Freitag, 7. März 2025

Den Rugby-Frauen winkt die Trophy

Die deutsche Nationalmannschaft will am Samstag in Heidelberg gegen Belgien gewinnen

Heidelberg. (bee/cpb) Die Frauen-Nationalmannschaft von Rugby Deutschland will am Samstag um 15 Uhr im städtischen Rugby-Stadion Fritz-Grunebaum-Sportpark in Heidelberg-Kirchheim gegen Belgien gewinnen und dadurch die European Trophy, die Meisterschaft in der Division 2, erobern. „Das ist möglich, wenn wir uns spielerisch weiter steigern und eine gute Vorstellung zeigen“, sagt der Cheftrainer Curtis Bradford (Heidelberg), der das Team gemeinsam mit Melvine Smith (Köln) und dem Heusenstammer Bene Sabinarz betreut.

Gegenwärtig sind die deutschen Frauen Tabellenführer, denn im Oktober 2024 hatte das „Phönix-Team“ im finnischen Vantaa beim Trophy-Saisonstart mit einer starken Leistung Finnland mit 44:10 schlagen können und dabei eine erfreuliche Leistung gezeigt. Deutschland liegt in der Frauen-Weltrangliste auf Platz 21, Belgien auf Platz 25 und Finnland auf Platz 31. Insgesamt nehmen 66 Verbände mit ihren Frauen-Nationalteams an internationalen Meisterschaften teil. Von den 44 europäischen Verbänden sind nur 15 im internationalen Frauen-Rugby engagiert. Im Sechs-Nationen-Turnier spielen England, Schottland, Wales, Irland, Frankreich und Italien. Es ist ein geschlossener Klub ohne Auf- und Abstieg, was maximal unfair ist und auch gegen die Charta des IOC verstößt. In der European Championship spielen Titelverteidiger Spanien, die Niederlande, Schweden und Portugal, und unterhalb der drei Mannschaften der Trophy kämpfen Norwegen und Lettland um den Sieg in der European Conference. Ob für die Deutschen ein Aufstieg machbar ist, steht in den Sternen. Das bisherige RD-Präsidium war mit Spielen in der Trophy zufrieden. Ein ehrgeiziger Verband darf nie zufrieden sein… 

Curtis Bradford kann personell nahezu aus dem Vollen schöpfen und möchte auf die gute Leistung im Finnland-Spiel weiter aufbauen. „Wir haben versucht, unsere Angriffsstrukturen weiter zu entwickeln. Wir wollen auf mehreren Ebenen gefährlich angreifen können. Und defensiv wollen wir, wie gegen Finnland, viel Druck ausüben und Bälle gewinnen“, sagt der 29-jährige Waliser, der seit Anfang des Jahres hauptberuflich für die deutschen Frauen wirkt. Rachel Hermlin-Leder aus Berlin und die Handschuhsheimerin Manja Bechtel, die in Bordeaux-Bègles spielt, werden voraussichtlich ihr EM-Debüt geben. Bradford und seine beiden Kollegen vertrauen einer Blockbildung aus den beiden besten deutschen Vereinsmannschaften, das sind Meister Heidelberger Ruderklub und Vizemeister Sportclub Neuenheim.

Die Belgierinnen, die Spielerinnen aus Boitsfort, Dendermonde und Brüssel, also allen führenden Klubs ihres Landes, aufgeboten haben, erwartet Bradford physisch ebenso stark wie die Finninnen, aber doch insgesamt mit einem schnelleren Spielstil als die Skandinavierinnen. „Da müssen wir uns etwas einfallen lassen, um ihr Angriffsspiel etwas zu verlangsamen.“ Gegen Belgien hatte das „Phönix-Team“ um Spielführerin Mette Zimmat zuletzt zwei Siege in Folge gefeiert. In der Trophy-Saison 2022/23 hatte man sich in Brüssel mit 14:10 durchsetzen können, und im März des vergangenen Jahres bejubelten die deutschen Frauen in Aachen einen 36:17-Sieg. Folgt am Samstag im „Wohnzimmer“ des deutschen Rugbysports der dritte Streich?

Die Stadionkassen werden um 12 Uhr geöffnet. Tickets im Vorverkauf gibt es im Internet unter www.rugbydeutschland.org. Kinder und Jugendliche bis 16 Jahre genießen freien Eintritt. Autofahrer werden gebeten, ihr Fahrzeug auf dem Messplatz zu parken.

Deutschland: Sophie Hacker, Johanna Hacker, Mette Zimmat, Charlotte Malaizier, Muriel Weigel, Esther Tilgner, Tina Schucker, Ronja Stauch, Lara Bürger (Heidelberger Ruderklub), Sophie Seifert, Leonie Vieth (HRK/RC Mainz), Elena Korn (Germania List/TSV Handschuhsheim), Rachel Hermlin-Leder (Berlin Irish), Melissa Paul, Luise Lauter (RSV Köln), Annika Nowotny, Ronja Hinterding (TSV Handschuhsheim), Mareike Bier (SC Neuenheim), Steffi Gruber, Amelie Harris, Pia Erhart, Emma Dehnert (SCN), Manja Bechtel (Union Bordeaux-Bègles).



Die deutsche Nationalmannschaft nach ihrem 44:10-Sieg gegen Finnland, hintere Reihe v.l.n.r.: Trainer Melvine Smith, Sophie Hacker , Joy Weatherspoon, Paula Schult (Heidelberger Ruderklub), Salome Trauth (Railway Union RFC/Irland), Emma Dehnert (SC Neuenheim), Tina Schucker (HRK), Mareike Bier (SCN), Nina Schäfer (SC Germania List), Annika Nowotny, Ronja Hinterding, Sarah Piepkorn (TSV Handschuhsheim), Johanna Hacker (HRK) und Trainer Gareth Jackson; vordere Reihe v.l.n.r.:
Muriel Weigel, Mette Zimmat, Charlotte Malaizier, Emilia Hacker (HRK), Amelie Harris, Steffi Gruber, Annika Bergemann, Yusra Abdelkarim (SCN), Luise Lauter, Melissa Paul (RSV Köln) und Esther Tilgner (HRK). Foto: cah

Sonntag, 2. März 2025

Nur eine Halbzeit lang starkes Rugby

Die deutsche Nationalmannschaft unterlag in den Niederlanden nach einer 6:5-Pausenführung mit 9:38 Punkten

Die deutsche Rugby-Nationalmannschaft kämpft in der Europameisterschaft 2025 um Platz sieben gegen die Schweiz. Im Halbfinale um die Ränge fünf bis acht unterlag das Team von Trainer Mark Kuhlmann (Heilbronn) den Niederlanden in Amsterdam mit 9:39 (6:5) Punkten, während die Eidgenossen in Belgien mit 5:38 verloren. Das Nachbarschaftstreffen soll dem Vernehmen nach am 15. März um 15.45 Uhr in Heidelberg stattfinden. Das jedenfalls behauptete ein Fernseh-Kommentator.

Mark Kuhlmann war nach dem Schlusspfiff des georgischen Schiedsrichters Shota Tevzadze im voll besetzten Nationalen Rugby-Stadion von Amsterdam gar nicht so unzufrieden. „Denn die erste Halbzeit war gut. Wir haben stark gekämpft, den körperlich stärkeren Gegnern einen erbitterten Widerstand geleistet und uns strikt an unseren Plan gehalten“, sagte der 55-jährige Mitarbeiter der MLP AG in Wiesloch, der nach dem Wiederanpfiff allerdings den raschen und totalen Einbruch seiner Mannschaft erleben musste. Die Niederländer, die mit zwei Teams an einem europäischen Profi-Wettbewerb teilnehmen und keine Winterpause kennen, waren dann kräftemäßig hoch überlegen, während das deutsche Gefüge mit jeder gut gemeinten Auswechslung brüchiger wurde.

Im ersten Spielabschnitt zeigten die Deutschen, bei denen Christophe Edene mit dynamischen Durchbrüchen, die dritte Sturmreihe mit Nico Windemuth, Justin Renc und Shawn Ingle mit einer fantastischen Verteidigungsleistung und das Halbpaar mit Jan Piosik und dem erst 19-jährigen Frankfurter Christopher Hennig als Spielmacher mit schnellen und klugen Entscheidungen die Besten waren, eine völlig gleichwertige Leistung. Es war die beste Halbzeit in den vier Spielen dieser EM. Das Ergebnis auf der Anzeigetafel: Eine 0:6-Führung durch zwei Straftritte des durch weite Befreiungskicks überzeugenden Schlussmannes Nikolai Klewinghaus in der 29. und 33. Minute, der die Oranje Boven des Königlich Niederländischen Rugby-Bundes (KNRB) nach 39 Minuten und 33 Sekunden, also 27 Sekunden vor dem Halbzeitpfiff, einen Versuch ihres herausragenden Sturmführers Christopher Raymond entgegensetzten.

