenschau 2023 in Mannheim war und nun für die Parks und öffentlichen Grünflächen in der Quadratestadt verantwortlich ist, wurde von den Delegierten der 13 Landesverbände und rund 145 Vereine mit großer Mehrheit zum Nachfolger des Heusenstammers Harald Hees gewählt, der den Verband seit Oktober 2019 geführt hatte und für eine dritte Amtszeit nicht mehr antrat.

 

„Ich freue mich über das klare Votum und habe mir vorgenommen, die Gemeinsamkeit wieder herzustellen, die unseren Sport lange Jahre ausgezeichnet hat", sagte Schnellbach nach einem neunstündigen, „aber konstruktiven Deutschen Rugby-Tag, bei dem auch kontrovers diskutiert wurde, bei dem man aber immer Lösungen gefunden hat." Das war bei den Mitgliederversammlungen zwischen 2018 und 2023 nicht häufig der Fall gewesen. Der siebte DRV-Präsident aus Heidelberg nach Edward Hill Ullrich (HRK, 1902/03 und 1906/07), Hermann Meister (RGH, 1931 - 1947), Hans Baumgärtner (1974 - 1985), Claus-Peter Bach (2005 - 2011), Ralph Götz (2011 - 2013) und Klaus Blank (alle SCN, 2015 - 2018) kündigte einen regen Dialog mit den Landesverbänden und Vereinen an und betonte: „Nur gemeinsam sind wir stark".

 

Wie aus der 245-seitigen Tischvorlage zu ersehen war, musste die Versammlung über zahlreiche Anträge entscheiden: Der Verband heißt ab sofort „Rugby Deutschland e.V.", wird die Nachwuchsförderung und das Frauenrugby stärken und die Bundesligen restrukturieren, da es 2. Ligen nur noch im Osten und Süden gibt. Neu im Präsidium ist der 47-jährige Diplom-Betriebswirt Jürgen Schlicksupp vom TSV Handschuhsheim, der seine Kandidatur erst während der Versammlung erklärte und die Kampfabstimmung um das Amt des Vizepräsidenten für den Leistungssport gegen Mathias Entenmann (München und RG Heidelberg) mit 564:459 Stimmen gewann. Schlicksupp möchte ein besseres Miteinander zwischen Nationalteams und den Vereinen schaffen und damit ein jahrelanges Streitthema ausräumen. 

 

Neu im Präsidium ist auch der Steuerberater und Wirtschaftsprüfer Jens Poff von Rugby Pforzheim als Vizepräsident für die Finanzen, der eine Kampfabstimmung gegen den nicht anwesenden Todd Kearns (SC Frankfurt 1880) mit 674:321 Stimmen gewann. Dem Präsidium gehören außerdem die von den Ausschüssen gewählten Bereichsleiter Dirk Frase (Frauen), Paul Warman (Schiedsrichter), Matthias Bechtel (Nachwuchs), Kai Nagel (Bundesligen) und Denis McGee (Landesverbände) an. Professor Dr. Jürgen Tödtmann wurde als Good Governance-Beauftragter bestätigt, Torge Wittke folgte auf Helmut Waffrafen-Dreisow als Inklusionsbeauftragter. Das operative Geschäft wird von drei Vorständen geführt. Diese sind Manuel Wilhelm (Vorsitzender und Sportdirektor), Florian Hartmann (Entwicklung und Marketing) und Stefan Decker (Finanzen).

 

Am 9. März 2024 genehmigte der Deutsche Rugby-Tag den Verbandshaushalt für 2023, der ein Volumen in Höhe von 1,792 Millionen Euro hat. Auffällig ist, dass der Verband hohe Personalkosten hat: 148.500 Euro sind für das Verwaltungspersonal niedergeschrieben, 772.000 Euro für das Leistungssportpersonal. Außerdem sind weitere Verwaltungskosten in Höhe von 106.000 Euro vorgesehen. Für die Nationalteams im olympischen Siebenerrugby stehen Ausgaben in Höhe von knapp 458.000 Euro im Plan, für das traditionelle Fünfzehnerrugby sind 191.000 Euro der Planansatz – diese Zahlen umfassen alle Planungen für die Männer-, Frauen- und Nachwuchs-Nationalteams.

 

Mit stehendem Applaus reagierten die Delegierten auf die von Harald Hees vorgenommenen Ehrungen: Die unermüdlich für das Frauenrugby tätige Karen Weikart, der langjährige ehrenamtliche Finanzvorstand Jens Poff und Schiedsrichter-Obmann Ralf Tietge erhielten die Verdienstnadel in Gold, Herbert Lütge (langjähriger Betreuer der Nationalmannschaften, Frauen-Nationaltrainer, Bundesliga-Spielleiter und Passstelle) nach einer freundschaftlichen Laudatio von Ralph Götz den Goldenen Ehrenball.

