Wer an dem einen oder anderen Rentner-Stammtisch sitzt, mag diesen Satz schon einmal, zweimal, dreimal… gehört haben: Früher war es besser!
„Das mag stimmen“, sagt mein Papagei, der bedächtig sein gefiedertes Haupt wiegt und aufzählt: „Früher gab es in Heidelberg Oberbürgermeister und eine Oberbürgermeisterin, die haushalten konnten. Früher gab es im Fernsehen keinen ,Doppelpass‘, in dem ein vorbestrafter Steuersünder Spieler und Funktionäre seines eigenen Vereins provozieren konnte. Und“, fügt mein Papagei betrübt hinzu: „früher gab es Spielleiter, die in ihrem Ehrenamt mit Sachverstand wirkten.“
Mein Papagei und ich haben freudige und vorfreudige Sommertage verlebt, wir lieben den Sport und waren begeistert, dass bei den ,„Finals“ in Dresden erstmals auch das rasante Siebenerrugby gespielt und im Livestream des Verbandes und des ZDF und am Nachmittag auch im ZDF-Hauptprogramm gezeigt wurde. Dass die heute-Nachrichten in das Meisterschaftsendspiel der Männer platzten und nur noch zwei, drei Minuten davon zu sehen war, war halt Pech.
Umso mehr freute sich mein Papagei auf die neue eingleisige Rugby-Bundesliga mit zehn Vereinen, unter denen vier Klubs aus der deutschen Rugby-Hauptstadt Heidelberg sind. Das war früher zeitweise noch besser, als auch der HTV erstklassig war und der Spielleiter die Spiele in Heidelberg so ansetzen musste, dass den Zuschauern nichts entging. Das war, zugegeben, kompliziert, und man brauchte, als es noch keine Computer und künstliche Intelligenz gab, recht viel eigenes Hirn, um allen Wünschen gerecht zu werden. Wenn zwei Klubs vom Neckar auswärts spielten, fand ein Heimspiel samstags, das zweite am Sonntag um 11 Uhr (was nicht jedem Pfarrer gefiel) und das dritte am Sonntagnachmittag statt.
„Das geht heutzutage nicht mehr, denn auch Rugbyspieler wollen sonntags bis 12 Uhr schlafen“, findet mein Papagei, der sich jedoch maßlos geärgert hat, als er nach dem ersten Saisonderby zwischen RGH und Vizemeister Handschuhsheim in halsbrecherischem Tempo in die Tiergartenstraße geflogen war und entsetzt feststellen musste, dass das Match zwischen Neuenheim und Hannover-List bereits zu Ende war. Rugby-Fans, die die Montpellier-Brücke überqueren mussten, um vom Sportplatz A nach B zu kommen, waren erst recht völlig chancenlos.
Es wird nicht besser. Wer den Spielplan genau studiert, wird feststellen, dass alle Bundesliga-Spiele an jedem Spieltag zeitgleich angesetzt wurden, und was noch schlimmer ist: Kein Verein hat dagegen protestiert. „Womöglich haben die Heidelberger Rugby-Vereine zu viel Geld?“, fragt mein Papagei, der nun ernsthaft überlegt, sich einem anderen Sport zuzuwenden.
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