In der 43. Minute traf Klewinghaus mit seinem dritten Straftritt zum 5:9, doch wer gehofft hatte, dass die Deutschen, seit der 18. Minute ohne den wegen einer Kopfverletzung ausgeschiedenen Leo Wolf, der gegen Rumänien, Portugal und Belgien neben Shawn Ingle der Beste gewesen war, dem zunehmenden Druck der gastgebenden Stürmer noch lange standhalten könnten, wurde bitter enttäuscht. Vielmehr legten die Niederländer, die seit Jahren von dem 60-jährigen walisischen Nationalflanker Lyn Jones (Neath und Llanelli RFC) Schritt für Schritt verbessert und im EM-Endklassement wieder vor Deutschland landen werden, in schöner Regelmäßigkeit fünf weitere Versuche, von denen Spielmacher Vikas Meijer vier erhöhte.

Die niederländischen Versuche erzielten Gedrängehalb Boris Hadinegoro (44.), der riesige Zweite-Reihe-Stürmer Koen Bloemen (52.), der eingewechselte Erste-Reihe-Stürmer Bilal Egberts (65.), der Ersatz-Flanker Mark Coebergh (73. nach klarem Vorwurf und Abseits) und Außendreiviertel Sam Verplancke (77.), der die deutschen Verteidiger auf den falschen Fuß stellte und einfach stehen ließ.

Ob die deutsche Fünfzehn nun wenigstens den Klassenverbleib schaffen kann? Das letzte Länderspiel gegen die Schweiz – am 29. Februar 2020 in Heidelberg – endete mit 20:33. Noch Fragen?

Deutschland: N. Klewinghaus (SC Neuenheim) – C. McDonald (British Army RU), Bülow (SCN), L. Wolf (SC Frankfurt 1880, 18. Lammers/SCN), van der Bosch (RG Heidelberg, 69. Edene) – Hennig (Frankfurt), Piosik (Hannover 78, M. McDonald/Caldy RFC) – Ingle (Maidenhead RFC), Windemuth (Germania List), Renc (TSV Handschuhsheim) – Brockmann (SCN, 62. T. Frauenfeld/Handschuhsheim), Rayan (Frankfurt) – Edene (Frankfurt, 41. Zymvragos/Frankfurt), Reintges (Heidelberger RK, 73. Blume/Berliner RC), Schröder (Kapitän/HRK, 63. Mizera/Hannover 78).      

Donnerstag, 27. Februar 2025

„Die kleinen Dinge mal richtig machen“

Deutschlands Rugby-Kapitän Jörn Schröder bestreitet in Amsterdam sein 51. Länderspiel

Für die deutsche Rugby-Nationalmannschaft geht es in der Europameisterschaft nur noch um den Verbleib in der Division 1. „Alles andere waren Träumereien, die sind längst ausgeträumt“, sagt Nationaltrainer Mark Kuhlmann (Heilbronn) unmittelbar vor der entscheidenden Phase eines Wettbewerbs, in dem sich die besten vier Mannschaften für die Weltmeisterschaft 2027 in Australien qualifizieren konnten. Georgien, Portugal, Spanien und Rumänien haben das geschafft, Deutschland erneut nicht.

Am Samstag um 13 Uhr bestreiten die Deutschen das Halbfinale um die EM-Ränge fünf bis acht in Amsterdam gegen den Vorjahresfünften Niederlande. Das Spiel wird live auf Pro7 Maxx und auf www.rugbyeurope.eu übertragen. Mark Kuhlmann gibt sich keinen Illusionen hin. „Die Enttäuschung nach dem schlechten Spiel und der 19:39-Niederlage in Kassel gegen Belgien sitzt tief. Wir müssen nun alles tun, um den Abstieg zu vermeiden, insbesondere müssen wir viele Kleinigkeiten besser machen, um zu einem ordentlichen Spiel zu finden“, sagt der Trainer und fügt hinzu: „Wir haben die letzten drei Länderspiele gegen die Niederlande – in Neckarsulm, in Amsterdam und in Paris – klar verloren. Deshalb sind wir am Samstag nur Außenseiter.“

Auch Jörn Schröder schätzt die Lage realistisch ein. Der 32-jährige Erste-Reihe-Pfeiler des Heidelberger Ruderklub hat in Kassel sein 50. Länderspiel bestritten und wird die „Schwarzen Adler“ in Amsterdam zum 22. Mal als Kapitän auf Feld führen. Er sagt: „Holland ist stärker als Belgien, wir stehen vor einer harten Aufgabe. Wir müssen aber auf uns schauen und uns in allen Bereichen verbessern.“ Oft sind es banale Schwächen, die die Mannschaft aus dem Konzept bringen und ein erfolgreicheres Spiel verhindern. Schröder listet auf: „Unsere Gassen, die Einwürfe und die Balleroberung, Unser Ruck, in dem wir zahllose Bälle verlieren. Unser Angriffsspiel, bei dem wir kaum einmal über die Vorteilslinie kommen. Die Kicks, mit denen wir die Gegner geradezu zu Kontern einladen. Und die Disziplin…“


Jörn Schröder, der sein Rugby beim TSV Victoria Linden gelernt hat und als Angestellter im öffentlichen Dienst der Stadt Wiesloch arbeitet, hat am 24. November 2012 in Heidelberg beim 32:14-Sieg über Moldawien debütiert. „An Vaters 50. Geburtstag wurde ich in den letzten Spielminuten einwechselt“, erinnert sich der große Kämpfer. Vater Karsten begleitet die Nationalmannschaft um die halbe Welt und freut sich seit eineinhalb Jahren über Enkel Liam, der aus Jörns Ehe mit der Rugbyspielerin Susanne aus der Pfisterer-Dynastie hervorgegangen ist.

Obwohl man Erste-Reihe-Stürmern nachsagt, sie könnten erst mit 35 Jahren, erfahren und gestählt, ihr volles Leistungsvermögen entwickeln, ist es unwahrscheinlich, dass Jörn Schröder einst mit Liam in einer Mannschaft dem ovalen Ball nachjagen wird. „Ich werde auf jeden Fall noch die nächsten zwei Länderspiele mitmachen und dann mit meiner Familie beratschlagen, wie es weitergeht. Dreizehn Jahre in der Nationalmannschaft, als Amateur gegen Vollprofis, gehen nicht spurlos an einem vorüber.“ Auch sei es nicht trivial, Beruf und Nationalmannschaft miteinander zu verbinden. „Meine Kollegen gucken sich zwar alle meine Spiele an, aber ich musste alleine für die ersten drei EM-Spiele dieser Saison bereits neun Tage meines Jahresurlaubs nehmen.“

Als bekannt wurde, dass Rumänien mit allen Akteuren zur EM-Vorbereitung vier Wochen lang in Südfrankreich war, schüttelte Jörn Schröder nur den Kopf: „Das ginge bei uns gar nicht. Da könnten nur zwei, drei Spieler mitmachen. Wir müssen doch alle arbeiten oder studieren.“      

Sonntag, 23. Februar 2025

Irland behält seine weiße Weste

Im Sechs-Nationen-Turnier ein mühsamer Sieg in Wales

Titelverteidiger Irland hat auch am dritten Spieltag des Sechs-Nationen-Turniers der führenden europäischen Rugbyteams seine weiße Weste bewahrt und mit einem 18:27 (13:10)-Sieg in Wales die Tabellenführung behauptet. Im mit 73931 Zuschauern ausverkauften Millennium-Stadion von Cardiff zeigten die „Roten Drachen“ bei geschlossenem Schiebedach und unter dem neuen Trainer Matt Sherratt (47) aus dem englischen Gloucester allerdings eine sehr gute Leistung. Nach 14 Niederlagen in Folge war der Neuseeländer Warren Gatland (61) als früherer walisischer Erfolgstrainer zurückgetreten.

Beide Teams erzielten je zwei Versuche: Wales durch Kapitän Jac Morgan und Außen Tom Rogers, Irland durch Sturmführer Jack Conan und Schlussmann Jamie Osborne. Den Ausschlag gab Irlands Kicker Sam Prendergast. Der 21-Jährige traf mit einer Erhöhung und fünf Straftritten, womit er 17 Punkte erzielte.

Eine Gala-Show zeigte Frankreich gestern im mit 68000 Fans fast ausverkauften Olympiastadion von Rom, wo Italien mutig aufspielte und sogar mit 7:0 in Führung ging, beim 24:73 (17:35) aber böse überfahren wurde. Die Franzosen legten elf Versuche und hatten durch Thomas Ramos (8) und Maxime Lucu (1) mit neun Erhöhungen Erfolg. Je zwei Versuche erzielten Schlussmann Léo Barré von Hans-Peter Wilds Klub SF Paris, der auf den letzten Tabellenplatz der Top-14-Liga abgerutscht ist, und Gedrängehalb Antoine Dupont.

