Hat Deutschland keine Staatsanwälte?
Alle Athleten, die
nicht beim Dopenerwischt wurden, dürfen behaupten,sie seien „sauber“. Das
giltfür Christina Obergföll, Robert Harting,Raphael Holzdeppe oder DavidStorl
genauso wie für UsainBolt. Nachden Wettkämpfen im Lushniki-Sportparkhaben die
deutschen Medailleneinen besonderen Glanz. „Unsere“Läufer sind den
Russen,Amerikanernund Jamaikanern zwar hinterher gehechelt,das aber mit dem
reinstem Gewissen.Denn sie wurden am häufigstenkontrolliert. 8567
Trainingskontrollenhatte die Nationale Antidoping-Agentur (NADA) alleine
2012durchgeführt. Diese Kontrollen haben ergeben, dass acht
Athleten, also 0,093Prozent der Getesteten, betrogen haben.Das klingt
erfreulich, steht aber –wie die Süddeutsche Zeitung aufgedeckthat – in
krassem Widerspruch zueiner anonymisierten Erhebung derStiftung Deutsche
Sporthilfe von 2013,wonach 5,9 Prozent der befragten AthletenDoping eingeräumt haben und40,7 Prozent die Frage aller Fragen
unbeantwortetließen.
Nur 0,093 Prozent Betrüger?
Der gemeine
deutsche Sportfreund,also nicht das halbe Prozentder 27 Millionen Mitglieder
des DeutschenOlympischen Sportbundes(DOSB), das vom Sport lebt, stellt
sichangesichts einer so geringen Trefferquoteder NADA Fragen: Wollen dienichts
finden? Dürfen sie nichts finden?Oder können sie nichts finden,weil die NADA
chronisch unterfinanziertist und in der Regel nur diepreiswerten Urintests
statt der wesentlichteureren und für DopergefährlicherenBluttests
durchführenkann? Ärzte, Wissenschaftler und mein Papagei weisendarauf hin, dass
die Suche nachCannabinoiden (macht ruhig und mutig,mildert Schmerzen), Alkohol
(beruhigtbeim Zielen die zitternde Hand)oder Anabolika und Wachstumshormonen (machen stark,
schnell und frühtot) überholt seien, weil nur dieDümmsten diese leicht zu
findendenSubstanzen noch verwenden. Das Dopingvon heute heiße Gen-Doping undsei
nicht zu entdecken. Vitamin-Dopingsteht nicht auf dem Index.
Aus einer Studie
der Unis Berlinund Münster war, wie DOSB-PräsidentThomas Bachbetonte,
zwar„nicht viel Neues“ zu erfahren, dochimmerhin soviel, dass Dopingforschung in Westdeutschland
von staatlichenStellen gefördert und finanziellunterstützt worden ist. Die
Arbeitder Forscher war schwierig, weil – eigentlicheine Spezialität
desBundesinnenministeriums– im Bundesinstitutfür Sportwissenschaft Akten
geschreddert wurden und
Verschwiegenheitsklauselndie Offenlegung derForschungsergebnisse verhinderten.
Wer die
veröffentlichten Teile derüber 800 Seiten starken Studie gelesenhat, den treibt
nur noch eine Frageum: Warum gibt es 2013 in diesemDeutschland, einem
demokratisch verfassten Staat
mit Gewaltenteilung(keiner Bananenrepublik!), nicht eineneinzigen Staatsanwalt,
der demAuftrag des Volkes gerecht wird, einErmittlungsverfahren
einleitetunddieLeistungssportakten des DOSB unddes BMI beschlagnahmt, um in
akribischem Aktenstudium zu
ermitteln,welche Straftaten die Chefs des Sportesund der Politik tatsächlich
begangenhaben? – An Minderjährigenundan von der Gunst ihrer
TrainerundVerbandsfunktionäre abhängigenSportlern, die sogar die Zumutungendes
Meldesystems ADAMS ertragen,um international starten zu dürfen.
„Wir Athleten
lassen uns freiwilligtesten“, behauptet DOSB-AthletensprecherChristian Breuer
zwar immerwieder.Dochdas ist Quatsch,dennwerbeiADAMSnicht mitmachte, flöge
ausdem Kader und verlöre alles.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen