Donnerstag, 27. Februar 2025

„Die kleinen Dinge mal richtig machen“

Deutschlands Rugby-Kapitän Jörn Schröder bestreitet in Amsterdam sein 51. Länderspiel

Für die deutsche Rugby-Nationalmannschaft geht es in der Europameisterschaft nur noch um den Verbleib in der Division 1. „Alles andere waren Träumereien, die sind längst ausgeträumt“, sagt Nationaltrainer Mark Kuhlmann (Heilbronn) unmittelbar vor der entscheidenden Phase eines Wettbewerbs, in dem sich die besten vier Mannschaften für die Weltmeisterschaft 2027 in Australien qualifizieren konnten. Georgien, Portugal, Spanien und Rumänien haben das geschafft, Deutschland erneut nicht.

Am Samstag um 13 Uhr bestreiten die Deutschen das Halbfinale um die EM-Ränge fünf bis acht in Amsterdam gegen den Vorjahresfünften Niederlande. Das Spiel wird live auf Pro7 Maxx und auf www.rugbyeurope.eu übertragen. Mark Kuhlmann gibt sich keinen Illusionen hin. „Die Enttäuschung nach dem schlechten Spiel und der 19:39-Niederlage in Kassel gegen Belgien sitzt tief. Wir müssen nun alles tun, um den Abstieg zu vermeiden, insbesondere müssen wir viele Kleinigkeiten besser machen, um zu einem ordentlichen Spiel zu finden“, sagt der Trainer und fügt hinzu: „Wir haben die letzten drei Länderspiele gegen die Niederlande – in Neckarsulm, in Amsterdam und in Paris – klar verloren. Deshalb sind wir am Samstag nur Außenseiter.“

Auch Jörn Schröder schätzt die Lage realistisch ein. Der 32-jährige Erste-Reihe-Pfeiler des Heidelberger Ruderklub hat in Kassel sein 50. Länderspiel bestritten und wird die „Schwarzen Adler“ in Amsterdam zum 22. Mal als Kapitän auf Feld führen. Er sagt: „Holland ist stärker als Belgien, wir stehen vor einer harten Aufgabe. Wir müssen aber auf uns schauen und uns in allen Bereichen verbessern.“ Oft sind es banale Schwächen, die die Mannschaft aus dem Konzept bringen und ein erfolgreicheres Spiel verhindern. Schröder listet auf: „Unsere Gassen, die Einwürfe und die Balleroberung, Unser Ruck, in dem wir zahllose Bälle verlieren. Unser Angriffsspiel, bei dem wir kaum einmal über die Vorteilslinie kommen. Die Kicks, mit denen wir die Gegner geradezu zu Kontern einladen. Und die Disziplin…“


Jörn Schröder, der sein Rugby beim TSV Victoria Linden gelernt hat und als Angestellter im öffentlichen Dienst der Stadt Wiesloch arbeitet, hat am 24. November 2012 in Heidelberg beim 32:14-Sieg über Moldawien debütiert. „An Vaters 50. Geburtstag wurde ich in den letzten Spielminuten einwechselt“, erinnert sich der große Kämpfer. Vater Karsten begleitet die Nationalmannschaft um die halbe Welt und freut sich seit eineinhalb Jahren über Enkel Liam, der aus Jörns Ehe mit der Rugbyspielerin Susanne aus der Pfisterer-Dynastie hervorgegangen ist.

Obwohl man Erste-Reihe-Stürmern nachsagt, sie könnten erst mit 35 Jahren, erfahren und gestählt, ihr volles Leistungsvermögen entwickeln, ist es unwahrscheinlich, dass Jörn Schröder einst mit Liam in einer Mannschaft dem ovalen Ball nachjagen wird. „Ich werde auf jeden Fall noch die nächsten zwei Länderspiele mitmachen und dann mit meiner Familie beratschlagen, wie es weitergeht. Dreizehn Jahre in der Nationalmannschaft, als Amateur gegen Vollprofis, gehen nicht spurlos an einem vorüber.“ Auch sei es nicht trivial, Beruf und Nationalmannschaft miteinander zu verbinden. „Meine Kollegen gucken sich zwar alle meine Spiele an, aber ich musste alleine für die ersten drei EM-Spiele dieser Saison bereits neun Tage meines Jahresurlaubs nehmen.“