Während Irland nach den Siegen über England, Schottland und Wales die britische Meisterschaft mit der Triple Crown feiern darf, hat England durch einen 16:15 (7:10)-Sieg vor 82000 Zuschauern in Twickenham von Schottland den Calcutta-Cup zurückerobert. Zwar legten die Schotten durch Ben White, Huw Jones und Duhan van der Merwe drei Versuche und England durch Tommy Freeman nur einen, doch waren die englischen Kicker Marcus und Fyn Smith viel treffsicherer als Schottlands Finn Russell, der total verwachst hatte.   

Dienstag, 18. Februar 2025

Seidler führt den Rugby-Verband

66-jähriger Berliner wurde zum neuen Präsidenten gewählt

Kassel. (CPB) Nachdem der Deutsche Rugby-Verband durch wirtschaftliche Entscheidungen des Präsidiums und Vorstandes in bedrohliche Stürme geraten war, die einige Rücktritte und Kündigungen zur Folge hatten, wurde die Führungsspitze des Verbandes bei einem Außerordentlichen Deutschen Rugby-Tag in Kassel neu aufgestellt, so dass eine Aufarbeitung der Altlasten und eine Neuausrichtung zügig beginnen können.

Die in Kassel vereinigten Mitglieder, die die Vereine und Landesverbände mit 852 Stimmen repräsentierten, wählten Michael Seidler aus Solingen zum neuen Präsidenten und Nachfolger von Michael Schnellbach (Edingen-Neckarhausen), der am letzten Tag des Jahres 2024 zurückgetreten war. Michael Seidler (66) kam als Schützling des großartigen Jugendförderers Fritz Feyerherm 1969 zum Berliner RC und spielte als Innendreiviertel auch für die Berliner Auswahlen, die U19-Nationalmannschaft und den ASV Köln, ehe er als Geschäftsführer großer Unternehmen bis zum Eintritt in den Ruhestand wertvolle Erfahrungen im Management, dem Finanzwesen und der Personalführung sammelte – das alles kann dem Rugby-Verband nur nützlich sein.

Seidler, der seine Kandidatur erst in der Sitzung öffentlich machte, wurde mit 63,5 Prozent der abgegebenen Stimmen gewählt. „Für mich sind alle Teile unseres Sports wichtig“, sagte Michael Seidler, der das olympische Siebenerrugby ebenso fördern möchte wie das in den letzten 13 Jahren sträflich vernachlässigte klassische Fünfzehnerrugby und die Jugendförderung.

Der ADRT wählte den 29-jährigen Bankkaufmann und Betriebswirt Sven Maibaum vom Royal RFC Schaumburg zum neuen Vizepräsidenten der Finanzen. 89,8 Prozent der abgegebenen Stimmen entfielen auf Sven Maibaum, der vor einer Mammutaufgabe steht. Denn gegenwärtig ist der Verband von einem Bußgeld des Finanzamtes Hannover betroffen und vom Verlust der Gemeinnützigkeit bedroht – insofern ist es sehr erfreulich, dass sich zwei Persönlichkeiten zur Komplettierung des Präsidiums zur Verfügung gestellt haben.

Diesem gehören mit den Vizepräsidenten Matthias Bechtel (Jugend) und Jürgen Schlicksupp (Leistungssport) auch zwei Heidelberger an, die mit dem wirtschaftlichen Wirrwarr der letzten Jahre nichts zu tun haben, sondern für ihre Bereiche eine Konzentration auf die satzungsgemäßen und sportlichen Aufgaben stets anmahnten.

Der nächste Ordentliche Deutsche Rugby-Tag, der im November 2024 abgesagt worden war, wird am 22. März in Heidelberg stattfinden.

Das neue Präsidium des Deutschen Rugby-Verbandes v.l.n.r.: Matthias Bechtel (Vizepräsident Jugend), Athletensprecher Anton Gleitze, Denis McGee (Vorsitzender der Landesverbände), Dirk Frase (VP Frauen), Präsident Michael Seidler, Nico Covic (Vorsitzender der Bundesligen), Jürgen Schlicksupp (VP Leistungssport), Sven Maibaum (VP Finanzen) und Paul Warman (VP Schiedsrichter). Foto: CPB

Montag, 17. Februar 2025

Belgien im Rugby-Derby deutlich besser

Die deutsche Fünfzehn verlor in Kassel mit 19:39 und bleibt in der Rugby-EM Gruppenletzter

Von Claus-Peter Bach                                                   

Kassel. Die deutsche Rugby-Nationalmannschaft hat die Gruppenphase der Europameisterschaft 2025 sieglos beendet. Im dritten und letzten Spiel gab es für die deutsche Fünfzehn vor 5532 Zuschauern im Auestadion von Hessen Kassel eine 19:39 (0:18)-Niederlage gegen Belgien, das Gruppenplatz drei belegte und am 1./2. März im Halbfinale um die EM-Plätze 5 bis 8 ein Heimspiel gegen die Schweiz bestreiten wird. Die deutsche Mannschaft von Nationaltrainer Mark Kuhlmann (Heilbronn) muss hingegen als Gruppenvierter nach Amsterdam reisen und ein ganz schweres Spiel gegen die Niederlande bestreiten. Die Oranje Boven haben am Samstag mit einem 73:0-Sieg über die Schweiz ihre Klasse unterstrichen.   

Die deutsche Mannschaft zeigte bei strahlendem Sonnenschein und Eiseskälte nur in den letzten 20 Minuten, als Belgiens „Rote Teufel“ schon uneinholbar führten, eine akzeptable Leistung; erst dann konnten die „Schwarzen Adler“ andeuten, warum sie in den letzten beiden Jahren als EM-Sechste den Klassenverbleib in der Division 1 geschafft hatten. Erst dann stimmten der Mut im Angriff, der Vorwärtsdrang und das Zupacken in der eine Stunde lang zu löchrigen Defensive.

Vor dem Anpfiff des georgischen Schiedsrichters Shalva Abulashvili betraten Kapitän Jörn Schröder vom Heidelberger Ruderklub und der in Hannover geborene Mikael Tyumenev vom französischen CA Castelsarrasin als Erste den grünen Rasen, um die Ovationen des Publikums vor ihrem 50. Länderspiel entgegen zu nehmen. Nach diesem freudigen Moment und den von einer stattlichen Bundeswehr-Kapelle gespielten Nationalhymnen wurde es für die deutsche Mannschaft schnell sehr unerfreulich, denn schon nach fünf Minuten führte Belgien mit 0:3. Verbindungshalb Hugo de Francq, ein eleganter Spielmacher, hatte den ersten Straftritt des Spiels – verhängt wegen einer Abseitsstellung der stets am Limit verteidigenden deutschen Dreiviertelreihe – sicher verwandelt. Als die schnellen Belgier tief aus der eigenen Hälfte heraus konterten und durch Dazzy Cornez hart an der Eckfahne zum Versuch kamen, stand es nach 18 Minuten und Francqs Erhöhung 0:11 und zur Pause sogar 0:18. Sturmführer Felipe Geraghty, der beste Mann auf dem Platz, hatte den zweiten Versuch beigesteuert, den Francq ebenfalls erhöhte.

Wer in der Halbzeitpause auf eine deutliche Leistungssteigerung gehofft hatte, wurde bitter enttäuscht, denn die Belgier erhöhten schon sechs Minuten nach dem Wiederanpfiff durch Hugues Bastin und Francq auf 0:25. Dann aber wurde es dem deutschen Vizekapitän Leo Wolf zu peinlich. In der 52. Minute klatschte der Innendreiviertel des deutschen Meisters SC Frankfurt 1880 einen Ball ab, nahm ihn auf und erhöhte seinen Versuch selbst zum 7.25. Bis zur vierten Minute der vom Referee reichlich bemessenen Nachspielzeit zogen die Belgier auf 7:39 davon (Versuche von Charles Berguet und Isaac Montoisy und zwei Erhöhungen von Francq), ehe die Deutschen das Ergebnis schönten, indem ihre energische Schlussoffensive mit Versuchen von Luis Ball (Watsonians RFC) und Cameron McDonald (Esher RFC) und einer Erhöhung von Leo Wolf reichlich belohnt wurde.

Nach dieser Niederlage können die Deutschen froh sein, wenn sie im übernächsten EM-Spiel – wohl gegen die Schweiz – einen Sieg landen und dann den Klassenverbleib doch noch schaffen. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt…

Deutschland: C. McDonald – Z. Hees (48. Piosik), Biniak, L. Wolf, Lammers (48. Van der Bosch) – Pretorius, M. McDonald – Ingle, Stein (48. Windemuth) , M. Himmer (66. Rayan), Ball – Bachofer (68. Becker), Tyumenev (48. Reintges), Schröder (Kapitän, 60. D. Wolf).      Niederlande

 

Rugby

Europameisterschaft, Division 1, Gruppe A

Niederlande – Schweiz          73:0

Spanien – Georgien                 32:62

Tabelle: 1. Georgien (TV) 15 Punkte, 2. Spanien 10, 3. Niederlande 5, 4. Schweiz 0.

