Sonntag, 29. Juni 2025

Baden-Württembergs Siebenerrugby-Nachwuchs begeistert

Bei den Heidelberg Sevens wurden die U16-Jungen Erster und die U18-Mädchen Zweiter

Das Siebenerrugby-Turnier Heidelberg Juniors & Girls Sevens, das am Samstag und Sonntag gut 800 Zuschauer in das städtische Rugby-Stadion Fritz-Grunebaum-Sportpark lockte, war ein Fest des internationalen olympischen Rugbyspiels. Zwar meinten einige Besucher, es sei zu heiß zum Sporttreiben, doch waren sie erstaunt zu hören, dass Siebenerrugby ein Sommersport ist und es schon an früheren Turniertagen Temperaturen über 30 Grad Celsius gegeben hatte. Wirkliches Mitleid verdienten nur die Bundesliga-Athleten, die am Grill und der Pommes-frites-Fritteuse Dienst hatten und nicht unwesentlich zur Finanzierung des Turniers der 16 Auswahlen aus sieben Nationen beitrugen.

Für den ausrichtenden Rugby-Verband Baden-Württemberg, die Turnierleitung um Jugendwartin Caroline Trost, ihren Stellvertreter Elmar Menold und Sportwart Ben Merdes sowie die bei der stimmungsvollen Siegerehrung die sportlichen Leistungen lobenden Bürgermeister Jürgen Odszuck und Sponsor Tommaso Fontana von der Deutschen Vermögensberatung geriet das Turnier zur reinen Freude, weil die beiden ersten Mannschaften des RBW sehr gut abschnitten.

Die RBW-Juniorinnen unter 18 Jahren, betreut von Managerin Christine Kerber und dem bewährten Trainergespann mit Lisa Bohrmann und Andreas Hacker, zauberten sich auf sehenswerte Weise ins Endspiel. Nach einem 14:5 gegen Belgien, einem 33:0 gegen die Apollo Perelini Academy aus Dubai und einem 46:7 gegen die belgischen Belbarians gab es im Viertelfinale einen 24:5-Sieg gegen die German Barbarians und im Halbfinale ein 34:7 gegen Tschechien, ehe die Niederlande im Endspiel besser ins Spiel fanden und mit 28:0 sicher gewannen.

Die aus Spielerinnen von Baden-Württemberg und anderen Landesverbänden gebildeten German Barbarians belegten den respektablen fünften Platz, indem sie den deutschen Landesverbandsmeister Nordrhein-Westfalen mit 12:10 niederrangen. Soraya Hölzer-Castillo, Charlotte Pfaffmann und Jenna Lee taten sich im RBW-Team als fleißigste Versuche-Legerinnen hervor. Topscorerin war Jenna Lee mit 40 Punkten. 

Den baden-württembergischen Junioren unter 16 Jahren, betreut von den Managern Ulrike und Olivier Faye und den Landestrainern Jan Ceselka, Felix Martel und Ruben May, eilte ein Ruf voraus, denn bei den deutschen Landesverbandsmeisterschaften in Hannover hatten sie hoch überlegen den Titel gewonnen. Am Wochenende haben sich die Jungs auch international bewährt. Zwar begann das Turnier mit einer 12:24-Niederlage gegen Dubai etwas holprig, doch beim 42:14 gegen die Buffalos vom südafrikanischen Western Cape, beim 26:0 gegen Vorjahressieger Tschechien, beim 33:0 im Viertelfinale gegen die auf Rang acht landende eigene zweite Mannschaft und beim 19:12 im Semifinale gegen die Niederlande-Süd lief der Ball wie am Schnürchen.

Das Endspiel, das der RBW durch Versuche von Felix May, Ethan Guba und Raphael Moutsinga sowie eine Erhöhung von André Brauner gegen Dubai mit 17:12 gewann, war hoch dramatisch, denn die Gastgeber lagen zwei Mal zurück.

Groß war der Jubel auch, als Dubais Mädchen und Hessens Jungen die Fairnesspreise erhielten, und bei der Auszeichnung der besten Turnierspieler – Hollands Vera Roters und Dubais Adam Burnett – gab es keine zwei Meinungen. Ihnen liegt das Siebenerrugby im Blut.

Endklassement, U18-Junorinnen: 1. Niederlande, 2. Baden-Württemberg, 3. Belgien, 4. Tschechien, 5. German Barbarians, 6. Nordrhein-Westfalen, 7. Belbarians, 8. Dubai.

U16-Junioren: 1. Baden-Württemberg, 2. Dubai, 3. Niederlande-Süd, 4. Tschechien, 5. Hessen, 6. Buffalos Western Cape, 7. Strasbourg-Alsace, 8. Baden-Württemberg II.  

Gert Rudolph will die Zukunft der Vereine sichern

Der 68-jährige Karlsruher wurde in Wiesloch erneut zum Präsidenten des Badischen Sportbundes Nord gewählt

Der am 13. März 1946 gegründete Badische Sportbund Nord (BSB) ging gestärkt und kerngesund aus seinem 33. Sportbundtag hervor, zum dem Wieslochs Oberbürgermeister Dirk Elkemann rund 250 Delegierte im Kongresszentrum „Palatin“ begrüßte, die 637 Stimmen auf sich vereinigten. Elkemann, ein Marathonmann mit ausgeprägtem Durchhaltevermögen, bescheinigte den Wieslocher Sportvereinen, gut aus der Coronavirus-Pandemie gekommen zu sein, „eine hervorragende Jugendarbeit“ zu betreiben, Motoren für „Integration und Inklusion“ zu sein und auch das aktuelle Problem mutig lösen zu wollen: „Wir müssen mehr Jugendtrainer und Betreuer finden, die sich um die vielen Kinder und Jugendlichen in unseren Vereinen kümmern“, sagte der Oberbürgermeister und erntete ebenso viel Beifall wie drei weitere Grußwort-Sprechende.

Sandra Boser, Staatssekretärin im Ministerium für Jugend, Kultus und Sport, lobte BSB-Präsident Gert Rudolph (Karlsruhe) und dessen Mannschaft für die seit Jahren konstruktive Zusammenarbeit mit der Politik, was die Landtagsabgeordneten Christiane Staab, Manuel Hailfinger (beide CDU), Klaus Ranger (SPD), Hans-Peter Hörner (AfD) und Norbert Knopf (Grüne) mit heftigem Kopfnicken bestätigten. Man habe es sich angewöhnt, miteinander zu reden und die Sorgen und Nöte zu erklären, sagte Präsident Jürgen Scholz vom Landessportverband Baden-Württemberg (LSV), der sich als Vorsitzender der Konferenz der Landessportbünde ausdrücklich hinter eine deutsche Bewerbung für Olympische und Paralympische Spiele stellte und darin einen notwendigen Beschleuniger „für den Vereinssportstättenbau, die Renovierung von Schulen und Sporthallen und die Programme für Sport und Bewegung in den Schulen und Kindergärten“ sieht. Scholz: „Der schulische Ganztag ab 2026 ist für den Sport kein Problem, sondern eine Herausforderung und eine große Chance, die unsere Vereine nutzen mögen!“ Schon die World Games 2029 in Karlsruhe werden dem Sport im Lande guttun.

Sandra Boser stellte heraus, dass die vielen tausend ehrenamtlichen Mitarbeitenden in den Vereinen und Fachverbänden mit ihrem sportlichen Tun auch eine große Verantwortung für die Bildung junger Menschen übernähmen und „ein breites Angebot zur Demokratisierung der Gesellschaft unterbreiten.“ Im Hinblick auf die bald beginnenden Verhandlungen über den Solidarpakt V sagte die Staatssekretärin dem Sport faire Gespräche zu. Manuel Hailfinger betonte, dass von diesen Gesprächen nicht nur Vereine und Übungsleiter profitieren sollen, „sondern auch der kommunale Sportstättenbau“, schließlich seien etliche Schwimmbäder und viele Sporthallen dringend sanierungsbedürftig.

Wenn der BSB aus diesem Sportbundtag gesund und gestärkt hervorgegangen ist, so gilt das zu allererst für den Präsidenten Gert Rudolph, der fast die Hälfte seiner ersten dreijährigen Amtszeit aufgrund einer sehr gefährlichen Erkrankung in klinischer Quarantäne verbringen musste. Nun ist der 68-jährige Unternehmer wieder fit und gab für seine zweite Amtszeit nach „Vereine stärken“ das Motto „Die Zukunft der Vereine sichern“ aus. Rudolph, Boser, Scholz und Robert Blase von Sponsor Erwin Himmelseher Assekuranz zeichneten den TSV Jöhlingen, die SpVgg Oberhausen und die HG Oftersheim/Schwetzingen mit dem gut dotierten Zukunftspreis des BSB aus. Alle drei Vereine konnten ihre Mitgliederzahl durch innovative Konzepte deutlich steigern und dazu beitragen, dass der BSB in den letzten drei Jahren neun Prozent mehr Mitglieder zählen konnte. Bei Kindern und Jugendlichen bis 14 Jahren wuchs die Mitgliederzahl sogar um 16 Prozent.