Als bekannt wurde, dass Rumänien mit allen Akteuren zur EM-Vorbereitung vier Wochen lang in Südfrankreich war, schüttelte Jörn Schröder nur den Kopf: „Das ginge bei uns gar nicht. Da könnten nur zwei, drei Spieler mitmachen. Wir müssen doch alle arbeiten oder studieren.“      

Sonntag, 23. Februar 2025

Irland behält seine weiße Weste

Im Sechs-Nationen-Turnier ein mühsamer Sieg in Wales

Titelverteidiger Irland hat auch am dritten Spieltag des Sechs-Nationen-Turniers der führenden europäischen Rugbyteams seine weiße Weste bewahrt und mit einem 18:27 (13:10)-Sieg in Wales die Tabellenführung behauptet. Im mit 73931 Zuschauern ausverkauften Millennium-Stadion von Cardiff zeigten die „Roten Drachen“ bei geschlossenem Schiebedach und unter dem neuen Trainer Matt Sherratt (47) aus dem englischen Gloucester allerdings eine sehr gute Leistung. Nach 14 Niederlagen in Folge war der Neuseeländer Warren Gatland (61) als früherer walisischer Erfolgstrainer zurückgetreten.

Beide Teams erzielten je zwei Versuche: Wales durch Kapitän Jac Morgan und Außen Tom Rogers, Irland durch Sturmführer Jack Conan und Schlussmann Jamie Osborne. Den Ausschlag gab Irlands Kicker Sam Prendergast. Der 21-Jährige traf mit einer Erhöhung und fünf Straftritten, womit er 17 Punkte erzielte.

Eine Gala-Show zeigte Frankreich gestern im mit 68000 Fans fast ausverkauften Olympiastadion von Rom, wo Italien mutig aufspielte und sogar mit 7:0 in Führung ging, beim 24:73 (17:35) aber böse überfahren wurde. Die Franzosen legten elf Versuche und hatten durch Thomas Ramos (8) und Maxime Lucu (1) mit neun Erhöhungen Erfolg. Je zwei Versuche erzielten Schlussmann Léo Barré von Hans-Peter Wilds Klub SF Paris, der auf den letzten Tabellenplatz der Top-14-Liga abgerutscht ist, und Gedrängehalb Antoine Dupont.

Während Irland nach den Siegen über England, Schottland und Wales die britische Meisterschaft mit der Triple Crown feiern darf, hat England durch einen 16:15 (7:10)-Sieg vor 82000 Zuschauern in Twickenham von Schottland den Calcutta-Cup zurückerobert. Zwar legten die Schotten durch Ben White, Huw Jones und Duhan van der Merwe drei Versuche und England durch Tommy Freeman nur einen, doch waren die englischen Kicker Marcus und Fyn Smith viel treffsicherer als Schottlands Finn Russell, der total verwachst hatte.   

Dienstag, 18. Februar 2025

Seidler führt den Rugby-Verband

66-jähriger Berliner wurde zum neuen Präsidenten gewählt

Kassel. (CPB) Nachdem der Deutsche Rugby-Verband durch wirtschaftliche Entscheidungen des Präsidiums und Vorstandes in bedrohliche Stürme geraten war, die einige Rücktritte und Kündigungen zur Folge hatten, wurde die Führungsspitze des Verbandes bei einem Außerordentlichen Deutschen Rugby-Tag in Kassel neu aufgestellt, so dass eine Aufarbeitung der Altlasten und eine Neuausrichtung zügig beginnen können.

Die in Kassel vereinigten Mitglieder, die die Vereine und Landesverbände mit 852 Stimmen repräsentierten, wählten Michael Seidler aus Solingen zum neuen Präsidenten und Nachfolger von Michael Schnellbach (Edingen-Neckarhausen), der am letzten Tag des Jahres 2024 zurückgetreten war. Michael Seidler (66) kam als Schützling des großartigen Jugendförderers Fritz Feyerherm 1969 zum Berliner RC und spielte als Innendreiviertel auch für die Berliner Auswahlen, die U19-Nationalmannschaft und den ASV Köln, ehe er als Geschäftsführer großer Unternehmen bis zum Eintritt in den Ruhestand wertvolle Erfahrungen im Management, dem Finanzwesen und der Personalführung sammelte – das alles kann dem Rugby-Verband nur nützlich sein.