Gruppe B

Deutschland  - Belgien           19:39

Rumänien – Portugal              6:34

Tabelle: 1. Portugal 15, 2. Rumänien 9, 3. Belgien 5, 4. Deutschland 0.

Sonntag, 9. Februar 2025

Von diesen Altmeistern kann der Nachwuchs viel lernen

Das Land ehrte in Heidelberg die Welt- und Europameister von 2023 im Seniorensport

Es ist eine schöne Tradition, dass sich das  Ministerium für Kultus, Jugend und Sport und der Landessportverband (LSVBW) nicht nur um den Nachwuchs-Leistungssport, den Breitensport, die Olympia-Teilnehmer, die Landesleistungszentren und die drei Olympiastützpunkte in Baden-Württemberg kümmern, sondern auch den bei Welt- und Europameisterschaften erfolgreichen Seniorinnen und Senioren die Ehre zuteilwerden lässt, die sie verdient haben.

So lud Sportministerin Theresa Schopper 86 Sportlerin und Sportler aus dem „Ländle“, die 2023 Gold, Silber und Bronze bei Welt- und Europameisterschaften errungen haben, in den Olympiastützpunkt Metropolregion Rhein-Neckar zur Sportlerehrung ein. Im letzten Jahr war der OSP Stuttgart Schauplatz des festlichen Geschehens, 2026 wird der OSP Freiburg an der Reihe sein.

Staatssekretär Volker Schebesta (53/MdL CDU) begrüßte die erfolgreichen Athletinnen und Athleten, die das lebenslange Sporttreiben jung und beweglich gehalten hat. Ältester Europameister ist der 93-jährige Hermann Kemmler von der TG Bad Waldsee, der im italienischen Pescara Gold im 200-m-Sprint und Silber über 100 Meter gewonnen hat und nach der Führung durch den OSP begeistert ausrief: „Solche Trainingsstätten würde ich auch gerne nutzen. Wenn ich doch nur noch einmal jung wäre.“ Volker Schebesta zeigte sich beeindruckt von der Begeisterung der zum Teil hoch betagten Sportlerinnen und Sportler, die er mit einer Urkunde auszeichnete und mit einer vom Ministerium gebrandeten Kühltasche beschenkte, die in den wärmeren Monaten beim nach wie vor täglichen Training ihren praktischen Nutzen entfalten wird.

Volker Schebesta und die für die Sportförderung im Ministerium zuständigen Beamten Steffen Elzer, Ralf Noack und Uwe Sauerbrey, die den Ehrungstag gemeinsam mit Bettina Augenstein vom OSP vorbereitet hatten, ehrten Seniorinnen und Seniorinnen in mehreren Blöcken, die in der neuen Boxhalle in einen der fünf Ringe steigen durften und dort von SWR-Moderator Stefan Lubowitzki interviewt wurden. Nach den Fechtern präsentierte Lubowitzki die Kanuten, Leichtathleten, Modernen Fünfkämpfer, Radsportler, Rettungsschwimmer, Schwimmer, Sportschützen, Triathleten, Tennis- und Tischtennisspieler, ehe die Volleyballer und Wasserballer den Abschluss bildeten. Nach dem fast zweieinhalbstündigen Festakt erfrischte ein leckeres Büffet aus dem OSP-Casino die Sportlerinnen und Sportler, schließlich ist auch im Alter eine ausgewogene Ernährung im Leistungssport wichtig.

In der deutschen Volleyball-Weltmeistermannschaft der 56- bis 64-Jährigen spielten übrigens Thomas Henrichs von der TSG Rohrbach und Jörg Ahmann vom TSV Schmiden, der bei Olympia 2000 in Sydney Bronze im Beachvolleyball gewonnen hatte und seit einigen Jahren Landestrainer ist. Denn: Von den Welt- und Europameistern der Senioren aus Baden-Württemberg kann der Nachwuchs viel lernen.

Das sind die Geehrten aus Nordbaden: Carolin Marheineke (Heidelberger Fechtclub/TSG Rohrbach) Weltmeisterin im Degen-Team; Alexander Friedt (PG Mannheim) Goldmedaillen bei den European Master Games im Zweier-Kanadier über 200 und 500 Meter; Vitali Maser (PG Mannheim) Gold, Silber und Bronze bei den EMG im Zweier-Kanadier über 200 und 5000 m und im Einer-Kanadier über 500 m; Enno Schönung (PG Mannheim) Goldmedaillen bei den EMG im Einer-Kanadier über 500 m und im Zweier-Kanadier über 200, 500 und 5000 m sowie Gold, Silber und Bronze in der Laser-Run-Staffel, im Biathle-Team und im Triathle-Team des Modernen Fünfkampfs; Klaus Pflästerer (AC Weinheim) Bronze bei der Europameisterschaft im 5000-m-Mannschaftsgehen; Bettina Schardt (MTG Mannheim) Gold, Silber und Bronze bei der EM und der Hallen-EM im Diskuswerfen, Wurf-Fünfkampf, Hammerwerfen und Gewichtswerfen; Dr. Ellen Weller (MTG Mannheim) Gold und Bronze bei der EM und Hallen-EM im Wurf-Fünfkampf und Hammerwerfen; Elke Herzig (LG Kurpfalz) Gold bei der Hallen-EM im Diskuswerfen, Hammerwerfen und Gewichtswerfen; Tobias Grassl (TSV Badenia Feudenheim) und Christian Hauke (PG Mannheim) EM-Bronze in der Laser-Run-Staffel des Modernen Fünfkampfs; Michael Denz (LAZ Mosbach-Elztal) WM-Bronze im Wintertriathlon; Marion Hebding (TSV Mannheim) EM-Bronze im Mitteldistanz-Triathlon; Bernd Siegmann (SV Nikar Heidelberg) EM-Gold im Aquabike und WM-Bronze im Triathlon über die olympische Distanz; Thomas Henrichs (TSG Rohrbach) WM-Gold im Volleyball.    

Eine Abreibung in Lissabon

Die Rugby-Nationalmannschaft verlor in der EM mit 14:56 in Portugal

Die deutsche Rugby-Nationalmannschaft hat in der Europameisterschaft ihre beiden nicht gewinnbaren Gruppenspiele hinter sich. Auf das 10:48 in Rumänien folgte am Abend des 9. Februar ein 14:56 (0:35) in Lissabon gegen Portugal. Der Vizeeuropameister von 2024 war der deutschen Fünfzehn läuferisch und balltechnisch hoch überlegen, in der zweiten Halbzeit registrierte Nationaltrainer Mark Kuhlmann (Heilbronn) jedoch eine Leistungssteigerung. Nun ruhen die Hoffnungen der Deutschen auf dem Heimspiel am Sonntag in Kassel gegen Belgien, das auch mit zwei Niederlagen in die EM gestartet ist.

Die Portugiesen legten acht Versuche durch Hugo Camacho (2), Nicolas Martins (2), Simao Bento (2), Diego Ruiz und Francisco Pinto. Joris Moura (6) und Manuel Vareiro (2) verwandelten alle Erhöhungen. Die Punkte der Deutschen erzielten Luis Ball (Watsonians RFC) und Felix Lammers (SC Neuenheim) mit Versuchen und Bader Pretorius (Sao Miguel) mit zwei Erhöhungen.

Nach dem zweiten Spieltag des Sechs-Nationen-Turniers kann nur noch Irland den Grand Slam gewinnen. Der Titelverteidiger gewann vor 67.000 Zuschauern in Edinburgh gegen Schottland mit 18:32 (5:17). Kurz nachdem Sir Christopher Hoy, Großbritanniens sechsfacher Bahnrad-Olympiasieger, den Ball auf das Murrayfield getragen hatten, hatten die Schotten Pech: Nach der Zeitstrafe gegen Duhan van der Merve –  der gebürtige Südafrikaner hatte einen Iren regelwidrig geschubst – krachten Finn Russell und Darcy Graham mit den Köpfen zusammen und mussten ausscheiden.    

Sehenswert war das elegante Spiel des irischen Spielmachers Sam Prendergast. Der 21-Jährige bereitete drei der vier Versuche von Calvin Nash, Caelan Doris, James Lowe und Jack Conan vor und buchte mit seinen Kicks 13 Punkte.

In einem Spiel, das nicht spannender hätte sein können, gewann England mit 26:25 (7:7) gegen Frankreich. Die Entscheidung vor 82.000 Zuschauern in Twickenham fiel in der vorletzten Minute durch den Versuch des eingewechselten Innendreiviertels Elliot Daly, den  Spielmacher Fin Smith erhöhte. Der englische Erfolg ist verdient, denn die Fünfzehn von Trainer Steve Borthwick legte vier Versuche – zuvor durch Innendreiviertel Ollie Lawrence, Außen Tommy Freeman und Erste-Reihe-Stürmer Fin Baxter -, während Fabien Galthiés Franzosen nur zu drei Versuchen durch die beiden Eckdreiviertel Louis Bielle-Biarrey (2) und Damian Penaud kamen. Spielentscheidend war die bessere Ersatzbank des Rosenteams.

