Sonntag, 22. Juni 2025

Barbarossas Wiedergeburt

Union Bordeaux-Bègles dank Maxime Lamothe im französischen Rugby-Endspiel gegen Stade Toulousain

Im Endspiel der französischen Rugby-Meisterschaft, die seit 1892 ausgetragen wird, kommt es am 28. Juni 2025 um 21 Uhr im Stade de France in St. Denis zur Neuauflage des Finales von 2024. Titelverteidiger Stade Toulousain, das im Vorjahr in Marseille einen historisch hohen 59:3-Sieg über die Union Bordeaux-Bègles gefeiert hatte, trifft wieder auf das Team vom Ufer der Gironde, dem diesmal aber Titelchancen zuzurechnen sind.

Toulouse gewann sein Halbfinale im mit knapp 60.000 Zuschauern ausverkauften Groupama-Stadion von Lyon gegen Aviron Bayonnais zwar mit 32:25 (20:15) Punkten, doch ohne die verletzten Topspieler Antoine Dupont, Ange Capuozzo und Peato Mauvaka, die lange ausfallen werden, und ohne die ebenfalls verletzten Paul Costes und Rickie Arnold knirschte es bedenklich im Gefüge des 23-fachen Meisters, der nur zu zwei Versuchen durch Romain N'Tamack und Paul Graou kam. Die restlichen 22 Punkte besorgte 100-Prozent-Kicker Thomas Ramos.

Ohne Gedrängehalb Antoine Dupont, des wegen eines Kreuzbandrisses fehlenden weltbesten Rugbyspielers, fehlt es dem Spiel des Meisters an Überraschungen, obwohl seine Stellvertreter Paul Graou und Japans Nationalspieler Naoto Saito überhaupt nicht schlecht spielen. Auch Hakler Peato Mauvaka, der als 15-Jähriger 2013 an den SAS Institute Heidelberg Junior Sevens teilgenommen hatte und bestes Talent in den Reihen des Comité Midi-Pyrénées war, fehlt mit seinem druckvollen Angriffsspiels nach den Gassen.

Bayonne, dessen Fans schon lange vor Spielbeginn ihre auf die Melodie von „Griechischer Wein“ (Udo Jürgens) gedichtete Klubhymne sangen, hielt gut mit, weil Kicker Joris Segonds mit sechs Straftritten 18 Punkte bei einer Ausbeute von 100 Prozent erreichte. Aviron-Trainer Gregory Patat nahm den bei Stade Français Paris ausgemusterten 28-jährigen Verbinder jedoch in der 53. Minute aus dem Spiel. Ersatzmann Camille Lopez (36) sah nach einer Minute wegen absichtlichen Ballvorschlagens, was eine grobe Unsportlichkeit ist, die Gelbe Karte. 14 Basken reichten nicht, um den Meister zu stürzen. Immerhin durfte Lopez nach zehnminütiger Verschnaufpause wieder aufs Feld und den Versuch von Lucas Martin (80. Minute) erhöhen, womit die große Laufbahn des Spielmachers nach 28 Länderspielen und der französischen Meisterschaft 2017 mit dem AS Clermont-Auvergne tröstlich zu Ende ging.  

Die Union Bordeaux-Bègles war beim 39:24 (15:)-Sieg über den RC Toulon deutlich überlegen und erzielte 5:3 Versuche. Hakler Maxime Lamothe hatte in Lyon mit drei Versuchen den Abend seines Lebens. Noch nie hat ein Hakler in einem Halbfinale dreimal das gegnerische Malfeld erreicht. Der Rotbart erhielt dafür die Trophäe für den "Man of the match". Die beiden anderen Versuche erzielten Innendreiviertel Nicolas Depoortere und Außendreiviertel Damian Penaud, der Flügelflitzer der Nationalmannschaft. UBB-Spielmacher Matthieu Jalibert traf mit vier Erhöhungen und zwei Straftritten. Nun kommt es zum direkten Duell zwischen Jalibert und N'Tamack - die Franzosen wollen sehen, wer der erfolgreichere Verbindungshalb ist.

Toulon, bei dem die Weltstars Ma’a Nonu (Neuseeland) und Dan Biggar (Wales) in Zivil auf der Tribüne saßen und das seit Monaten auch Dritte-Reihe-Stürmer Charles Ollivon wegen einer Verletzung ersetzen muss, machte nach dem guten Viertelfinal-Spiel gegen Castres Olympique (52:23) ein schwaches Spiel und war besonders den kampfeslustigen Stürmern von UBB glatt unterlegen. Die drei Versuche legten Leicester Faingaanuku (Neuseeland), Setariki Tuicuvu (Fidschi) und Beka Gigashvili – einer der zahllosen gewaltigen Erste-Reihe-Stürmer aus Georgien, die in Frankreich in der Top-14-Liga ihr Geld verdienen. Schlussmann Melvyn Jaminet traf mit einer Erhöhung und einem Straftritt, der eingewechselte Marius Domon mit zwei Erhöhungen.

Bayonnes Gregory Patat (50) ist übrigens der einzige Halbfinaltrainer, der nie französischer Nationalspieler war. Der große Mann war ein kampfstarker Mittelbock beim FC Auch im Département Gers. Toulons Coach Pierre Mignoni (48), der mit seiner Kladde, seinen Zetteln und seinen Schaubildern sehr an Ewald Lienen erinnert, bestritt zwischen 1997 und 2007 28 Länderspiele und nahm 1999, 2003 und 2007 an drei Weltmeisterschaften teil. Bei WM-Platz zwei 1999 in Großbritannien war er allerdings Frankreichs Gedrängehalb Nummer zwei hinter Fabien Galthié, dem heutigen Nationaltrainer. Meistermacher Ugo Mola (52) von Stade Toulousain bestritt während seiner aktiven Zeit bei Castres Olympique zwölf Länderspiele und legte bei der WM 1999, die mit der Silbermedaille endete, gegen Namibia als Innendreiviertel drei Versuche. Und Yannick Bru (52) von Bordeaux-Bègles, der von 2001 bis 2004 als Hakler von Toulouse 18 Länderspiele bestritten hat, gewann mit Frankreich 2002 und 2004 den Grand Slam im Sechs-Nationen-Turnier.

Nun also Mola gegen Bru…     

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