Donnerstag, 4. Mai 2023

Marathon war seine Leidenschaft

Der siebenmalige Paralympics-Sieger Heini Köberle ist mit 76 Jahren gestorben Heidelberg. 

Die Rollstuhlsportler trauern um einen ihrer Besten. Am 15. April ist Heinrich Köberle im Alter von 76 Jahren in Bad Schönborn im Beisein seiner lieben Ehefrau Gudrun verstorben, die über Jahrzehnte auch seine Managerin und Begleiterin bei zahllosen Sportreisen war.

Heinrich Köberle, den alle „Heini“ riefen, erlitt bei einem Autounfall eine Halswirbelsäulen-Verletzung und war fortan Tetraplegiker – er konnte nur noch Kopf und Arme bewegen. Der in Obermaiselstein im Oberallgäu am Fuße des Nebelhorns geborene Sportler, Bergführer und Skilehrer wollte sich mit der schweren Verletzung nicht abfinden und näherte sich im Umschulungsheim der Stiftung Rehabilitation in Heidelberg-Schlierbach dem Rollstuhlsport. Dort lernte er auch den nach einem Badeunfall gelähmten Hennes Lübbering und Christel Wittmann von der RSG Schlierbach kennen. Lübbering nennt Heini „meinen Zwillingsbruder“, während die auch im Deutschen Rollstuhl-Sportverband (DRS) unermüdlich tätige Christel Wittmann die beiden Sportler betreute und sie zu internationalen Wettkämpfen begleitete.

Nachdem sie fleißig trainiert und sich 1980 für den Leistungssport entschieden hatten, wurde das Schnellfahren im Rollstuhl nach Bogenschießen, Schwimmen und Tischtennis ihre Spezialität. Lübbering konzentrierte sich auf den Sprint, Heini Köberle auf den Rollstuhl-Marathon, den er 1982 in Berlin als erster Tetraplegiker der Welt über die volle Distanz von 42,195 Kilometern absolvierte. In einem Nachruf nennt der DRS Heini Köberle „einen Pionier, der zusammen mit seinem Heidelberger Weggefährten Errol Marklein den Einsatz von speziell konstruierten Rennrollstühlen vorangetrieben hat“.

Heini Köberle ist der erfolgreichste Rollstuhl-Marathoni der Welt. Er nahm an fünf Paralympischen Spielen teil: 1984 in New York und Stoke Mandeville, dem „Geburtsort“ des Behindertensports. 1988 in Seoul, 1992 in Barcelona, 1996 in Atlanta und 2000 in Sydney. Dabei gewann er 14 Medaillen, darunter sieben Goldmedaillen. In New York gewann er nach 3:41,47 Stunden, in Atlanta war er mit 2:49,11 fast eine Stunde schneller.

Mit Gudrun Köberle, die er 1972 lieben lernte und später in Las Vegas heiratete, ist Heini Köberle viel gereist, hat für den Rollstuhlsport geworben und bei Seminaren in den USA und Japan Vorträge über Motivation trotz Behinderung und über Nachwuchsgewinnung im Sport gehalten. Der Nachwuchs lag ihm am Herzen. Sprint-Weltmeister Marc Schuh vom Team des Olympiastützpunkts Metropolregion Rhein-Neckar ist einer seiner Schützlinge.

Heini hat die ganze Welt kennengelernt und ansonsten ein ganz normales und erfülltes Leben geführt“, weiß Hennes Lübbering, der allerdings auch miterleben musste, wie sehr der fröhliche, lebens- und unternehmungslustige „Freund Heini“ in den letzten fünf Jahren unter den Folgen der Parkinsonschen Krankheit leiden musste.

Heini Köberle wird am heutigen Samstag um 10 Uhr auf dem alten Friedhof in Ziegelhausen verabschiedet.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen