Am 13. März 2021 wird der Badische Sportbund Nord 75 Jahre alt
Am 13. März 2021 jährt sich zum 75. Mal jener Tag, an dem im Haus der US-amerikanischen Militärregierung in Karlsruhe der Badische Sportverband gegründet wurde. Der amerikanische Sportoffizier Oberleutnant Raymond A. Grossman hatte großes Vertrauen in den nicht in nationalsozialistische Verbrechen verstrickten Karlsruher Schuhhändler und Turner Franz Müller, den er im Oktober 1945 zum Sportbeauftragten der Stadt Karlsruhe ernannt hatte.
Grossman ermutigte Müller, die Kreissportbeauftragten aus ganz Nordbaden zu einer Versammlung einzuladen, bei der der seit Kriegsende unter strenger Beobachtung der Amerikaner in Nordbaden und der Franzosen in Südbaden stehende Sport wenigstens teilweise seine Selbstverwaltung zurückerhalten sollte. Die Franzosen misstrauten den Sportlern viel mehr, weshalb die Autonomie des südbadischen Sports deutlich schwieriger zu erkämpfen war.
Auch der Heidelberger Kreissportbeauftragte Karl Klotz und dessen Stellvertreter Jakob Ruppert folgten Müllers Einladung und waren Gründungsmitglieder des BSV, der sich in den ersten beiden Jahren seines Bestehens Satzungsfragen widmete und im guten Miteinander mit Grossman erreichte, dass immer mehr Vereine in den Sparten Boxen, Faustball, Fußball, Handball, Ringen, Rugby, Schwimmen und Turnen einen planmäßigen Wettkampfbetrieb aufbauen konnten. Das war gar nicht so einfach. Viele gute Sporttreibende hatten im Zweiten Weltkrieg ihr Leben verloren oder waren als Schwerbeschädigte heimgekehrt, und die Bombardements der Alliierten hatten Karlsruhe, Mannheim und Pforzheim so schwer zerstört, dass Sportplätze und Hallen kaum nutzbar waren. Hier und da halfen US-amerikanische Pioniereinheiten, von Bombentrichtern gekennzeichnete Spielfelder zu planieren.
Die Förderung der Jugendlichen in einer entbehrungsreichen Zeit war für Franz Müller die wichtigste Aufgabe des BSV, „weil in den Städten und Gemeinden festgestellt worden war, dass die Jugendlichen und jungen Erwachsenen zunehmend nach ihren eigenen Regeln lebten und sich auf dem Schwarzmarkt selbst am nächsten waren“ – wie es im Jubiläumsbuch „75 Jahre BSB“ heißt, das Ende März reich bebildert erscheinen wird. Schon bei der Gründungsversammlung war man sich über die künftige Verbandsstruktur einig: Mitglieder sollten die Kreissportbünde (heute: Sportkreise in Bruchsal, Buchen, Heidelberg, Karlsruhe, Mannheim, Mosbach, Pforzheim Enzkreis, Sinsheim und Tauberbischofsheim), die Fachsparten (heute: 52 Fachverbände) und die Vereine (2020: 2433 mit 789 496 Mitgliedern) werden.
Nach akribischen Vorarbeiten konnte am 11. September 1948 in der Heidelberger Klingenteichhalle der erste Sportbundtag stattfinden, der diese Beschlüsse fasste: Der Name der Organisation wurde in Badischer Sportbund (BSB) geändert, Satzungen und Ordnungen wurden beschlossen, Ausschüsse für die Aus- und Fortbildung, den Jugendsport und die (noch sehr wenigen) Frauen im Sport gebildet und Franz Müller zum Vorsitzenden gewählt, der seine Aufbauarbeit bis 1960 fortsetzen konnte, ehe er von Bundespräsident Heinrich Lübke für sein Lebenswerk mit dem Bundesverdienstkreuz Erster Klasse geehrt wurde.
In seiner 75-jährigen Geschichte hatte der BSB nur acht Präsidenten: Nach Franz Müller den Oberstudienrat Gustav Lörcher (Karlsruhe, 1960 - 1963), den Oberstudiendirektor Professor Robert Suhr (Ettlingen, 1964 - 1974), den Oberbürgermeister Theo Gießelmann (Weinheim, 1974 - 1986), den Steuerberater Anton Häffner (Ettlingen-Spessart, 1986 - 1998, bisher einziger LSV-Präsident Nordbadens), den Oberstudiendirektor Peter Speckert (Karlsruhe, 1998 - 2000), den Akademischen Direktor Heinz Janalik (Mosbach, 2001 - 2016) sowie den Karlsruhe Sozial- und Sportbürgermeister Dr. Martin Lenz, der seit 2016 auch in seiner zweiten Amtsperiode die Sportkreise und Fachverbände in die Entwicklung des Sportbundes einbindet, auf ein 13-köpfiges Präsidium baut und als Vizepräsident des Landessportverbandes Baden-Württemberg (LSV) am Zustandekommen des jüngsten Solidarpaktes IV zwischen Regierung und Sport beteiligt war.
Die Rolle der Sportkreise, der Fachverbände und der Badischen Sportjugend (bsj) wurde 2018 durch die Neufassung der vom Satzungsausschuss unter der Leitung von Helmut Sickmüller (Wurmberg) erarbeiteten Satzung betont.
Dass im 2001 eingeweihten „Haus des Sports“ am Rande der Karlsruher Waldstadt gut gearbeitet wird, ist ein Verdienst der BSB-Geschäftsführer. Waren in der Vergangenheit der Pionier Robert Ehmann (Karlsruhe, 1946 - 1948 und 1956 - 1976), der Buchener Journalist Rudi Arnold (1976 - 1993), der Finanzfachmann Bernd Messerschmid (Karlsruhe, 1993 - 1994 und 2001 - 2009) sowie das Führungsgenie Wolfgang Eitel (2009 - 2020) die herausragenden Männer in der Schaltzentrale des nordbadischen Sports, so führt seit einem Jahr der Geschäftsführer Michael Titze aus Karlsruhe eine 23-köpfige hauptamtliche Crew an, in der 13 Frauen neben zehn Männern harmonieren und beste Arbeit leisten.
Schneller schlauer mit der Rhein-Neckar-Zeitung!
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