Seidler, der seine Kandidatur erst in der Sitzung öffentlich machte, wurde mit 63,5 Prozent der abgegebenen Stimmen gewählt. „Für mich sind alle Teile unseres Sports wichtig“, sagte Michael Seidler, der das olympische Siebenerrugby ebenso fördern möchte wie das in den letzten 13 Jahren sträflich vernachlässigte klassische Fünfzehnerrugby und die Jugendförderung.

Der ADRT wählte den 29-jährigen Bankkaufmann und Betriebswirt Sven Maibaum vom Royal RFC Schaumburg zum neuen Vizepräsidenten der Finanzen. 89,8 Prozent der abgegebenen Stimmen entfielen auf Sven Maibaum, der vor einer Mammutaufgabe steht. Denn gegenwärtig ist der Verband von einem Bußgeld des Finanzamtes Hannover betroffen und vom Verlust der Gemeinnützigkeit bedroht – insofern ist es sehr erfreulich, dass sich zwei Persönlichkeiten zur Komplettierung des Präsidiums zur Verfügung gestellt haben.

Diesem gehören mit den Vizepräsidenten Matthias Bechtel (Jugend) und Jürgen Schlicksupp (Leistungssport) auch zwei Heidelberger an, die mit dem wirtschaftlichen Wirrwarr der letzten Jahre nichts zu tun haben, sondern für ihre Bereiche eine Konzentration auf die satzungsgemäßen und sportlichen Aufgaben stets anmahnten.

Der nächste Ordentliche Deutsche Rugby-Tag, der im November 2024 abgesagt worden war, wird am 22. März in Heidelberg stattfinden.

Das neue Präsidium des Deutschen Rugby-Verbandes v.l.n.r.: Matthias Bechtel (Vizepräsident Jugend), Athletensprecher Anton Gleitze, Denis McGee (Vorsitzender der Landesverbände), Dirk Frase (VP Frauen), Präsident Michael Seidler, Nico Covic (Vorsitzender der Bundesligen), Jürgen Schlicksupp (VP Leistungssport), Sven Maibaum (VP Finanzen) und Paul Warman (VP Schiedsrichter). Foto: CPB

Montag, 17. Februar 2025

Belgien im Rugby-Derby deutlich besser

Die deutsche Fünfzehn verlor in Kassel mit 19:39 und bleibt in der Rugby-EM Gruppenletzter

Von Claus-Peter Bach                                                   

Kassel. Die deutsche Rugby-Nationalmannschaft hat die Gruppenphase der Europameisterschaft 2025 sieglos beendet. Im dritten und letzten Spiel gab es für die deutsche Fünfzehn vor 5532 Zuschauern im Auestadion von Hessen Kassel eine 19:39 (0:18)-Niederlage gegen Belgien, das Gruppenplatz drei belegte und am 1./2. März im Halbfinale um die EM-Plätze 5 bis 8 ein Heimspiel gegen die Schweiz bestreiten wird. Die deutsche Mannschaft von Nationaltrainer Mark Kuhlmann (Heilbronn) muss hingegen als Gruppenvierter nach Amsterdam reisen und ein ganz schweres Spiel gegen die Niederlande bestreiten. Die Oranje Boven haben am Samstag mit einem 73:0-Sieg über die Schweiz ihre Klasse unterstrichen.   

Die deutsche Mannschaft zeigte bei strahlendem Sonnenschein und Eiseskälte nur in den letzten 20 Minuten, als Belgiens „Rote Teufel“ schon uneinholbar führten, eine akzeptable Leistung; erst dann konnten die „Schwarzen Adler“ andeuten, warum sie in den letzten beiden Jahren als EM-Sechste den Klassenverbleib in der Division 1 geschafft hatten. Erst dann stimmten der Mut im Angriff, der Vorwärtsdrang und das Zupacken in der eine Stunde lang zu löchrigen Defensive.

Vor dem Anpfiff des georgischen Schiedsrichters Shalva Abulashvili betraten Kapitän Jörn Schröder vom Heidelberger Ruderklub und der in Hannover geborene Mikael Tyumenev vom französischen CA Castelsarrasin als Erste den grünen Rasen, um die Ovationen des Publikums vor ihrem 50. Länderspiel entgegen zu nehmen. Nach diesem freudigen Moment und den von einer stattlichen Bundeswehr-Kapelle gespielten Nationalhymnen wurde es für die deutsche Mannschaft schnell sehr unerfreulich, denn schon nach fünf Minuten führte Belgien mit 0:3. Verbindungshalb Hugo de Francq, ein eleganter Spielmacher, hatte den ersten Straftritt des Spiels – verhängt wegen einer Abseitsstellung der stets am Limit verteidigenden deutschen Dreiviertelreihe – sicher verwandelt. Als die schnellen Belgier tief aus der eigenen Hälfte heraus konterten und durch Dazzy Cornez hart an der Eckfahne zum Versuch kamen, stand es nach 18 Minuten und Francqs Erhöhung 0:11 und zur Pause sogar 0:18. Sturmführer Felipe Geraghty, der beste Mann auf dem Platz, hatte den zweiten Versuch beigesteuert, den Francq ebenfalls erhöhte.

