Über die deutsche Rugby-Meisterschaft 2023
Der SC Frankfurt 1880 hat die beste Rugby-Mannschaft in Deutschland, da beißt – um den Griechen Äsop zu zitieren – die Maus keinen Faden ab. Das 30:16 (20:6) im Endspiel 2023 gegen den SC Neuenheim brachte den dritten Titelgewinn in Folge und den neunten seit 1913. Nach der Coronavirus-Pandemie ist das internationale Ensemble aus „Mainhattan“ sogar besser als zuvor, was für den ganzen Verein gilt. Der SC 1880 arbeitet mit über 30 Schulen zusammen und hat rund 500 Kinder und Jugendliche in Rugbystiefeln und mit rot-schwarzen Fähnchen.
Mein Papagei, der vor Endspielen besonders nervös ist und nie mit dem Fanbus reist, flatterte schon am frühen Morgen nach Frankfurt und war froh, dass auch im Luftraum über dem Airport kein Stau den Anflug behinderte. Er wurde von Dr. Ulrich Byszio, dem Präsidenten und Mäzen des SC 1880, herzlich begrüßt und – weil Sportler vor einem Finale vernünftig leben – mit einem Mineralwasser erfrischt. Weil mein Papagei den früheren Rugby-, Siebenerrugby- und Studentenrugby-Nationalspieler Byszio seit Jahrzehnten kennt, herrscht zwischen dem Geschäftsmann und dem Vogel ein besonderes Vertrauensverhältnis.
Byszio, der nach eigener Einschätzung „58 Jahre alt ist und aussieht wie 28“, liebt zwar den Erfolg und wollte schon in seiner Jugend jedes Rugbyspiel gewinnen, doch hat er fest vor, das Aussehen seines Teams bald zu verändern. Im Endspiel hatten die Frankfurter mit Marcel Becker, Anton Rupf, Jens Listmann und Hassan Rayan nur vier Akteure aus dem eigenen Talentschuppen im Teamkader, 17 Spieler sind Profis aus den großen Rugby-Nationen. „Das möchte ich ändern“, verkündete Byszio bei der Siegerehrung und gratulierte dem SCN „zur vergleichsweise höheren Anzahl an Eigengewächsen.“
Nachdem der begeisterte Fitnesssportler, Radfahrer und Jet-Pilot Ulrich Byszio seinen Flieger gestern am Zweitwohnsitz St. Tropez abgestellt hatte, wurde er ganz konkret: „Künftig sollen alle Erstligisten pro Saison mindestens 6400 Spielminuten lang Akteure aus der eigenen Jugend einsetzen. Dann kommen wir mit dem deutschen Rugby voran“, sagte Byszio, der sich mit meinem Papagei auch einig war, dass es ein Unding ist, dass Spieler der deutschen Siebenerrugby-Nationalmannschaft im Endspiel der deutschen Meisterschaft überhaupt nicht oder nur eine Halbzeit lang eingesetzt werden durften.
Vizemeister SCN hatte im Finale Akteure aus neun Nationen aufgeboten – allesamt Amateursportler -, darunter sechs Spieler, die schon als Kinder das königsblaue Trikot trugen, und konnte sich über mangelnde Unterstützung nicht beklagen. „Ich glaube, der ganze Verein war da“, sagte mein Papagei, der Mitglieder aus Aachen, Düsseldorf, München, Feudenheim und sogar aus Oggersheim sichtete – von hoch oben hatte er einen perfekten Überblick.
Das SCN-Team wird auch künftig von dem 28-jährigen Curtis Bradford trainiert, der auf Erfahrungen in seinem Heimatland Wales, Australien, Italien und Österreich baut und nur zwei Akteure definitiv verlieren wird: Der portugiesische Nationalspieler Miguel Macedo wechselt nach Irland, der Italiener Gianmarco Perrone geht zurück in seine Heimat. „Nachschub“ kommt aus der Jugend. Besonders die U10- und U12-Kinder haben schon bei diesem Endspiel für beste Stimmung gesorgt. Mein Papagei lobte: „Das war meisterlich!“
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