Zur Erinnerung an IOC-Präsident Jacques Graf Rogge
Jacques Rogge ist tot. Der neunte Präsident in der 125-jährigen Geschichte des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), der in zwei Wahlperioden von 2001 bis 2013 amtierte, ist am 29. August 79-jährig verstorben.
In der Reihe seiner Vorgänger und seines Nachfolgers sticht der belgische Arzt Jacques Rogge, ein gebildeter, feinsinniger, bescheidener und liebenswürdiger Mann, deutlich heraus. Er verkörperte einen Anführer des Weltsports, der sich ebenso wie der zweite IOC-Präsident Pierre Baron de Coubertin für Anstand und Fairness einsetzte. Der moralisch felsenfeste Schüler eines Genter Jesuitenkollegs hat die Seuche des Sportbetrugs durch Doping härter bekämpft als jeder andere Sportfunktionär, die Weltantidopingagentur (Wada) hat er finanziell und vor allem dadurch unterstützt, dass er sie ihre Arbeit tun ließ, ohne sich ungefragt einzumischen. Für seine Haltung wurde er schon 2002 von König Albert II zum Grafen ernannt.
Bei einer Begegnung im Mai 2010 an der Technischen Universität Darmstadt machte Jacques Rogge deutlich, dass das IOC aufgrund der gesellschaftlichen Bedeutung des Sports und seines unermesslichen Reichtums nicht nur die Aufgabe habe, alle zwei Jahre Olympische Sommer- und Winterspiele zu organisieren und den Besten Medaillen um den Hals zu hängen: „Wir haben außersportliche Ziele: Die Beseitigung von Armut und Hunger, die Förderung der Gleichheit von Mann und Frau, die Bekämpfung von Aids, die Förderung von Bildung für alle und die nachhaltige Umweltverträglichkeit des Sports.“ Dass das IOC zu einer Gelddruckmaschine verkommen ist, hat ihm nicht gefallen, obwohl das viele Geld half, sich seinen Zielen zu nähern.
Jacques Rogge, 1964, 1968 und 1972 Olympiateilnehmer im Segeln und Rugby-Nationalspieler, hat als junger Arzt drei Monate zur Fortbildung bei Professor Horst Cotta an der Orthopädischen Universitätsklinik in Heidelberg-Schlierbach verbracht. „Das war eine wunderbare Zeit, die ich sehr genossen habe. Ich habe neue Operationstechniken gelernt“, erinnerte sich Jacques Rogge.
Nachdem er im Oktober 1964 in Hürth ein Rugby-Länderspiel gegen Deutschland mit 3:11 verloren hatte, wusste er, dass es seinen Sport auch in Heidelberg gibt. Ein anderer junger Arzt namens Gisbert Schumacher – der Vater der Meistertriathletin Katja – kümmerte sich um den hageren Stürmer aus Belgien und nahm ihn mehrfach mit zum Training beim Sportclub Neuenheim. 2010 in Darmstadt sprach er die Hoffnung aus, dass sich die Deutschen im Siebenerrugby für Olympia in Rio qualifizieren würden. Das ist leider nicht geglückt, für Tokio 2021 auch nicht.
Bildtext
IOC-Präsident Jacques Graf Rogge (1942 – 2021). Foto: dpa
Schneller schlauer mit der Rhein-Neckar-Zeitung!
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