Wer in der Halbzeitpause auf eine deutliche Leistungssteigerung gehofft hatte, wurde bitter enttäuscht, denn die Belgier erhöhten schon sechs Minuten nach dem Wiederanpfiff durch Hugues Bastin und Francq auf 0:25. Dann aber wurde es dem deutschen Vizekapitän Leo Wolf zu peinlich. In der 52. Minute klatschte der Innendreiviertel des deutschen Meisters SC Frankfurt 1880 einen Ball ab, nahm ihn auf und erhöhte seinen Versuch selbst zum 7.25. Bis zur vierten Minute der vom Referee reichlich bemessenen Nachspielzeit zogen die Belgier auf 7:39 davon (Versuche von Charles Berguet und Isaac Montoisy und zwei Erhöhungen von Francq), ehe die Deutschen das Ergebnis schönten, indem ihre energische Schlussoffensive mit Versuchen von Luis Ball (Watsonians RFC) und Cameron McDonald (Esher RFC) und einer Erhöhung von Leo Wolf reichlich belohnt wurde.

Nach dieser Niederlage können die Deutschen froh sein, wenn sie im übernächsten EM-Spiel – wohl gegen die Schweiz – einen Sieg landen und dann den Klassenverbleib doch noch schaffen. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt…

Deutschland: C. McDonald – Z. Hees (48. Piosik), Biniak, L. Wolf, Lammers (48. Van der Bosch) – Pretorius, M. McDonald – Ingle, Stein (48. Windemuth) , M. Himmer (66. Rayan), Ball – Bachofer (68. Becker), Tyumenev (48. Reintges), Schröder (Kapitän, 60. D. Wolf).      Niederlande

 

Rugby

Europameisterschaft, Division 1, Gruppe A

Niederlande – Schweiz          73:0

Spanien – Georgien                 32:62

Tabelle: 1. Georgien (TV) 15 Punkte, 2. Spanien 10, 3. Niederlande 5, 4. Schweiz 0.

Gruppe B

Deutschland  - Belgien           19:39

Rumänien – Portugal              6:34

Tabelle: 1. Portugal 15, 2. Rumänien 9, 3. Belgien 5, 4. Deutschland 0.

Sonntag, 9. Februar 2025

Von diesen Altmeistern kann der Nachwuchs viel lernen

Das Land ehrte in Heidelberg die Welt- und Europameister von 2023 im Seniorensport

Es ist eine schöne Tradition, dass sich das  Ministerium für Kultus, Jugend und Sport und der Landessportverband (LSVBW) nicht nur um den Nachwuchs-Leistungssport, den Breitensport, die Olympia-Teilnehmer, die Landesleistungszentren und die drei Olympiastützpunkte in Baden-Württemberg kümmern, sondern auch den bei Welt- und Europameisterschaften erfolgreichen Seniorinnen und Senioren die Ehre zuteilwerden lässt, die sie verdient haben.

So lud Sportministerin Theresa Schopper 86 Sportlerin und Sportler aus dem „Ländle“, die 2023 Gold, Silber und Bronze bei Welt- und Europameisterschaften errungen haben, in den Olympiastützpunkt Metropolregion Rhein-Neckar zur Sportlerehrung ein. Im letzten Jahr war der OSP Stuttgart Schauplatz des festlichen Geschehens, 2026 wird der OSP Freiburg an der Reihe sein.