 

  

Bildtext

Der neue Rugby-Präsident Michael Schnellbach (links) dankt seinem Vorgänger Harald Hees. Foto: privat

Italiens großer Sieg

Im Sechs-Nationen-Turnier gelang ein 31:29 gegen Schottland

Im Sechs-Nationen-Turnier der führenden europäischen Rugby-Teams kann in diesem Jahr keine Mannschaft mehr den Grand Slam gewinnen. Denn Titelverteidiger Irland, im Vorjahr in allen fünf Spielen siegreich, musste an vierten Spieltag des Turniers 2024 eine 22:23 (12:8)-Niederlage gegen England hinnehmen. Nun ist keine Mannschaft mehr ungeschlagen.

Als die Ziffern auf der großen Uhr im „Home of Rugby“ in Twickenham im Südwesten Londons die 80. und letzte Spielminute anzeigten, lag Tabellenführer Irland noch mit 22:20 in Führung. Doch weil der letzte Angriff der Engländer vom georgischen Schiedsrichter Nika Amashukeli nicht unterbrochen werden durfte, weil die Gastgeber völlig regelgerecht spielten und der Ball nicht das Spielfeld verließ, kam der in der 59. Spielminute eingewechselte Verbindungshalb Marcus Smith an den Ball, der mit einem Dropkick nach 80 Minuten und 21 Sekunden das sehr glückliche, aber nicht unverdiente 23:20 für das Rosenteam erzielte. Der 1,75 Meter große Spielmacher des Harlequins FC London, vor 25 Jahren in Manila auf den Philippinen geboren, war wieder einmal der entscheidende Spieler einer englischen Mannschaft, die zwar 3:2 Versuche legte, aber mit 1:4 Straftritten erneut undisziplinierter spielte als die Iren, deren Kapitän Peter O’Mahoni in der 58. Minute allerdings eine Zehn-Minuten-Strafe erhielt, die seinem Team die Souveränität raubte.

Englands Versuche legten Innendreiviertel Ollie Lawrence, Schlussmann George Furbank und Sturmführer Ben Earl, für Irland scorte der in Nelson in Neuseeland geborene und ausgebildete Außendreiviertel James Lowe zweimal. Englands George Ford traf mit einer Erhöhung und einem Straftritt, Irlands Jack Crowley mit vier Straftritten. Und dann kam Marcus Smith…

Einen historischen 31:29 (16:22)-Sieg über Schottland feierte Italien, das sich zwei Wochen nach dem 13:13 in Frankreich erneut ganz stark präsentierte und an die Besten heranrückte. Schottland legte durch Zander Fagerson, Kyle Steyn, Pierre Schoeman und Sarn Skinner zwar einen Versuch mehr als die durch Ignacio Brex Juan, Louis Lynagh und Stephen Varney erfolgreiche Squadra Azzurra, doch der für Montpellier in der französischen Top-14-Liga stets überzeugende Spielmacher Paolo Garbisi trat zwei Erhöhungen und drei Straftritte ins Goal, während Finn Russell nur drei Erhöhungen und ein Straftritt vergönnt waren. Den Unterschied machten Martin Page Relo mit einem Penalty in der 39. Minute und die Art und Weise aus, wie die Italiener mit ungeheurem Mut und Einsatz gegen Außendreiviertel Duhan van der Merwe, den besten Angreifer des Sechs-Nationen-Turniers, verteidigten.

Frankreichs gegenüber der „Schmach von Lille“ – dem Remis gegen Italien - auf zehn Positionen veränderte Fünfzehn feierte durch einen 45:24 (17:20)-Sieg über Wales in Cardiff ihre Rückkehr zu alter Klasse, und der neue Gedrängehalb Nolann Le Garrec von Racing Paris, ein 21-jähriger Bub aus dem bretonischen Vannes, wurde auf Anhieb „Man oft the match“. Die Franzosen legten fünf Versuche durch Innendreiviertel Gael Fickou, Le Garrec, Erste-Reihe-Koloss Georges-Henry Colombe (25 Jahre, 142 kg auf 1,93 m, Stade Rochelais-Atlantique), Zweite-Reihe-Stürmer Romain Taofifenua und Gedrängehalb Maxime Lucu, der ebenso wie Colombe und Taofifenua von der Bank ins Spiel gekommen war. Verbinder Thomas Ramos buchte mit acht Kicks 20 Punkte und verfehlte nur mit der letzten Erhöhung von ganz außen knapp das Goal. Die sehr jungen „Roten Drachen“ kamen immerhin zu drei Versuchen durch Außen Rio Dyer, Gedrängehalb Tomos Williams und Innen Joe Roberts. Die restlichen neun Punkte besorgte Kicker Sam Costellow.  


