Donnerstag, 16. August 2018

Zur Europameisterschaft der deutschen Fußball-Frauen


Warum nur spielen Frauen Fußball?

 Man könnte die Uhr danach stellen. Im Sommer eines jeden ungeraden Jahres wird an Stammtischen, wo Männer Erholung von Arbeit und Familie suchen, eine Grundsatzfrage diskutiert: Warum nur spielen Frauen Fußball? Wer sich als Christenmensch einbisschen auskennt, hat die Antwortschnell parat, denn sie steht im Buch der Bücher. Im 1. Buch Mose, Kapitel2 wird beschrieben, wie der Herr dem ersten Menschen Adam eine Rippe abknackte,um daraus Eva, das erste Weib, zu basteln. Ob dem Herrn wirklich bewusst war, was er damit anrichtete,wissen wir nicht. Wir hinterfragen
es auch nicht, denn es entspricht gegenwärtig nicht der deutschen Staatsräson, die Taten des Herrn sowie der Menschenkinder Angela Merkel, Benjamin Netanjahu, Barack Obama, Wladimir Putin und Thomas de Maizière zu hinterfragen.

 Mit Eva führte der Herr jedenfalls auch Dinge ein, die es vorher im Paradiesund auf Erden nicht gegeben hatte: Neben der Liebe, von der Männer wie Frauen gleichermaßen etwas haben, auch Weiberkram wie Eleganz, Charme, Liebreiz, Mode, Chic, Shopping und Neugier, Jahrhundertespäter auch Strickzeug, Nähnadeln, Küchenherde, Wischmopps und Spüli, für das sich Männer selten interessieren.Schon in den Jahren um die Geburt von Gottes Sohn aber delektiertensich Männer in allen Teilen derWelt, selbst im fernen China oder beiden Azteken, am Spiel mit einem ballähnlichenSpielzeug, woraus sich überdie Jahrtausende der Fußball mit Regelnund Spielen bei knapp 40 Grad,der DFB, die FIFA, der Kaiser, JogiLöw und Sepp Blatter entwickelten.


Debatten am Stammtisch

 
Weil aber nicht nur Männer, sondernauch Frauen schon im 1. BuchMose von der Neugier geplagt werden,war es völlig klar, dass Frauenauch den Fußball entdecken würden.Es dauerte zwar lange, bis Adamcheckte, was da lief, und er einen dickenHals bekam – mein Papagei spricht vom „Adamsapfel“ –, aber nachdem derDFB sein von 1955 bis 1970 geltendesstriktes Frauenfußball-Verbot aufgehobenhatte, gab es für die Frauenin ihrem Lieblingssport kein Haltenmehr. Heute hat der DFB unter seinen6,7 Millionen Mitgliedern schonüber eine Million Frauen. Deshalb istes kein Wunder, dass die deutsche Nationalmannschaftvon Anbeginn derinternationalen Meisterschaften eineFührungsrolle einnimmt.

 Es sind immer Männer, die denFrauen das Spiel mit dem runden Plastikvermiesen wollen. Die Redakteureeiner bilderreichen Tageszeitungschrieben nach der 0:1-Vorrundenniederlage gegen Norwegen das böse Wortvon den „Rumpelfüßlerinnen“, und derPotsdamer Turbinen-ankurbler BerndSchröder vertrat im gleichen Mediumdie Auffassung, dass Männer die besserenFrauentrainer seien.
Wäre Silvia Neid ein Mann, so hättesie darauf mit einer Wutrede reagiertwie weiland der Rumpelfüßler-Trainer Rudi Völler im Dialog mit„Waldi“ Hartmann. Neid aber ist keine Hauptsünde, wie uns die KatholischeKirche lehren will, sondern eineDame mit Manieren, die ihren Ärgerstill mit den Spielerinnen teilte und sieso zu einer wesentlichen Leistungssteigerunganstachelte. Nach dem EM-Finale sagte sie auch wenig,sie lachte einfach ein bisschen mehr.
Wenn also in zwei Jahren erneut dieFrage aufkommen sollte, warum dieFrauen unbedingt Fußball spielen wollen, wird mein Papagei ganz pragmatisch antworten: Weil es ihnen Spaß machtund weil sie es können. Dabei ist es unerheblich,dass unser Praktikant Kilian(14) nach dem 1:0 über Italien dieMeinung geäußert hat, dieses deutscheFrauenteam werde „von jeder U14-Landesligamannschaft rasiert.“ Dennim Einklang mit den schulischen Lehrplänenvon Baden-Württemberg sindwir der Meinung, dass 14-Jährige nichtdie Aufgabe haben, Europameisterinnenzu rasieren. Sie sollten vielmehr einbisschen mehr trainieren, damit sie auch mal wieder einen Titel gewinnen.

(Linksaußen am 29. Juli 2013)

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