Als Manfred Friedel zwischen 1961 und 1967 seine 14 Länderspiele bestritt, zählte die deutsche Rugby-Nationalmannschaft auf dem europäischen Kontinent zu den besten Teams. Friedel gewann fünf Mal gegen den heutigen B-Europameister Niederlande, in Michelstadt im Odenwald auch gegen die Tschechoslowakei, und gegen Belgien stellte Deutschland B-Mannschaften – ohne Friedel.
EM-Spiele gegen Italien, Rumänien und Frankreich, das seinerseits mit B-Teams antrat, in dem Weltstars wie Roland Bertranne und später Serge Blanco, Didier Cambérabéro, Pierre Lacans oder Eric Champ ihre ersten internationalen Erfahrungen sammelten, gehörten damals zum Jahresprogramm der deutschen Fünfzehn. Und die Resultate überraschen aus heutiger Sicht: 1965 in Hannover verloren Friedel und seine Freunde aus Berlin, Hannover und Heidelberg mit 3:8, und ein Jahr später in Chalon-sur-Saone war Frankreich B mit 8:6 nur ganz knapp besser. Hannover erlebte 1965 eine 8:9-Niederlage gegen Rumänien, und die Berliner Rugbyfans rieben sich die Augen, als am 30. Oktober 1966 ein 3:3 gegen Italien gelang. Neben Manfred Friedel spielten sein Vereinskamerad Otto Haaß und der Neuenheimer Martin Frauenfeld in der Dreiviertelreihe, und im Sturm kämpfte Reinhard Goecke vom HRK als einziger Heidelberger.
Manfred Friedel, am 22. September vor 80 Jahren in Handschuhsheim geboren, erlebte den Krieg vom Speicher des elterlichen Hauses aus, wo man sehen konnte, wie Mannheim im Bombenhagel versank. Er musste aber nie Hunger leiden, ging in die Tiefburgschule und begann mit 13 Jahren eine Lehre als Vermessungstechniker, ehe er die Ingenieurschule in Karlsruhe besuchte und als Diplom-Ingenieur (FH) abschloss. Noch heute arbeitet er zehn Wochenstunden in seinem Beruf, „weil das Arbeiten mit jungen Leuten Spaß macht.“Bis zum 15. Lebensjahr turnte er beim TSV Handschuhsheim mit den Lieblingsgeräten Boden und Reck, dann folgte er seinem älteren Bruder Willi zum Hockey in der TSG 78 Heidelberg, ehe er sich 1957 den Rugbyspielern des TSV anschloss. Die waren auf dem Hans-Hassemer-Platz des HTV soeben deutscher Meister geworden, und der junge Manfred sagte sich: „Das will ich auch!“ Obwohl er sich alle Mühe gab und einer der besten Innendreiviertel seiner Zeit war, wurde daraus nichts. Mit Manfred Friedel (Foto: privat) war der TSV deutscher Vizemeister 1960, 1963, 1968 und 1978, und auch das Pokalfinale 1978 ging verloren. „1968 in Stuttgart beim 6:8 gegen Hannover 78 waren wir ganz nahe dran, da hätten wir eigentlich gewinnen müssen“, erinnert sich der Jubilar, der mit 44 Jahren noch in der Bundesligamannschaft spielte, mit Martin (56) und Sabine (47) Rugby-Kinder hat, die Nationalspieler wurden, und mit Gabi eine Ehefrau, die ihn seit 57 Jahren auf den Sportplatz begleitet.
Sein schönstes Rugby-Erlebnis hatte er bei einer Tour der Alten Herren nach Bordeaux, denn in den Kellern von St. Emilion hat er gelernt, dass Rotwein Medizin sein kann, die einen Menschen jung hält. Auch weil er seit 30 Jahren nicht mehr raucht, ist er noch so fit.
Claus-Peter Bach am 22. September 2020 in der Rhein-Neckar-Zeitung
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