Eine sehr gute Leistung zeigte Italien im Olympiastadion von Rom beim 22:15 (13:3)-Sieg über das nun seit 14 Länderspielen sieglose Wales. Spieler des Tages war Italiens Schlussmann Tommaso Allan, der dem Versuch des Wirbelwindes Ange Capuozzo eine Erhöhung und fünf Straftritte hinzufügte. Die Waliser kamen zu einem Versuch des Flankenstümers Aaron Wainwright, einem Strafversuch wegen wiederholten Abseitsspiels und zu einem Straftritt des Verbinders Ben Thomas.


Rugby

Sechs-Nationen-Turnier, 2. Spieltag

Italien – Wales                             22:15

England – Frankreich                   26:25

Schottland – Irland                       18:32

Tabelle:  1. Irland 10 Punkte, 2. Frankreich 6, 3. England 6, 4. Schottland 6, 5. Italien 4, 6. Wales 0.

Europameisterschaft, Division 1

Gruppe A

Georgien – Niederlande              40:7

Schweiz – Spanien                      13:43

Tabelle: 1. Georgien 10, 2. Spanien 10, 3. Niederlande 0, 4. Schweiz 0.

Gruppe B

Belgien – Rumänien                  14:31

Portugal – Deutschland              56:14

Tabelle: 1. Portugal 10, 2. Rumänien 9, 3. Belgien 0, 4. Deutschland 0.

16. Februar, 15.30 Uhr: Deutschland – Belgien in Kassel.       

Samstag, 1. Februar 2025

Die Favoriten feierten erste Siege

Frankreich, Irland und Schottland im Sechs-Nationen-Turnier erfolgreich

Zum Auftakt des Sechs-Nationen-Turniers der führenden europäischen Rugbyteams gab es drei Favoritensiege. Den Auftakt machte Frankreich am Freitagabend, das die über 81.000 Fans im Stade France mit einem 43:0 (28:0)-Sieg über Wales in Feierlaune versetzte. Die Fünfzehn von Trainer Fabien Galthié erzielte sieben Versuche, wobei die beiden Außendreiviertel Théo Attissogbé (20) aus Pau und Louis Bielle-Biarrey (21) aus Bordeaux jeweils zweimal ins Malfeld der athletisch arg unterlegenen Roten Drachen sprinteten.

Überragender Mann auf dem Platz war Kapitän, Gedrängehalb und Olympiasieger Antoine Dupont (Toulouse), der den Nachwuchs perfekt freispielte. Ein Wermutstropfen fiel in den Freudenbecher, als Duponts Vereinskamerad und Spielmacher Romain N’Tamack nach einem Revanchefoul nach 70 Minuten „Rot“ sah. Er wird nicht nur beim nächsten Match in Twickenham fehlen. Galthié bot erstmals im Sechs-Nationen-Turnier den Innendreiviertel Pierre Louis Barassi aus Toulouse auf. Der 26-jährige Dauertackler wurde im elsässischen Schlettstadt geboren und ist der erste ostfranzösische Nationalspieler seit Jahrzehnten.

In Twickenham sind die Engländer, die sich in Dublin dem Titelverteidiger Irland mit 22:27 (10:5) geschlagen geben musste, zum Siegen verdammt. Die Iren von Interimstrainer Simon Easterby – Chefcoach Andy Farrell darf die British and Irish Lions zusammenstellen und betreuen – legten vier Versuche, die Engländer nur drei und die letzten beiden, als es schon 27:10 stand. Irland präsentierte mit dem 21-jährigen Sam Prendergast aus Leinster einen neuen Verbindungshalb, der bereits mit dem eleganten australischen Weltmeister Stephen Larkham verglichen wird.    

Schottland musste lange bangen, bis der 31:19 (19:9)-Erfolg auf dem Murrayfield gegen Italien feststand. Drei Versuche für die Bravehearts legte der 31-jährige Innendreiviertel Huw Jones von den Glasgow Warriors in seinem 54. Länderspiel. 

Ein tiefer Absturz nach starkem Beginn

Die Rugby-Nationalmannschaft verlor zum EM-Auftakt in Rumänien mit 10:48 (10:13)

Die deutsche Rugby-Nationalmannschaft ist am 31. Januar mit einer ernüchternden 10:48-Niederlage in Rumänien in die Europameisterschaft 2025 gestartet. Was schlimm endete, war eine Halbzeit lang sehr gut, denn bis zum 13:10-Pausenstand waren die „Schwarzen Adler“ von Trainer Mark Kuhlmann (Heilbronn) den rumänischen „Eichen“ völlig ebenbürtig.

Deutschland ging durch den Straftritt von Verbindungshalb Bader Pretorius (11. Minute) mit 0:3 und durch einen Versuch des Zweite-Reihe-Stürmers Eric Marks (25.), den Pretorius sicher erhöhte, sogar mit 3:10 in Führung, doch der pünktliche Halbzeitpfiff des guten italienischen Schiedsrichters Franco Rosella war Gift für die deutsche Fünfzehn. Die verlor in der Pause völlig den Faden gab das Spiel gegen die immer sicherer werdenden und schließlich in allen Belangen hoch überlegenen Rumänen gänzlich aus der Hand. Die zweite Aufgabe am nächsten Sonntag (9. Februar) in Lissabon bei Vizeeuropameister Portugal wird nicht leichter…

Bei neun Grad Celsius im Stadion Arcal de Triumf staunten die rund 7500 Zuschauer nicht schlecht über den Kampfgeist und die exzellente Defensivarbeit der deutschen Mannschaft, und auch Jan Lüdeke und Manuel Wilhelm, die beiden fachkundigen Kommentatoren bei Pro7 Maxx, hielten noch in der Halbzeitpause einen deutschen Sieg für möglich. Einzige Kritikpunkte in ersten Durchgang waren die aus unpräzisen und schiefen Einwürfen resultierenden Schwierigkeiten im Gassenspiel, was den Rumänen zu viele leichte Ballgewinne bescherte. Und außerdem griffen die Deutschen stets in der Mitte an; Howard Packman und Felix Lammers, die beiden schnellen und wuchtigen Außendreiviertel, erhielten von ihren Mitspielern über 80 Minuten keinen einzigen gepassten Ball.

Dass die Schützlinge des französischen Trainers David Gérard in der Halbzeit hauchdünn führten, hatten sie einem Versuch des Erste-Reihe-Stürmers Cosmin Manole von Dinamo Bukarest sowie der Erhöhung und zwei Straftritten ihres Gedrängehalbs Alin Conache von SCM Temesvar zu verdanken – die Führung war glücklich.

Dann aber zeigten die „Eichen“, dass sie sich nach dem 10:11 von 1972 nicht ein zweites Mal im eigenen Stadion von den Deutschen niederkämpfen lassen wollten. Ihr Spiel wurde dynamischer, sicherer, schneller und viel gefährlicher, während die Deutschen mit zunehmender Spieldauer erst den Faden und schließlich auch fast jedes angeordnete Gedränge verloren. Dies ist sicherlich nicht nur mit der weitaus weniger aufwändigen Vorbereitung – die Rumänen verbrachten vier Wochen gemeinsam in Südfrankreich – zu tun, sondern liegt auch an der individuellen Fitness jedes einzelnen Stürmers. Davon auszunehmen sind Eric Marks, Mika Tyumenev, Shawn Ingles und Oliver Stein, die „rumänisches Format“ hatten.

Das gilt auch für den quicklebendigen und technisch hervorragenden Gedrängehalb Tim Menzel, der nach 49 Minuten allerdings wegen einer Schultereckgelenks-Sprengung ausscheiden musste und mehrere Monate ausfallen dürfte. Darüber wird sein Arbeitgeber RC Valence sicher nicht glücklich sein. Wir wünschen Tim gute Besserung und schnelle Genesung!

Die in der Verteidigung entstehenden Lücken nutzten die kräftemäßig überlegen Rumänen zu vier zwingend herausgespielten Versuchen durch Taylor Contineac (AS Béziers), Marian Simionescu (Temesvar), Cristi Chirica (Baia Mare) und Paul Graure (Temesvar), denen Conache (3) und Gabriel Rupanu vier Erhöhungen hinzufügten. In der 63. Minute gab der Schiedsrichter nach deutschem Regelverstoß einen Strafversuch.

„Wir haben so gut angefangen und uns genau an unseren Matchplan gehalten. Doch plötzlich war alles weg“, sagte Mark Kuhlmann, der bei der nötigen Aufarbeitung „gar nicht weiß, wo ich anfangen soll.“

Nach der problemlos am Samstag erfolgten raschen Rückreise machten sich Mark Kuhlmann und seine beiden Assistenten Lars Eckert (Heidelberg) und Michael Poppmeier (Siegburg) nach gründlicher Videoanalyse an die Aufarbeitung des Geschehens. Kuhlmann ist davon überzeugt, dass die erstmalige WM-Teilnahme für sein Team in weiter Ferne liegt, der Klassenverbleib in der European Championship aber durchaus möglich bleibt.