Staatssekretär Volker Schebesta (53/MdL CDU) begrüßte die erfolgreichen Athletinnen und Athleten, die das lebenslange Sporttreiben jung und beweglich gehalten hat. Ältester Europameister ist der 93-jährige Hermann Kemmler von der TG Bad Waldsee, der im italienischen Pescara Gold im 200-m-Sprint und Silber über 100 Meter gewonnen hat und nach der Führung durch den OSP begeistert ausrief: „Solche Trainingsstätten würde ich auch gerne nutzen. Wenn ich doch nur noch einmal jung wäre.“ Volker Schebesta zeigte sich beeindruckt von der Begeisterung der zum Teil hoch betagten Sportlerinnen und Sportler, die er mit einer Urkunde auszeichnete und mit einer vom Ministerium gebrandeten Kühltasche beschenkte, die in den wärmeren Monaten beim nach wie vor täglichen Training ihren praktischen Nutzen entfalten wird.

Volker Schebesta und die für die Sportförderung im Ministerium zuständigen Beamten Steffen Elzer, Ralf Noack und Uwe Sauerbrey, die den Ehrungstag gemeinsam mit Bettina Augenstein vom OSP vorbereitet hatten, ehrten Seniorinnen und Seniorinnen in mehreren Blöcken, die in der neuen Boxhalle in einen der fünf Ringe steigen durften und dort von SWR-Moderator Stefan Lubowitzki interviewt wurden. Nach den Fechtern präsentierte Lubowitzki die Kanuten, Leichtathleten, Modernen Fünfkämpfer, Radsportler, Rettungsschwimmer, Schwimmer, Sportschützen, Triathleten, Tennis- und Tischtennisspieler, ehe die Volleyballer und Wasserballer den Abschluss bildeten. Nach dem fast zweieinhalbstündigen Festakt erfrischte ein leckeres Büffet aus dem OSP-Casino die Sportlerinnen und Sportler, schließlich ist auch im Alter eine ausgewogene Ernährung im Leistungssport wichtig.

In der deutschen Volleyball-Weltmeistermannschaft der 56- bis 64-Jährigen spielten übrigens Thomas Henrichs von der TSG Rohrbach und Jörg Ahmann vom TSV Schmiden, der bei Olympia 2000 in Sydney Bronze im Beachvolleyball gewonnen hatte und seit einigen Jahren Landestrainer ist. Denn: Von den Welt- und Europameistern der Senioren aus Baden-Württemberg kann der Nachwuchs viel lernen.

Das sind die Geehrten aus Nordbaden: Carolin Marheineke (Heidelberger Fechtclub/TSG Rohrbach) Weltmeisterin im Degen-Team; Alexander Friedt (PG Mannheim) Goldmedaillen bei den European Master Games im Zweier-Kanadier über 200 und 500 Meter; Vitali Maser (PG Mannheim) Gold, Silber und Bronze bei den EMG im Zweier-Kanadier über 200 und 5000 m und im Einer-Kanadier über 500 m; Enno Schönung (PG Mannheim) Goldmedaillen bei den EMG im Einer-Kanadier über 500 m und im Zweier-Kanadier über 200, 500 und 5000 m sowie Gold, Silber und Bronze in der Laser-Run-Staffel, im Biathle-Team und im Triathle-Team des Modernen Fünfkampfs; Klaus Pflästerer (AC Weinheim) Bronze bei der Europameisterschaft im 5000-m-Mannschaftsgehen; Bettina Schardt (MTG Mannheim) Gold, Silber und Bronze bei der EM und der Hallen-EM im Diskuswerfen, Wurf-Fünfkampf, Hammerwerfen und Gewichtswerfen; Dr. Ellen Weller (MTG Mannheim) Gold und Bronze bei der EM und Hallen-EM im Wurf-Fünfkampf und Hammerwerfen; Elke Herzig (LG Kurpfalz) Gold bei der Hallen-EM im Diskuswerfen, Hammerwerfen und Gewichtswerfen; Tobias Grassl (TSV Badenia Feudenheim) und Christian Hauke (PG Mannheim) EM-Bronze in der Laser-Run-Staffel des Modernen Fünfkampfs; Michael Denz (LAZ Mosbach-Elztal) WM-Bronze im Wintertriathlon; Marion Hebding (TSV Mannheim) EM-Bronze im Mitteldistanz-Triathlon; Bernd Siegmann (SV Nikar Heidelberg) EM-Gold im Aquabike und WM-Bronze im Triathlon über die olympische Distanz; Thomas Henrichs (TSG Rohrbach) WM-Gold im Volleyball.    