Nachdem die erneut gewählten Kassenprüfer Holger Dörr, Siegfried Ochs und Ralf Stückler während der vergangenen drei Jahre insgesamt 18 Arbeitstage lang geprüft und nicht die geringste Beanstandung gefunden hatten, beantragte Thorsten Bierkamp vom Badischen Schwimmverband die Entlastung des Präsidiums. Diese erfolgte ebenso einstimmig wie alle Wahlen. Victoria Hansen (Heidelberg), Sabine Kusterer (Luxemburg), Sven Wolf (Mannheim) und Bernd Kielburger (Königsbach-Stein) wurden mit großem Beifall aus dem Präsidium verabschiedet, Gerhard Mengesdorf (St. Georgen) nach einem ganzen Leben für den Sport zum BSB-Ehrenmitglied ernannt. Da keinerlei Anträge gestellt worden waren, endete der Sportbundtag nach rekordverdächtigen zweieinhalb Stunden. Die Delegierten fanden das nett und menschlich – in oft unmenschlichen Zeiten.

Das neue Präsidium des BSB Nord

Präsident: Gert Rudolph (SSC Karlsruhe); Vizepräsidenten, Finanzen: Jürgen Zink (TSV Wiesental); Gleichstellung und Sportentwicklung: Jutta Hannig (Golf-Club Wiesloch); Leistungssport: Claus-Peter Bach (SC Neuenheim); Sportpolitik und Schulsport: Dr. Sabine Hamann (Mannheimer RV Amicitia); Bildung: Gerhard Schäfer (TSG Ziegelhausen); Vertreter der Fachverbände: Kerstin Eisele (Turnen), Professor Dr. Andreas Pitz (Fußball), Bernhard Thie (Triathlon); Vertreter der Sportkreise: Dr. Dorothee Schlegel (Mosbach), Willi Ernst (Sinsheim); Vertreter der Sportjugend: Magnus Müller und Björn Strasser.  

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Das Präsidium des Badischen Sportbundes Nord, hintere Reihe v.l.n.r.: Bernhard Thie, Magnus Müller, Willi Ernst, Dr. Sabine Hamann, Gerhard Schäfer, Jürgen Zink, Björn Strasser, Prof. Dr. Andreas Pitz und Claus-Peter Bach; vordere Reihe v.l.n.r.: Stellvertretende Geschäftsführerin Kerstin Häfele, Jutta Hannig, Geschäftsführer Michael Titze, Präsident Gert Rudolph, Dr. Dorothee Schlegel, Kerstin Eisele und stellvertretender Geschäftsführer Dr. Florian Dürr. Foto: Helmut Pfeifer

Dienstag, 24. Juni 2025

Aus dem Lande des Weltmeisters Südafrika

Beim Siebenerrugby-Turnier Heidelberg Juniors & Girls Sevens sind die Buffalos vom Western Cape erstmals zu Gast

Am Samstag und Sonntag (28./29. Juni), jeweils von 9 bis 17 Uhr, veranstaltet der Rugby-Verband Baden-Württemberg (RBW) zum 28. Mal das Siebenerrugby-Turnier Heidelberg Sevens. Seit 2012 wird das Turnier für Junioren unter 16 Jahren und für Juniorinnen unter 18 Jahren ausgetragen, die sich in Spielen gegen starke internationale Konkurrenz beweisen und für den Einsatz in den deutschen Nationalmannschaften bei den Europameisterschaften empfehlen sollen. Gespielt wird im städtischen Rugby-Stadion Fritz-Grunebaum-Sportpark, Harbigweg 9 in 69124 Heidelberg-Kirchheim. Pkw-Fahrenden wird empfohlen, ihr Fahrzeug auf dem Messplatz oder dem Parkplatz am ADAC zu parken. Alle Besucher des Siebenerrugby-Turniers genießen freien Eintritt.

Der RBW hat ein hochklassiges Teilnehmerfeld mit jeweils acht Nationalmannschaften und internationalen Auswahlen gebildet. Bei den U18-Mädchen hat es die baden-württembergische Auswahl der Trainer Lisa Bohrmann und Andreas Hacker und der Teammanagerin Christine Kerber, die im Vorjahr durch einen 22:5-Sieg über die Niederlande Turniersieger waren, erneut mit den spielstarken Holländerinnen, den Nationalteams von Belgien und Tschechien, der Apollo Sporting Academy aus dem arabischen Emirat Dubai, der belgischen Auswahl Belbarians, den German Barbarians und dem Rugby-Verband Nordrhein-Westfalen zu tun, dessen Auswahl kürzlich in Wiedenbrück vor Baden-Württemberg deutscher Meister der Landesverbände geworden war.  

