Deutschlands Rugbyteam startet am 5. Februar bei Titelverteidiger Georgien in die Europameisterschaft
Am 4. Februar beginnt die internationale Rugby-Saison 2023 mit dem ersten Spieltag des Sechs-Nationen-Turniers der führenden europäischen National-
Mannschaften und mit der Division 1 der Europameisterschaft, die nach neuem Format in zwei Vierergruppen und mit Entscheidungsspielen ausgetragen wird, aus denen sich eine Rangfolge der acht Teams ergibt. Der Erste ist Europameister, der Letzte muss in die Division 2 absteigen. Die Division 1 heißt Rugby Europe Championship, die Division 2 Rugby Europe Trophy.
Die deutsche Nationalmannschaft, im Vorjahr Dritter der Trophy, hat vom neuen Modus und der Disqualifikation des russischen Teams, dessen Spieler für die Verbrechen des Präsidenten Wladimir Putin büßen müssen, profitiert und wurde in die Championship aufgenommen. „Wir freuen uns, dass wir uns wieder mit diesen starken Gegnern messen dürfen“, sagt Nationaltrainer Mark Kuhlmann (53/Heilbronn). Die Deutschen spielten zuletzt von 2014 bis 2019 in der Division 1, ehe sie in Frankfurt/Main ein Relegationsspiel gegen Portugal knapp verloren und nach dem Ausstieg eines Großsponsors in jeder Hinsicht ganz neu aufbauen
mussten. Der Teamleiter der MLP AG in Wiesloch traut seiner sehr jungen Fünfzehn den Klassenverbleib zu und hält in der Gruppe A die Niederlande für den am ehesten besiegbaren Konkurrenten. Die beiden ersten Gegner, Titelverteidiger Georgien am Sonntag um 10 Uhr (MEZ) in Tiflis und Spanien am 12. Februar um 14.30 Uhr im Heidelberger Fritz-Grunebaum-Sportpark, sind Schwergewichte des europäischen Rugbys. Am 18. Februar um 15 Uhr in Neckarsulm soll allerdings ein Sieg Gegen die Holländer glücken. Kuhlmann: „Als Dritter hätten wir im Halbfinale um die Plätze fünf bis acht Heimrecht.“ Die Teams in der
Gruppe 2 heißen Rumänien, Portugal, Belgien und Polen, das wie die Deutschen nach oben gehievt wurde.
Mark Kuhlmann und seine beiden Heidelberger Assistenten Lars Eckert (Dreiviertelreihe) und Kehoma Brenner (Sturm) haben nach vier Wochenend-Lehrgängen und rund 20 Sonntagstrainings im baden-württembergischen Landesleistungszentrum 23 Spieler für das Abenteuer in der georgischen
Hauptstadt nominiert, wo sie auf ein Profiteam treffen werden, das im November 2022 ein Ranglistenspiel in Cardiff gegen den Weltranglisten-Neunten Wales gewonnen hat und sich mit Vollgas auf die Weltmeisterschaft im Herbst in Frankreich vorbereitet. „Ich finde es ganz gut, dass wir mit einer schweren Aufgabe beginnen. Dann wissen wir alle, woran wir sind“, meint Kuhlmann, der nicht nur für seine Kompetenz, sondern auch für seinen Humor bekannt ist. Er
hat mit Sebastian Rodwell von Toscana Aeroporti I Medici und Cambridge University, Michel Himmer vom RC Soyaux-Angouleme und Kilian Bendjaballah von Servette Genf drei neue Profis im Team – und mit dem ehemaligen Kapitän Sebastian Ferreira vom Nottingham RFC einen Rückkehrer, der zu den besten Akteuren zählt, die bis 2019 je das Trikot der „Schwarzen Adler“ getragen haben.
Im Hinblick auf die WM (8. September bis 28. Oktober), dem größten Weltsport-Ereignis des Jahres, kommt dem Sechs-Nationen-Turnier die Bedeutung einer Generalprobe zu. Es beginnt am Samstag um 15.15 Uhr (MEZ) in Cardiff mit dem Match zwischen Wales und dem Weltranglisten-Ersten Irland. Wales, unterstützt vom britischen Kronprinzen William, war 2021 Gesamtsieger und im Vorjahr Fünfter, Irland war Zweiter. Um 17.45 Uhr (MEZ) folgt das Spiel um den Calcutta-Cup zwischen dem Vorjahresdritten England (Nummer 5 der Welt) und dem Vierten Schottland (Nummer 7) im Home of Rugby in Twickenham, wo 89 000 Fans „God save our king“ singen müssen, nachdem ihre treueste Freundin, die Queen, sie verlassen hat.
Am Sonntag um 16 Uhr steigt Titelverteidiger Frankreich im Olympiastadion von Rom gegen den Vorjahresletzten Italien ins Turnier ein und ist natürlich favorisiert – auch auf den WM-Titel, nachdem dem Team von Trainer Fabien Galthié zuletzt 13 Siege in Folge (gegen die zwölf Besten der Weltrangliste) und der Sprung auf Platz zwei gelungen war. Die „XV de France“ ist stark und kann in Bestbesetzung spielen, doch außerhalb des Trainingszentrums in Marcoussis wird der Verband von einer der schwersten Krisen seiner Geschichte erschüttert. FFR-Präsident Bernard Laporte (58), auch Vizepräsident von World Rugby,
wurde vom Vorstand auf Anordnung der Sportministerin Amélie Oudéa-Castéra seines Amtes enthoben, nachdem er von einem Gericht wegen Korruption während seiner Zeit als beamteter Sport-Staatssekretär in der Regierung Sarkozy zu zwei Jahren Gefängnis auf Bewährung und einer Geldstrafe von 75 000 Euro verurteilt worden war. Und WM-Direktor Claude Atcher (67) wurde fristlos entlassen, nachdem Mitarbeitende über eine „brutale Amtsführung“ geklagt hatten. Alles das sieben Monate vor WM-Beginn…
Deutschland: Sebastian Rodwell (Toscana Aeroporti I Medici), Sebastian Ferreira (Nottingham), Michel Himmer (RC Soyaux-Angouleme), Maximilian Kopp
(Hannover 78), Zinzan Hees (RK Heusenstamm), Oliver Stein (München RFC), Kilian Bendjaballah (Servette Genf), Daniel Wolf, Hassan Rayan, Elias Haase, Christian Bottomley, Edoardo Stella, Leo Wolf (SC Frankfurt 1880), Justin Renc, Tyrell Williams (TSV Handschuhsheim), Mathis Blume (Berliner RC),
Kapitän Jörn Schröder, Andrew Reintges (Heidelberger RK), Paul Weiß, Robert Lehmann, Oliver Paine, Luke Wakefield und Felix Lammers (SC Neuenheim).
Sechs-Nationen-Turnier, Samstag, 15.15 Uhr: Wales – Irland; 17.45 Uhr: England – Schottland; Sonntag, 16 Uhr: Italien – Frankreich (alle Spiele
live in France 2, BBC und ITV).
Europameisterschaft, Samstag, 12 Uhr: Rumänien – Polen; 19 Uhr: Portugal – Belgien; Sonntag, 10 Uhr: Georgien – Deutschland (alle Spiele live in
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