Fast so teuer wie ein Stadion
Wer in Paddington
Station den Intercitybesteigt und London gen Westenverlässt, kann in zwei
Stunden im Cardydd Canolog sein. Der Zug fährt nicht über Mainz und hält nur
selten, zum Beispiel in
Reading, wo kürzlich Daniel Williams hinausgehüpftist. Der Karlsruher Bub hat das
Paradies in Zuzenhausen verlassen und sucht sein Fußballer-Glück nun in
der Kleinstadtan der Bahnlinie nach Cymru.
Cymru ist gälisch und heißt in der Sprache der dort ungeliebten Engländer Wales. Früher gab’s dort nur Bergwerke, Schafe und Rugby, heute bietet zumindest die Hauptstadt Cardydd (Cardiff) mehr. Vom Canolog (Hauptbahnhof) bummelt man durchmalerische Straßen, das Auge erfreut sich an gepflegten Parks, wie Heidelberg sie früher auch hatte, und die alte englische Mär, dass in Wales die Schafe hübscher seien als die Mädchen, hat meinen Papagei schon immer empört. Das Opernhaus hat Weltstars wie den hochdramatischen Sopran Dame Gwyneth Jones aus Pontnewynyddund den mächtigen Bariton Bryn Terfel aus Pant Glas im County Gwyneddhervorgebracht. Vor der Markthalle,die an die alten Pariser Hallenerinnert, ist das Bronzestandbild des Sir Gareth Edwards ein beliebtes Fotomotiv. Edwards hatte die „Roten Drachen“, das Rugby-Nationalteam, in den 1970-er Jahren zum Hattrick im Fünf-Nationen-Turnier geführt und war Spielmacher der British and Irish Lions, einer Nationalspieler Auswahl mit den Stars aus England, Schottland, Cymru und Gesamt-Irland.
Das Millennium Stadium in Cardiffmit seinem wundervollen Schiebedachhat 1999 knapp 150 MillionenEuro gekostet. Nur ein Drittel davonhat die Nationale Lotterie übernommen.
100 Millionen, den Wert des FußballersBale, hat die Welsh Rugby Unionvon Privatleuten und Firmen ausaller Welt erbettelt, weshalb es dortzum Beispiel einen Dankstein für den keineswegs wohlhabenden HeidelbergerMarko Protega gibt.
(Linksaußen am 9. September 2013)
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