Eine Abreibung in Lissabon

Die Rugby-Nationalmannschaft verlor in der EM mit 14:56 in Portugal

Die deutsche Rugby-Nationalmannschaft hat in der Europameisterschaft ihre beiden nicht gewinnbaren Gruppenspiele hinter sich. Auf das 10:48 in Rumänien folgte am Abend des 9. Februar ein 14:56 (0:35) in Lissabon gegen Portugal. Der Vizeeuropameister von 2024 war der deutschen Fünfzehn läuferisch und balltechnisch hoch überlegen, in der zweiten Halbzeit registrierte Nationaltrainer Mark Kuhlmann (Heilbronn) jedoch eine Leistungssteigerung. Nun ruhen die Hoffnungen der Deutschen auf dem Heimspiel am Sonntag in Kassel gegen Belgien, das auch mit zwei Niederlagen in die EM gestartet ist.

Die Portugiesen legten acht Versuche durch Hugo Camacho (2), Nicolas Martins (2), Simao Bento (2), Diego Ruiz und Francisco Pinto. Joris Moura (6) und Manuel Vareiro (2) verwandelten alle Erhöhungen. Die Punkte der Deutschen erzielten Luis Ball (Watsonians RFC) und Felix Lammers (SC Neuenheim) mit Versuchen und Bader Pretorius (Sao Miguel) mit zwei Erhöhungen.

Nach dem zweiten Spieltag des Sechs-Nationen-Turniers kann nur noch Irland den Grand Slam gewinnen. Der Titelverteidiger gewann vor 67.000 Zuschauern in Edinburgh gegen Schottland mit 18:32 (5:17). Kurz nachdem Sir Christopher Hoy, Großbritanniens sechsfacher Bahnrad-Olympiasieger, den Ball auf das Murrayfield getragen hatten, hatten die Schotten Pech: Nach der Zeitstrafe gegen Duhan van der Merve –  der gebürtige Südafrikaner hatte einen Iren regelwidrig geschubst – krachten Finn Russell und Darcy Graham mit den Köpfen zusammen und mussten ausscheiden.    

Sehenswert war das elegante Spiel des irischen Spielmachers Sam Prendergast. Der 21-Jährige bereitete drei der vier Versuche von Calvin Nash, Caelan Doris, James Lowe und Jack Conan vor und buchte mit seinen Kicks 13 Punkte.

In einem Spiel, das nicht spannender hätte sein können, gewann England mit 26:25 (7:7) gegen Frankreich. Die Entscheidung vor 82.000 Zuschauern in Twickenham fiel in der vorletzten Minute durch den Versuch des eingewechselten Innendreiviertels Elliot Daly, den  Spielmacher Fin Smith erhöhte. Der englische Erfolg ist verdient, denn die Fünfzehn von Trainer Steve Borthwick legte vier Versuche – zuvor durch Innendreiviertel Ollie Lawrence, Außen Tommy Freeman und Erste-Reihe-Stürmer Fin Baxter -, während Fabien Galthiés Franzosen nur zu drei Versuchen durch die beiden Eckdreiviertel Louis Bielle-Biarrey (2) und Damian Penaud kamen. Spielentscheidend war die bessere Ersatzbank des Rosenteams.

Eine sehr gute Leistung zeigte Italien im Olympiastadion von Rom beim 22:15 (13:3)-Sieg über das nun seit 14 Länderspielen sieglose Wales. Spieler des Tages war Italiens Schlussmann Tommaso Allan, der dem Versuch des Wirbelwindes Ange Capuozzo eine Erhöhung und fünf Straftritte hinzufügte. Die Waliser kamen zu einem Versuch des Flankenstümers Aaron Wainwright, einem Strafversuch wegen wiederholten Abseitsspiels und zu einem Straftritt des Verbinders Ben Thomas.


Rugby

Sechs-Nationen-Turnier, 2. Spieltag

Italien – Wales                             22:15

England – Frankreich                   26:25

Schottland – Irland                       18:32

Tabelle:  1. Irland 10 Punkte, 2. Frankreich 6, 3. England 6, 4. Schottland 6, 5. Italien 4, 6. Wales 0.

Europameisterschaft, Division 1

Gruppe A

Georgien – Niederlande              40:7

Schweiz – Spanien                      13:43

Tabelle: 1. Georgien 10, 2. Spanien 10, 3. Niederlande 0, 4. Schweiz 0.

Gruppe B

Belgien – Rumänien                  14:31

Portugal – Deutschland              56:14

Tabelle: 1. Portugal 10, 2. Rumänien 9, 3. Belgien 0, 4. Deutschland 0.