Bei den U16-Jungen wurde die Turnierleitung um RBW-Jugendwartin Caroline Trost, deren Stellvertreter Elmar Menold und Sportwart Ben Merdes vor eine kompliziertere organisatorische Herausforderung gestellt, denn das Nationalteam Israels, seit einigen Jahren Stammgast in Heidelberg, hat wegen des Angriffskrieges gegen den Iran seine Teilnahme absagen müssen. Den frei gewordenen Platz nahm der RBW mit einer zweiten Mannschaft ein, die sich neben der ersten Mannschaft der Schwarz-Gelben, die im letzten Jahr das kleine Finale gegen die San Diego Academy hauchdünn mit 5:0 gewonnen hatte, beweisen möchte. Die beiden Teams der Manager Ulrike und Olivier Faye und der Trainer Jan Ceselka, Felix Martel und Ruben May haben es mit dem viermaligen Rekordsieger Tschechien, den flinken Jungs der Niederlande Süd, der französischen Auswahl von Strasbourg-Alsace und der Auswahl Hessens zu tun.

Erstmals starten die Buffalos Western Cape aus dem Lande des Weltmeisters Südafrika und die Apollo Sporting Academy Dubai in Heidelberg. Erstmals bringt der 55-jährige Rugbylehrer Afamasaga Apollo Perelini, der aus dem neuseeländischen Auckland stammt, für die U21-All Blacks, Samoa und die Weltauswahl gespielt hatte und Rugby in Arabien fördert, zwei Teams mit nach Heidelberg. Sie sind ungeheuer stark und bereiten sich seit Mittwoch auf den Rugbyplätzen neben der Jugendherberge gewissenhaft vor.

Siebenerrugby wurde in Heidelberg schon in den frühen 1980-er Jahren durch die Magicians um Bruce Kerr und Thomas Kurzer promotet. Die Heidelberg Sevens, die 2002, 2003, 2007 und 2011 sogar EM-Turniere waren, wurden 1995 erstmals ausgetragen und waren 2000 die europäische Qualifikation zur WM 2001 in Argentinien, für die sich Wales, Georgien und Irland qualifizierten. Der Rugby-NationalspieleACr und Segel-Olympiasieger Dr. Jacques Rogge aus Belgien, der einst ein Ausbildungsjahr bei Professor Horst Cotta in der Orthopädischen Uni-Klinik in Heidelberg verlebt hatte, setzte als IOC-Präsident durch, dass das Rugbyspiel mit sieben Akteuren pro Team ab 2016 in Rio de Janeiro olympischer Wettkampfsport ist. Olympiasiger 2024 in Paris waren die Frauen Neuseelands und die Männer Frankreichs. Gespielt wird weltweit über zweimal sieben Minuten mit zwei Minuten Halbzeitpause.

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Soraya Hölzer-Castillo, im letzten Jahr beste Spielerin der Heidelberg Sevens, spielt auch am Wochenende mit und will erneut viele Versuche legen. Foto: F&S 


Sonntag, 22. Juni 2025

Barbarossas Wiedergeburt

Union Bordeaux-Bègles dank Maxime Lamothe im französischen Rugby-Endspiel gegen Stade Toulousain

Im Endspiel der französischen Rugby-Meisterschaft, die seit 1892 ausgetragen wird, kommt es am 28. Juni 2025 um 21 Uhr im Stade de France in St. Denis zur Neuauflage des Finales von 2024. Titelverteidiger Stade Toulousain, das im Vorjahr in Marseille einen historisch hohen 59:3-Sieg über die Union Bordeaux-Bègles gefeiert hatte, trifft wieder auf das Team vom Ufer der Gironde, dem diesmal aber Titelchancen zuzurechnen sind.

Toulouse gewann sein Halbfinale im mit knapp 60.000 Zuschauern ausverkauften Groupama-Stadion von Lyon gegen Aviron Bayonnais zwar mit 32:25 (20:15) Punkten, doch ohne die verletzten Topspieler Antoine Dupont, Ange Capuozzo und Peato Mauvaka, die lange ausfallen werden, und ohne die ebenfalls verletzten Paul Costes und Rickie Arnold knirschte es bedenklich im Gefüge des 23-fachen Meisters, der nur zu zwei Versuchen durch Romain N'Tamack und Paul Graou kam. Die restlichen 22 Punkte besorgte 100-Prozent-Kicker Thomas Ramos.

