Sonntag, 28. Juli 2024

Rienzi ja, Hänsel und Gretel nein

Die Richard-Wagner-Festspiele blicken einer gesicherten Zukunft entgegen

Die schweren Jahre, die Jahre der Ungewissheiten und der wilden Spekulationen, scheinen die Richard-Wagner-Festspiele in Bayreuth, die – wie immer am 25. Juli – zum 112. Mal begannen, überstanden zu haben. Zwischen den dunklen Regenwolken über dem Grünen Hügel blinzelt immer wieder die Sonne hindurch, und auch bei der sehr gut besuchten Mitgliederversammlung der Gesellschaft der Freunde von Bayreuth herrschten Frohsinn und Aufbruchsstimmung.

Das lag nicht nur daran, dass die Vereinigung der „Freunde“ ihr 75-jähriges Bestehen feiern und vom Vorstand um Georg Freiherr von Waldenfels zu einem Glas Sekt zur Mittagszeit eingeladen wurden. Vielmehr gab es von der Festspielleitung und vom Vorstand eine ganze Menge erfreulicher Informationen und Zahlen. Von Waldenfels, einst bayerischer Finanzminister und Präsident des Deutschen Tennis-Bundes, bat die Mitglieder zwar, für Nachwuchs zu sorgen, was einige Hochbetagte mit zweifelnder Miene zur Kenntnis nahmen, doch wurden aus dem Plenum etliche gute Ideen geäußert, mit Instagram-Posts und Festspiel-Podcasts um jüngere Menschen zu werben. 4440 Mitglieder haben die „Freunde“ gegenwärtig, „es waren schon einmal 5000“, sagte der Freiherr. Schatzmeister Joachim Faber gab allerdings seiner Freude Ausdruck, am Vorabend beim „Tannhäuser“ viele „blonde und dunkle Haarschöpfe entdeckt“ zu haben. „Die Festspiele stehen auch bei jungen Menschen hoch im Kurs!“, rief Faber vergnügt.

Festspielleiterin Katharina Wagner (46), deren Vertrag als Künstlerische Leiterin wenige Wochen vor Festspielbeginn bis 2030 verlängert wurde, präsentierte sich den „Freunden“, die den Festspielbetrieb 2024 mit rund 2,4 Millionen Euro aus Mitgliedsbeiträgen, Spenden und Erlösen aus geschickten Anlagen am Kapitalmarkt unterstützt haben, in fröhlicher Hochform, dankte für die Unterstützung und ließ erkennen, dass Engelbert Humperdincks Märchenoper „Hänsel und Gretel“ in absehbarer Zeit nicht im Festspielhaus aufgeführt werden wird.

Diesen Vorschlag hatte die grün-bunte Kulturstaatsministerin Claudia Roth kürzlich gemacht, was bei der bayerischen Staatsregierung ebenso auf Ablehnung stieß wie beim Premierenpublikum, das Roth schon vor der Aufführung der Neuinszenierung von „Tristan und Isolde“ heftig auspfiff. Roths Vorschlag zeigt einmal mehr, dass Deutschland gegenwärtig nicht besonders kompetent regiert wird, nicht nur die Außen- und Hochschulpolitik werden von Nichts-Könnerinnen bestimmt. Georg von Waldenfels sagte über Frau Roth nur: „Sie hat von Richard Wagner und von den Festspielen nichts verstanden.“ Immerhin kommt Claudia Roth nun im „Tannhäuser“ vor, denn Regisseur Tobias Kratzer hat sich die köstliche Gelegenheit nicht entgehen lassen, die Ministerin in der „Werkstatt Bayreuth“ auf der Festspielbühne auf die Schippe zu nehmen.

2025 gibt es neue „Meistersinger von Nürnberg“ und eine Wiederaufnahme des „Lohengrin“ mit dem wunderbaren Bühnenbild des Malers Neo Rauch. Zu empfehlen ist, den sehr beliebten „Tannhäuser“ über das fünfte Aufführungsjahr zu verlängern. Und 2026, zum 150. Jahrestag der Festspiele, möchte Katharina Wagner alle zehn Opern ihres Urgroßvaters aufführen, die seit 1876 in Bayreuth zu sehen und zu hören waren – und dazu Wagners Frühwerk „Rienzi“, das noch nie im Festspielhaus erklungen ist.

