Das Sechs-Nationen-Turnier der führenden europäischen Rugbyteams begann mit drei Auswärtssiegen. Dabei brachte Schottland das
Kunststück fertig, zum dritten Mal in Folge gegen England zu gewinnen. Mit dem hart erkämpften 29:23 (12:13)-Sieg in Twickenham verteidigten die Brave Hearts von Trainer Gregor Townsend erneut den prachtvollen silbernen Calcutta-Cup, der seit 1906 zwischen den Nachbarn ausgespielt wird. Prinzessin Anne, die sich im Stadion vergnügte, zeigte sich hoch erfreut. Ihr Bruder, König Charles, meidet den männlichen Sport und promenierte - wie mein Papagei erfuhr - durch den Hyde Park, streichelte die Bäume und unterhielt sich mit den grauen Eichhörnchen.
„Man oft the match“ vor 82 000 Zuschauern war der schottische Außendreiviertel Duhan van der Merwe mit zwei Versuchen. Innen
Huw Jones und Gedrängehalb Ben White sorgten mit den Versuchen drei und vier für den offensiven Bonuspunkt, Finn Russell besorgte neun Kickpunkte. England scorte drei Mal durch Außen Max Malins (2) und Erste-Reihe-Kampfmaschine Ellis Genge, doch die acht Kickpunkte durch
Kapitän Owen Farrell reichten nicht zum Sieg, wohl aber zum defensiven Bonuspunkt.
Dessen Vater Andy ist der Trainer des Tabellenführers Irland, der vor 74 000 Fans im Principality Stadium in Cardiff einen 34:10 (27:3)-Sieg über Wales, den Gesamtsieger von 2021, feierte und die „Roten Drachen“ glanzvoll ausspielte. Vier Versuchen durch Sturmführer Caelan Doris, Zweite-Reihe-Riese James Ryan, Außen James Low und Flanker Josh van der Flier hatten die Waliser mit dem neuen und alten Trainer Warren
Gatland nur einen Versuch von Schlussmann Liam Williams entgegenzusetzen. Gatland hatte Wales zu vier Turniersiegen geführt und wollte sich eigentlich dem Ruhestand widmen, doch sein neuseeländischer Landsmann und Nachfolger Wayne Pivac musste wegen Erfolglosigkeit gehen.
Titelverteidiger Frankreich hatte gestern nach einer erschreckend unordentlichen Leistung mit 18 Straftritten und einer Zeitstrafe gegen Charles Ollivon wegen mangelnder Disziplin sehr viel Glück, um vor 42 000 Zuschauern im Olympiastadion von Rom mit 29:24 (19:14) gegen die starken Italiener zu gewinnen. Die vier französischen Versuche erzielten Hüne Thibault Flament, Schlussmann Thomas Ramos, der eingewechselte Spielmacher Matthieu Jalibert und der 22-jährige Außen Ethan Dumortier, ein Debütant aus Lyon. Für Italien legte der in Grenoble geborene und ausgebildete Schlussmann Ange Capuozzo einen Versuch. Der englische Schiedsrichter verhängte einen Strafversuch gegen die Franzosen, und Spüielmacher Tommaso Allan besorgte mit vier Straftritten zwölf Punkte.
Am Samstag (11. Februar) um 15.15 Uhr heißt es in Dublin: Irland – Frankreich, die Nummer eins der Welt gegen die Nummer zwei. „Es wird schwer“, weiß Frankreichs Trainer Fabien Galthié.
Deutschland verliert in Georgien
Dieser Anfang war der denkbar schwerste. Trotz einer beeindruckenden kämpferischen Leistung und beherzten Spielweise musste sich
die deutsche Rugby-Nationalmannschaft im ersten Europameisterschaftsspiel der Saison 2023 bei Titelverteidiger Georgien mit 12:75 (0:42) geschlagen geben. Vor 4500 Zuschauern im Avchala Stadion von Tiflis waren die Wales-Bezwinger, Nummer 13 der Weltrangliste, vor allem mit ihrem mächtigen Sturm klar überlegen. Die acht „Lelos“ waren deutlich größer, schwerer und besser eingespielt, das überlegen beherrschte angeordnete Gedränge war neben dem 21-jährigen Weltklasse-Spielmacher Luca Matkava, der mit einem Versuch und zehn von elf Erhöhungen 25 Punkte buchte, der spielentscheidende Faktor.
Nationaltrainer Mark Kuhlmann (Heilbronn) hatte mit Innendreiviertel Sebastian Rodwell, Hakler, Andrew Reintges und Zweite-Reihe-Stürmer Michel Himmer, nach Bastian, Carsten, Claus, Frank, Jens und Volker der siebte Spross der hannoverschen Rugby-Familie in der Nationalmannschaft, drei Debütanten aufgeboten, in der zweiten Halbzeit waren es dann sechs – und alle überzeugten. Kamen die 23 eingesetzten Akteure der Nummer 31 der Weltrangliste auf zusammen 180 Länderspiel-Einsätze, so wurde Georgiens Innendreiviertel Lasha
Malaguradze für seinen 100. Einsatz gefeiert.
„Ich bin nicht enttäuscht, wir haben uns gut geschlagen“, sagte Kuhlmann, der vor dem zweiten Match am Sonntag um 14.30 Uhr in
Heidelberg gegen Spanien genau weiß, was es im Training zu verbessern gilt: das Spiel an Gasse und Gedränge, Knochenarbeit also.
Die „Lelos“, für die WM im September und Oktober in Frankreich sicher qualifiziert, erzielten elf zwingend herausgespielte Versuche,
Flankenstürmer Giorgi Tsutskiridze wuchtete sich drei Mal ins deutsche Malfeld, Außendreiviertel Akahi Tabusadze tat es ihm auf leichtfüßige Weise gleich. Die „Schwarzen Adler“ wurde von etlichen Fans mit schwarz-rot-goldenen Fähnchen für die beiden durch energisches Nachsetzen erzielten Versuche von Außen Felix Lammers (48.) zum 5:42 und von Spielmacher Edoardo Stella (63.) gefeiert; Stella erhöhte selbst zum 12:56. Das Spiel ist auf www.rugbyeurope.eu zu sehen.
Deutschland: M. Kopp (Hannover 78, 50. Wakefield/SC Neuenheim) – Z. Hees (RK Heusenstamm), Rodwell (Firenze Rugby), L. Wolf (SC Frankfurt 1880), Lammers
(SCN) – Stella (Frankfurt, 64. Bottomley/Frankfurt), O. Paine (SCN) – Lehmann (SCN, 33. Renc/TSV Handschuhsheim), Stein (München RFC), Ferreira (Nottingham
RFC) – Rayan (Frankfurt, 60. Bendjaballah/Servette Genf), M. Himmer (Angouleme, 68. T. Williams/Handschuhsheim) – Weiss (SCN, 41. Blume/Berliner RC), Reintges
(Heidelberger RK, 41. Haase/Frankfurt), Schröder (Kapitän, HRK, 47. D. Wolf/Frankfurt).
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