Ohne Gedrängehalb Antoine Dupont, des wegen eines Kreuzbandrisses fehlenden weltbesten Rugbyspielers, fehlt es dem Spiel des Meisters an Überraschungen, obwohl seine Stellvertreter Paul Graou und Japans Nationalspieler Naoto Saito überhaupt nicht schlecht spielen. Auch Hakler Peato Mauvaka, der als 15-Jähriger 2013 an den SAS Institute Heidelberg Junior Sevens teilgenommen hatte und bestes Talent in den Reihen des Comité Midi-Pyrénées war, fehlt mit seinem druckvollen Angriffsspiels nach den Gassen.

Bayonne, dessen Fans schon lange vor Spielbeginn ihre auf die Melodie von „Griechischer Wein“ (Udo Jürgens) gedichtete Klubhymne sangen, hielt gut mit, weil Kicker Joris Segonds mit sechs Straftritten 18 Punkte bei einer Ausbeute von 100 Prozent erreichte. Aviron-Trainer Gregory Patat nahm den bei Stade Français Paris ausgemusterten 28-jährigen Verbinder jedoch in der 53. Minute aus dem Spiel. Ersatzmann Camille Lopez (36) sah nach einer Minute wegen absichtlichen Ballvorschlagens, was eine grobe Unsportlichkeit ist, die Gelbe Karte. 14 Basken reichten nicht, um den Meister zu stürzen. Immerhin durfte Lopez nach zehnminütiger Verschnaufpause wieder aufs Feld und den Versuch von Lucas Martin (80. Minute) erhöhen, womit die große Laufbahn des Spielmachers nach 28 Länderspielen und der französischen Meisterschaft 2017 mit dem AS Clermont-Auvergne tröstlich zu Ende ging.  

Die Union Bordeaux-Bègles war beim 39:24 (15:)-Sieg über den RC Toulon deutlich überlegen und erzielte 5:3 Versuche. Hakler Maxime Lamothe hatte in Lyon mit drei Versuchen den Abend seines Lebens. Noch nie hat ein Hakler in einem Halbfinale dreimal das gegnerische Malfeld erreicht. Der Rotbart erhielt dafür die Trophäe für den "Man of the match". Die beiden anderen Versuche erzielten Innendreiviertel Nicolas Depoortere und Außendreiviertel Damian Penaud, der Flügelflitzer der Nationalmannschaft. UBB-Spielmacher Matthieu Jalibert traf mit vier Erhöhungen und zwei Straftritten. Nun kommt es zum direkten Duell zwischen Jalibert und N'Tamack - die Franzosen wollen sehen, wer der erfolgreichere Verbindungshalb ist.

Toulon, bei dem die Weltstars Ma’a Nonu (Neuseeland) und Dan Biggar (Wales) in Zivil auf der Tribüne saßen und das seit Monaten auch Dritte-Reihe-Stürmer Charles Ollivon wegen einer Verletzung ersetzen muss, machte nach dem guten Viertelfinal-Spiel gegen Castres Olympique (52:23) ein schwaches Spiel und war besonders den kampfeslustigen Stürmern von UBB glatt unterlegen. Die drei Versuche legten Leicester Faingaanuku (Neuseeland), Setariki Tuicuvu (Fidschi) und Beka Gigashvili – einer der zahllosen gewaltigen Erste-Reihe-Stürmer aus Georgien, die in Frankreich in der Top-14-Liga ihr Geld verdienen. Schlussmann Melvyn Jaminet traf mit einer Erhöhung und einem Straftritt, der eingewechselte Marius Domon mit zwei Erhöhungen.

Bayonnes Gregory Patat (50) ist übrigens der einzige Halbfinaltrainer, der nie französischer Nationalspieler war. Der große Mann war ein kampfstarker Mittelbock beim FC Auch im Département Gers. Toulons Coach Pierre Mignoni (48), der mit seiner Kladde, seinen Zetteln und seinen Schaubildern sehr an Ewald Lienen erinnert, bestritt zwischen 1997 und 2007 28 Länderspiele und nahm 1999, 2003 und 2007 an drei Weltmeisterschaften teil. Bei WM-Platz zwei 1999 in Großbritannien war er allerdings Frankreichs Gedrängehalb Nummer zwei hinter Fabien Galthié, dem heutigen Nationaltrainer. Meistermacher Ugo Mola (52) von Stade Toulousain bestritt während seiner aktiven Zeit bei Castres Olympique zwölf Länderspiele und legte bei der WM 1999, die mit der Silbermedaille endete, gegen Namibia als Innendreiviertel drei Versuche. Und Yannick Bru (52) von Bordeaux-Bègles, der von 2001 bis 2004 als Hakler von Toulouse 18 Länderspiele bestritten hat, gewann mit Frankreich 2002 und 2004 den Grand Slam im Sechs-Nationen-Turnier.