Sonntag, 3. März 2024

Die Rugby-Fünfzehn bleibt erstklassig

Nach dem 21:11-Sieg in Belgien spielt Deutschland in Paris um EM-Rang fünf

Wo Kaiser Napoléon Bonaparte und die Grande Armée Frankreichs 1815 untergegangen sind, feierten Nationaltrainer Mark Kuhlmann (Heilbronn) und die deutsche Rugby-Fünfzehn am Abend des 2. März 2024 einen besonders wertvollen Sieg. Im Stade du Pachy von Waterloo schlugen die Deutschen die viel stärker eingeschätzten Belgier mit 21:11 (8:3) Punkten und haben damit drei hohe Ziele erreicht: Sie spielen am 17. März im Stade Jean Bouin im 16. Arrondissement von Paris gegen die Niederlande um Platz fünf der Europameisterschaft 2023/24, sie haben vorzeitig den Klassenverbleib in der EM-Division 1 geschafft, und sie dürfen 2024/25 um die Qualifikation zur Weltmeisterschaft 2027 in Australien teilnehmen. Es war nach drei deutschen Niederlagen in der EM-Vorrunde ein Sieg im richtigen Moment.

„Heute ist der Knoten geplatzt. Ich bin sehr stolz auf meine Mannschaft, die als echte Einheit aufgetreten ist und nach einem starken Spiel verdient gewonnen hat“, strahlte Mark Kuhlmann über das ganze Gesicht. Er sieht dem Platzierungsspiel gegen die Holländer, die im dritten Vorrundenspiel mit 39:13 gewonnen hatten, freudig entgegen, hat er doch erlebt, dass sich sein Team in Waterloo in einer viel stärkeren Verfassung präsentiert hat.

Die Deutschen hatten in dem erstmaligen Kapitän Hassan Rayan, in Justin Renc und in Cameron Lindsay, der im dritten Einsatz für Deutschland erstmals vollauf überzeugte, drei sichere Ballfänger bei den Gasseneinwürfen, waren den massigen Belgiern – das war die größte Überraschung! – im angeordneten Gedränge deutlich überlegen und kamen so zu zahlreichen Ballgewinnen, mit denen die gegen Spanien und die Niederlande zu selten gefährlichen Dreiviertelspieler häufig weit über die Vorteilslinie preschten und die Belgier zu starken Verteidigungsleistungen zwangen. Dass die deutsche Mannschaft beim Halbzeitpfiff des ausgezeichneten schottischen Schiedsrichters Sam Grove White nur mit 8:3 Punkten nach einem Straftritt von Edoardo Stella (10. Minute) und einem Versuch von Mikael Tyumenev (32.) bei einem Straftritt des Belgiers Hugo de Francq (11.) führte, lag nur daran, dass Kicker Stella keinen guten Abend hatte und das Goal mit einer Erhöhung und drei nicht allzu schwierigen Straftritten verfehlte; elf Punkte wurden vom starken Winde verweht.

Nach dem Seitenwechsel geriet der deutsche Sieg in Gefahr, denn die Belgier kamen gierig und (zu) zornig auf das Spielfeld zurück, während die deutsche Mannschaft den Faden zu verlieren drohte. Zunächst glich Thomas Wallraf mit einem Versuch zum 8:8 (47.) aus, denn brachte de Francq die Belgier mit einem Straftritt mit 11:8 (55.) in Führung. In den letzten 20 Minuten aber steigerte sich das deutsche Team, unermüdlich angetrieben von Gedrängehalb Oliver Paine, zur besten Leistung in dieser EM-Kampagne und ließ den Belgiern keinen Stich mehr. Von Paine clever freigespielt, erzielte Außendreiviertel Felix Lammers nach einem 45-m-Sprint den Versuch zum 13:11 (68.). Und die übrigen Punkte erzielte Schlussmann Nikolai Klewinghaus mit der Erhöhung, einem Straftritt (75.) und einem Sprungtritt (79.) zum 21:11-Endstand.

Deutschland: Nikolai Klewinghaus (SC Neuenheim) – Zinzan Hees (RK Heusenstamm, 50. Cameron McDonald/British Army), Rodwell (SC Frankfurt 1880), Leo Wolf (Frankfurt), Lammers (SCN) – Stella (Frankfurt, 60. Smeed/Bristol University), Oliver Paine (SCN) – Renc (TSV Handschuhsheim), Henn (Frankfurt, 72. Frauenfeld/Handschuhsheim), Ball (Watsonians FC) – Lindsay (ohne Verein), Rayan (Kapitän, Frankfurt) – Zymvragos (Frankfurt, 45. Bachofer/SCN), Tyumenev (RC Hyères, 76. Reintges/Heidelberger RK), Daniel Wolf (Frankfurt, 41. Schröder/HRK).