Sonntag, 4. Juli 2021

Sabine Kusterer hat sich doch für Olympia qualifiziert

 Weil eine Griechin beim Sportbetrug erwischt wurde

Sabine Kusterer aus Leimen darf nach 2016 zum zweiten Mal an Olympischen Spielen teilnehmen. Die 30-jährige Gewichtheberin des KSV Durlach stammt aus Karlsruhe, ist Oberfeldwebel in der Sportfördergruppe der Bundeswehr in Bruchsal und Studentin der Volkswirtschaftslehre an der Universität Heidelberg und lebt – ihres Sportes wegen – seit zehn Jahren in Leimen, wo das Bundesleistungszentrum der Gewichtheber in unmittelbarer Nachbarschaft der Boris-Becker-Tennishalle immer wieder Olympioniken und Medaillengewinner bei Welt- und Europameisterschaften hervorbringt.

 

Bei Olympia in Rio de Janeiro hatte Sabine Kusterer in der Gewichtsklasse bis 58 Kilogramm mit 90 Kilogramm im Reißen und 110 Kilogramm im beidarmigen Stoßen, mithin einer Zweikampfleistung von glatten 200 Kilogramm, eine persönliche Bestleistung aufgestellt und den zehnten Platz belegt. Im November 2018 hat der Gewichtheber-Weltverband (IWF) die Gewichtsklassen neu eingeteilt: Aus 58 wurden 59 Kilogramm, doch hatte sich Sabine Kusterer nach der Europameisterschaft 2019 entschieden, künftig international in der Klasse bis 64 Kilogramm anzutreten, die ihrem natürlichen Körpergewicht eher entspricht.

 

Da ihr in Lisa Marie Schweizer (25) vom AV Speyer (früher AC Germania St. Ilgen) eine mächtige nationale Konkurrentin den Olympiaplatz in der Klasse bis 64 Kilogramm streitig gemacht hatte, hungerte Sabine Kusterer vor der letzten weltweiten Olympia-Qualifikation am 12. Mai im kolumbianischen Cali auf unter 59 Kilogramm ab und stellte mit 207 Kilogramm im Zweikampf ihre persönliche Bundesliga-Bestleistung ein. Sie belegte damit Platz 15 in der Liste der Tokio-Qualifikanten, war knapp aus dem Rennen und fuhr in Urlaub.

 

„Nun muss ich eben Salat essen“, lacht Sabine Kusterer, die kurz nach der Rückkehr aus den Ferien erfahren hat, dass die vor ihr rangierende Griechin Konstantina Bencili bei einer Trainingskontrolle des Dopings überführt und für Olympia gesperrt worden ist. In den letzten Tagen nahm sie an einem knallharten Vorbereitungslehrgang in der Sportschule Kienbaum teil, wo ihr auch Bundestrainer David Kurch und Bundesstützpunktleiter Oliver Caruso für das unverhoffte Abenteuer Tokio viel Mut zugesprochen haben. Am 27. Juli ist ihr Wettkampf, „in dem ich bestimmte Ambitionen habe. Vierzehnte werde ich sicherlich nicht!“

 

Wie Michael Titze, der Geschäftsführer des Badischen Sportbundes Nord, herausgefunden hat, ist Sabine Kusterer schon jetzt einzigartig: „Sabine ist die einzige Vizepräsidentin eines deutschen Sportbundes, die aktiv in Tokio mitmachen wird.“ Seit 2018 gehört Kusterer dem BSB-Präsidium an.



Schneller schlauer mit der Rhein-Neckar-Zeitung! 

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