16. Februar, 15.30 Uhr: Deutschland – Belgien in Kassel.       

Samstag, 1. Februar 2025

Die Favoriten feierten erste Siege

Frankreich, Irland und Schottland im Sechs-Nationen-Turnier erfolgreich

Zum Auftakt des Sechs-Nationen-Turniers der führenden europäischen Rugbyteams gab es drei Favoritensiege. Den Auftakt machte Frankreich am Freitagabend, das die über 81.000 Fans im Stade France mit einem 43:0 (28:0)-Sieg über Wales in Feierlaune versetzte. Die Fünfzehn von Trainer Fabien Galthié erzielte sieben Versuche, wobei die beiden Außendreiviertel Théo Attissogbé (20) aus Pau und Louis Bielle-Biarrey (21) aus Bordeaux jeweils zweimal ins Malfeld der athletisch arg unterlegenen Roten Drachen sprinteten.

Überragender Mann auf dem Platz war Kapitän, Gedrängehalb und Olympiasieger Antoine Dupont (Toulouse), der den Nachwuchs perfekt freispielte. Ein Wermutstropfen fiel in den Freudenbecher, als Duponts Vereinskamerad und Spielmacher Romain N’Tamack nach einem Revanchefoul nach 70 Minuten „Rot“ sah. Er wird nicht nur beim nächsten Match in Twickenham fehlen. Galthié bot erstmals im Sechs-Nationen-Turnier den Innendreiviertel Pierre Louis Barassi aus Toulouse auf. Der 26-jährige Dauertackler wurde im elsässischen Schlettstadt geboren und ist der erste ostfranzösische Nationalspieler seit Jahrzehnten.

In Twickenham sind die Engländer, die sich in Dublin dem Titelverteidiger Irland mit 22:27 (10:5) geschlagen geben musste, zum Siegen verdammt. Die Iren von Interimstrainer Simon Easterby – Chefcoach Andy Farrell darf die British and Irish Lions zusammenstellen und betreuen – legten vier Versuche, die Engländer nur drei und die letzten beiden, als es schon 27:10 stand. Irland präsentierte mit dem 21-jährigen Sam Prendergast aus Leinster einen neuen Verbindungshalb, der bereits mit dem eleganten australischen Weltmeister Stephen Larkham verglichen wird.    

Schottland musste lange bangen, bis der 31:19 (19:9)-Erfolg auf dem Murrayfield gegen Italien feststand. Drei Versuche für die Bravehearts legte der 31-jährige Innendreiviertel Huw Jones von den Glasgow Warriors in seinem 54. Länderspiel. 

Ein tiefer Absturz nach starkem Beginn

Die Rugby-Nationalmannschaft verlor zum EM-Auftakt in Rumänien mit 10:48 (10:13)

Die deutsche Rugby-Nationalmannschaft ist am 31. Januar mit einer ernüchternden 10:48-Niederlage in Rumänien in die Europameisterschaft 2025 gestartet. Was schlimm endete, war eine Halbzeit lang sehr gut, denn bis zum 13:10-Pausenstand waren die „Schwarzen Adler“ von Trainer Mark Kuhlmann (Heilbronn) den rumänischen „Eichen“ völlig ebenbürtig.

Deutschland ging durch den Straftritt von Verbindungshalb Bader Pretorius (11. Minute) mit 0:3 und durch einen Versuch des Zweite-Reihe-Stürmers Eric Marks (25.), den Pretorius sicher erhöhte, sogar mit 3:10 in Führung, doch der pünktliche Halbzeitpfiff des guten italienischen Schiedsrichters Franco Rosella war Gift für die deutsche Fünfzehn. Die verlor in der Pause völlig den Faden gab das Spiel gegen die immer sicherer werdenden und schließlich in allen Belangen hoch überlegenen Rumänen gänzlich aus der Hand. Die zweite Aufgabe am nächsten Sonntag (9. Februar) in Lissabon bei Vizeeuropameister Portugal wird nicht leichter…

Bei neun Grad Celsius im Stadion Arcal de Triumf staunten die rund 7500 Zuschauer nicht schlecht über den Kampfgeist und die exzellente Defensivarbeit der deutschen Mannschaft, und auch Jan Lüdeke und Manuel Wilhelm, die beiden fachkundigen Kommentatoren bei Pro7 Maxx, hielten noch in der Halbzeitpause einen deutschen Sieg für möglich. Einzige Kritikpunkte in ersten Durchgang waren die aus unpräzisen und schiefen Einwürfen resultierenden Schwierigkeiten im Gassenspiel, was den Rumänen zu viele leichte Ballgewinne bescherte. Und außerdem griffen die Deutschen stets in der Mitte an; Howard Packman und Felix Lammers, die beiden schnellen und wuchtigen Außendreiviertel, erhielten von ihren Mitspielern über 80 Minuten keinen einzigen gepassten Ball.