„Wir haben keine Kartenkrise“, beteuerte Verwaltungschef Ulrich Jagels, der extra am frühen Morgen noch einmal in seinen Computer geschaut und festgestellt hatte, dass es für die Festspiele 2024 noch jeweils eine Karte für „Parsifal“ und den „Ring des Nibelungen“ zu kaufen gebe. „Wir sind also ausverkauft“, meldete Jagel. 30 Opernabende stehen bis zum 27. August auf dem Spielplan, dazu gibt es zwei Open-Air-Konzerte mit Solisten und dem Festspiel-Orchester unter der Leitung von Nathalie Stutzmann, für das die rund 6000 Zuschauenden auf den Rasenflächen des Festspielhügels keinen Eintritt entrichten müssen.

2023 haben die Bayreuther Festspiele mit einem Gewinn in Höhe von 630000 Euro abgeschnitten. Wie Ulrich Jagels betonte, finanzieren sich die Festspiele zu 45 Prozent selbst, „das ist besser als bei jedem anderen deutschen Opernhaus.“ 35 Prozent des Etats steuern die wesentlichen Anteilseigner Bundespublik Deutschland und Freistaat Bayern bei, die am Tag der Premiere auch eine Verwaltungsvereinbarung über 170 Millionen Euro unterzeichnet haben, womit die Renovierung des 148 Jahre alten Festspielhauses weiter vorangetrieben werden kann. Die Baumaßnahmen hatten 2010 gerade noch zu Lebzeiten des Komponisten-Enkels Wolfgang Wagner (1919 – 2010) begonnen. „Bayreuth wird kein zweites Stuttgart 21“, gab sich Georg Freiherr von Waldenfels zuversichtlich.

Seine „Freunde“ kommen zu 27 Prozent aus dem Ausland, hatten 2023 Einnahmen von Höhe  von knapp drei Millionen Euro, haben von zwei Testamenten profitiert und sind zu 98 Prozent Privatleute, von denen 70 Prozent außer dem Jahresbeitrag von 300 Euro auch spenden. Joachim Faber möchte versuchen, weitere Firmen als Mitglieder zu werben. Die Mitgliedschaft großer Unternehmen und deren Bekenntnis zum bedeutendsten deutschen Kulturfest gehörte früher zum guten Ton.  

Donnerstag, 4. Juli 2024

Rugby-Nachwuchs präsentiert sich in Gala-Form

Baden-Württembergs Juniorinnen gewinnen das XI. Heidelberger Siebenerrugby-Turnier, die Junioren sind Dritter

Baden-Württembergs Rugby-Nachwuchs hat sich international bewährt. Beim Siebenerrugby-Turnier „XI. Heidelberg Juniors & Girls 7s“ gewann die Auswahl der U18-Juniorinnen erstmals den Cup, während die U16-Junioren den dritten Platz eroberten. Beide Mannschaften des gastgebenden Rugby-Verbandes Baden-Württemberg (RBW) haben damit ihre hohen sportlichen Ziele erreicht und sich gegenüber dem Vorjahr um jeweils einen Rang verbessert.

Noch nie war das Turnier so gut besetzt. Die Organisatoren um Jugendwartin Caroline Trost, ihren Stellvertreter Elmar Menold und Sportwart Benjamin Merdes, die von einem großen Stab von Mitarbeitenden monatelang unterstützt wurden, begrüßten am Freitagabend 21 Teams aus elf Nationen und drei Erdteilen in der Jugendherberge, wo alle Spielerinnen, Spieler, Trainer, Betreuer und Schiedsrichter unter einem Dach drei Tage in großer Freundschaft und sportlicher Konkurrenz verbrachten. Leider hatten die Mädchen aus dem Elsass kurzfristig abgesagt, so dass Elmar Menold und Steffen Grimm kurzfristig einen neuen Spielplan stricken mussten, der freilich trotz drückender Hitze am Samstag und starkem Regen am Sonntag minutiös eingehalten wurde.


Die U18-Juniorinnen des RBW mit den Trainern Lisa Bohrmann und Andreas Hacker sowie Teammanagerin Marika Karapanagiotidis siegten in der Vorrunde gegen die kanadische MacDowell Academy mit 29:0 und gegen Schwedens Nationalmannschaft mit 27:14. Schon hier deutete sich an, „dass es der Mannschaft besonders gut gelingt, die läuferisch überragenden Zielspielerinnen in Szene zu setzen“, wie Landestrainer Jan Ceselka feststellte. So war es kein Wunder, dass Soraya Hölzer-Castillo bei der stimmungsvollen Siegerehrung den Sonderpreis für die beste Spielerin des Turniers aus den Händen von Stefan Gehrig von Sponsor Deutsche Vermögensberatung entgegennehmen durfte. In der Zwischenrunde gewann das RBW-Team gegen die englischen Winscombe Warriors mit 38:5 und noch einmal gegen Schweden mit 20:0. Im Halbfinale gab es einen 38:0-Erfolg über Dubai, das Endspiel gewann Baden-Württemberg gegen das A-Nationalteam der Niederlande mit 22:5.

