Sonntag, 14. März 2021

Noch mehr Nachhaltigkeit

 Über das Internationale Olympische Komitee

Als Joseph Ratzinger 2005 zu Benedikt XVI wurde, titelte der Boulevard: „Wir sind Papst!“ Als Thomas Bach zum IOC-Präsidenten gewählt wurde, wurde leiser gejubelt. Am Tag der Krönungsmesse, dem 16. September 2013, war mein Papagei ins liebliche Taubertal geflattert und hatte in einer Bäckerei gefragt: „Na, sind Sie jetzt stolz auf Ihren Thomas Bach?“ Die Bäckerin war verdutzt: „Bach? Wer isch’n des?“

 

Haben Sie, liebe Leserin, lieber Leser und liebes Leserlein, dieses herrliche Bild verinnerlicht? Wie Thomas Bach, soeben wiedergewählt, im virtuellen Konferenzsaal in Lausanne die ganze Welt des Sports umarmt und sein Wahlvolk ans Herz drückt – das war ganz großes Kino und ließ vergessen, dass tatsächlich ein einziges der 105 IOC-Mitglieder ihn nicht gewählt hat. Diese Sünderin, dieser Sünder oder – man muss es so schreiben, denn Bach will das IOC diverser gestalten – dieses Sünderlein werden sich nie outen, schließlich darf man im IOC nur dabei sein, wenn man dem großen Vorsitzenden täglich huldigt.

 

Bilder einer Krönungsmesse

 

Thomas Bach hat wieder einmal viel versprochen: Olympia in Tokio werde in diesem Sommer stattfinden, was wir im Sinne der fleißig Trainierenden stark hoffen, aber noch nicht recht glauben können, denn 80 Prozent der befragten Japaner sind gegen Olympia 2021, und mit 15 104 Neuinfektionen durch das Coronavirus binnen 14 Tagen ist das Inselreich nicht pandemiefrei. Das IOC werde in China Impfstoff kaufen und den Olympioniken und den Japanern spendieren, hat Bach gutwillig verkündet und sich von Ministerin Tamayo Marukawa ein rasches „Nein, danke!“ eingehandelt. Vakzin aus China für Japan? Hat sich der kleine Thomas bei Emil Beck die Haare schneiden lassen, als in der Schule die Geschichte Asiens durchgenommen wurde?

 

„Sei nicht so streng. Wer weiß, wer nach Bach den Weltsport-Thron okkupiert“, mahnt mein Papagei. Er hat ja Recht. Der Gewiefte hat das IOC immerhin so reich gemacht wie nie zuvor und sich persönlich für nachhaltige Spiele eingesetzt: Rio ist seit 2016 nachhaltig bankrott, Sotschi muss nachhaltige Umweltzerstörungen verkraften, Tokio bekommt die teuersten Spiele aller Zeiten, und vor Peking 2022 werden noch etliche Uiguren gewaltsam sterben müssen, damit für zwei Wochen der Olympische Frieden ausbrechen kann.

 

Bach hat die „Olympische Agenda 2020+5“ verkündet. Darin werden eine noch größere Nachhaltigkeit, der Einsatz für Flüchtlinge, mehr Gleichberechtigung der Geschlechter, der Kampf gegen Doping und Korruption und eine Kostenreduzierung versprochen.

 

Das stand auch schon in der Agenda 2020...



Schneller schlauer mit der Rhein-Neckar-Zeitung! 

1 Kommentar:

  1. Auf diesen Bericht habe ich gewartet. Dein Papagei hat vollkommen recht. Aber auch der Heiligenschein wird einmal verblassen.

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