Übrigens: Europameister Georgien schlug den Aufsteiger Schweiz mit 110:0. Das lässt doch hoffen.

Deutschland: N. Klewinghaus (SC Neuenheim) – Lammers (SCN), Plümpe (RG Heidelberg, 41. Van der Bosch/RGH), L. Wolf (SC Frankfurt 1880), Packman (Tonbridge, 72. Z. Hees/RK Heusenstamm) – Pretorius (San Miguel), Menzel (Valence, 49. Piosik/Hannover 78) – Ingle (Maidenhead, 66. Windemuth/Germania List), Henn (Frankfurt), Stein (Frankfurt) – Rayan (Frankfurt, 52. Renc/TSV Handschuhsheim), Marks (RC Vannes) – Pearson (Esher, 41. Bachofer/Heidelberger RK), Tyumenev (Castelsarrasin, 53. Reintges/HRK), Schröder (Kapitän, HRK, 53. D. Wolf/Frankfurt).          

Mittwoch, 29. Januar 2025

Ohne Sorgen und guten Mutes nach Bukarest

Rugby-Nationalteam startet in Rumänien in die EM – Irland Titelverteidiger im Sech-Nationen-Turnier

Von Claus-Peter Bach

Wenn die deutsche Rugby-Nationalmannschaft am Freitag um 17 Uhr (MEZ) in Bukarest gegen den Vorjahresvierten Rumänien in die Europameisterschaft 2025 startet, denn geht es für die Schützlinge von Nationaltrainer Mark Kuhlmann (Heilbronn), der von seinen beiden Assistenten Lars Eckert (Heidelberg) und Michael Poppmeier (Siegburg) unterstützt wird, in erster Linie um den erneuten Verbleib in der Division 1. Dazu müssen die Deutschen mindestens Platz sieben im Achterfeld belegen. In den letzten beiden Jahren hat die Fünfzehn des Deutschen Rugby-Verbandes (DRV), der 2025 sein 125-jähriges Bestehen feiert, jeweils den sechsten Rang erkämpft.

Mark Kuhlmann denkt von Spiel zu Spiel, zumal es in diesem schweren Wettbewerb Schlag auf Schlag geht. Nach der Reifeprüfung in der rumänischen Hauptstadt, wo eine aus nur vier Vereinen gebildete und langjährig eingespielte Mannschaft deutlich favorisiert ist, folgen am 9. Februar das Spiel bei Vizeeuropameister Portugal und am 16. Februar um 15.30 Uhr im Aue-Stadion von Hessen Kassel das Match gegen Belgien. Sollten die Deutschen mehr als ein Spiel gewinnen, winkt ihnen die erstmalige Teilnahme an der Rugby-WM, die 2027 in Australien ausgetragen wird. Aber daran wagt Mark Kuhlmann, der von Spiel zu Spiel denkt, nicht zu denken.

Die deutsche Mannschaft hat sich mit fünf Testspielen und einem seit Freitag laufenden Lehrgang in Heidelberg auf das Eröffnungsspiel vorbereitet und ist gut besetzt. Kapitän ist Jörn Schröder vom Heidelberger Ruderklub, entscheidende verletzungsbedingte Ausfälle gibt es, von Julius Nostadt (Provence Rugby) und Robert Lehmann (SC Neuenheim/beide mit Schulterblessuren) einmal abgesehen, nicht. Kuhlmann und seine Kollegen haben aus ihren 35-Mann-Kader 23 Spieler für den Flug nach Bukarest ausgewählt. Das Spiel wird von Pro7 Maxx und von www.rugbyeurope.com live übertragen.    


Parallel zur Europameisterschaft wird das Sechs-Nationen-Turnier ausgetragen, bei dem es keinen Auf- und Abstieg gibt. Deshalb hat Abonnements-Europameister Georgien nie die Chance, in die Königsklasse der besten sechs europäischen Teams aufzusteigen. Die letzten Sieger im Sechs-Nationen-Turnier hießen England (2020), Wales (2021), Frankreich (2022) sowie Irland (2023 und 2024). Ob die Iren des englischen Trainers Andy Farrell auch in diesem Winter gewinnen können? Am ersten Spieltag haben sie ein Heimspiel im 51.700 Zuschauer fassenden Aviva-Stadion von Dublin gegen England. Die Arena in der irischen Hauptstadt ist übrigens das kleinste der sechs Stadien, das „Home of Rugby“ in Twickenham im Südwesten Londons bietet 82.000 Rugbyfans Platz und ist natürlich auch 2025 ausverkauft.

Eine gute Rolle darf man auch den Franzosen von Trainer Fabien Galthié zutrauen, die Olympiasieger Antoine Dupont zum Kapitän gemacht haben, im Heimspiel gegen Wales vor 81.338 Zuschauern im Stade de France aber die beiden baumlangen Stürmer Charles Ollivon (Toulon) und Thibaud Flament (Toulouse) wegen Verletzungen ersetzen müssen. Klarer Favorit ist Schottland gegen Italien, wofür sich 67.144 Zuschauer Tickets gekauft haben.

Deutschland, 1. Sturmreihe: Schröder (Heidelberger RK), Daniel Wolf (SC Frankfurt 1880). Pearson (Esher RFC), Edene (Frankfurt); Hakler: Tyumenev (Castelsarrasin), Reintges (HRK); 2. Sturmreihe: Marks (RC Vannes), Rayan (Frankfurt), Stein (Frankfurt); 3. Sturmreihe: Renc (TSV Handschuhsheim), Ingle (Maidenhead RFC), Henn (Frankfurt), Windemuth (Germania List); Gedrängehalbs: Menzel (Valence), Piosik (Hannover 78); Dreiviertel: Pretorius (Sao Miguel), Packman (Tonbridge), Leo Wolf (Frankfurt), Plümpe (RG Heidelberg), Lammers (SC Neuenheim), Nikolai Klewinghaus (SCN), Zinzan Hees (RK Heusenstamm), van der Bosch (RGH). 

Europameisterschaft, Division 1, Freitag, 17 Uhr: Rumänien – Deutschland in Bukarest; Samstag, 13 Uhr: Georgien – Schweiz in Tiflis; 19.30 Uhr: Portugal – Belgien in Lissabon; Sonntag, 12.45 Uhr: Spanien – Niederlande in Madrid.

Sechs-Nationen-Turnier, Freitag, 21.15 Uhr: Frankreich – Wales in St. Denis; Samstag, 15.15 Uhr: Schottland – Italien in Edinburgh; 17.45 Uhr: Irland – England in Dublin.

Montag, 27. Januar 2025

Die Generalprobe ist misslungen

Die Rugby-Nationalmannschaft verlor gegen Siedlce mit 19:29 – Am Freitag EM-Auftakt in Rumänien

Im Theater lebt die alte Weisheit, dass auf eine misslungene Generalprobe eine glanzvolle Premiere folgt. Deutschlands Rugby-Fans hoffen, dass dies auch für ihren Sport gilt. Denn eine Woche vor dem Auftaktspiel der Europameisterschaft am Freitag um 16 Uhr (MEZ, 18 Uhr Ortszeit) in Bukarest gegen den Vorjahresvierten Rumänien hat die Nationalmannschaft in ihrem letzten Testspiel über vier Viertel zu jeweils 20 Minuten nur phasenweise überzeugt. Gegen den MKS Pogón Awenta Siedlce, den Spitzenreiter der polnischen Eliteliga, gab es eine 19:29-Niederlage; nach zwei Vierteln führte das Nationalteam von Trainer Mark Kuhlmann (Heilbronn) noch mit 12:7 Punkten.

„Wir wollten unsere Nationalspieler aus der Bundesliga noch einmal gegen einen starken Spielpartner anschauen. Immerhin haben sich Frankfurts Hakler Marcel Becker und Neuenheims Zweite-Reihe-Stürmer Henning Brockmann durch ihren energischen Einsatz in den Vordergrund gespielt“, ordnete Kuhlmann die Begegnung vor 250 Zuschauern auf dem Kunstrasen des Heidelberger Ruderklub richtig ein. Insgesamt aber unterliefen den Schwarzen Adlern, die diesmal in roten Trikots spielten, zu viele Ballverluste und Verteidigungsfehler, so dass das polnische Team mit etlichen Akteuren aus der südlichen Hemisphäre die Lücken zu Versuchen nutzte. Die Spielweise seiner Schützlinge nannte Kuhlmann „rostig“, am Freitag beim vielfachen Europameister früherer Zeiten sollte der ovale Ball geschmeidiger gespielt werden.


Die deutsche Fünfzehn erzielte drei Versuche durch Spielmacher Nikolai Klewinghaus (SC Neuenheim), dessen Vereinskameraden Henning Brockmann und den Frankfurter Flankenstürmer Marcel Henn. Klewinghaus traf mit zwei Erhöhungskicks ins Goal.