Die U18-Juniorinnen spielten mit Zoe Blair, Emilia Hacker (25 Punkte), Soraya Hölzer-Castillo (55), Maja Krzyzanowski (27), Jenna Lee (10), Charlotte Pfaffmann (10), Johanna Sammet (5), Nele Seeberger (10), Lilli Schüßler (5), Lara Stimmler (5), Sofia Stork-Budia (15), Lina von Knoblauch (7), Pauline Faye, Anna Karapanagiotidis und Tesca Lopez.  

Auch mit seinen U16-Jungen war Jan Ceselka, der von seinen Assistenten Tobias Bauer und Felix Martel sowie von Teammanagerin Ulrike Faye unterstützt wurde, zufrieden. Sie schlugen in der Vorrunde des stark besetzten Zwölferfeldes das Nationalteam Luxemburgs mit 34:0 und Mützig Ovalie Molsheim aus dem Elsass mit 26:0, ehe es gegen die San Diego Academy aus den USA eine 5:17-Niederlage zu verkraften galt. Am zweiten Turniertag waren die Spiele hart umkämpft und eine deutliche Leistungssteigerung unverkennbar. Im Viertelfinale gab es einen 7:5-Sieg über Strasbourg/Alsace, im Halbfinale eine 7:31-Niederlage gegen Tschechien und im kleinen Finale einen 5:0-Sieg über San Diego. Zum vierten Mal nach 2019, 2022 und 2024 wurde das blitzschnell kombinierende Nationalteam Tschechiens Cup-Sieger durch ein 12:5 gegen die Niederlande-Süd.

Baden-Württembergs Punkte erzielten Till Zimmer (20), Andre Brauner (21), Felix May (20), Robin Schmitt (18) und Johannes Roll (5).

Das Turnier wurde von 31 Sponsoren und Partnern des RBW sowie von der Stadt Heidelberg unterstützt. Gert Bartmann, der Leiter des städtischen Amtes für Sport und Gesundheitsförderung, nahm neben den drei Geschäftsführern der Deutschen Vermögensberatung AG die Siegerehrung vor, die von Elmar Menold und der ausgezeichneten Stadionsprecherin Brienne Scherrer ebenso liebevoll wie kompetent gestaltet wurde. Dabei erhielten die Jungs der Niederlande-Süd und die Mädchen der Winscombe Warriors die Fairnesspreise. Nach dem Ausfall des Hauptsponsors SAS Institute, der die Heidelberg 7s-Turniere seit 1995 unterstützt hatte, konnte der RBW mit der Deutschen Vermögensberatung AG, der mbits imaging GmbH, der Discipulus Reiseunternehmen GmbH und McDonald’s Heidelberg vier neue bedeutende Partner gewinnen, die beim Turnier erstmals sichtbar wurden. Das Rhein-Neckar-Fernsehen mit einer Abdeckung von über einer Million Haushalten hat den RBW durch die Ausstrahlung von 45 Werbespots seit dem 22. Juni unterstützt und am 1. Juli einen sehenswerten Filmbericht im Abendprogramm ausgestrahlt. Redakteur war Norbert Lang.

Die Endklassements, U18-Juniorinnen: 1. Baden-Württemberg; 2. Pretentious Bastards (Niederlande A); 3. Apollo Perelini Academy (Dubai); 4. North American Lions (USA); 5. Schweden; 6. MacDowell Academy (Kanada); 7. Dutch Delight (Niederlande B); 8. Les Gazelles de Bourgogne (Frankreich); 9. Winscombe Warriors (England).

U16-Junioren: 1. Tschechien; 2. Niederlande-Süd; 3. Baden-Württemberg; 4. San Diego Legion Academy (USA); 5. Strasbourg-Alsace (Frankreich); 6. Israel; 7. Mützig Ovalie Molsheim (Frankreich); 8. MacDowell Academy (Kanada); 9. Hessen; 10. North American Lions (USA); 11. Luxemburg; 12. Brandenburg.

XII. Heidelberg Juniors & Girls 7s am 4. – 6. Juli 2025.


Bildtext

Baden-Württembergs Juniorinnen haben erstmals die Heidelberg Girls 7s gewonnen. Foto: F&S