Dienstag, 4. September 2018

Zum Auftakt der Fußball-Bundesliga 2018/19

Die Gänsehaut ist wieder da

Gespannt sind wir, nach diesem heftigen Wintereinbruch, von Freitagabend bis am späten Sonntagnachmittag vor dem Fernseher gesessen und haben die vielen Rückkehrer begrüßt. Wie sehr haben wir sie vermisst, liebe Leserin, lieber Leser und liebes Leserlein, vor allem die Schwalbenkönige, die es – verkleidet als Franck Ribéry – schon im ersten Bundesligaspiel der Saison geschafft haben, in unser Wohnzimmer zu flattern.

Dass diese frechen Sportbetrüger selten erkannt und noch seltener bestraft werden, war immer ärgerlich. Dass Schwalbenkönige auch im Jahr zwei nach Einführung des Blindenhilfswerks im „Kölner Keller“ ungestraft auf Höhenflug gehen dürfen, ist aber empörend. Erneut wurde auf allen TV-Kanälen erörtert, warum sich DFB und DFL in seltener Eintracht um Video-Unterstützung für Schiedsrichter bemühen, wenn diese sie nicht in Anspruch nehmen wollen. 75 021 Besucher der Allianz Arena – in den VIP-Logen und auf den billigen Plätzen, sogar der Bayern-Trainer Niko Kovac in seiner Coaching-Zone! – haben gesehen und akzeptiert, dass der HoffenheimerHavardNordtveit den fliegenden Franck Ribéry nicht gefoult hatte und sich über den Elfmeterpfiff des Schiedsrichters gewundert. Ganz unabhängig davon, ob Referees die Video-Unterstützung nutzen oder nicht, empfiehlt mein Papagei, sie mögen doch immer dann, wenn sie ein Spiel leiten, „die Schlafspatzen abwaschen.“

Zurück ist auch Dunja Hayali. Die 44-jährige für kritischen Journalismus mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnete ZDF-Moderatorin ist vom „Heute-Journal“ über das „Morgenmagazin“ ins „Aktuelle Sportstudio“ gewechselt und hat alles richtig gut gemacht. 04 gehörte zum FC Schalke, 05 zum FSV Mainz, und die Fragen an den knorrigen Bundesliga-Rückkehrer Friedhelm Funkel waren so kritisch, dass der Düsseldorfer Trainer fundamentale Kritik am lustigen Leben seiner kickenden Werbetreibenden übte, Jogi Löw und die Nationalelf streng lächelnd rügte, sich mutig mehr Zuschauer im Fortuna-Stadion wünschte und insgesamt fünf Mal beteuerte, dass ihm der Fußball noch immer Spaß mache und in ihm ein Feuer brenne. Am Ende hatten sich Frau Hayali und Herr Funkel (64) fragend und antwortend so gut aufeinander eingespielt, dass meinem Papagei ein sorgenvolles „Oh, oh!“ entfuhr und das Antlitz des ewigen Trainers glatt wie ein Kinderpopo war.

Einen unerwarteten Rückkehrer gab es bei einem Spiel, bei dem einer Mannschaft tatsächlich ein Tor gelungen war. „Die Gänsehaut ist zurück in der Bundesliga!“, jubelte der Reporter und weckte damit eine gewisse Vorfreude auf den 29. August, an dem der Bundestrainer mit Kompetenzteam (!) seine sechswöchige Analyse der Grusel-WM öffentlich machen wollen.
 
(Linksaußen am 27. August 2018)

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