Über den dritten Spieltag im Sechs-Nationen-Turnier
Drei Spiele, drei Siege. Das ist die Zwischenbilanz der französischen Rugby-Nationalmannschaft im Sechs-Nationen-Turnier der führenden europäischen Teams. Bei ihrem in dieser Klarheit unerwarteten 36:17 (19:10)-Sieg in Schottland zeigte die Mannschaft von Trainer Fabien Galthié eine fantastische Leistung.
Die „XV de France“ war im Angriff mit sechs Versuchen kaum zu bremsen, überzeugte aber auch durch eine ausgeklügelte Team-Verteidigung, die den von ihrer Schirmherrin Prinzessin Anne unterstützten Brave Hearts nur zwei Versuche durch den debütierenden 22-jährigen Flankenstürmer Rory Darge von den Glasgow Warriors und den aus Südafrika stammenden 26-jährigen Außendreiviertel Duhan van der Merwe gestattete, der im englischen Worcester ebenfalls ein Warrior ist.
Die Franzosen, die am 20. November 2021 beim 40:25-Heimsieg über Neuseeland schon einmal dieses Niveau erreicht hatten, erinnern mit ihrer Handlungsschnelligkeit, ihrem Spielwitz und ihrer technischen Brillanz an die Vizeweltmeister von 1987 und begeistern ihre Fans wie damals Serge Blanco, Philippe Sella, Denis Charvet oder Didier Cambérabéro – sie trauen sich etwas zu, und weil sie etwas wagen, gelingt ihnen auch (fast) alles. Sie haben keine Schwachpunkte im Team und beherrschen das Mouvement Général in Perfektion – jeder Spieler ist technisch und taktisch in der Lage, sich in jeder Position wohlzufühlen.
Nach acht Minuten startete Kapitän Antoine Dupont (Toulouse) einen Konterangriff, der zum ersten Versuch durch Zweite-Reihe-Stürmer Paul Willemse aus Heidelbergs Partnerstadt Montpellier führte. Die fünf weiteren Versuche legten Außendreiviertel Yoram Moefana (Bordeaux), Innendreiviertel Gael Fickou (Racing 92 Paris), dessen Nebenmann Jonathan Danty (Stade Français Paris) und Außendreiviertel Damien Penaud (2/Clermont-Ferrand).
In Twickenham hatte sich der königliche Nachwuchs mit Kate, William und George eingefunden, um Frankreichs nächste Gegner Wales (am 11. März in Cardiff) und England (am 19. März im Stade de France) zu begutachten. Die Engländer legten nur einen Versuch durch Sturmführer Alex Dombrandt (Harlequins London), hatten in dessen Vereinskameraden Marcus Smith aber einen perfekten Kicker: Sechs Straftritte ergaben 18 Punkte. Wales erzielte drei Versuche durch Außen Josh Adams (Cardiff), Innen Nick Tompkins (Saracens London) und Gedrängehalb Kieran Hardy (Llanelly), schaffte durch Dan Biggar (Northampton) aber nur vier Kickpunkte. So siegte England mit 23:19.
Irland eroberte mit einem 57:6 (24:6)-Sieg über Italien den zweiten Tabellenplatz und profitierte dabei von der frühen Verletzung des Azzurri-Haklers Gianmarco Lucchesi (9. Minute) und einer Roten Karte für dessen Ersatzmann Hame Favia (19.). Einer außerordentlich merkwürdigen Regel zufolge mussten die Italiener mit 13 gegen 15 Mann spielen, was zu einem langweiligen Spiel führte. Irland erzielte neun Versuche, sechs wurden erhöht. Mit fairem Sport hatte das nichts mehr zu tun.