Gewaltige Herausforderung für die
Spielsportarten
Weil man die Zukunft
gemeinsam besser meistern kann und die Sorgen ähnlich sind, haben sich die
baden-württembergischen Verbände im Basketball, Fußball, Handball und
Volleyball 2002 zum Verein Ballspielsymposium Karlsruhe zusammengeschlossen;
später kam der Rugby-Verband dazu. Am 28. und 29. September 2018 trafen sich
rund 250 Ballspielende aus elf Fachverbänden im Karlsruher Institut für
Technologie (KIT), um beim VIII. Ballspielsymposium bei Hauptvorträgen, in
einer Podiumsdiskussion und in 22 sportpraktischen und theoretischen Workshops
zu untersuchen, ob die kühne These „Ballsport hat Zukunft!“ wirklich stimmt.
Nach zwei Tagen, von
den Volleyballern Harald W. Schoch und Daniel Kraft federführend organisiert
und von allen elf Verbänden partnerschaftlich unterstützt, fasste Heinz Janalik,
der Ehrenpräsident des Badischen Sportbundes, die Ergebnisse der Tagung
zusammen: „Die Zukunft des Ballsports und seiner Vereine ist gesichert, wenn
die Toleranz des Establishments für Neues und für Veränderungen gegeben ist.“
Die Ballsportler seien – wie der von Professor Christoph Breuer von der
Deutschen Sporthochschule Köln interpretierte Sportentwicklungsbericht für
Deutschland beweist – auf die Herausforderungen besser eingestellt als die
Individualisten, aber nicht frei von Sorgen. Janalik hielt als wesentlichen
Punkt der seit 2002 in die deutsche Sportentwicklungspolitik einfließenden
„Karlsruher Thesen“ fest: „Nur Vereine, die die Not jetzt erkennen, und bereit
sind, sich zu wenden, wenn sie also den Notwendigkeiten gerecht werden, werden
überleben.“
Die Herausforderungen:
Durch die geburtenschwachen Jahrgänge gibt es weniger Kinder, um die die
Vereine in über 50 baden-württembergischen Fachverbänden buhlen. Die Chance:
Wer sich um den Nachwuchs bemüht und ihn pädagogisch und didaktisch wertvoll
fördert, muss sich keine Sorgen machen.
Es sind immer weniger
junge Menschen bereit, ehrenamtlich als Übungsleiter und Trainer zu wirken. Der
staatliche Zuschuss von 2,50 Euro pro Stunde (maximal 500 Euro im Jahr) lockt
kaum. Die Chance: Wer darin geschickt ist, junge Menschen zu motivieren und sie
vom Wert ihrer Aufgabe zu überzeugen, wird das Problem lösen. Wer eine adäquate
Belohnung anbieten kann, ist besser dran.
Die Aufgabe der
Vereinsführung wird immer komplexer, von Bürokratieabbau kann leider keine Rede
sein. Etliche Vorstandsposten sind in den Vereinen unbesetzt. Die Chance: Wem
es gelingt, jüngere Menschen, insbesondere Frauen – die viel mehr können als
sie selbst glauben! – und fitte Senioren anzusprechen und durch die klugen und
vielfältigen Programme der Sportbünde zu qualifizieren, ist nicht allein im
Vorstand und muss unter der Last der Verantwortung auch nicht ächzen.
Die Finanzierung der
Vereinsarbeit ist nicht einfach. Oft decken die Beiträge der Mitglieder die
Kosten der Sportausübung nicht. Die Chance: Wer ein vernünftiges Vereinskonzept
vorweisen und beweisen kann, dass er nicht ins Blaue hinein plant und
trainiert, wer Ziele formuliert und die Wege zum Erfolg beschreibt, ist bei der
Suche nach Sponsoren und Zuschüssen sicher erfolgreich.
Die Ganztagesschule,
die Unterricht bis 17 Uhr bietet und danach Hausaufgaben fordert, zieht Kinder
und Jugendliche aus den Vereinen. Die Bereitschaft der Schulen, Übungsleiter
der Vereine zur Unterstützung des drögen Sportunterrichts in die Schulen zu
locken und adäquat zu entlohnen, ist flächendeckend nicht gegeben. Ausnahmen
bestätigen die Regel. Die Chance: Das Ministerium ist offen für
Verbesserungsvorschläge.
Die Bundesregierung
fördert Individualsportarten viel besser als den Teamsport, weil man dadurch
mehr olympische Medaillen erreichen kann. Das besorgt vor allem die
Spitzenverbände, wirkt sich aber auch auf die Nachwuchsarbeit im Lande aus. Die
Chance: Keine, eine Lösung ist weithin nicht in Sicht.
Heinz Janalik
empfiehlt Netzwerkpflege: Der Verein allein ist schwach. Gemeinsam mit der
Kommune, dem Verband, der Schule, der Wissenschaft und Sponsoren kann er
bärenstark sein.
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