Über die Mitgliederversammlung 2022 des Landessportverbandes Baden-Württemberg
Jürgen Scholz (62), seit 1990 Bürgermeister der Gemeinde Sersheim bei Ludwigsburg und Präsident des Württembergischen Leichtathletik-Verbandes, ist neuer Präsident des Landessportverbandes Baden-Württemberg (LSV). Der frühere Sprinter wurde am 16. Juli 2022 bei der Mitgliederversammlung in der Ortenauhalle der Offenburger Messe in Abwesenheit mit 96,6 Prozent der 822 Delegiertenstimmen zum Nachfolger von Elvira Menzer-Haasis (Albstadt) gewählt, die nach zwei Legislaturperioden und sechsjähriger Amtszeit nicht mehr kandidiert hatte.
Jürgen Scholz, bei dem ein Coronavirustest zwei rote Streifen angezeigt hatte, meldete sich per Videobotschaft aus häuslicher Isolation und versprach: „Ich will versuchen, noch mehr ein Wir-Gefühl zu schaffen, die Atmosphäre durch eine positive Motivation zu verbessern und die gemeinsamen Werte des Sports zu stärken.“ Das ist nötig. Obwohl der joviale und parteilose Scholz einziger Kandidat auf das Präsidentenamt der mit 3,9 Millionen Mitgliedern in 11 230 Vereinen größten Personenorganisation des Bundeslandes war, machte der Delegierte Philipp Krämer (Schönau), Präsident des Badischen Leichtathletik-Verbandes, von seinem demokratischen Recht Gebrauch und beantragte eine geheime Abstimmung. Scholz bezeichnete die große Zustimmung der Delegierten gegenüber der RNZ als „ehrliches Ergebnis“. Dass zwischen den badischen und den schwäbischen Leichtathleten Gesprächsbedarf bestehen könnte, wollte er nicht verneinen.
Durch Scholzens Wahl zum obersten Sportpolitiker musste die Spitze des Präsidialausschusses für Leistungssport (PAuLe) neu besetzt werden. Scholz hatte seinen bisherigen Stellvertreter Claus-Peter Bach (Plankstadt) am 24. Mai zu seinem Nachfolger vorgeschlagen, der von den Repräsentanten der Fachverbände gewählt und in Offenburg einstimmig bestätigt wurde. Der Stellvertreter des aus dem Rugbysport stammenden Journalisten ist der Judoka Martin Bobert (Waiblingen). Auch alle anderen Wahlen zum LSV-Präsidium erfolgten einmütig.
Der von Offenburgs Stadtrat und Speerwurf-Weltmeister Johannes Vetter (29) mit einer klugen Rede eröffnete Landessportbundtag stand natürlich im Zeichen des Abschieds von Elvira Menzer-Haasis, die mit der ihr eigenen sympathischen Bescheidenheit eine beeindruckende Bilanz vorlegte: Die komplette Umsetzung der deutschen Spitzensportreform im Lande, der Erhalt der drei Olympiastützpunkte in Freiburg, Heidelberg und Stuttgart – nun unter dem Dach des LSV –, die Schaffung eines verbindlichen Berufsbildes für das Leistungssportpersonal, der Solidarpakt IV zwischen Sport und Landesregierung und die für alle Sporttreibenden, die Vereine und Verbände sehr komplizierte Bewältigung der Coronavirus-Pandemie mit dem zeitweisen völligen Erliegen des Sportbetriebs sind bleibende Verdienste der passionierten Volleyballerin.
„Ich habe die leidenschaftliche und sachorientierte Art von Frau Menzer-Haasis bei den Verhandlungen zum Solidarpakt kennen- und schätzen gelernt“, grüßte Ministerpräsident Winfried Kretschmann von der Großleinwand, während Staatssekretär Volker Schebesta (Offenburg) lobte, dass Menzer-Haasis in den Diskussionen um die auf jährlich 105 Millionen Euro erhöhte Sportförderung „eine gemeinsame Sprache mit uns gefunden“ habe. Er sagte: „Du wirst uns fehlen.“ Martin Lenz (Karlsruhe), der ehemalige Präsident des Badischen Sportbundes Nord, bedanke sich im Namen des Sports für die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit der Präsidentin, die „für Dich nicht immer vergnügungssteuerpflichtig gewesen“ sei. Vor allem im geschäftsführenden Präsidium hatte Menzer-Haasis nicht nur einmal widerstrebende Sichtweisen zusammenführen müssen.
Den Vorabend hatte der LSV seiner scheidenden Präsidentin gewidmet. Torsten Burmester, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), würdigte Menzer-Haasis für ihre Rolle als Vorsitzende der Konferenz der Sportbünde und sagte: „Du hast so geführt, wie man es sich als Mitstreiter nur wünschen kann.“ Und der Überraschungsgast Günther Oettinger, Baden-Württembergs früherer Landesvater, kleidete das beharrliche Verhandlungsgeschick der LSV-Präsidentin in die persönlichen Worte: „Du bist eine Frau, die stärker ist als die meisten Männer.“
Jürgen Scholz aus Sersheim ist neuer Präsident des LSV Baden-Württemberg. Foto: LSV
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