Dass die Schützlinge des französischen Trainers David Gérard in der Halbzeit hauchdünn führten, hatten sie einem Versuch des Erste-Reihe-Stürmers Cosmin Manole von Dinamo Bukarest sowie der Erhöhung und zwei Straftritten ihres Gedrängehalbs Alin Conache von SCM Temesvar zu verdanken – die Führung war glücklich.

Dann aber zeigten die „Eichen“, dass sie sich nach dem 10:11 von 1972 nicht ein zweites Mal im eigenen Stadion von den Deutschen niederkämpfen lassen wollten. Ihr Spiel wurde dynamischer, sicherer, schneller und viel gefährlicher, während die Deutschen mit zunehmender Spieldauer erst den Faden und schließlich auch fast jedes angeordnete Gedränge verloren. Dies ist sicherlich nicht nur mit der weitaus weniger aufwändigen Vorbereitung – die Rumänen verbrachten vier Wochen gemeinsam in Südfrankreich – zu tun, sondern liegt auch an der individuellen Fitness jedes einzelnen Stürmers. Davon auszunehmen sind Eric Marks, Mika Tyumenev, Shawn Ingles und Oliver Stein, die „rumänisches Format“ hatten.

Das gilt auch für den quicklebendigen und technisch hervorragenden Gedrängehalb Tim Menzel, der nach 49 Minuten allerdings wegen einer Schultereckgelenks-Sprengung ausscheiden musste und mehrere Monate ausfallen dürfte. Darüber wird sein Arbeitgeber RC Valence sicher nicht glücklich sein. Wir wünschen Tim gute Besserung und schnelle Genesung!

Die in der Verteidigung entstehenden Lücken nutzten die kräftemäßig überlegen Rumänen zu vier zwingend herausgespielten Versuchen durch Taylor Contineac (AS Béziers), Marian Simionescu (Temesvar), Cristi Chirica (Baia Mare) und Paul Graure (Temesvar), denen Conache (3) und Gabriel Rupanu vier Erhöhungen hinzufügten. In der 63. Minute gab der Schiedsrichter nach deutschem Regelverstoß einen Strafversuch.

„Wir haben so gut angefangen und uns genau an unseren Matchplan gehalten. Doch plötzlich war alles weg“, sagte Mark Kuhlmann, der bei der nötigen Aufarbeitung „gar nicht weiß, wo ich anfangen soll.“

Nach der problemlos am Samstag erfolgten raschen Rückreise machten sich Mark Kuhlmann und seine beiden Assistenten Lars Eckert (Heidelberg) und Michael Poppmeier (Siegburg) nach gründlicher Videoanalyse an die Aufarbeitung des Geschehens. Kuhlmann ist davon überzeugt, dass die erstmalige WM-Teilnahme für sein Team in weiter Ferne liegt, der Klassenverbleib in der European Championship aber durchaus möglich bleibt.

Übrigens: Europameister Georgien schlug den Aufsteiger Schweiz mit 110:0. Das lässt doch hoffen.

Deutschland: N. Klewinghaus (SC Neuenheim) – Lammers (SCN), Plümpe (RG Heidelberg, 41. Van der Bosch/RGH), L. Wolf (SC Frankfurt 1880), Packman (Tonbridge, 72. Z. Hees/RK Heusenstamm) – Pretorius (San Miguel), Menzel (Valence, 49. Piosik/Hannover 78) – Ingle (Maidenhead, 66. Windemuth/Germania List), Henn (Frankfurt), Stein (Frankfurt) – Rayan (Frankfurt, 52. Renc/TSV Handschuhsheim), Marks (RC Vannes) – Pearson (Esher, 41. Bachofer/Heidelberger RK), Tyumenev (Castelsarrasin, 53. Reintges/HRK), Schröder (Kapitän, HRK, 53. D. Wolf/Frankfurt).