Nun also Mola gegen Bru…     

Der SCN gab alles und verlor verdient

Neuenheim zeigte im Rugby-Halbfinale eine erfreuliche Leistung, doch Meister Frankfurt war besser

Die Endspielpartner der letzten beiden Jahre standen sich am Samstag bei großer Hitze und vor 500 Zuschauern neben dem Hessischen Rundfunk schon im Halbfinale der deutschen Rugby-Meisterschaft gegenüber. Erneut hatte der Titelverteidiger SC Frankfurt 1880 im Kampf gegen den SC Neuenheim das bessere Ende für sich. Das 41:26 (22:12), mit dem die Mainhessen zum fünften Mal in Folge in das Endspiel einzogen, in dem sie am 5. Juli um 15 Uhr auf eigenem Platz gegen den TSV Handschuhsheim den Titel zum zehnten Mal gewinnen wollen, ist das verdiente Resultat nach einem hochklassigen Match, in dem die Heidelberger über sich hinauswuchsen und sich in kämpferischer Hinsicht keine Vorwürfe machen müssen.

Spielerisch war Frankfurt besser und drohte nur zwischen der 56. und 67. Minute seine eines Meisters würdige Ruhe und Souveränität zu verlieren. Da hatten die Neuenheimer in schneller Folge zwei sehenswerte Versuch nach flinkem Passspiel durch den soeben eingewechselten Valentin Heuser und durch Sturmführer Nicolas Rinklin gelegt und zum zweiten Mal nach Nikolai Klewinghausens Straftritt zum 0:3 mit 22:26 die Führung übernommen. Als Frankfurts Trainer Michael Poppmeier und Byron Schmidt allerdings den 37-jährigen Raynor Parkinson („Ich liebe diese Hitze!“) auf dem Verbinderposten einwechselten und den Rückraum durch Eduardo Stella und Christopher Hennig doppelt absicherten, gelang dem nun zu häufig kickenden SCN nicht mehr viel.

Der SCN erzielte zwei Versuche, Frankfurt deren vier. Gedrängehalb Quentin Micolot war der beste Mann auf dem Platz. Neuenheims Nikolai Klewinghaus hatte mit zwei Erhöhungen und vier Straftritten eine 100-prozentige Kickausbeute und kam auf 16 Punkte. Frankfurts Edoardo Stella verfehlte zwar zwei Mal das Goal, buchte aber mit drei Erhöhungen und fünf Straftritten 19 Zähler. Im Gassenspiel waren die Frankfurter völlig fehlerfrei, und der SCN muss in der nächsten Saison mit neuem Trainerstab dringend am angeordneten Gedränge arbeiten, das viel zu häufig zusammenbrach; das ahndete die sehr gute Olympia-Schiedsrichterin Maria Latos zu Recht mit einer Flut von Straftritten.

SC Frankfurt 1880 – SC Neuenheim 41:26 (22:12), SCN: Schwager – S. Robl (60. Strauß), Arnold, Wakefield, Lammers (60. Trabuco Cruz) – N. Klewinghaus, Owen Paine (55. Spiess) – Troch, Rinklin, Aversa – Lehmann, Brockmann (66. Amelung) – Weiss (76. Portillo), Biskupek (55. Heuser), Salvi (73. Axin).

Schiedsrichterin: Latos (Hamburg); Zuschauer: 500: Punkte: 0:3 (7.) Straftritt Klewinghaus; 3:3 (10.) S Stella; 6:3 (12.) S Stella; 13:3 (15.) Versuch Micolot + Erhöhung Stella; 13:6, 13:9 (19., 20.) S Klewinghaus; 16:9, 19:9 (23., 27.) S Stella; 19:12 (29.) S Klewinghaus; 22:12 (40+1.) S Stella; 22:19 (56.) V Heuser + E Klewinghaus; 22:26 (64.) V Rinklin + E Klewinghaus; 29:26 (67.) V J. Byszio + E Stella; 34:26 (80+1.) V L. Wolf; 41:26 (80+4.) V Micolot + E Stella. 

