Dienstag, 1. September 2020

Flick ist kein Hans(i) im Glück

 Warum Hansi Flick mit dem FC Bayern München die Champions League gewonnen hat

Hansi Flick hat am Abend des 23. August 2020 den höchsten Gipfel erklommen, den ein Vereinstrainer erreichen kann. Sein FC Bayern ist deutscher Meister, DFB-Pokalsieger und Champions League-Sieger in einem Jahr, nachdem er 2014 als rechte Hand und Ratgeber des Bundestrainers Joachim Löw den Weltmeistertitel errungen hatte.

 

Flick ist aber kein Hans(i) im Glück, dieses Etikett haftet dem gebürtigen Heidelberger, der sein Fußballspiel beim BSC Mückenloch und der SpVgg Neckargemünd gelernt und in den Junioren- und Oberligamannschaften verfeinert hatte, zu Unrecht an. Nichts überlässt der Trainer Flick dem Glück, nicht beim FC Bammental, nicht bei der TSG 1899 Hoffenheim, nicht in Salzburg, nicht beim Nationalteam und nicht bei den Bayern. Hansi Flick ist ein sehr fleißiger, sehr gewissenhafter Arbeiter, der Tag und Nacht über seinen Planungen tüftelt und unentwegt überlegt, wie er seine Spieler besser machen kann. Fleiß, Akribie und Bescheidenheit haben ihn, der im Mittelfeld der Bayern als Arbeitsbiene viermal deutscher Meister war, auch als Spieler ausgezeichnet.

 

Wir erinnern uns an den 26. Mai 1985, an das Aufstiegsrunden-Rückspiel zur 2. Liga Süd. Nach einem 3:3 im Hinspiel drei Tage zuvor verlor der SV Sandhausen bei Viktoria Aschaffenburg durch ein kurz vor Schluss erzieltes Tor mit 1:2. Als der große Regen einsetzte, saß der 20-jährige Hansi Flick wie zerstört auf dem grünen Rasen und ließ nach einer überragenden Leistung keinen Trost gelten. „Wie kann ich nach einem solchen Spiel zu den Bayern wechseln?“, fragte er sich immer wieder.

 

Er hat es geschafft – damals wie heute. Hansi Flick ist ein großer Trainer, weil er verstanden hat, dass seine Spieler neben Können, Disziplin und Ordnung auch Freiräume benötigen und Spaß am Fußball haben wollen.

 

Claus-Peter Bach am 26. August 2020 in der Rhein-Neckar-Zeitung


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