Zur Erinnerung an meinen Vater
Am 11. Juni 2023 hätte der deutsche Rugby-Nationalspieler Peter Bach, Meisterspieler und Jugendleiter des Sportclub Neuenheim 02 in Heidelberg, seinen 100. Geburtstag gefeiert, wenn er nicht schon am 2. Mai 1988 kurz vor Erreichen des Rentenalters nach langjähriger Krebserkrankung verstorben wäre.
Peter Bach ist am 11. Juni 1923 in Sulz unterm Wald (heute: Soultz-sous-Forets) im Kanton Wissembourg im französischen Département Bas-Rhin als Sohn des Landarztes Dr. Paul Bach und der aus Schlesien stammenden Krankenschwester Elise Bach geboren worden. Als der Junge sechs Jahre alt war, übersiedelte die Familie 1929 nach Heidelberg-Neuenheim und erwarb ein Haus in der Uferstraße 32. Der Vater praktizierte noch einige Jahre in Neuenheim, führte ein christliches Leben und engagierte sich als Gemeinderat in der Johannes-Gemeinde und während der Nazi-Zeit auch als Anhänger der Bekennenden Kirche, was ein zeitweiliges Berufsverbot mit sich brachte. Der junge Peter besuchte die Mönchhofschule und das Gymnasium in der Kettengasse (heute: Helmholtz) und spielte auf der Neckarwiese Schlagball und im SCN Rugby - angeleitet von Franz Hack, dem späteren Vorsitzenden des SCN (1952 - 1954) und des Badischen Rugby-Verbandes (ab 1956).
Im Zweiten Weltkrieg wurde Peter Bach in Russland schwer am rechten Bein verwundet, ein Granatsplitter hatte die Muskulatur über dem Knie zerfetzt, im Lazarett drohte zeitweilig die Amputation. Doch der zum Kriegsende 21-Jährige überlebte, holte das Abitur nach, begann eine Ausbildung als Zahntechniker und half ab 1946, den SCN wieder aufzubauen, der nach der Entnazifizierung eine Lizenz der US-Besatzungsregierung für die Wiederaufnahme des Sportbetriebs erhalten hatte. 1948 spielte der Zweite-Reihe-Stürmer Peter Bach erstmals in der ersten Mannschaft für "Blau-Weiß", wodurch er sich durch einen Testspielsieg über "Rot-Weiß" qualifiziert hatte. Beide SCN-Teams spielten damals in der badischen Oberliga, Blau-Weiß war recht gut und gewann am 22. Mai 1949 auf dem Hans-Hassemer-Platz des Heidelberger Turnvereins durch einen 11:0-Endspielsieg über den SC Germania List die vierte deutsche Meisterschaft des Vereins. Die Mannschaft des französischen Spielertrainers und Spielmachers Jean Batz und des Kapitäns Kurt Helwerth bestand aus 15 Freunden - Auswechseln war noch nicht erlaubt. Peter Bach spielte in der zweiten Sturmreihe neben dem Landwirt Gerhard Voth, der das ganze Team nach großen Entbehrungen in der "schlechten Zeit" mit Obst und Gemüse aufgepäppelt hatte.
1950 gegen den SV 1908 Ricklingen, 1951, 1954 und 1958 jeweils gegen den TSV Victoria Linden spielte Peter Bach vier weitere deutsche Endspiele - ohne Erfolg, und nach einem 0:21 in Frankfurt/Main gegen die überragende Mannschaft dieser Zeit beendete er seine Laufbahn. Er widmete sich fortan seinem Beruf als Monteur, Obermonteur und Montageinspektor bei der Kraftanlagen AG Heidelberg und seiner Familie. 1956 hatte Peter Bach die zahnärztliche Assistentin Erna, geborene Heuser, geheiratet, deren früh verstorbener Vater Sebastian Heuser, ein Malermeister aus der Bleichstraße, 1902 zu den elf Gründern des Sportclub Neuenheim 02 gehört hatte. Da Peter und Erna Bach offenbar gut miteinander konnten, kam ich 1957 zur Welt. An diesem Tag feierte der TSV Handschuhsheim seine erste und bisher einzige deutsche Rugby-Meisterschaft.
Peter Bach, ein begabter Gassenspieler und großer Kämpfer, gehörte zu den besten deutschen Spielern seiner Zeit und wurde von Bundestrainer Heinz Flügge (Hannover) am 2. März 1952 in Hannover gegen Belgien (16:9) in die erste deutsche Nationalmannschaft nach dem Zweiten Weltkrieg berufen. Er bestritt insgesamt sieben Länderspiele: 1954 in Grenoble (3:25), 1955 in Hannover (0:16) und 1956 in Toulon (6:32) gegen Frankreich B, 1954 in Frankfurt/Main (6:6) gegen Spanien, 1956 in Heidelberg (3:12) gegen Italien und zum Abschuss 1956 nochmals in Huy (16:0) gegen Belgien. Peter Bach war mehrfach Kapitän der badischen Auswahl, so bei der Irland-Tournee 1954 und dem Spiel in Dublin gegen den Old Belvedere RFC mit dem irischen Kapitän Tony O'Reilly. 1956 führte er die deutsche Nationalmannschaft als Vizekapitän und Vertreter von Karl Wiegmann (Victoria Linden) nach Großbritannien. Die Ergebnisse waren nicht so schlecht: 0:25 im Arms Park gegen den Cardiff RFC, 8:23 gegen den Birkenhead Park RFC, 0:10 gegen den Swansea RFC und 8:25 in Twickenham gegen den Harlequins FC.
Ab den 1970-er Jahren widmete sich Peter Bach, zunächst als Trainer, dann als Jugendleiter, dem Nachwuchs des SCN. Er formte viele spätere Spitzenspieler, die schon als Kinder und Jugendliche zu deutschen Titelehren kamen. Peter Bach war kein Mensch, der es sich und anderen leicht machte. Als er das Gefühl hatte, der Jugendarbeit werde in seinem Verein Unrecht getan, unterbrach er seine Mitgliedschaft für rund fünf Jahre und betätigte sich als dann neutraler Spielleiter des Nachwuchses im neuen Rugby-Verband Baden-Württemberg (RBW). In Erinnerung sind die Kinderturniere auf der Neckarwiese, als das Jugendrugby boomte und bei den Titelkämpfen der U10-Schüler zum Beispiel Heidelberger Ruderklub V gegen TSV Handschuhsheim III oder Rudergesellschaft Heidelberg II gegen SC Neuenheim III spielten.
Gegen Ende seines Lebens machte er seinen Frieden mit dem SCN und dem Rugbysport. Nun ruht er auf dem Friedhof in Neuenheim, ganz in der Nähe seiner Sportkameraden Rolf Gross, "Jack" Baumgärtner, Hans Gieding, Werner Langer, Fritz Blank und Rudi Eberle.
Peter Bach als badischer Rugby-Kapitän in Dublin, dem eine Dame als Präsidentin von Old Belvedere begegnete, was Kuno Birk (im Hintergrund) erheiterte. Foto: privat
Peter Bachs letzte Ruhestätte in Neuenheim an seinem 100. Geburtstag. Foto: privat
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