Die Mannschaft wird nun bis Mittwoch in Heidelberg trainieren. Am gestrigen Sonntag trafen sieben Profis als Verstärkungen aus dem Ausland ein. Shawn Ingle ist ein cleverer Flanker vom Maidenhead RFC, der als Ingenieur für Red Bull in der Formel 1 tüftelt, Henry Otto Pearson ein 130 Kilogramm schwerer und 1,95 Meter großer Erste-Reihe-Stürmer vom Esher RFC, und Außendreiviertel Howard Packman vom Tonbridge Juddians RFC hatte bereits einige Einsätze in Englands U20-Team. Aus Frankreich kamen Gedrängehalb Tim Menzel von den Valence Romans, Hakler Mikael Tyumenev von CA Castelsarrasin und Zweite-Reihe-Stürmer Eric Marks vom Top-14-Klub RC Vannes. Der Kader wird von dem Verbindungshalb Bader Werner Pretorius vom portugiesischen CR Sao Miguel ergänzt.  

Samstag, 25. Januar 2025

Hohe Auszeichnung für Iris Manke-Reimers

Die Mannheimerin führte Yemisi Ogunleye zum Olympiasieg und erhielt den Trainerpreis des LSV Baden-Württemberg

Iris Manke-Reimers von der MTG Mannheim wurde mit dem Trainerpreis des Landessportverbandes Baden-Württemberg (LSV) ausgezeichnet. Die seit 28 Jahren als ehrenamtliche Leichtathletik-Trainerin tätige Fünfkampf-Silbermedaillengewinnerin der U20-Europameisterschaft von 1977 hat zwischen 2010 und 2014 bereits die Mannheimer Kugelstoßerin und Diskuswerferin Shanice Craft zu Gold bei den Olympischen Jugendspielen, Gold und Silber bei der U20-Weltmeisterschaft sowie Bronze bei der EM geführt. Doch die Trainerpreis-Jury um den LSV-Präsidenten Jürgen Scholz (Sersheim) votierte deshalb für die 64-jährige Iris Manke-Reimers, weil sie gemeinsam mit dem Drehstoß-Experten Artur Hoppe aus Stuttgart ein Netzwerk aufgebaut und ihren 26-jährigen Schützling Yemisi Ogunleye in Paris zum Kugelstoß-Olympiasieg geführt hat. Auch der Deutsche Leichtathletik-Verband schmückte Iris Manke-Reimers mit dem Ehrentitel „Trainerin des Jahres 2024“.

Zum 28. Mal hatte der LSV zur Verleihung seiner Trainerpreise eingeladen, und im Festsaal des Porsche-Museums in Zuffenhausen erhielten auch Yuliya Raskina aus Fellbach-Schmiden, die Trainerin der Gymnastik-Olympiasiegerin Darja Varfolomeev, der Fechttrainer und frühere Mordermittler Michael Kühner (77) vom PSV Stuttgart und posthum der verstorbene Volleyball-Trainer Tore Aleksandersen vom MTV Stuttgart die LSV-Trainerpreise, die rein äußerlich an Hollywoods Oscars erinnern, die aber nicht für schauspielerische Kunst, sondern für jahrzehntelange schweißtreibende Arbeit in Trainingshallen und auf Sportplätzen und für vorbildliche Betreuung und Förderung junger Athletinnen und Athleten vergeben werden.


„Gute Trainerinnen und Trainer leisten mehr als fachliche Anleitung. Sie sind Wegweiser, Ratgeber, Motivator, Optimierer und vieles mehr in einem und haben auch das Wohl der Schützlinge im Blick. Sie haben außerdem ein Gespür dafür, wann Ruhepausen angebracht sind. Das gilt für den Spitzen- wie für den Breitensport, für den Erwachsenen- wiefür den Kinder- und Jugendsport“, sagte Baden-Württembergs Sportministerin Theresa Schopper, die Iris Manke-Reimers und Artur Hoppe als erfolgreiches Trainerteam auszeichnete.

Die Laudatio auf die beiden still arbeitenden Trainer, die nur selten im Rampenlicht stehen, hielt Michael Schlicksupp, der Präsident des Badischen Leichtathletik-Verbandes, der das Auditorium auch wissen ließ, das Iris Manke-Reimers ihre berufliche Tätigkeit in einem Pflegeheim 2023 gekündigt hat, um sich mit voller Aufmerksamkeit und Kraft um Yemisi Ogunleye kümmern zu können. „Wir haben viel Zeit miteinander verbracht, viel gelacht und viel gemeinsam geweint“, blickte die „Trainerin des Jahres 2024“ auf schwierige Wochen und Monate zurück. Denn die Verletzungen, von denen sich die spätere Olympiasiegerin erholen musste, waren schwer und haben die Aufbaupläne öfters zerstört. „Ich sehe Yemi schon an, wenn sie zur Tür hereinkommt, wie es ihr geht“, gab die stets von ihrem Ehemann Michael   unterstützte Iris Manke-Reimers einen Einblick in den Trainingsalltag: „Wir haben natürlich einen Plan, aber Papier ist geduldig. Wir können auch mal fünf Kilo drauflegen oder   runternehmen. Und das tun wir auch!“ Wie es nun weitergehen wird? Iris Manke-Reimers ist eine Frohnatur wie Yemisi Ogunleye: „Wir haben es bis hierher geschafft. Wir schaffen es auch weiter!“

Mittwoch, 8. Januar 2025

Eric Marks hat es geschafft

Der Aachener Rugbystürmer hat einen Stammplatz beim RC Vannes in der Top 14

Von Claus-Peter Bach

Nach dem 14. von 26 Spieltagen der französischen Rugby-Liga Top 14 liegt Aufsteiger RC Vannes zwar – erwartungsgemäß – nicht auf dem ersten, sondern mit 16 Punkten auf dem letzten Tabellenplatz, doch ist der „Stolz der Bretagne“ viel besser als es die Tabelle signalisieren könnte. Vannes hat schon drei Spiele gewonnen – mit 30:20 gegen Lyon, mit 34:28 gegen Castres und mit 23:14 in La Rochelle –, doch auch die beiden Spiele gegen die Pariser Klubs brachten Resultate, die aufhorchen ließen. Gegen Racing 92 gab es eine 24:27-Niederlage, bei Stade Français unterlag Vannes nur mit 31:34 Punkten. Der Verein des Heidelberger Milliardärs Dr. Hans-Peter Wild liegt nach 14 Runden auf dem 13. Rang und hat sieben Punkte Vorsprung vor dem Schlusslicht. Zum Reglement der Top 14: Der Letzte steigt direkt ab, der Vorletzte muss in die Relegation.

Im letzten Spiel vor 11.805 Zuschauern im eigenen Stade de la Rabine wäre der Mannschaft von Cheftrainer Jean-Noel Spitzer beinahe eine Sensation gelungen, denn der RC Vannes musste sich dem Tabellenvierten AS Clermont-Auvergne nur mit 19:20 Punkten geschlagen geben und hätte sogar gewinnen können, „wenn wir in der zweiten Halbzeit an der Gasse nicht drei Ballverluste gehabt und vielleicht einen Straftritt mehr zu den Stangen gesetzt hätten.“ Diese Selbstkritik übt der deutsche Nationalspieler Eric Marks, der nach anfänglichen Einwechslungen seit geraumer Zeit einen Platz in der Anfangsformation der Bretonen hat.

Eric Marks, 1,96 Meter groß und 116 Kilogramm schwer, spielt in der zweiten Sturmreihe. Er ist vor 28 Jahren im schleswig-holsteinischen Heide zur Welt gekommen und mit seinen Eltern im Alter von zwei Jahren nach Aachen gezogen. Beim RC Aachen erlernte er ab seinem elften Geburtstag das Rugbyspiel. 2016 wagte er den Sprung zu Stade Rochelais-Atlantique in die Top 14, seit 2019 spielt er beim RC Vannes, das 2024 in die Eliteklasse aufgestiegen ist. „Unser Ziel ist der direkte Klassenverbleib“, sagt Eric Marks, „und ich bin zuversichtlich, dass wir in den verbleibenden zwölf Spielen den Rückstand auf Stade Français noch aufholen werden. Sieben Punkte sind nichts!“

Die ganze Bretagne, die auf der französischen Rugby-Landkarte so wenig zu finden war wie das Elsass, drückt der Mannschaft von Jean-Noel Spitzer die Daumen. Der 50-Jährige ist in Morbihan im Finistère geboren und betreut die Mannschaft seit 21 Jahren – das ist vermutlich französischer Rekord. Spitzer, den Eric Marks als „charakterstark, ausgeglichen, strukturiert und mit klarer Vision“ beschreibt, führte den Verein aus dem Amateurlager in die Top 14 und ist im Vergleich zu seinem Kollegen Christophe Urios von Clermont-Ferrand ein sehr ruhiger und besonnener Mann. „Ich komme gut mit ihm aus, weil er ehrlich ist und immer sagt, was Sache ist“, bekennt Eric Marks, der sich mit seiner Reservistenrolle zu Saisonbeginn nicht zufriedengab, sondern dem Trainer genau zuhörte, hart an sich arbeitete und sich „physisch wie spielerisch“ deutlich steigerte: „Mein Motto ist: Weiter, immer weiter! Schließlich war es immer mein Ziel, in der Top 14 zu spielen.“ Diese Haltung blieb nicht unbemerkt.