Montag, 9. Juni 2025

Zwei Meistertitel für Baden-Württemberg

Im Siebenerrugby gab es außerdem zwei Vizemeisterschaften und einmal Bronze

Die Auswahlmannschaften des Rugby-Verbandes Baden-Württemberg (RBW) haben bei den fünf deutschen Siebenerrugby-Meisterschaften der Landesverbände mit zwei Meistertiteln, zwei Vizemeisterschaften und einem dritten Platz erneut gut abgeschnitten und die Stellung des RBW als stärkster Landesverband bestätigt.

Die Frauen von Teammanagerin Caroline Augspurger-Hacker (Heilbronn), die seit Jahren von den beiden Landeshonorartrainern Lisa Bohrmann und Andreas Hacker sehr erfolgreich betreut werden, mussten beim Turnier in Leipzig bei ihren vier Spielen keinen einzigen Gegenpunkt hinnehmen. Gegen Hessen gab es einen 42:0-Sieg, gegen Thüringen ein 57:0, gegen Nordrhein-Westfalen ein 50:0 und gegen Bayern ein 46:0. Für den RBW zauberten Johanna Hacker, Charlotte Malaizier, Mette Zimmat, Lara Bürger, Sophie Hacker, Ronja Stauch (Heidelberger Ruderklub), Yusra Abdelkarim, Annika Bergemann, Jenna Lee (SC Neuenheim), Margot Chazotte, Ronja Hinterding (TSV Handschuhsheim) und Soraya Hölzer-Castillo (Rudergesellschaft Heidelberg).

Das Turnier des männlichen Nachwuchses wurde beim SV Odin Hannover ausgetragen und zu einem Triumph des RBW. Unter der Gesamtleitung des stellvertretenden RBW-Jugendwartes Elmar Menold und des Landestrainers Jan Ceselka feierten die U16-Jungen in fünf Spielen fünf sichere Siege: 36:7 gegen Nordrhein-Westfalen, 47:5 gegen Berlin, 36:12 gegen Hessen, 48:0 gegen Niedersachsen und 50:0 gegen Bayern. Damit wurden sie vor Berlin, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Bayern und Niedersachsen deutscher Meister. Für die Punkte sorgten Andre Brauner (69), Ethan Guba (HRK/40), Nicola Sork Budia (Heidelberger Turnverein/36), Felix May (25), Tim Nessler (15), Julian Gnillka (10), Leon Jäger (10), Hannes Gerigk (10), Mattis Neumann (5) und Joschi May (TSV Handschuhsheim/5).

Die U18 des RBW erreichte in fünf Spielen vier Siege. Sie mussten sich den starken Hessen im Halbfinale hauchdünn mit 7:10 geschlagen geben, gewannen aber das Spiel um den dritten Platz gegen Bayern mit 25:0. In der Vorrunde wurden die Bajuwaren ebenfalls mit 25:0, Brandenburg mit 24:7 und Nordrhein-Westfalen mit 27:0 bezwungen. Niedersachsen gewann sein Halbfinale gegen Bayern und wurde im Endklassement Zweiter hinter den Hessen. Für die Punkte der Baden-Württemberger sorgten Robin Schmitt (17/RGH), Luan Dietz (10), Aaron Engels (10), Franz Bayer (5), Philip Buchta (5), Lennard Grimm (HRK/3) und Felix May (Handschuhsheim/5).

Mit zwei Vizemeisterschaften kehrte der weibliche RBW-Nachwuchs aus dem westfälischen Wiedenbrück ins „Ländle“ zurück, nachdem beide Teams die Überlegenheit Nordrhein-Westfalens anerkennen mussten. Die U15-Mädchen um Teammanagerin Kerstin Breisch, Manager Anjum Khan und Trainer Friedrich Radetzki gewannen gegen Berlin mit 47:0 und gegen Bayern mit 50:0, doch die Gastgeberinnen waren mit 33:12 Punkten besser. Für den RBW spielten Luise Hoffmann (HRK/35 Punkte), Leyla Khan, Veronica Stork Budia (HTV), Carlotta Mühlenstädt, Wanda Radetzki (34), Leila von Mencinskyi (10), Carolina Walther (RGH/5), Ina Breisch (10), Sophie Ziebart (TB Neckarhausen-Nürtingen), Charlotte Bresch, Hilda Hottenrott (5), Annika Jech (10), Emma Pfeifer und Luisa Straub Handschuhsheim).    

