Milchkühe dürfen weiterbimmeln
Am letzten Mittwoch hat das bayerische
Oberlandesgericht in München entschieden, dass ein paar Milchkühe in
Holzkirchen weiterhin Glocken tragen und damit auch am frühen Morgen und späten
Abend bimmeln dürfen. Diese Stärkung der Grundrechte von Kühen hat meinen
Papagei sehr gefreut, der sich schon immer auch für das Schicksal von
Vierbeinern interessiert.
Reinhard Grindel, der Leitstier des
Deutschen Fußball-Bundes, hat ausgebimmelt, und auch das, liebe Leserin, lieber
Leser und liebes Leserlein, findet mein Papagei gut. Der 57-jährige
Niedersachse, dessen Wahl zum DFB-Präsidenten sich am heutigen Montag zum
dritten Mal jährt und dem wir diese Laudatio widmen, hat es in seiner kurzen
Amtszeit weit gebracht: Wenn man bei Google „Reinhard“ eintippt, erscheint als
Erster der Liedermacher Reinhard Mey (der wie Grindel „Über den Wolken...“
schwebte), dann aber schon der Ikarus aus der DFB-Zentrale im Frankfurter Stadtwald.
Der hat sich – auf den ersten Blick – bei seinem Steigflug in höchste nationale
und internationale Fußballämter die Flügel an einer Schweizer Uhr verbrannt,
die ihm ein ukrainischer Fußballfunktionär namens Grigori Surkis als Zeichen
der Freundschaft, Küsschen rechts, Küsschen links, geschenkt haben soll. 6000
Euro, so Grindel, sei der schicke Armschmuck wert, doch der Hersteller Ulysse
Narcisse stellte schnell klar, es seien 2017 schon 11 800 Euro gewesen, obwohl
die Uhr einen Mangel hat: Sie zeigt den richtigen Zeitpunkt für einen Rücktritt
nicht an.
Die falsche Wertangabe kann man Reinhard
Grindel nicht zum Vorwurf machen, schließlich hat ein DFB-Präsident oft mit
viel höheren Summen zu hantieren, die – neben den Bezügen von Fifa und Uefa –
in die eigenen Taschen zu schaufeln sind. Mein Papagei fragt sich übrigens,
warum Grindel bei seinen Besuchen in der Kurpfalz nicht den RNZ-Uhrenexperten
Manfred Fritz zu Rate gezogen hat...
Wir wissen auch nicht, was Herr Surkis mit
seinem Geschenk bezweckt hat. Vielleicht ist es ja wirklich so, dass ehemalige
Bundestagsabgeordnete der CDU neuerdings mit ukrainischen Oligarchen befreundet
sind. Wir ahnen aber, dass Grindel den Kampf der Fifa für Ethik, Transparenz
und Good Governance nicht richtig ernst genommen hat. Nach dem Gesetz, darauf
hat Baden-Württembergs Finanzministerin Edith Sitzmann (Grüne) erst kürzlich
hingewiesen, dürfen Mitglieder von eingetragenen und gemeinnützigen Vereinen
(solche sind der kleine SC Gaiberg wie der große DFB) nur aus besonderen
Anlässen und in bescheidenem Maße beschenkt werden. Der Wert solcher Geschenke
dürfe 60 Euro nicht überschreiten. Ob der Ministerin damals schwante, dass Herr
Grindel von einer DFB-Tochter 78 000 Euro zusätzlich zu seiner
Aufwandsentschädigung als Präsident, zu Sitzungsgeldern, Fahrtkostenersatz und
Dienstlimousine eingestrichen hatte?
In den Klubhäusern wird schon lange
vermutet, dass hohe Funktionäre ihr Ehrenamt falsch verstehen und weniger
Leitstiere als Trüffelschweine sind. Im Vereinsrecht aber heißt es wörtlich:
„Die Mitglieder dürfen keine Zuwendungen aus Mitteln des Vereins enthalten.
Dies ist eine satzungsmäßige Voraussetzung der Gemeinnützigkeit. Nur
Zuwendungen im Rahmen einer angemessenen Mitgliederpflege (zum Beispiel das
Weihnachtsessen oder die Getränke bei der Jahreshauptversammlung) sind
gemeinnützigkeitsrechtlich unschädlich.“
Vor diesem Hintergrund ist der DFB gut
beraten, seine Rechtsform zu ändern. Der DFB ist eine Firma mit
Millionenumsätzen und sollte in allen Aspekten als solche behandelt werden. Der
nächste Leitstier muss eine GbR, eine GmbH oder eine AG führen und sollte,
findet mein Papagei, „kein Hornochse sein.“ Dann kann er kassieren, so viel man
ihm zubilligt.
Aus: RNZ vom 15. April 2019
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