„Wir sind die Repräsentanten der Bretagne“, weiß Eric Marks, der wie seine Teamkameraden von einem Dudelsack-Pfeifer, einen Flötisten und einem jungen Trommler mit der Musik der Region auf den Rasen begleitet wird. Seit dem Erstliga-Aufstieg erfreut sich der Verein einer großartigen Unterstützung durch die regionale Wirtschaft. „Obwohl der Aufstieg erst Ende Juni feststand, ist es unserem Management gelungen, das Vereinsbudget von zwölf und zwanzig Millionen Euro zu steigern, Das ist enorm und fand in der Mannschaft große Anerkennung“, erinnert sich der brünette Lockenkopf aus Deutschland an spannende Monate im Sommer 2024.

Der RC Vannes hat sich für seine schwere Aufgabe klug verstärkt und das frische Geld nicht verplempert. Zum Team des argentinischen Nationalflankers und Kapitäns Francisco Gorrissen (30) stießen als Nummer acht der 36-jährige Sione Kalamafoni (Tonga & Auckland), der aus Wellington stammende 58-fache englische Nationalpfeiler Mako Vunipola (33), der auch mit sechs Berufungen der British and Irish Lions geehrt wurde, sowie die beiden neuseeländischen All Backs Salesi Rayasi (28/Außendreiviertel) und Francis Saili (33/Innendreiviertel). Die Fünfzehn verfügt mit Michael Ruru und Maxime Lafage über ein exzellentes Halbpaar; man ging jedoch auf Nummer sicher und hat mit dem in Wales aufgewachsenen italienischen Nationalspieler Stephen Varnay (23) einen weiteren Gedrängehalb geholt. Dass Eric Marks unter diesen Umständen einen Stammplatz erobert hat, ist aller Ehren wert.

Der 32-fache deutsche Nationalstürmer steht kurz vor dem Abschluss seines Fernstudiums im Bauingenieurwesen und möchte in der Europameisterschaft 2025 wieder für Deutschland spielen. Einem anderen Frankreich-Profi aus Deutschland ist dies leider nicht möglich: Julius Nostadt, Stammspieler in der ersten Reihe des Zweitliga-Tabellenvierten Provence Rugby, hat sich im Spiel gegen seinen ehemaligen Klub U.S. Colomiers einen Bänderriss in der Schulter zugezogen und musste operiert werden.  

 

Mittwoch, 1. Januar 2025

Rugby-Präsident Michael Schnellbach trat zurück

Der 60-Jährige aus Edingen-Neckarhausen hinterlässt einen Verband, der im Chaos zu versinken droht

Michael Schnellbach (60) aus Edingen-Neckarhausen hat zum 31. Dezember seinen Rücktritt vom Amt des Präsidenten des Deutschen Rugby-Verbandes (DRV) erklärt. Das ist bedauerlich, denn der ehemalige Geschäftsführer der Bundesgartenschau 2023 in Mannheim, der nun für die Grünflächen und Parks in der Quadratestadt in leitender Position tätig ist, wurde erst am 9. März 2024 beim Deutschen Rugby-Tag im Olympiastützpunkt Metropolregion Rhein-Neckar in das höchste Amt des seit 2009 olympischen Spitzenverbandes gewählt.

Der ehemalige Stürmer des Heidelberger Turnvereins und deutsche Vizemeister von 1994 hatte sich als Sportwart des Rugby-Verbandes Baden-Württemberg (RBW) große Verdienste erworben und war 2010 vom damaligen DRV-Präsidenten Claus-Peter Bach für das neu geschaffene Amt des stellvertretenden Vorsitzenden für das Siebenerrugby ins DRV-Präsidium gebeten worden. Diesem gehörte er 15 Jahre lang an.

In seinem Brief an die 145 Vereine, der kurioser Weise bereits einen Tag zuvor auf Facebook kursierte, erklärte Michael Schnellbach, dass es sein Ziel gewesen sei, „Gräben zwischen Vereinen, Landesverbänden und dem DRV zu schließen.“ Schnellbach erhebt Vorwürfe: „Leider überschütten einzelne Personen, ein Verein sowie ein Landesverband die Organe des DRV mit seitenlangen Anfragen, Anschuldigungen, Schiedsklagen, Anträgen beim Vereinsregister gegen Beschlüsse des Deutschen Rugby-Tages seit 2018. Dazu kommen Anzeigen bei Finanzbehörden, Staatsanwaltschaften, Berufskammern etc. gegen Organe des DRV beziehungsweise handelnde Personen, so auch gegen meine Person. Hierdurch bedingt“, so fährt Schnellbach fort, „blieb im Ehrenamt bisher leider keine Zeit, sich um die sportliche und strukturelle Weiterentwicklung unseres Verbandes, um SpielerInnen, um MitarbeiterInnen oder um Euch, unsere Mitglieder, zu kümmern, was ich sehr bedaure.“

In der Tat sah sich Michael Schnellbach seit seinem Amtsantritt mit zwei Problemen konfrontiert: Zum einen setzte seit Ende März beim DRV ein erheblicher Verlust an hauptamtlichen Mitarbeitenden ein. Nach dem Bundesstützpunktleiter Alexander Widiker (Heidelberg) haben der Geschäftsstellenleiter Simon Bittler (Heidelberg), die Jugendsekretärin Alena Abbott (Karlsruhe), der Vorstandsvorsitzende und Sportdirektor Manuel Wilhelm (Heidelberg) und Leistungssport-Referent Daniel Booth (Heidelberg) den DRV aus unterschiedlichen Gründen verlassen. Insbesondere Manuel Wilhelm, der an Silvester auch seinen letzten Arbeitstag hatte und künftig für die Hockey-Bundesliga arbeiten wird, wurde von Schnellbach und dessen Amtsvorgänger Harald Hees (Laufach) sehr geschätzt. In den Vereinen und Landesverbänden hat das Ende des Wilhelminischen Zeitalters im deutschen Rugby nicht nur Bedauern ausgelöst.

Zum anderen wurden dem dreiköpfigen Vorstand und dem als Aufsichtsrat wirkenden neunköpfigen Präsidium von Delegierten des Deutschen Rugby-Tages mündlich und seither auch schriftlich Fragen zur finanziellen Situation und einzelnen Ausgaben gestellt, die – obwohl leicht verständlich - nicht beantwortet wurden. Michael Schnellbach beteuerte noch im Juni 2024, zur Klärung der Lage den Good-Governance-Beauftragten des DRV sowie einen externen Wirtschaftsprüfer beauftragt zu haben. Deren Prüfungsergebnisse wurden bis zum Jahresende weder den Vereinen und Landesverbänden noch Mitgliedern des Präsidiums offengelegt.

Fragen sind unter vielen anderen: Warum hat der DRV Geschäftsanteile an der Oktoberfest Sevens GmbH erworben, obwohl diese Gesellschaft zum Zeitpunkt des Kaufes bereits überschuldet war und inzwischen in Konkurs gegangen ist? Von wem hat der DRV diese Geschäftsanteile gekauft? Warum hatte der DRV in den Jahren 2022 und 2023 hohe fünfstellige Kosten für Rechtsberatung? Wie ist der Status der DRV-eigenen Erich-Kraft-Stiftung, die bis zu dessen Tod im Januar 2021 von DRV-Ehrenpräsident Willi Eckert (Hannover) vorbildlich und satzungskonform geführt wurde und von der man seither nichts mehr gehört hat? Warum wurden Schiedsklagen mehrerer Vereine und eines Landesverbandes aus 2020 erst 2024 an das zuständige DRV-Schiedsgericht weitergeleitet?

Möglicherweise ist Michael Schnellbach mit seinem Rücktritt einer drohenden Abwahl zuvorgekommen. Wie Denis McGee, Vorsitzender des Berliner Rugby-Verbandes und als Vorsitzender der Vereinigung der Landesverbände Mitglied im DRV-Präsidium, am 22. Dezember um 11.42 Uhr mitteilte, „hat das Präsidium mehrheitlich den Beschluss gefasst, am 25. Januar 2025 einen Außerordentlichen Deutschen Rugby-Tag einzuberufen. Auf der Tagesordnung stehen die Information der Mitglieder auf Blick auf die aktuelle Situation des Verbandes (unter anderem strafrechtliche und steuerliche Ermittlungen gegen diverse Personen) sowie eine Ab- und Neuwahl von Präsidiumsmitgliedern (Präsident, Vizepräsident Finanzen, Vizepräsident Leistungssport).“

Michael Schnellbach trat nach nur neun Monaten als Präsident des Deutschen Rugby-Verbandes zurück. Foto: privat