Die U18-Juniorinnen wurden von Managerin Caroline Augspurger-Hacker und den Trainern Lisa Bohrmann und Andreas Hacker betreut und gewannen gegen Bayern mit 32:0, gegen Berlin mit 43:7 und gegen Niedersachsen mit 24:7, ehe es eine 5:14-Niederlage gegen Nordrhein-Westfalen zu verkraften gab. Das RBW-Team spielte mit Jimena Asorey Vega, Soraya Hölzer-Castillo, Juli Kerber, Lilli Schüßler (RGH), Jenna Lee, Letitia Falcone (SCN), Charlotte Pfaffmann (HTV), Noemi Oertel (Handschuhsheim), Pauline Faye, Jule Karsten (HRK) und Sophie Lodder (RC Worms). Die U18-Juniorinnen und U16-Jungen müssen sich am 28./29. Juni bei den Heidelberg Sevens bewähren.

Eine gelungene Generalprobe

Deutsche Siebenerrugby-Frauen holen Bronze im Elsass

Die New Zealand Cavaliers haben mit Männern und Frauen das Siebenerrugby-Turnier EEAST Sevens im elsässischen Haguenau gewonnen. Bei der zweiten Austragung des vom RC Haguenau mit Präsident Pascal Lebaupin und dem ehemaligen All Black Teddy Stanaway organisierten Turnier im olympischen Rugby gewannen Neuseelands Männer das Endspiel gegen die USA mit 29:14, während sich Neuseeland bei den Frauen ebenfalls gegen das US-Team mit 22:5 Punkten durchsetzte.

Beide Nationen hatten Entwicklungsteams in den französischen Osten geschickt, deren Akteure auf sich aufmerksam machen und für Einsätze in den Nationalmannschaften empfehlen sollen. Dritter bei den Männern wurden die Alsace All Stars durch ein 28:10 im kleinen Finale gegen Pacific Toa, eine Mannschaft aus in Frankreich beschäftigten Profis aus Samoa, Tonga und Fidschi. Den fünften Platz belegte die Einladungsmannschaft der Tropics mit den drei Siebenerrugby-Enthusiasten Agustin Aversa, Sam Hooper und Frederik Strauß vom SC Neuenheim, die sich gegen die Cook-Inseln durchsetzten.

Bei den Frauen erkämpfte die deutsche Nationalmannschaft die Bronzemedaille. Eine Woche vor dem ersten von zwei Turnieren um die Europameisterschaft im kroatischen Makarska gab Bundestrainer Curtis Bradford allen 14 Spielerinnen viel Einsatzzeit und freute sich auch, dass bei der Einladungsmannschaft der Tropics mit Paula Schult (RC Leipzig), Manja Bechtel, Ronja Hinterding (TSV Handschuhsheim), Lisa Parmetler (SCN), Bailey Bowen (Heidelberger RK) und Joy Weatherspoon (RG Heidelberg) sechs deutsche Spielerinnen neben Südafrikanerinnen, Australierinnen und Französinnen sehr gut zur Geltung kamen.

Am Samstag verlor Deutschland das Spiel gegen die Tropics nach einer 17:5-Pausenführung noch mit 17:24, doch im Spiel um den dritten Platz am Sonntag feierten Bradfords Schützlinge einen 31:5-Sieg. Die Deutschen legten fünf Versuche durch Geburtstagskind Muriel Weigel, Johanna Hacker, Lara Bürger (2/alle HRK) und Gesine Adler (Germania List), von denen Bürger drei erhöhte.

Gegen das US-Team war beim 12:14 bei besserer Ausnutzung der gegebenen Chancen ein Sieg möglich, die beiden Spiele gegen die New Zealand Cavaliers brachten mit 14:34 am Samstag und 14:29 im Halbfinale am Sonntag klare Resultate. Hier taten sich Mette Zimmat (3/HRK) und Clara Tauschek (SCN) mit vier Versuchen hervor. Während die Verteidigung gut funktionierte, sind die Angriffe durch die Mitte weniger gefährlich als das Spiel über die Flügel, mit dem die deutsche Sieben auch bei der EM erfolgreich sein kann.

In Makarska heißen die Vorrunden-Gegner Großbritannien, Belgien und Schweden. Curtis Bradford ist vorsichtig zuversichtlich: „In den letzten beiden Jahren haben wir Platz acht erreicht. Nun wollen wir uns verbessern. Mit Rang sieben wäre ich zufrieden,“ sagt der 30-jährige Bundestrainer, der aus Wales stammt und in Heidelberg lebt.