Mittwoch, 30. Oktober 2024

Meister Toulouse behauptet seine Spitzenstellung

Eine Zwischenbilanz nach acht Spieltagen der französischen Top-14-Liga

Nach acht Spieltagen der französischen Top-14-Liga, nach einem guten Viertel der Saison also, lohnt sich ein Blick zu unseren westlichen Nachbarn. Der 23-malige französische Rugby-Meister Stade Toulousain, der im Endspiel der Saison 2023/24 am 28. Juni in Marseille mit 59:3 gegen die US Bordeaux-Bègles den höchsten Sieg in der Endspiel-Geschichte errungen hatte, hat seine Spitzenstellung behauptet und ist mit 29 Punkten Tabellenführer vor Vizemeister Bordeaux-Bègles (28), Aviron Bayonnais, Stade Rochelais-Atlantique (je 22), Castres Olympique und RC Toulon (je 19). Diese sechs Vereine würden, wenn jetzt alle 26 Spieltage absolviert wären, in die Playoff-Spiele einziehen.

Toulouse, das mit einem Saisonetat von 49 Millionen Euro für 39 Vollprofis und 24 Talente in die Saison gestartet ist, wird weiterhin von Trainer-Manager Ugo Mola (51) geführt, der in seinen aktiven Jahren als Innendreiviertel von Toulouse, Dax und Castres auch zwölf Länderspiele für die Equipe Tricolore bestritten hatte. Mola hat 25 Nationalspieler aus Argentinien, Australien, England, Frankreich, Italien, Neuseeland, Schottland, Spanien, Tonga und den USA zur Verfügung und hatte in den letzten Spielen die Schlussmänner aus vier Nationen in seiner Startformation: Den Franzosen Thomas Ramos als Schlussspieler, den Argentinier Juan Cruz Mallia als Verbindungshalb, den Schotten Blair Kingshorn als Linksaußen und den Italiener Ange Capuozzo als Rechtsaußen.

Der „Engel“, vor 25 Jahren als Enkel seiner aus Neapel stammenden Großeltern in Le Pont de Claix im Département Isère geboren und ab 2010 in der Jugend des FC Grenoble ausgebildet, flog beim 57:5-Sieg über Toulon gleich drei Mal hart neben der Eckfahne ins Malfeld des hoffnungslos überforderten Gegners, dessen Flankenstürmer Charles Ollivon gegenwärtig verletzt ist und der seine Gastspieler Dan Biggar (Wales) und Kyle Sinckler (England) erst spät einwechselte. Ange Capuozzo hat außerhalb des grünen Rasens übrigens als Maler Erfolg, seine Aquarelle werden hoch gehandelt. Im Kräftemessen zwischen den Spitzenklubs aus dem Département Midi-Pyrénées und dem Département Var kamen zwei Olympiasieger zum Einsatz: Bei Toulouse zog der unvergleichliche Antoine Dupont als weltbester Gedrängehalb der Gegenwart die Fäden, bei Toulon trug Ryan Rebbadj das Trikot Nummer 14, bekam von seinen Mannschaftskameraden aber keinen Ball.

Weil Toulouse so viele Nationalspieler hat, muss der Verein auch etliche Akteure für die Länderspiele ihrer Herkunftsländern abstellen. So musste sich das Meisterteam auch schon zwei Mal geschlagen geben: Am vierten Spieltag mit 12:16 gegen Bordeaux-Bègles und am fünften Spieltag beim 23:29 in Castres. Bordeaux, bei dem die Außendreivierteil Damian Penaud und Louis Bielle Biarrey ganz stark spielen und auch das international erprobte Halbpaar mit Maxime Lucu und Matthieu Jalibert viel besser ist als im Horror-Endspiel von Marseille, begann die Saison mit einem 46:26-Heimsieg über Stade Français Paris.

Paris, der Klub des Heidelberger Unternehmers Dr. Hans-Peter Wild (Capri-Sun), hatte ein schlechtes Saisonviertel und von den acht Spielen nur drei gewonnen: Mit 34:31 gegen den erfreulich spielstarken Aufsteiger RC Vannes, mit 29:28 gegen den RC Montpellier-Hérault und mit 36:6 gegen den AS Clermont-Auvergne. Gegen die Michelin-Männchen zeigte Paris, das von den Ex-Nationalspielern Frédéric Michalak und Morgan Parra gemanagt wird, eine geschlossene und starke Leistung, nachdem es zuvor – besonders bei der 3:35-Niederlage in Lyon – häufig schien, als ob es den Stürmern der ersten und zweiten Reihe an der körperlichen Fitness mangele. Außerdem verzichteten die Trainer hin und wieder auf den Einsatz des genialen Dreiviertelspielers Léo Barré, der vom Gedrängehalb bis zum Schlussmann internationale Klasse verkörpert. Stade Français hat wie Montpellier und Perpignan 14 Punkte, weniger Zähler hat nur Vannes (11) auf dem letzten Rang.

Bei den Bretonen ist der aus Aachen stammende deutsche Nationalspieler Eric Marks im Profi-Kader. Beim 34:28-Sieg gegen Castres Olympique hat Marks, der zum 100. Mal für Vannes spielte, ein volles Spiel in der zweiten Sturmreihe gemacht, beim 30:20-Erfolg gegen Lyon war der 1,96 Meter große 27-Jährige nicht im 23-er-Matchkader. Vannes hat schon elf Punkte gesammelt, das ist für einen Aufsteiger aller Ehren wert.

Eine große positive Überraschung ist Aviron Bayonnais. Nach dem jüngsten 49:38-Sieg in Lyon liegen die Südwest-Franzosen mit 22 Punkten, gleichauf mit La Rochelle, auf dem dritten Tabellenplatz. Der 35-jährige Verbindungshalb Camille Lopez führt in Bayonne mit Seelenruhe, feinen Pässen und einem nach wie vor treffsicheren Dropkick-Füßchen Regie. Dieser Fünfzehn scheint es Spaß zu machen, die Prominenz zu ärgern: Auch Racing 92 Paris (32:15) und La Rochelle (37:7) wurden besiegt, Perpignan und Montpellier sowieso.

Nun beginnen die Weltranglistenspiele des Herbstes. Viele Klubs müssen Spieler für die Länderspiele des Weltranglisten-Vierten gegen Japan (9. November), Neuseeland (16. November) und Argentinien (21. November, jeweils 21.10 Uhr) abstellen. Der Spielbetrieb in der Top-14-Liga wird aber fortgesetzt. 

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