Mit einem schiefen Vergleich an den Olympischen
Spielen 2016 in Rio gemessen, haben sich die Beckenschwimmer von null auf acht
Plaketten gesteigert, die Leichtathleten haben ihre Bilanz um 633 Prozent (3
auf 19) verbessert. De Maizière hatte durch die Spitzensportreform nur 30
Prozent mehr Medaillen haben wollen, liebe Leserin, lieber Leser und liebes
Leserlein. „Was macht der Minister nun mit so viel Edelmetall?“, fragt mein
Papagei und glaubt eigentlich kaum, dass Seehofer der Frau Bundeskanzlerin eine
glitzernde Kette schmieden lässt.
Edelmetall
für die Kurpfalz
Der Samstagabend in Berlin mit Gold für
MalaikaMihambo und Mateusz Przybylko, Silber für Nadine Müller und Bronze für
ShaniceCraft hat die älteren Leichtathletik-Fans an den Goldenen Sonntag von
München 1972 erinnert, als Hildegard Falck über 800 m, Bernd Kannenberg im 50
km Gehen und Klaus Wolfermann im Speerwurf an einem Nachmittag drei Olympiasiege gefeiert hatten. Das Berliner Publikum trug
die Athleten zu diesen Erfolgen – wie am Donnerstag, als die Heidelbergerin
Bettina Augenstein den Speerwurf-Triumph von Thomas Röhler und Andreas Hofmann
miterleben durfte. Die Staffel-Europameisterin von 1994 in Helsinki, die damals
mit „Hipp, Zipp, Hurra!“ gefeiert wurde, war einer Einladung des Deutschen
Leichathletik-Verbandes (DLV) für die Champions früherer Jahre gefolgt und hat
– 24 Jahre danach! – ihre Kameradinnen Melanie Paschke, Silke Knoll und Silke
Lichtenhagen, die mit 42,90 Sekunden gewonnen hatten, „sofort wiedererkannt.“
„Bettina ist noch immer auf Zack“, findet mein
Papagei, nachdem die Verwaltungsangestellte des Olympiastützpunkts Rhein-Neckar
schon am Samstag wieder daheim war, um im Weinheimer Sepp-Herberger-Stadion die
SGK Heidelberg mit ihrem Sohn Moritz anzufeuern. Sie tat das temperamentvoll
wie immer, aber vergeblich. Kirchheim, ohne Moritz, verlor.
Die Kurpfalz ist wieder – auch dank der guten
Leistungen von Hannah Mergenthaler und Nadine Gonska über 4x400 m – eine
Hochburg der Leichtathletik, Baden-Württemberg ist es dank Arthur Abele (Gold
im Zehnkampf), Marie-Laurence Jungfleisch (Bronze im Hochsprung) und den
Topplatzierungen von Alina Reh über 10 000 Meter (5.) und Johannes Vetter im
Speerwurf (4.) wieder. Das ist auch das Resultat einer langfristig angelegten
und planmäßigen Leistungsförderung nach dem Solidarpakt III zwischen Politik
und Sport, von der andere Bundesländer nur träumen können. Im Spitzensport ist
es wichtig, dass Verbände, Trainer und Athleten langfristig planen, in Ruhe
trainieren und testen und ohne Existenzangst arbeiten können. „Angst lässt
Speere nicht weit fliegen“, weiß mein Papagei.
Insofern ist es erfreulich, dass Horst Seehofer im
Einklang mit den Haushalts- und Sportausschüssen des Deutschen Bundestages die
von seinem Vorgänger verantwortete Blockade der Reform blitzschnell aufgehoben
und dem Sport rund 23 Millionen Euro Mehrmittel gewährt hat. Damit können nun
die Trainer besser bezahlt, der Kampf gegen das Doping verstärkt und die duale
Karriere der Athleten gefördert werden. Für Berlin und Glasgow konnte die
bessere Ausstattung zwar noch nichts bewirken, doch im Sport muss sich Seehofer
weder als „Totengräber“ noch als „Terrorist“ oder „Rassist“ beschimpfen.
Hoffentlich bleibt das so.
(Linksaußen am 13. August 2018)