Samstag, 12. Februar 2022

Medaillen aus dem IAT

 Über die olympischen Erfolge der deutschen Schlittenfahrenden

Wir Nordbadener dürfen auf unsere Erfinder und Ingenieure stolz sein. Nein, liebe Waldhof-Buben, Carl Benz hat nicht Euer Stadion entworfen, sondern das erste Automobil gebaut. Seine Mannheimer Kollegen Karl von Drais und Heinrich Lanz sind die Erfinder des Fahrrads und des Traktors – vieles, was die Menschen flott voranbringt, haben Kurpfälzer geschaffen.

 

Das Sportgerät, auf dem deutsche Olympioniken in Peking besonders erfolgreich sind, ist wohl keine deutsche Erfindung. Schlitten wurden in waldreichen Gegenden der nördlichen Hemisphäre schon im Mittelalter zum Transport von Brenn- und Bauholz und erjagten Tieren verwendet, in Nordeuropa sind Hundeschlitten als Fortbewegungsmittel bis heute beliebt. Der aus hellem Holz gezimmerte und mit eisenbeschlagenen Kufen versehene Schlitten, mit dem Kinder bis in die 1970-er Jahre hinein das „Bückele“ auf der Heidelberger Neckarwiese hinunterrutschten und vor Begeisterung kreischten, wird in der Fachwelt als „Davoser Rodel“ bezeichnet, hat aber mit den Flitzern, auf denen die Deutschen schon vier Mal Gold gewonnen haben, nicht viel gemein.

 

Die Olympia-Schlitten, die auch beim Bauchplatscher-Rodeln (Skeleton) und in anderer Bauweise beim Bobfahren benutzt werden und weiteres Gold, Silber und Bronze bringen könnten, stammen auch nicht aus der Schweiz, sondern wurden von Ingenieuren, die mindestens so findig wie Benz, Drais und Lanz sind, im IAT entwickelt. Das Institut für Angewandte Trainingswissenschaft der Universität Leipzig treibt Forschung für den Leistungssport, ist Partner des Deutschen Olympischen Sportbundes und wird vom Bundesministerium des Innern großzügig gesponsert. Es wäre also nur anständig, wenn die siegreichen Athleten eine Kopie ihrer Medaille zu den Forschern nach Sachsen schicken würden, die ihnen den Erfolg ermöglicht haben.

 

Die deutschen Schlittenfahrenden sind seit Jahrzehnten die erfolgreichsten Olympiasporttreibenden. Das ist sehr erfreulich – allerdings ist auch die Konkurrenz kleiner. Denn gerodelt wird nicht in arg vielen Ländern. Die 35 Teilnehmer im Einsitzer-Wettbewerb der Männer kamen aus 21 Nationen, im Teamwettbewerb Mixed waren 14 Schlitten am Start.

 

Wie man ganz ohne Ingenieurshilfe, aber mit Lust am Laufen, ungeheurem Speed und purer Lebensfreude, Medaillen sammelt, hat eine namhafte Italienerin bewiesen: Die römische Eisschnellläuferin Francesca Lollobrigida (31), die in Peking Silber über 3000 Meter holte, war schon fünfmal Weltmeisterin und zehnmal Weltbeste im Inline-Skating auf der Straße und begeisterte Millionen Fernsehzuschauer ebenso wie ihre 94-jährige Großtante Gina in jüngeren Jahren.

 

Die berühmte Schauspielerin, die unseren Vorfahren als „Sexsymbol des italienischen Kinos“ galt, hatte 1956 für die Hauptrolle in „Die schönste Frau der Welt“ einen Golden Globe erhalten. Heute schaut man nicht mehr auf Äußerlichkeiten, das wäre politisch unkorrekt. Doch Francesca ist nicht nur schnell, sondern auch hübsch. Und das ist nicht sexistisch gemeint, sondern ein Kompliment!


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